Hallo,
nach einigen Tagen mitlesen möchte ich heute auch meine Geschichte schreiben.
Ich (49) bin mit meinem Mann nun fast 20 Jahre zusammen, wir haben ein 10jähriges Kind. Die letzten Jahre waren für uns sehr stressig und meist freudlos, Arbeitswechsel, Probleme mit dem Kind, Stress im Beruf, dann wurde ich vor 2 Jahren krank und leide an einer speziellen Form von Rheuma, die mich stark beeinflusst. Die letzten 2 Jahre waren bei mir mit Arztbesuchen belegt, und ich kann natürlich nicht mehr so aktiv sein wie früher.
Mein Mann hatte sehr viel Stress im Beruf und stand kurz vor einem Burn-Out, denn natürlich hat uns alle meine gesundheitliche Situation sehr belastet.
Auch vorher schon hatte es zeitweise in unserer Beziehung gekriselt, wir haben uns gerade nach dem Kind sehr gehenlassen und nicht mehr aufeinander geachtet. Viel gemeinsam haben wir leider nicht mehr, auch nicht viele Freunde. Eigentlich eine Entwicklung, die man bei vielen Paaren mitbekommt, leider. Meine Versuche in der Vergangenheit, das zu ändern, sind leider immer an meinem Mann und seiner Bequemlichkeit gescheitert. Es gab zwischendurch auch viel Streit, ich nörgelte viel, weil unzufrieden, er zog sich immer mehr zurück, ganz klassisch.
Mein Mann hat sich in den letzten Monaten sehr stark einem neuen Sport und einem neuen Freundeskreis gewidmet und fühlt sich damit sehr wohl. Nach einer heftigen Auseinandersetzung meinte er, es wäre vorbei zwischen uns, schon lange, und er fühlt sich nicht mehr verantwortlich für mich. Er schlug vor, wir könnten weiter in einer Art Zweckgemeinschaft zusammenleben. Aber ich meinte sofort, das könnte ich nicht. abei wurde auch das Thema 'Er sucht sich eine Wohnung, ich bleibe mit unserem Kind im Haus' besprochen.
Wir hatten dann einen Beratungstermin gerade wegen unseres Kindes.Danach dachten wir daran, eine Paartherapie zu machen. Aber mein Mann hat dann doch wieder alles abgeblockt. Er meint, es sei in den letzten Jahren zuviel passiert, das könnte man nicht vergessen. Ein paar Wochen lebten wir recht harmonisch zusammen, aber ohne irgendeine Form von Nähe oder BErührung. Mir fehlt das sehr. Ich konnte eine Weile den GEdanken an eine Trennung verdrängen und fand innerlich etwas Ruhe., aber das geht natürlich nur bis zum nächsten Streit gut, dann ist der Schmerz stärker als vorher.
Es tut so weh zu sehen, dass er anscheinend keine Gefühl mehr für mich hat. Ich denke auch immer, ich habe es mit meiner ständigen Nörgelei geschafft, dass dieser Mann, der einmal alles für mich getan hätte, mich nun nicht mehr liebt.
Hinbzu kommen alle möglichen Ängste, die mich beherrschen:
Angst vor dem Alleinsein, Angst, es nicht zu schaffen, denn gesundheitlich geht es mir nicht gut, Angst um mein Kind etc. Angst vor Geldmangel, da ich aufgrund meiner Erkrankung nur stundenweise arbeiten kann.
Ich habe leider auch keine Familie mehr und mit fast 50 stehe ich nun da, meine kleine Familie ist zerbrochen, und ich bin ganz allein. Der einzige Rückhalt ist eine Freundin, die aber leider auch nicht in der Nähe lebt. Einige andere hatten sich schon zurückgezogen, als ich krank wurde un des absehbar war, dass es nicht mehr besser werden würde. Da sieht man dann, wie wichtig wahre Freunde sind...
Nun steht wieder die Frage im Raum: Auszug oder nicht. Mein Mann sagt es zwar immer, macht aber keine Anstalten, es in die Hand zu nehmen und eine Wohnung zu suchen. Ich glaube, es ist ja auch für ihn ein Schritt ins Unbekannte. Und natürlich ist es so für ihn viel bequemer: das Essen wird gekocht, die Wäsche wird gemacht etc. Wenn er will, setzt er sich zu uns ins Wohnzimmer, wenn nicht, zieht er sich in sein Arbeitszimmer zurück, ganz wie es ihm gefällt. Er bestimmt eindeutig die Stimmung im Haus.
Mit unserem Kind haben wir geredet, dass wir momentan Probleme haben und nach einer Lösung suchen. Es war furchtbar. Ich möchte nicht wissen, wie es wird, wenn er dann wirklich auszieht.
Ich traue mich auch nicht, ihm zu sagen: geh jetzt endlich. Dann ist es wirklich endgültig. Aber es passiert ja nichts, und mich macht es fertig! Ich weine ständig und muss ja doch funktionieren.
So langsam sehe ich ein, es wird nicht mehr besser. Ich frage mich, ob ich mich daran gewöhnen könnte, mit ihm weiterzuleben für unseren Sohn als Familie? Hat jemand Erfahrung mit solch einem Modell? Ich glaube, viele Paare leben mittlerweile in solch einer Zweckgemeinschaft. Momentan kann ich es mir nicht vorstellen. Mir fehlen auch nach 20 Jahren seine Berührungen und seine Nähe, es ist schrecklich. Aber ganz tief drinnen spüre ich auch, dass er Recht hat. Aber die Angst ist sooooo groß!
23.09.2015 18:57 •
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