Trennung nach über 20 Jahren

Hallo Leute,
hab mich gestern stundenlang durch die Themen durchgelesen und ich finde Euch alle großartig! Es ist sehr ermutigend zu sehen, daß es noch Menschen mit soviel Verständnis und Güte gibt. Ich selbst hätte mich schon vor Monaten hier melden sollen, dann wären mir vielleicht viele Fehler erspart geblieben.
Meine Geschichte ist folgende: nach über 20 Jahren stressfreier Beziehung (ohne Kids, Reisen, keine Frauengeschichten, keine finanziellen Probleme) mußte ich durch Zufall erfahren, daß mein LG schon seit ca. 3 Monaten eine Beziehung zu einer anderen Frau hat. Für mich ist die Welt zusammengebrochen, zumal es auch keinen konkreten Hinweis gegeben hat, daß mit unserer Beziehung irgendetwas nicht stimmte. Dann lief das ganze Programm ab (Kopfkino, Fragen über Fragen, Schmerz ohne Ende usw., kennt ihr ja alles auch). Ich hab daraufhin verlangt, daß er auszieht, was er dann auch getan hat (zu einem Kumpel).
Durch die gemeinsame Wohnung (er hatte noch seine Sachen hier) sind wir immer in Kontakt geblieben. Wir haben auch durch e-mails kommuniziert und versucht, aufzuarbeiten, was eigentlich schief gelaufen ist und warum er fremdgegangen ist.
Dabei kam dann heraus, daß es sich von mir nicht mehr geliebt gefühlt hat und ich mich ihm gegenüber immer gleichgültiger verhalten hätte. Auch der S. wurde immer seltener. Leider mußte ich ihm recht geben, ich hab das nach so langer Zeit nicht mehr realisiert und für normal gehalten.
Ich bin in dem gewissen Alter, wo bei den meisten Frauen Veränderungen stattfinden über die man mit seinem Partner nur schlecht reden kann (die meisten Männer haben leider keine Ahnung davon, was die Frauen in dieser Phase durchmachen). Hinzu kommt noch, daß mein Partner um einige Jahre jünger ist. Kurz gesagt, nachdem wir endlich darüber gesprochen haben, kam bei mir sogar ein gewisses Verständnis für sein Verhalten auf und er hat es auch sehr bedauert, daß wir nie offen darüber gesprochen haben. Er hat sich durch diese Geschichte sogar positiv verändert. Wir konnten plötzlich über Dinge sprechen, die früher nie ein Thema waren.

