Trennung und weiterhin zusammenwohnen

Hallo ihr Lieben,

mein (Ex) Freund hat sich vor ein paar Wochen nach 5 Jahren Beziehung von mir getrennt. Wir sind beide Mitte 30, keine Kinder, nicht verheiratet.
Ich kenne seine Gründe für die Trennung und kann sie gut nachvollziehen. Ich habe es sozusagen selbst verbockt.
Gespräche über unsere Beziehung sind mir immer sehr schwer gefallen, was ihn die ganze Zeit über gestört hat. Mit der Zeit ist auch das S. eingeschlafen und er war damit unglücklich. Über die Jahre ist sein Frust immer mehr geworden.
Nachdem er sich getrennt hat, waren wir noch zwei mal bei einer Paartherapie, was er aber leider als Trennungsbegleitung gesehen hat. Ich hatte mir natürlich mehr erhofft und hatte das Gefühl, dass wir das mit Hilfe hinbekommen. Die Zeit war von beiden Seiten sehr tränenreich.
Er sagte, dass er mit mir befreundet bleiben will und sich schon lange mit dem Thema Trennung beschäftigt hat und daher gedanklich mehrere Schritte weiter ist als ich.

Ich hätte es tatsächlich kommen sehen müssen, hab den Gedanken aber immer vor mir her geschoben.
Vielleicht habe ich das jetzt auch gebraucht, damit ich endlich den Mut zur Veränderung habe.
Ich habe vor weiterhin zur Therapeutin
zu gehen und beschäftige mich gerade viel mit mir selbst (inneres Kind, etc.).

Nun ist es so, dass wir weiterhin zusammenwohnen. Da ich damals zu ihm gezogen bin, werde ich ausziehen müssen.
Neue Wohnungen sind aktuell allerdings (in Berlin) kaum bezahlbar und je älter man wird, desto mehr steigen die Ansprüche. Deshalb gestaltet sich das schwierig.
Jetzt ist es so, dass zwischen uns eigentlich alles so ist wie vor der Trennung. nur ohne körperliche Nähe und ohne Küssen. Wir essen zusammen, wir gehen zur gleichen Zeit ins Bett, ich kraulen seinen Kopf bis er einschläft, wir unternehmen am Wochenende was zusammen, gehen essen, wir lachen zusammen. Er will auch in Oktober mit mir in den Urlaub fahren (der noch nicht mal geplant ist).
Er will mich auch nicht aus der Wohnung rausschmeißen. Das Problem ist, dass ich ihn ja eigentlich zurück will und er mir dadurch jeden Tag aufs Neue Hoffnung macht. Aber vielleicht nutzt er mich auch einfach nur aus und nimmt sich alles von mir, was er trotz Trennung haben kann? Und ich mache ja gerade alles, um ihm nah zu sein

Die Situation verwirrt mich total. Dieser Fall steht weder in Trennungs- noch in Ex zurück-Ratgebern.

War jemand von euch schon mal in so einer Situation? Habt ihr vielleicht irgendwelche Tipps, wie ich aus der Situation das Beste rausholen kann?

Liebe Grüße und danke euch fürs Lesen!
Liese

Huhu!

Ich bin so eine, die damit Erfahrungen hat. Aber der Reihe nach. Zunächst mal würde ich das hier

Zitat von lieselie:

ich kraulen seinen Kopf bis er einschläft

unbedingt einstellen.

Zitat von lieselie:

Das Problem ist, dass ich ihn ja eigentlich zurück will und er mir dadurch jeden Tag aufs Neue Hoffnung macht. Aber vielleicht nutzt er mich auch einfach nur aus und nimmt sich alles von mir, was er trotz Trennung haben kann? Und ich mache ja gerade alles, um ihm nah zu sein

Du hast es im Prinzip schon erkannt: Es müssen sich einige Dinge ändern, damit Euer Zusammenleben funktionieren kann. Oberste Priorität hat dabei das Erkennen und Akzeptieren, dass die Beziehung zuende ist und Ihr nunmehr nur noch als Freunde zusammenlebt. Das kann funktionieren, bei mir tut es das ausgesprochen gut.

Ihr müsst aber eben das, was die Grenzen verschwimmen lässt, unbedingt einstellen. Körperliche Nähe gibt es nicht? Dann hör auf, ihn anzufassen. Nur dann kann diese Aussage Richtigkeit haben.

Es spricht sicher nichts gegen gemeinsame Urlaube, wenn zwischen Euch alles beruhigt und geklärt ist. Das bedeutet aber, dass keiner von Euch sich noch Hoffnungen machen darf. Dass Du diese beiseite legen kannst, hast nur Du in der Hand, sonst niemand. Es liegt an Dir, innerhalb dieser neuen Form von (zwischenmenschlicher) Beziehung Deine eigenen Wege zu gehen und zu realisieren, dass Ihr nicht mehr zusammen seid und auch nicht mehr sein werdet.

Nur so kann zwischen Euch etwas Gutes, Heiles entstehen.

Getrennte Schlafzimmer gehören da sicherlich dazu, ich finde es allerdings nicht problematisch, zusammen einzukaufen und zu essen. Warum? Das würde man auch in einer WG zusammen machen können, wenn man ein gutes Team ist und sich entsprechend leiden kann. Warum auch nicht?

@lieselie

Moin!

Zitat von lieselie:

Das Problem ist, dass ich ihn ja eigentlich zurück will und er mir dadurch jeden Tag aufs Neue Hoffnung macht.

Genau! Du hast das Problem ja selbst erkannt. Du möchtest ihn zurück und klammerst Dich noch an den Hoffnungsstrohhalm. Wenn Du bei ihm wohnen bleibst, dann verlängerst Du nur Dein eigenes Leiden. Denn wie würde es Dir damit gehen, wenn er z.B. in 2 Monaten mit einer neuen Freundin bei Euch auftaucht?
Ich kann Dir wirklich nur empfehlen einen klaren Cut zu machen und auszuziehen. Ansprüche hin oder her, aber erst einmal solltest Du wirklich sehen, dass Du da raus kommst.

Zitat von lieselie:

Aber vielleicht nutzt er mich auch einfach nur aus und nimmt sich alles von mir, was er trotz Trennung haben kann?

Naja, ob das nun wirklich ausnutzen ist? Du weißt ja woran Du bist und das er sich schon länger mit der Trennung befasst hat. Und Du bist längst noch nicht so weit, das kann nur in die Grütze gehen.
Hast Du die Möglichkeit rauszukommen und von woanders eine Wohnung zu suchen? Naja, und zur Not muss man eben die eigenen Ansprüche etwas runterschrauben. Ich wünsch Dir alles Gute