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Trennung wegen Heimweh?

W
@annika82
Ich finde deine Nachricht ehrlich gesagt etwas hart. Ich bin bereits mit 19 Jahren ausgezogen, sodass ich von mir behaupten kann, dass ich seit dieser Zeit auf eigenen Beinen stehe. Wenn ich in die Heimat ziehen würde, hätte ich dennoch keine Familiensituation, wo die Mama kocht und der Papa handwerkt. Es geht mir mehr um meine Schwester.

Ich bin auch nicht der Meinung, dass man von beiden Familien wegziehen muss. Warum auch? Natürlich baut man sich was eigenes auf, aber es ist doch schön wenigstens bei einer Familie zu sein. Der Neffe meiner Freundin ist gerade 1 1/2. Die spontane Möglichkeit zu haben, ihn gelegentlich abzuholen, ist doch super, statt 3 Stunden fahren zu müssen.
Ich würde von meiner Freundin nie verlangen, in die Mitte zu ziehen. Dann haben wir nämlich beide nicht mehr das, was uns fehlt. Also warum sollte ich ihr das wegnehmen, was mir fehlt?
Außerdem würde ich behaupten, dass man sich auch in der Heimatstadt abnabeln kann. Man baut sich doch hier auch was eigenes ohne Familie auf? Dann würden sich ja viele das ganze Leben lang nicht abnabeln, weil sie immer in der Heimatstadt wohnen bleiben.

Auch haben wir keine Beziehung mit Erpressung begonnen. Wir haben uns hier kennen und lieben gelernt. Ich bin ja nicht wegen ihr hierhin gezogen. Das sind für mich zwei Paar Schuhe.

05.06.2020 06:56 • x 2 #16


Heffalump
Aber, du hast deine Heimat zum studieren verlassen und hast dich neugierig wie ein Welpe auf das Abendteuer eingelassen, was spricht dagegen, das sie dieses Wagnis nicht auch versuchen kann.

05.06.2020 07:20 • x 1 #17


A


Trennung wegen Heimweh?

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W
Zitat von T4U:
Aber, du hast deine Heimat zum studieren verlassen und hast dich neugierig wie ein Welpe auf das Abendteuer eingelassen, was spricht dagegen, das sie dieses Wagnis nicht auch versuchen kann.


Weil sie ein anderer Mensch ist. Ihre Priorität war immer die Familie. Sie ist einfach keine Person, die (auch nicht zum studieren) weggezogen wäre. Ich finde da gibt es einfach unterschiedliche Persönlichkeiten und das muss man respektieren.

Ich möchte ihr da nämlich auch nicht den schwarzen Peter zuschieben. Es ist nicht allein ihre Schuld, dass wir uns trennen würden, wenn ich gehe. Ich kann doch nicht etwas von ihr verlangen, wo ich weiß, dass es ihr schlechtgeht? Was wäre ich dann für ein Freund? Nur um meine Bedürfnisse zu befriedigen?

Ich muss mir einfach im Klaren werden, was ich möchte. Schaffe ich es, hier mein Leben weiter aufzubauen und glücklich zu werden oder werde ich immer Sehnsucht nach der Heimat haben, was mich irgendwann auffrisst?
Wie gesagt, vielleicht ist es gerade echt die Corona-Situation, die das zum auslösen gebracht hat.
Aber ich werde ihr niemals die Schuld dafür geben, da ich von Anfang an wusste, dass sie nicht wegziehen würde. Wobei ich ja auch nicht davon ausging, dass mal das Gefühl zurück kommt, in die Heimat zu wollen. Vor allem würde ich persönlich nie, wegen einer Partnerin, von irgendwo wegziehen. Ich habe mich damals freiwillig dafür entschieden.
Wenn dann, wäre es eine einvernehmliche Trennung, weil unsere Leben einfach nicht mehr zusammenpassen. Aber niemand hätte daran Schuld. Eine Trennung wollen wir aber natürlich beide nicht.

05.06.2020 07:42 • x 1 #18


A
@T4U

Da bin ich absolut bei dir. Wenn man einige Jahre woanders studiert hat, dann hat man dort doch meistens etwas aufgebaut. Hat Freunde, Lieblingsbars. Es sei denn, man war einer von denen, die jeden Freitag nach Hause gefahren sind. Dann war der Studienort nur Ausbildung- aber nicht Lebensort. Dann ist man schön kuschelig in das elterliche Heim zurück und hat sich wie zu Schulzeiten kuschelig verwöhnen lassen.

