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Trennung nach Fremdgehen

M
Hallo zusammen,

ich habe mich nun nach langem hin und her dafür entschieden, in diesem Forum einen Beitrag zu verfassen, da ich mich immer schlechter fühle und hoffe, dass es mir hilft, darüber zu schreiben und auch verstanden zu werden.

Im Dezember letzten Jahres habe ich mich von meiner Freundin nach knapp 7 Jahren Beziehung getrennt, weil sie fremd gegangen ist.
Wir haben 5 der 7 Jahre zusammen gewohnt, waren sehr glücklich und sind aufgrund ihres neuen Studienplatzes im September in eine neue Stadt gezogen. Dort traf sie sich häufig mit einem Kommilitonen zum Lernen oder Sport machen, was für mich in Ordnung war, da ich ihr komplett vertraut habe. Nichtsdestotrotz unternahmen wir viel gemeinsam. Wir spielten gemeinsam Spiele, machten Fahrradtouren oder machten romantische Abende mit Kerzenlicht. Nebenbei plante ich eine große Überraschung für sie: einen Heiratsantrag. An dem Tag, an ich die Ringe abholte, hatte ich die ganze Zeit ein komisches Gefühl, weil sie sehr lang bei ihrem Kommilitonen war. Am Abend hakte ich deshalb mehrmals nach, bis sie mir unter Tränen beichtete, dass er ihr seine große Liebe gestanden hätte und sie nicht mehr weiter wisse. Mich traf es sehr, weil wir immer sehr viel und über alles redeten. Ich blieb ruhig und versuchte sie zu unterstützen, auch wenn es mir extrem schwer fiel. Mehr wollte sie mir nicht sagen, was mich widerrum sehr verletzte. Ich fuhr daraufhin für 3 Tage zu meinen Eltern und gab ihr Zeit, über alles nachzudenken. Am dritten Tag schrieb sie mir per WhatsApp, dass sie nun mit dem Mann geschlafen hätte. Er wäre so anders (er kommt aus Jordanien) und alles käme ihr so neu mit ihm vor. Mehr habe ich nie erfahren. Ich musste auf mein Herz hören und konnte daraufhin nur mit ihr Schluss machen. Ich fuhr zwei Wochen später zu ihren Eltern, redete mit ihnen und sie waren sehr geschockt, da sie von nichts wussten. So konnte ich mich aber wenigstens bei Ihnen bedanken und verabschieden, was allerdings darin endete, dass wir uns weinend umarmten, da sie von meinen Heiratsplänen wussten.

Nun bin ich aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen und habe eine neue Wohnung. Wir haben alles sehr pragmatisch über Mails abgewickelt. Was mich sehr traf, war, dass sie mir alle unsere gemeinsamen Erinnerungen, also Fotoalben, Fotos, Liebesbriefe usw. in einer Kiste hinstellte. Ich bin mir sehr sicher, dass sie nichts davon behalten hat. Auf eine lange Mail von mir, in der ich über meine Gefühle schrieb und sie um ein Gespräch bat, hat sie nie geantwortet.
Ich bin zwar erst 24 Jahre alt, aber nichtsdestotrotz fühlt es sich so an, als wäre mein Leben zu Ende. Ich war so lang in meiner (ersten) Beziehung, dass ich gar nicht weiß, wer ich eigentlich bin. Alles, wofür ich gearbeitet habe, alle meine Träume und Ziele sind nicht mehr da. Nun ist es 2,5 Monate her und ich fühle mich immer noch leer. Ich hab das Gefühl, ich liebe sie immer noch - oder zumindest den Menschen, der sie bis zu dem Tag war. Allerdings weiß ich auch nicht, wie ich ihr bzw. irgendeinem Menschen jemals wieder auf so eine naive Art und Weise vertrauen könnte.

Viele Grüße

17.02.2021 15:37 • x 2 #1


I
Leider entwickelt man sich in diesem Alter oft in verschiedene Richtungen. Zudem klingt es so als hätte deine Freundin gerade das Bedürfnis etwas nachzuholen, bzw das Gefühl etwas zu verpassen, sonst denke ich wäre nicht nach drei Tagen schon die Hiobsbotschaft gekommen...
Ich würde mich nicht zu sehr versteifen dahingehen, dass sie dich noch liebt,sie reagiert auf keinen deiner Annäherungsversuche.
Ich glaub das große Problem bei dir hast du selbst benannt, du weißt nicht wer du bist, warst nie für dich. Ich weiß dass dann eine Trennung eine schwere Identitätskrise mit sich bringt, gerade wenn die erste Liebe geht. Aber da ist ein Licht am Ende des Tunnels, lass die Gefühle zu, versuche sie zu spüren und damit zurecht zu kommen. Dann wirst du auch bald zu dir finden und neue Seiten an die kennenlernen...
Lass den Kopf nicht hängen

Ach ja, deine Trennung nach dem Betrug finde ich verdammt konsequent und richtig

17.02.2021 15:55 • x 1 #2


A


Trennung nach Fremdgehen

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monchichi_82
Zitat von Mirrim:
Mich traf es sehr, weil wir immer sehr viel und über alles redeten.