Jetzt komme ich zu dem Punkt, wo alles abgerutscht ist.
Nachdem die Next nach ca. 3 Monaten Schluß mit ihm gemacht hat, habe ich den klassischen Fehler gemacht (den wahrscheinlich die meisten von uns machen) und habe wieder Hoffnung geschöpft und mich leider darauf eingelassen, daß er wieder bei mir einzieht. Ein weiterer großer Fehler!
Aber ich hab einfach die Einsamkeit und die Hoffnungslosigkeit, in meinem Alter nochmal jemanden zu finden, nicht mehr ausgehalten. Und Gefühle hatte ich sowieso noch für ihn.
Ich merkte jedoch bald, daß er für einen Neuanfang noch nicht bereit war. Ja, er lebte seinen Liebeskummer wegen der anderen Frau sogar offen aus. Für ihn war ich wohl nur noch so etwas wie eine gute Freundin. Ich andererseits hab mich wieder neu in ihn verliebt (es soll ja sowas wie den Umkehreffekt geben: daß in einer langen Bezieung der Partner wieder attraktiv wird, sobald sich andere Frauen/Männer für ihn interessieren) was ich ihm allerdings nicht zeigen wollte, er war ja noch auf die andere Frau fokussiert. Ich hab abgewartet und gedacht, er wird es überwinden und sich dann wieder mir zuwenden. Welch eine Illusion!
Nach ca. 3 Wochen eröffnete er mir ganz beiläufig, daß er im Internet eine Frau kennengelernt und sich in sie verliebt hat. Das war für mich ein totaler Schock und ich wußte jetzt, daß er nicht mehr zu mir zurückgewollt hat. Es war aus und vorbei, endgültig. Keine Hoffnung mehr!
Ich hab so getan, als ob ich es akzeptiere, schließlich waren wir ja nicht mehr zusammen.
Ich verlangte erneut den Auszug aber es stellte sich heraus, daß die Dame sehr weit weg lebt (wie das oft bei Internetbekanntschaften der Fall ist) und er deshalb auch nicht zu ihr ziehen könne.
Bald kamen die ersten Anrufe von ihr und von da an ging es mir schlecht. Schlimmer wurde es dann, als er sie das erste Mal besucht hat. Ich saß alleine zuhause und konnte es gar nicht fassen, wie sich mein Leben verändert hat. Als er nach 10 Tagen zurückkam, war er ein Fremder für mich (dabei verhielt er sich mir gegenüber, als ob nichts wäre und zog mich sogar noch in sein Vertrauen und machte vage Andeutungen, daß diese Frau wohl doch nicht das ist, was er sich vorgestellt hat). Erneut keimte Hoffnung in mir auf. Dann wieder der Schock: sie kommt ihn besuchen und er würde dann ein paar Tage nicht zuhause sein. Das durfte nicht wahr sein!
Jetzt habe ich ihn seit einer Woche nicht mehr gesehen und erneut läuft das ganze Programm ab, wie beim ersten Mal. Ich zermarter mir den Kopf, wie ich aus diesem Alptraum herauskomme.
Als er gestern anrief (wegen Post), hab ich ihm gesagt, daß er dort bleiben soll wo er ist. Er solle nicht mehr zu mir zurückkommen. Da der Mietvertrag auf meinen Namen läuft, hätte ich die Möglichkeit, ihn vor die Tür zu setzen, er wäre dann obdachlos (zu seinem Kumpel kann er nicht mehr). Aber kann man das bringen, nach 20 Jahren Beziehung? Wir sind trotz allem immer respektvoll miteinander umgegangen.
Ich weiß mir überhaupt keinen Rat mehr und mir graut schon davor, wenn er wiederkommt!
Ich kann mir nicht vorstellen, auch nur einen Tag noch mit ihm zusammenzuleben. Es ist einfach nur noch Gefühlshorror!

Hallo.
Ich würde an deiner Stelle mal einfach nur an dich denken. Er hätte die Möglichkeit gehabt an eurer Beziehung zu arbeiten. Das wollte er offenbar nicht. Er hst einen andern Weg für sich gewählt. Es kann dir niemand die Entscheidung annehmen. Aber ich würde ihn schnellstens dabei helfen eine Wohnung zu suchen. Allerdings ist es kein respektvoller Umgang mit dir. Niemand wird es dir verübeln in einfach vor die Türe zu setzen.
Lager seine Sachen irgendwo ein...und ein Zimmer findet er immer schnell. Darf ich fragen, wie alt ihr seit?
LG und ich drücke dir die Daumen.

Liebe Niemandsrose,

es tut mir sehr leid, das alles zu lesen.
Aber wie Silki bin ich der Meinung, Du sollst und musst an Dich denken und Dein Leben neu ordnen.
Und das ohne ihn!
Finde es von ihm ehrlich gesagt auch ziemlich unfair, er macht es sich sehr bequem und einfach.
Ich würde ihn nicht länger bei Dir wohnen lassen, er hatte ja seine Chance und er wird doch auch gemerkt haben, dass es für Dich keine Freundschaft ist...
Von daher: raus mit den Sachen.
Und ich würde ihm auch nicht helfen, eine neue Wohnung zu finden. Das geht heutzutage dank Internet ja flott und einfach und die Zeit, dort nach Frauen zu suchen, hatte er ja auch.

Also: ab sofort hast Du die Hauptrolle in Deinem Leben. Und eins ist doch sicher: jemand, der so viel zu geben hat wie Du anscheinend, der findet auch wieder jemanden.
Ganz viel Kraft!

Hallo Silki, hallo Miss Thoughty
danke erstmal für eure Antwort.