Und das entspricht leider nicht der normalen psychologischen Entwicklungsphase in diesem Lebensabschnitt und Alter. In den USA gibt es mittlerweile Beratungszentren, die Eltern die Augen öffnen, dass sie mit den Boomerang-Kindern (so heißen sie dort) ihren Erziehungsauftrag vermasselt haben. Denn in genau dem Lebensabschnitt 19 bis 25 Jahren entwickelt sich die erwachsene Lösungsorientierung. Und das kann sie nur, wenn sie gefordert wird.

Ansonsten bleibt man Mutti, Vati, Kind. Was von einigen Eltern forciert wird, weil das Kümmern um die Kinder für sie ein essentiell identitätsstiftender Aspekt in ihrem Leben ist. Damit halten sie die Kinder klein und unselbstständig.

Wenn ein erwachsener Partner, und das ist der TE und seine Freundin ernsthaft von Heimweh spricht, und damit meine ich nicht den Wunsch in eine coole Stadt zurückzuziehen, dann ist das kritisch. wenn dann ein Partner noch sagt:Wir müssen in meinem Nest bei meinen Eltern und Freunden wohnen, sonst ist es aus!, dann ist das doppelt kritisch! Das bedeutet nämlich, dass der Partnerin ihr Status als Tochter und Schulfreundin wichtiger ist, als der der erwachsenen Frau.

Ich würde an Stelle des TE mal in mich gehen und mich fragen, ob es bei dem Heimweh nicht um etwas ganz anderes geht.

Während des Studiums ist man meistens noch finanziell von den Eltern abhängig. Wenn man sich wie viele Studenten heute 100% dem Studium verschreibt, ohne nebenbei Geld durch Studentenjobs zu verdienen, dann nabelt man sich noch schlechter ab. Man ist in der Dankbarkeitsschleife und weiter das Kind. Nach dem Studium ist es so viel schwerer sich als freier und unabhängiger Mensch zu begreifen, weil die Symbiose der Familie immer noch besteht. Das ist ungesund für Kinder wie Eltern.

In der Regel sollten Kinder mit der Ausbildung und während des Studiums sich vom Elternhaus emotional, finanziell und mental lösen, um als voll funktionsfähige Menschen eine neue Rolle in der Familie einnehmen zu können. Das sieht die Natur so vor. Flügge Vögel ziehen nach 1 Jahr im Wald auch nicht ins Nest zurück.

Im Normalfall findet sich das Elternpaar nach Auszug der Kinder neu und beginnt einen neuen Lebensabschnitt. Dazu werden die Kinderzimmer umfunktioniert und nicht mehr im rosa-roten Einhorndesign bereitgehalten, wenn der eigentlich erwachsene Wochenendfahrer mit Schmutzwäsche einfliegt, um sich von den Strapazen der Uni-Woche zu erholen. Das aber scheint der Wunsch vieler Kinder heute zu sein. Um dann übergangslos mit einem Partner weiter als Kinder im elterlichen Haus aufgenommen zu werden. Im schlimmsten Fall zieht man zu den Eltern in die Einliegerwohnung oder mindestens direkt in die Nachbarschaft. Dann ist der weg zum Klönen mit der besten Freundin Mutti nicht so weit.

Auf der Strecke bleiben oft die jungen Männer - wie hier der TE. Die passen sich entweder in die Familienstruktur der Familie der Partnerin ein, ohne selbst etwas nach ihren Wünschen gestalten zu können. Das bleibt dann auf ewig so. Kind sein bei anderen Eltern. Top!

An Stelle des TE würde ich mir über diese Situation Gedanken machen, denn sie kann ab jetzt ein Leben lang so bestehen.

Oder er hört auf sein Bauchgefühl und geht entweder zu sich zurück oder beginnt etwas total Neues. Geht sie nicht mit ihm, dann ist sie im Herzen mit ihren Eltern verheiratet und wird nie nur mit ihm ein Leben aufbauen wollen.

05.06.2020 07:46 • x 3 #19


A
@whocares

Wenn das so ist, wie du in deinem letzten Beitrag schreibst, dann verstehe ich deine Eingangsfrage nicht. Dann ist doch alles zwischen euch in Ordnung und du mit der Situation im Reinen, oder?

05.06.2020 07:58 • #20


Heffalump
Zitat von Annika82:
denn sie kann ab jetzt ein Leben lang so bestehen.

ja so ungefähr.

Den eigenen Lebenshorizont erweitern ist nicht das Schlimmste, sondern bietet auch viele Chancen. Egal ob man näher zu der Familie von TE zieht oder noch weiter weg.