Meiner Erfahrung nach erzählt jeder nur das was er erzählen möchte und selten bis nie alles. Es gibt Paare die sind 20, 30 Jahre verheiratet und erleben noch böse Überraschungen und Handlungsweisen vom Partner womit sie nie gerechnet hätten. Gerade hier in der Rubrik Affären liest das haufenweise. Das sind oft so derart dreiste Erzählungen dabei, dass einem die Spucke weg bleibt.

Du schreibst, du warst so lange in dieser Beziehung, dass du gar nicht weißt wer du bist. Nutze das als Chance, als Neubeginn um genau das herauszufinden. Das ist jetzt eine harte Zeit aber es wird besser werden, du wirst daraus lernen. Wichtig ist aber, dass nicht folgende Frauen dafür büßen in dem ihnen ein Vertrauensbonus abgezogen wird. Machen andere schlechte Erfahrungen kannst du nichts dafür und umgekehrt gilt dasselbe.

17.02.2021 15:59 • x 1 #3


tlell
Zitat:
Alles, wofür ich gearbeitet habe, alle meine Träume und Ziele sind nicht mehr da.


Und da ist der Knackpunkt. Es ist immer sehr schön, wenn man den Partner in die eigene Zukunft einbindet. Aber dein Partner ist nicht dein Leben und nicht deine Zukunft. Dein Partner ist Teil deines Lebens und Teil deiner Zukunft. Ich denke das ist genau dein Knackpunkt. Sowas stört in der Beziehung unheimlich, wenn der andere jede Form des ichs aufgibt und nur noch Beziehung und Wir lebt.

Du solltest ganz dringend dich selber finden und raus finden was du mit deinem Leben für dich anstellen willst. Ich wünsch dir alles Gute. Du schaffst das! Das Leben ist schön.

17.02.2021 16:08 • x 1 #4


M
Ich sehe auch mittlerweile, dass ich zu viel für sie und zu wenig für mich getan habe. Ich habe Wäsche gewaschen, sauber gemacht, ihr Lieblingsessen immer wieder gekocht, damit es ihr besser geht usw. Aber alles immer im Glauben, dass sie keine Zeit dafür hätte und ich ihr gut tue. Freizeit war für mich die Zeit, die ich mit ihr verbringen konnte. Natürlich habe ich auch eigene Interessen, aber diese mit dem Menschen, den man liebt zu teilen, war für mich auch wunderschön. Was nicht heißt, dass ich auch Dinge allein gemacht habe...Alles wird umso absurder, weil wir eine Woche vorher bei ihren Eltern zu Besuch waren und den Eltern sogar einen Gutschein für ein Wochenende mit uns schenkten. Es quält mich, dass ich nicht weiß und verstehe, was warum passiert ist. Freunde und Familie haben mir nur einstimmig gesagt, ich wäre immer zu gutmütig gewesen und hätte ihr zu viele Freiheiten gelassen, z.B. dass sie mit einem anderen Mann Sport macht. Aber wer wäre ich denn, wenn ich ihr Dinge verbiete?

Über die Zeit haben wir uns natürlich beide verändert und jeder hatte mal seine Höhen und Tiefen. Als wir zusammenkamen, waren wir auch wirklich sehr jung. Wir haben in den Jahren aber auch aufgrund von Praktika Fernbeziehungen geführt, aber das (dachte ich zumindest) hat uns beide umso stärker gemacht. Der Punkt, der mich so trifft, ist dieses Wegschmeißen der letzten Jahre. Es waren doch eine tolle Zeit. Nun könnte man aber denken, sie will aus irgendeinem Schutzreflex heraus diese Zeit verleugnen.

17.02.2021 16:22 • #5


monchichi_82
Zitat von Mirrim:
ich wäre immer zu gutmütig gewesen und hätte ihr zu viele Freiheiten gelassen, z.B. dass sie mit einem anderen Mann Sport macht. Aber wer wäre ich denn, wenn ich ihr Dinge verbiete?

Das sehe ich auch so wie du: verbieten hilft niemandem. Im Gegenteil, damit treibt man Partner oft erst recht von sich weg. Jemand der fremdgehen will der wird es tun und der findet immer Wege, das hat man nicht in der Hand, und jemand der das nicht will und andere Prioritäten verfolgt der macht das auch nicht wenn sich 20 Gelegenheiten bieten.

17.02.2021 16:25 • x 2 #6


tlell
Zitat:
Der Punkt, der mich so trifft, ist dieses Wegschmeißen der letzten Jahre


Sie schmeisst nichts weg. Sie probiert etwas neues aus. Himmel ihr seid noch so jung. Du klingst als wärst du 60 und ihr hättet 30 Jahre Ehe hinter euch. Ihr hattet eine gute Zeit. Ihr habt euch anders entwickelt. Jeder in eine andere Richtung. Nimm das Gute aus der Beziehung mit. Lern was drauss. Geniess das Leben!

