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Trennung wegen verschiedener Ansichten über Nähe

C
Liebes Forum, ich habe lange überlegt, ob ich meine Geschichte hier erzählen soll oder nicht. Wenn ich hier die Überschriften und Themen lese, könnte ich schnell das Gefühl bekommen, dass ich gar kein Recht habe traurig zu sein. Ich wurde weder belogen, noch betrogen und auch nicht verlassen- und doch habe ich Liebeskummer.

Ich habe mich entschlossen nun doch alles aufzuschreiben und auch wenn es nur das Gefühl ist, dass irgendjemand das ganze hier überfliegen oder wirklich lesen wird. Ich bin jetzt seit zwei Wochen von meinem Freund getrennt.
Wir waren ein Jahr zusammen und auch, wenn es nur ein Jahr war, war es doch ein sehr bewegtes, gemeinsames Jahr. Wie ich bereits oben beschrieben habe, wurde ich nicht verlassen. Wir haben uns beide, unter Tränen, dazu entschlossen diese Entscheidung zu treffen. Der Grund dafür ist nicht fehlende Liebe, sondern die Erkenntnis, dass man in den wichtigen Punkten einfach nicht zusammen passt.

Als ich ihn kennenlernte, war es am Anfang sehr schwer an ihn heran zu kommen, er war zu diesem Zeitpunkt seit Jahren Single und es fiel ihm schwer sich auf einen anderen Menschen einzulassen. Ich war sehr verzückt von ihm, fand ihn optisch wie auch von seinem Charakter sehr ansprechend und wir haben uns einfach gut verstanden.
Uns trennten von Anfang an gute 60km, was nicht die Welt ist, aber trotzdem dazu führte, dass es eine Wochenendbeziehung war. Da ich im Schichtdienst arbeite und zwei Wochenenden im Monat arbeiten muss und er als Monteur viel unterwegs ist, war die gemeinsame Zeit immer sehr übersichtlich.

Die großen Probleme fingen bereits nach ein paar Monaten an. Er hatte nie viel Lust auf S. und hat mich oft abgewiesen, was mich immer wieder verletzt hat, da mir dieses Thema sehr wichtig ist. Ich wollte diese Beziehung so sehr, dass ich nach Lösungen gesucht habe. Zuerst fanden wir eine, die den ein oder anderen eher abstoßen wird, wir führten eine einseitig offene Beziehung und auch, wenn ich zuerst sehr angetan war und es spannend fand, hat es mich immer trauriger gemacht etwas bei einem Fremden zu suchen, was ich bei meinem eigenen Freund nicht finden konnte. Er hat sich dann darauf eingelassen, dass wir zu einer Paar Therapeutin gegangen sind und versuchen wollten daran zu arbeiten. Diese machte mir klar, dass ich aufhören müsse, alles für diese Beziehung zu tun, weil ich ihm damit auch sehr viel Macht über mich geben würde, ich mich mehr abgrenzen müsse. Das habe ich dann versucht und eine zeitlang lief es wirklich besser, es war entspannter. Vielleicht hatte ein Teil von mir da schon resigniert.

Unsere Bedürfnisse nach Nähe und Distanz waren sehr unterschiedlich, ihn störte es nicht, wenn wir uns auch mal zwei Wochen nicht gesehen haben, ich hätte mir mehr Nähe gewünscht. Wenn ich Probleme hatte, hat er mir oft das Gefühl gegeben, dass ich damit alleine klar kommen müsste. Ich wäre auch bereit gewesen zu ihm zu ziehen, dafür hatten wir angefangen alles Stück für Stück zu planen.

Man kann sich jetzt sicher fragen, warum wir überhaupt zusammen gewesen sind, aber es gab auch die schönen Momente zwischen uns. Mit niemandem habe ich bisher so ehrlich über alles reden können, hatte ich das Gefühl ich selbst sein zu können, bei niemandem habe ich mich persönlich so weiter entwickeln können, wir haben uns gegenseitig bereichert und ich habe gehofft, dass sich die Probleme lösen würden mit der Zeit. Heute würde ich sagen, ich habe einfach mehr an die Beziehung geglaubt als er. Als ich begann weniger für alles zu kämpfen kippte alles, da er keine Notwendigkeit dafür gesehen hat- bis heute. Seine Unabhängigkeit ist ihm wichtiger, als die Gemeinsamkeit.