05.06.2020 08:01 • #21


A
Mann kann auch erst einmal weggehen, gemeinsam sehen wer man ist und ganz neue Dinge erleben. Als Paar zusammenwachsen und erwachsen sein. Danach kann man immer noch zurückkehren. Meistens will man aber gar nicht

Dieser Schritt bewahrt einen im Übrigen auch davor, nach dem ersten oder zweiten Kind und gefühlten 100 Grillparties mit den Eltern und der Familie irgendwann aufzuwachen, mit dem Gefühl so viel verpasst zu haben. So entstehen dann Affären, Ausbrüche aus dem gewohnten Leben mit Scheidung und nicht zu vergessen eine ordentliche Midlife Crisis, wenn man die Entscheidung mit oder ohne Partner zu gehen, immer vor sich her schiebt. Dieses Forum ist voll von diesen Geschichten.

Außerdem, wie fühlt sich das an, wenn zu Weihnachten die früheren Schulfreunde einfliegen und von ihrem Leben in Berlin, New York und Barcelona erzählen und der eigene Redebeitrag ist, dass die eigenen Kinder immer noch die gleichen Lehrer haben wie man selbst damals und die Kreuzung unten an der Straße jetzt ein Kreisverkehr ist...?

Heimweh kann auch Fernweh sein. Und deinen Neffen kann man besuchen. Der wird nämlich auch älter und hat irgendwann keinen Bock mit Onkel und Tante Zeit zu verbringen, wenn die Kumpels mit dem Mountainbike den dort track fahren.

05.06.2020 08:16 • x 2 #22


Chria
Zitat von Annika82:
Mann kann auch erst einmal weggehen, gemeinsam sehen wer man ist und ganz neue Dinge erleben. Als Paar zusammenwachsen und erwachsen sein. Danach kann man immer noch zurückkehren. Meistens will man aber gar nicht


Man kann - man kann aber auch daheim bleiben, ohne ein Langweiler zu sein, der sich nur mit der Verkehrslage im Ort auskennt

Jeder hat ja seinen eigenen Plan vom Leben und ein anderes Nähebedürfnis und der Themenstarter ist doch sehr reflektiert und vernünftig. Hier zu sagen, geht doch beide weg, ist ein komischer Lösungsvorschlag. Dann vermissen beide ihre Familien - das ist vielleicht fairer, aber nicht besser für beide.

Wenn das Bedürfnis nach Hause zu wollen irgendwann größer ist als das Bedürfnis mit der Partnerin zusammen zu sein, dann ist das eben so und man trennt sich im Guten. Das ist dann zwar traurig, aber die einzige Lösung. Einfach in sich gehen, noch ein paar Wochen ins Land streichen lassen, ob das nur ein vorübergehender Wunsch ist oder doch ein dringendes Verlangen.

05.06.2020 09:05 • x 1 #23


Heffalump
Zitat von Chria:
der Themenstarter ist doch sehr reflektiert und vernünftig. Hier zu sagen, geht doch beide weg, ist ein komischer Lösungsvorschlag. Dann vermissen beide ihre Familien - das ist vielleicht fairer, aber nicht besser für beide.

Er wird aber auch einen Grund haben, hier zu fragen

05.06.2020 09:13 • #24


Chria
Zitat von T4U:
Er wird aber auch einen Grund haben, hier zu fragen


Ja, ganz einfach ist die Situation ja auch nicht - möglicherweise muss er sich zwischen seiner Heimat/Familie und seiner Freundin entscheiden. Da hilft vlt. Zuspruch + Erfahrungen von anderen, die in der selben Situation sind

05.06.2020 09:17 • x 1 #25


W
Zitat von Chria:

Ja, ganz einfach ist die Situation ja auch nicht - möglicherweise muss er sich zwischen seiner Heimat/Familie und seiner Freundin entscheiden. Da hilft vlt. Zuspruch + Erfahrungen von anderen, die in der selben Situation sind


Danke. Genau so sieht es aus. Es muss ja auch nicht jeder in die USA oder wer weiß wohin. Das sind Sachen und Erfahrungen, die ich auch im Urlaub mitnehmen kann. Außerdem heißt es ja nicht, nur weil wir in der Nähe ihrer Familie wohnen, dass wir immer dort sind.
Zudem besteht bei einigen auch gar nicht die Möglichkeit mal eben in die USA oder in eine andere Stadt zu gehen. Bei mir würde das Jobmäßig gar nicht klappen, dass ich ins Ausland gehe. Muss ich auch nicht. Auch könnte ich nicht jederzeit zwischen den Städten hin und herwechseln, sodass eine Entscheidung endgültig sein müsste.