Es ist leider nicht so, daß er schnell ein Zimmer findet. Wir leben in einer Großstadt, die z.Zt. von Zuzüglern aus aller Welt regelrecht überschwemmt wird. Er bemüht sich schon seit Wochen, ein WG-Zimmer zu finden. Der Wohnungsmarkt ist hier so aufgepumpt, daß jeder mit Untervermietung sein Geschäft machen will mit völlig überhöhten Mieten. Er bekommt auf seine Anfragen entweder keine Antwort (oder die Leute antworten, daß sie die Anfragen nicht mehr bewältigen können), betrügerische mails und nach Besichtigungen Absagen. Es ist total zum verzweifeln!

Auf deine Frage Miss Silki, wie alt wir sind: ich bin Ende Fuffi (sehe jedoch wesentlich jünger aus, bin schlank und sportlich) und er ist noch jugendliche 49.

LG

Zuerst zu deinem Alter. Du hattest Angst keinen mehr ab zu bekommen ich wollte dir nur sagen, dass ich wirklich in jedem Alter Menschen kenne, die es noch zu einer erfüllen Liebe gebracht haben. Und dich bestärken einfach daran zu glauben, dass du auch alleine ein wertvoller Mensch bist. In deiner Situation neigt msn dazu die Dinge einfach anders zu sehen als mit Abstand.

Das mit der Wohnung ist wohl schwieriger. Notfalls muss er überlegen selbst eine Wg zu gründen oder nach außerhalb zu ziehen. Ich weiss ich kann leicht reden, aber so lange du Gefühle hast, ist das ein muss.

Hallo Niemandsrose,

denk an dich. Je eher er aus deinem Umfeld verschwindet, desto früher bist du frei von ihm.
Je früher du von ihm frei bist, desto eher hast du die Möglichkeit dich neu zu orientieren.

Er hat sich gegen dich entschieden, dann muss er auch die Konsequenzen tragen.
Wenn in der Stadt keine Wohnungen frei sind, im Umland dafür sichererlich.
Dann muss er halt mal eine Weile längere Strecken in Kauf nehmen, er kann ja weiterhin nach einer Wohnung in der Stadt suchen.
Was seine Sachen angeht: In der jeder großen Stadt, gibt es diese Aufbewahrunglager ( mir fällt gerade nicht der richtige Begriff ein). Er könnte also auch seine Sachen zur Not eine Weile einlagern und sich ein Pensionszimmer nehmen.
Geht alles, er soll es sich nicht nur bequem machen, sondern zu seinen Entscheidungen stehen. Mit 49 J., kannst du das durchaus von ihm verlangen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Wünsche dir viel Kraft.

Gruß
B.

Hallo liebe Leute,

danke Silki für deinen Zuspruch. In den letzten 23 Jahren ist mir jedoch nur einmal ein Mann über den Weg gelaufen, der mich interessiert hätte, wenn wir beide frei gewesen wären.
Auch wenn ich mir die Männer ab 50 so angucke, hab ich keine große Hoffnung. Entweder sind die sowieso alle in festen Händen (mit Familie usw.), oder lassen sich einfach gehen (Bierbauch z.B. geht bei mir garnicht). Ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die ihre Partner im Internet suchen. Aber das ist ja jetzt auch nicht mein Hauptproblem.
Ich weiß im Moment überhaupt nicht, wie das weitergehen soll.
Ich weiß, ihr meint es alle gut, aber es ist nicht so einfach, Ratschläge von Menschen anzunehmen, die die betreffende Person nicht kennen.
Daher hier ein paar Hintergrundinfos zu meinem Ex: er wurde als Kind seinen Eltern entzogen (Alk.) und ins Heim gesteckt. Im Alter von 6 Jahren holte ihn eine entfernte Verwandte, die er vorher nie kennengelernt hatte zu sich. Der Mann dieser Verwandten mochte ihn nicht und schlug ihn und raubte ihm auch sonst sein Selbstbewußtsein. Dieses hat er auch nie wieder richtig aufbauen können. Als ich ihn kennenlernte, litt er schon unter Depressionen, die sich im Laufe der Jahre noch verstärkt haben, so daß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. Jobmäßig klappte es auch nicht wirklich gut.
Dann kam der Tiefpunkt Anfang letzten Jahres, als er auch noch seinen Job verlor.
Fazit für ihn: keinen Job, keine Liebe und keinen S. mehr.
Zu dieser Zeit lernte er diese Frau kennen und hat sich (wie er mir später sagte) aus Verzweiflung und da sie auch sehr viel Verständnis für seine Situation zeigte, mit ihr eingelassen.
Sie ist dann aber auch irgendwann mit seinen Problemen nicht mehr klargekommen und die Beziehung zerbrach.
Nach allem, was jetzt gewesen ist, möchte ich mich natürlich von ihm trennen, aber nicht auf die harte Tour. Ich bringe es einfach nicht fertig, ihn auf die Straße zu schicken, schon aus rein menschlichen Gründen. Wenn ich die Obdachlosen sehe (und hier gibt es sehr viele, inzwischen aus aller Herren Länder) kann ich mein Gewissen nicht bis ans Ende meines Lebens damit belasten, auch mitschuldig an so einem Schicksal zu sein.
Er hat mir auch letztens gesagt, daß er Verständnis für meine Reaktion hat, aber er kann sich auch keine Wohnung herbeizaubern.
Wir müssen uns jetzt irgendwie zusammenraufen um gemeinsam eine Lösung zu finden. Ich hoffe, daß das ohne großen Stress abläuft.
Ich muß dabei auch an Leute mit Kindern denken, wie schlimm muß das denn sein!