Ich wollte nicht wie viele heute einfach aufgeben und hoffen, dass es mit einem anderen Mann besser funktionieren würde, ich wollte an etwas arbeiten. Zum Ende hin haben wir uns immer mehr gestritten und die Trennung zeichnete sich immer deutlicher ab.

Mein Kummer entsteht also nicht dadurch, dass ich plötzlich vor dem Ende einer Beziehung stehe, sondern, dass ich erkennen muss, dass dieser Mensch, den ich so sehr in meinem Leben wollte darin eigentlich keinen Platz hat, weil es bedeuten würde, dass wir unsere Bedürfnisse dem anderen opfern müssen. Das habe ich jetzt ein Jahr lang versucht und es hat mir viele traurige Momente gebracht. Glücklich bin ich jetzt trotzdem nicht, da ich meine Gefühle ja nicht einfach abstellen kann und meine Zukunftspläne nicht mehr vorhanden sind im moment.

Das bringt mich wieder zu meinem Anfang zurück. Kann jemand verstehen, dass diese Art von Liebeskummer genauso schmerzt wie andere? Wer bis hierhin gelesen hat, Danke!
Allein das ist schon ein Trost.


Lieben Gruß.

07.05.2017 17:12 • #1


K
Liebe C_P08,

ich kann dich sehr gut verstehen, ich leide momentan noch darunter. Distanz hat mein Partner auch gerne, der S. ist allerdings, wenn wir zusammen sind, erfüllend. Auch gibt er sich momentan sehr viel Mühe, Nähe zu zeigen. Aber jederzeit könnte es auch wieder kippen, obwohl er mir sagt, dass er gerne wirklich eine richtige Beziehung möchte und sie auch halten will. Aber man sagt viel, es fällt ihm sichtlich schwer, es umzusetzen.

Ich frage mich wirklich auch oft, was mich davon abhält, ihn zu verlassen. Auch enttäuscht er mich oft, Charakterschwäche zeigt er leider auch manchmal. Halt ein durch und durch Single-Mann mit nie geführten, richtigen Beziehungen.

Du hast den Absprung für dich geschafft und darauf kannst du sehr stolz sein! Du achtest auf dich und deine Bedürfnisse. Ich schaffe es leider noch nicht.

07.05.2017 17:20 • #2


A


Trennung wegen verschiedener Ansichten über Nähe

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Thommy75
Hallo,

schön geschrieben und ich kann dich sehr gut verstehen. Bei mir waren es 2,5 Jahre und es ist auch erst seit über 1 Woche vorbei. Die Probleme die du schilderst kenne ich nur zu gut. Nur, dass es bei uns der weibliche Part war dem die Nähe nicht gut getan hat. Sie hat sich dann letztendlich getrennt. Obwohl ich die Probleme gesehen habe, wollte ich dennoch daran festhalten. Und ich kann dir sagen: Ja! Auch eine einvernehmliche Trennung schmerzt genauso wie der Tod eines geliebten Menschen. Ich leide auch sehr darunter...

Ich wünsche dir viel Kraft!

LG, Thomas

07.05.2017 17:33 • x 1 #3


C
Hallo,

schau dir mal dieses Thema an. Da geht es auch um ein unterschiedliches Bededürfnis nach Nähe innerhalb der Beziehung.

unterschiedliches-naehebeduerfnis-belastet-beziehung-t23128.html

07.05.2017 19:21 • #4


C
Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für eure Antworten. Da fühle ich mich gleich etwas besser verstanden und es ist schön zu wissen, dass es noch andere Menschen gibt, die ähnliches durch leben.


@cora67: Danke für den Link.
Auch wenn das Thema bereits eine Weile zurück liegt, kann ich mich doch sehr gut darin wieder finden. Das durchlesen hat mir aufjedenfall Mut gemacht, dass es die richtige Entscheidung gewesen ist, auch wenn sie schmerzt.

Lg,

Carina

07.05.2017 19:43 • #5


Pauline1001
Hallo.
Ich schreibe einfach mal los. Sind meine ersten Sätze hier auf dieser Plattform.
Mir geht es ähnlich.