Und natürlich habe ich mich hier angemeldet, weil es sehr belastend für mich ist. Man zweifelt an sich selbst und weiß nicht wo man hingehört.
Ich würde das auch nicht auf ein Beziehungs- oder Persönlichkeitsproblem schieben. Jeder Mensch ist einfach anders. Und ich war auch kein Student, der jedes Wochenende nach Hause ist. Ich habe bereits während des Studiums Geld verdient und war finanziell unabhängig. Ich habe meine Studienzeit genossen und war eigentlich nur für Familienfeste in der Heimat.
Deswegen kann ich es eigentlich sehr gut verneinen, dass ich kein Heimsch.r bin. Umso mehr haben mich ja auch meine Gefühle überrascht. Ob Heimweh jetzt die richtige Beschreibung ist? Keine Ahnung.
Es ist einfach ein Gefühl, welches man schwer einsortieren kann. Und ich denke auch nicht, dass es aus unserer Beziehung herrührt. Auch wenn wir bei ihrer Familie in der Nähe wohnen, so machen wir grundsätzlich Dinge ohne sie. Wir leben unser Leben und gehen da sicher nicht jedes Wochenende Mittagessen.

05.06.2020 09:34 • #26


Heffalump
Zitat von whoCares:
Ich habe meine Studienzeit genossen und war eigentlich nur für Familienfeste in der Heimat.

Du willst das Kind deiner Schwester aufwachsen sehen. Onkel sein. Möglich, du hast auch nun den *Kinderwunsch* im Hinterkopf.

05.06.2020 09:37 • #27


DieSeherin
sag mal whoCares, du hast in deinem profil stehen, dass du weiblich bist!? seid ihr ein gleichgeschlechtliches paar, oder hast du dich da einfach vertan? (nicht, dass das die fragestellung enorm verändern würde, aber es fällt mir schon die ganze zeit auf )

05.06.2020 10:13 • #28


W
Zitat von T4U:
Du willst das Kind deiner Schwester aufwachsen sehen. Onkel sein. Möglich, du hast auch nun den *Kinderwunsch* im Hinterkopf.


Der Kinderwunsch steht bei mir noch hinten an, daher ist es auch nicht deshalb.
Ich mache mir nun erstmal dort schönen Tage mit viel Familie und hoffe, dass ich dann in meinen Gedanken und Gefühlen klarer werde.
Danke an alle Antworten und jeden, der für einen da ist. In so einer Situation ist es schwer, neutral jemanden zum reden zu finden. Die Familie möchte natürlich, dass man zurückkommt, genauso wie Freunde aus der Heimat. Freunde hier, wollen nicht, dass man geht. Daher ist es echt schwierig jemand neutrales zu finden.

05.06.2020 12:00 • x 1 #29


A
Ich denke ein Gedanke ist immer sehr wichtig: auch wenn man glaubt, dass die anderen sich etwas von einem wünschen, sind wirkliche Freunde und ehrliche Verwandte immer froh, wenn man glücklich ist.

Egal wo und egal mit wem.

Vielleicht liegt da gerade dein Lernen. Du hast ein irgendwie mulmiges Gefühl, das du nicht richtig einordnen kannst. Du kennst aber die Wünsche und z.T. auch Vorgaben von anderen. Vielleicht versuchst du innerhalb dieser Erwartungen und Vorgaben das für dich beste Ergebnis zu finden. Das kann für immer funktionieren. Und auch für immer glücklich machen.

Mein Rat wäre, wenn du den für dich optimalen Zustand i den Parametern der anderen gefunden hast, noch einmal ganz, ganz genau in dich hineingehören. Ist dein mulmiges Gefühl beruhigt oder ist es ganz weg? Wenn es nämlich noch irgendwie, egal wie leise vorhanden ist, dann baust du dir gerade die Zeitb ombe für dein späteres Leben. Denn ein mulmiges Gefühl bleibt solange ruhig, wie alle anderen sich genauso verhalten, wie sie es zum Zeitpunkt deines:Ok, so passt es für mich getan haben. Ändert sich ihr Verhalten durch Stress, Krisen oder auch Kinder, dann wird dieses Gefühl in der Regel wieder wach.

Dann besteht die Gefahr, dass das Gefühl von diffusem Unwohlsein und Zweifel sich ein Ventil sucht. Und das ist nicht immer ein gutes Ventil.

Hör auf dich und dein Bauchgefühl. Mach dich nicht passend, sondern passe deine Umstände auch dir selbst an.

05.06.2020 14:16 • x 1 #30


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