Liebe Grüße an alle sich Trennende
Viel Kraft und Mut Euch allen!

Du bist echt ein Engel und ich kann deine Reaktion ein wenig verstehen, aber vergiss dich dabei nicht. Er sollte sich mal darauf besinnen, was er an dir hatte. Meines Erachtens kann er es nur, wenn er mal ohne dich zurecht kommen muss. Eigentlich hätte er sagen müssen, dass eure Beziehung aus seiner Sicht in extremer Schieflage ist. Ihr hättet vielleicht zu einem bestimmten Zeitpunkt mit einer Paartherapie weiter kommen können. Ist halt schwierig. ..aber auch mit schwerer Kindheit sollte man versuchen, dass beste aus dem Leben zu machen. ..

Das Jobcenter zahlt die Unterkunft in Notsituationen vorübergehend auch über den Wohnbedarfregelsatz, Einlagern kostest nicht die Welt. Auch nicht für einen Arbeitslosen oder Hartz IV Empfänger.
Falls das Jobcenter einen hängen lässt, dann ab zum Gericht einstweilige Verfügung holen.
Für längere Prozesse beim Amtsgericht Beratungshilfeschein berantragen und ab zum Anwalt.

Solange man bereit ist seine Sachen in die Hand zu nehmen, landet man nicht auf der Straße.
Erst recht nicht, wenn man ein Mann ist- denke da gerade an die Obdachlosenheime bzw. an Männerwohnheime für Männer die in soziale Schwierigkeiten geraten sind als erste Anlaufstation.

Da haben Frauen viel weniger Anlaufstellen. Abgesehen von den Frauenhäusern, aber das ist ein anderes Kapitel.

Niemandsrose, wenn du ihm die Verantwortung abnimmst, indem du ihn schützt und Ausreden findest warum das alles nicht geht, hängst du wahrscheinlich noch an ihm.
Vielleicht hoffst du sogar, dass er doch wieder kommt.
Nur warum sollte er das tun?
Überlege dir, was du möchtest, lass ihn dabei außen vor. Du warst/bist ihm in dem Sinne auch egal.

Sollte er dir Druck machen, drück im das SGB II in die Hand und lass ihn eigenverantwortlich handeln.
Wer im Internet fleißig nach neuen Frauenbekanntschaften suchen kann, dafür quer durch D fährt bzw. sich besuchen lässt, wird sicherlich in der Lage sein, sich eine Wohnung zu besorgen.
Schlechte Kindheit hin oder her. Das taugte schon immer schlecht als Ausrede.

Gruß
B.

Hallo,

du schriebst doch, dass er mit der Frau aus dem Internet zur Zeit zusammen ist, weil sie ihn in eurer Stadt besucht. Also wird er für die Zeit mit ihr ja auch irgendwo Unterschlupf gefunden haben.
Du siehst, wenn es sein muss, kommt er auch irgendwo unter. Lasse dich nicht von ihm ausnutzen. Du bist nicht bereit mit ihm in einer Wg zu wohnen, seine Liebe zu dir ist erloschen, also soll er sehen wo er bleibt.

Alles Gute dir