Wir lernten uns vor 7 Monaten über eine Online-dating-Seite kennen. Uns trennten 150 km, er relativ frisch getrennt von seiner Frau, 2 Kinder. Ich war schon am Anfang skeptisch, aber er hat nicht locker gelassen. So sind wir zusammen gekommen, konnten uns nur alle zwei Wochen sehen. Mir fiel es schwer, die Distanz zu bewältigen, da er zum Beispiel nicht gern telefoniert und somit viel Kommunikation über WhatsApp lief.
Er hat seiner NochFrau nie von uns erhält, was mir das Gefühl hab dass er nicht zu mir und der Beziehung steht. Trotzdem hat er mir immer wieder Versprechung gemacht; dass sich etwas ändern wird. Es gab immer wieder Diskussionen, dass er Zeit für sich benötigt, dass sein Job ihn sehr einnimmt, die Scheidung und die Distanz. Er äußerte mehrmals, dass er nicht weiß ob er sich voll und ganz auf eine Beziehung einlassen kann. Zweimal wollte ich mich trennen, dann kämpfte er um mir dann wiederum seine Skepsis uns gegenüber zu zeigen. Gestern haben wir nach einer erneuten Diskussion die. Erziehung endgültig beendet. Er meint er brauch Freiraum und Zeit für sich, kann dies im Moment nicht ändern. Und ich habe immer mehr gemerkt, wir unglücklich ich bin und dass meine Gefühle und Bedürfnisse in dieser Beziehung ausreichend Platz hatten.
Ich bin hin und her gerissen. Schwanke zwischen der Einsicht die richtige Entscheidung getroffen zu haben und einer Hoffnung, dass er kämpft. Was realistisch gesehen gar keinen Sinn hätte. Unsere Vorstellungen von Nähe und Distanz gehen zu weit auseinander, auch wenn wir in anderen Dingen sehr gut zueinander gepasst haben und ich ihn deswegen sehr vermissen. Vielleicht fühle ich mich mit der endgültigen Situation etwas ruhiger, als mit der emotionalen Achterbahn, die wir in den letzten Monaten hatten.

Klingt irgendwie wirr - aber so fühle ich mich momentan auch.

07.05.2017 20:51 • #6


C
Hallo Pauline1001,

danke, dass du deine eigenen Gedanken mitteilst.
Deine Situation klingt ebenfalls nicht gerade einfach und ich kann deine Gefühle gut nachempfinden.

Das eure Beziehung von Anfang an eher verheimlicht wurde, ist an sich schon mal kein gutes Zeichen für eine gemeinsame Zukunft.
Das andere Bereiche gut zusammen passen kenne ich ja selbst und doch habe ich in letzter Zeit begriffen, dass gerade Nähe und Distanz zwei Bereiche sind, in denen Kompromisse nur schwer umzusetzen sind in meinen Augen, sofern die Bedürfnisse da weit auseinander gehen.

In einem Punkt möchte ich dir noch meine Meinung mitgeben; das Thema Hoffnung, dass darum gekämpft wird, muss man schweren Herzens aufgeben denke ich.
Das habe ich jetzt zwei Wochen getan und gehofft, dass mein Ex Freund sich besinnt und ihm klar wird, dass er nicht ohne mich leben möchte. Stattdessen kam am Freitag eine Nachricht, dass er mir meine letzten Sachen vorbei bringen möchte und es ihm im Alltag jetzt wieder besser gehen würde, ungebunden.
Das war schon schmerzhaft zu lesen, aber hat mir nochmal vor Augen geführt, dass von ihm nichts mehr kommen wird.
Menschen, für die Unabhängigkeit so große Priorität hat sehen glaube ich keinen Sinn darin um eine Person zu kämpfen.
Man soll mich bitte nicht falsch verstehen, ich bin absolut kein klammernder Mensch und brauche auch viel Zeit für mich. Allerdings ist es bei ihm viel, viel stärker ausgeprägt.

Ich wünsche dir, dass du die kommende Zeit gut überstehst

Lg

07.05.2017 22:03 • #7


Pauline1001
Vielen Dank für die Worte C_P08,

Ich verstehe es nicht falsch! Rational sehe ich es genauso, dass er nicht kämpfen wird und das so auch der beste Weg ist. Für uns beide. Auch ich benötige Zeit für mich, aber Partnerschaft bedeutet für mich auch ein WIR und das kann er mir nicht geben. Deswegen habe ich gestern den Entschluss gefasst, dass er gehen soll.
ich hatte nie einen richtigen Platz in seinem Leben , so dass sich mit der Trennung gefühlt nichts ändern wird. Aber trotzdem vermisse ich ihn. Aber das wird auch vergehen...

Ich wünsche Dir auch viel Kraft!

07.05.2017 22:17 • #8