17.02.2021 16:30 • x 1 #7


M
@tlell Mein Punkt ist, dass es eine Zeit war, die einen sehr prägt. Es ist die erste Beziehung, die dazu noch sehr lang gehalten hat. Wir haben gemeinsam Musik gemacht, bei Wettbewerben gemeinsam gewonnen. Und ich empfinde es durchaus als Wegschmeißen, wenn sie mir z.B. ihre Urkunden und die gemeinsamen Fotos gibt. Es ist klar, dass wir noch sehr viel vor uns haben. Damit hast du auch recht! Trotzdem habe ich an die Liebe fürs Leben geglaubt! Es wurde mir auch von meinen Eltern praktisch vorgelebt, da beide seit sie 15 sind, ein Paar sind - und beide sind mittlerweile fast 60.

17.02.2021 16:41 • x 3 #8


Schwedus
Zitat von Mirrim:
@tlell Mein Punkt ist, dass es eine Zeit war, die einen sehr prägt. Es ist die erste Beziehung, die dazu noch sehr lang gehalten hat. Wir haben gemeinsam Musik gemacht, bei Wettbewerben gemeinsam gewonnen. Und ich empfinde es durchaus als Wegschmeißen, wenn sie mir z.B. ...


Ich habe etwas ähnliches vor 15 Jahren erlebt, plötzlich ist die Vorstellung des Märchens zu Ende. Eine Welt bricht zusammen.... alles was einen verbindet ist plötzlich nichts mehr wert und es wird auch nicht mehr so werden wie es einmal war.

Du wirst dich ganz sicher wieder neu verlieben ( wenn auch anders).
Deine Aufgabe bis dahin kann es nun nur sein, herauszufinden wer du bist und wer du in Zukunft sein möchtest.

17.02.2021 16:54 • x 1 #9


tlell
Ich finde es toll, das es bei deinen Eltern so gelaufen ist und geklappt hat. Die allermeisten dieser frühen Beziehungen gehen auseinander, wenn sich einer von beiden fragt war es das jetzt. Meistens so nach 15 bis 25 Jahren. Dir ist das erspart geblieben. Du kannst jetzt eine Frau kennen lernen die sich mit dir entwickelt. Vielleicht tobst du dich auch selber vorher aus und sammelst Erfahrungen. In meinen Augen ist Veränderung gesund. Sie zwingt uns fortlaufend uns selber zu prüfen und neu zu sortieren. Ich glaube das ist in deinem Fall dringend nötig.

Ich muss nichts behalten um mich zu erinnern. Erinnerungen sind im Herzen und nicht in Kisten. Du knabberst einfach noch dran, das deine Lebensplanung nicht aufgegangen ist. Ja das wäre jetzt einfach gewesen. Liste abgearbeitet und erfolgreich.....dann müsstest du dich nicht mehr anstrengen ne. (Bewusst provokant geschrieben) Ich sag da nur willkommen im Leben und wie gut das du noch lebst bevor du alles abgehakst hast (zwinker).

Ich weiss es tut unheimlich weh. Aber es wird besser und auch du findest irgendwann positive Sichtweisen dieser Trennung. Ging uns allen so.

17.02.2021 16:55 • x 2 #10


Mitternacht
Erstmal: Es tut mir wahnsinnig leid, dass dir das passieren musste. Sowas ist nicht fair und ich kann nachfühlen, wie es dir nun gehen muss. Fühl dich fest umarmt.

Du darfst aber sehr stolz auf dich sein! Du hast mit der konsequenten Trennung bewiesen, dass du gut auf dich selber schauen kannst und dass du stark genug bist, um für dich einzustehen. Das sind die allerbesten Voraussetzungen dafür, dass du schon bald wieder Boden unter den Füssen gewinnen wirst. Davon bin ich felsenfest überzeugt.

Ich weiss, dass es jetzt unfassbar weh tut und es wird leider auch noch eine Zeit lang so bleiben. Doch du hast bereits die ersten, wichtigen Schritte hinter dich gebracht. Du bist ausgezogen, hast dich von ihren Eltern verabschiedet - du merkst es jetzt vielleicht noch nicht, aber du hast schon ein gutes Stück des Weges hinter dir. Dein Leben ist keineswegs vorbei, das kann ich dir versprechen! Du hast jetzt die Möglichkeit, dich zu reflektieren (wie du es ja auch schon tust - ein weiteres Zeichen dafür, dass du auf dem besten Weg bist) und aus dieser Erfahrung zu lernen. Nimm dir diese Zeit, es lohnt sich! Und du wirst merken, je mehr du zu dir selber findest, desto besser fühlst du dich.

17.02.2021 17:13 • x 1 #11


A


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