Hallo Hase,
als Außenstehender ist sowas natürlich schwer zu beurteilen, aber beim Lesen Deiner Geschichte ging mir spontan der Gedanke durch den Kopf, dass der Verlust eures Kindes eine maßgebliche Rolle gespielt haben könnte.
Wenn ich das richtig verstanden habe bis Du nach der Mitteilung, dass das Kind nicht überlebt hat, quasi ausgefallen und einige Zeit sehr mit Dir selbst beschäftig gewesen. Wie ist denn Deine Frau mit dieser Situation fertig geworden? Könnte es sein, dass sie sich da irgendwie von Dir im Stich gelassen gefühlt hat? Dass eure Beziehung dadurch einen Schaden erlitten hat, sich eine Lücke gebildet hat, die dann irgendwann der Andere gefüllt hat? Das würde auch dazu passen, dass sie darauf beharrt, dass er nicht der Grund für die Trennung ist. Dass er da war, hat ihr die Entscheidung und den tatsächlichen Absprung wahrscheinlich einfacher gemacht, aber der ursprüngliche Auslöser für die Trennung, der Grund dafür, dass sie in Eurer Ehe keinen Sinn mehr gesehen hat, wäre ein anderer.
Ob das mit den beiden gut gehen kann? Schwer zu beurteilen. Möglich, dass die große Begeisterung bald verfliegt, wenn im Zusammenleben der Alltag einkehrt. Genau so gut möglich, dass sich da zwei gesucht und gefunden haben, und es bestens läuft. Und auch wenn das mit den beiden nichts wird, heisst das nicht automatisch, dass sie dann zu Dir zurück kommt.
Das sie sich auf die Therapie einlässt würde ich nicht überwerten. Wenn sie mit dem Neuen glücklich ist, wird sie da wohl kaum mit der ernsthaften Absicht antreten, an eurer Ehe noch etwas zu retten. Vielleicht hofft sie darauf, dass der Therapeut auch zu dem Schluss kommt, dass es für euch keine gemeinsame Zukunft gibt und den Schwerpunkt dann eher auf das Thema Trennungsverarbeitung legt. Auch wenn sie Dich verlassen hat und nicht mehr mit Dir zusammen leben möchte heißt das nicht, dass sie gar keine Sympathie mehr für Dich hat und es sie kalt lässt wie Du leidest - gut möglich, dass sie ehrlich hofft und daran interessiert ist, Dir das Loslassen und die Verarbeitung irgendwie leichter zu machen.
Was Du Dich fragen solltest - willst Du Sie denn nach all dem, was vorgefallen ist, wirklich und ernsthaft wieder zurückhaben? Das unbeschwerte Paar, das ihr früher mal wart, werdet ihr vielleicht nie mehr werden. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen und das Geschehene lässt sich nicht ungeschehen machen. Auch wenn Sie zu Dir zurück kommt wird es wahrscheinlich viel Zeit brauchen und ein hartes Stück Arbeit für euch beide werden, das alles zu verarbeiten. Klappen kann das nur, wenn es beide aus ganzem Herzen wollen und bereit sind, zu verzeihen und aus den gemachten Fehlern zu lernen. Bist Du dazu bereit? Und wie schätzt Du die Chance ein, dass Sie dazu bereit ist?
Es tut mir leid, dass ich Dir so wenig Hoffnung machen kann. Und es würde mich wirklich sehr freuen, wenn ich mit meiner Einschätzung falsch liegen würde und ihr wieder zueinander findet. Aber ehrlich gesagt glaub ich da nicht dran.
Wenn Sie bereit ist das mit der Therapie zu machen, dann wage den Versuch - zu verlieren hast Du im Grunde nichts mehr, und wenn Du diese Möglichkeit nicht nutzt würdest Du dich wahrscheinlich ewig fragen und zweifeln ob es nicht doch was hätte bringen können. Aber setz keine zu großen Hoffnungen hinein.
Ich wünsch Dir viel Kraft.