Trennungsschmerz und Angst vor dem Alleinsein

M
Ihr Lieben,
mittlerweile bin ich so verzweifelt dass ich mich sogar schon an völlig fremde Menschen wende um getröstet zu werden.
Meine Situation: Anfang April lernte ich über das Internet einen Mann kennen, wir trafen uns und verstanden uns einfach blendend. Am Abend des ersten Dates kam es auch schon zum ersten Kuss und wir verbrachten in den Wochen darauf viel Zeit miteinander. Irgendwie schien alles zu passen. Wir hatten viele gemeinsame Interessen und schienen auch beide das Gleiche vom anderen zu wollen. Eine Beziehung. Die hatten wir dann auch und er stellte mich sehr schnell (nach etwa einem Monat) seinen Eltern und engsten Freunden vor.
Nach und nach merkte ich, dass sich der Alltag in unsere Leben zurück schlich und die tollen, romantischen Momente weniger wurden und wir oft nur aus Gewohnheit Zeit miteinander verbrachten. Ich sprach ihn mehrmals darauf an und er sagte mir, dass er mir keine Garantie dafür geben könne, dass wir auch in einem Monat oder einem Jahr zusammen wären. Das verletzte mich unglaublich sehr, war ich doch so verliebt. Ich spürte, dass ich mehr Gefühle für ihn hatte, als er für mich. Ich wurde unsicher, zickig und überempfindlich. Unsere Treffen waren zunehmend angespannt und nachdem es für ein oder zwei Wochen so schlecht lief, trennten wir uns.
Er sagte, dass er sich mit mir keine Zukunft vorstellen könne, dass er mich sehr gern möge und mich nicht verlieren wolle allerdings eben nur als platonische Freundin.
Der Klassiker: Lass' uns Freunde bleiben.
Als ich ihm sagte, dass ich das nicht könne, akzeptierte er das.
Nach einer Woche Trennung, trafen wir uns, um uns auszusprechen. Das Gespräch tat uns beiden gut und wir besprachen Dinge, die wir besser schon während unserer Beziehung hätten besprechen sollen. Er sagte, dass er mich nicht als Frau für sein ganzes Leben sieht und es unfair finden würde, mir etwas vorzuspielen und mir Hoffnungen zu machen.
Am Ende des Gespräches beschlossen wir, es noch ein mal langsam angehen zu lassen, ohne Erwartungen und mit mehr offenen Gesprächen. Er meinte er wisse nicht, ob sich seinerseits noch tiefere Gefühle entwickeln würden und er wolle mir nicht noch ein mal weh tun, wenn es nicht so wäre.
Indem ich sagte, dass ich wisse, dass es für keine Beziehung eine Garantie gebe, bin ich das Risiko ein weiteres Mal verletzt zu werden eingegangen.
Das Gespräch ist nun eine Woche her und zu Beginn war ich optimistisch, dass ich meine Gefühle im Griff hätte. Mittlerweile habe ich jedoch das Gefühl, ich würde ihn zu etwas zwingen was er nicht möchte.
Wir sind noch zusammen, allerdings überlege ich, ob ich es beenden sollte, weil mich die Angst wieder von ihm verlassen zu werden so quält.
Ich stecke mitten in den Prüfungen für die Uni und kann mich auf nichts konzentrieren. Ständig hoffe ich, dass eine Nachricht von ihm kommt. Unsere Treffen liefen bisher immer gut. Wir haben uns gut unterhalten und ich merke dass er mich mag, aber ich merke auch dass etwas nicht so ist wie es sein sollte.
Ich habe solche Angst allein zu sein und möchte ihn nicht verlieren. Natürlich hat er auch einige Eigenschaften, die ich nicht so gern mag, aber ich könnte mit ihnen leben.
Er sagt mir beispielsweise nie, dass er sich freut mich zu sehen oder dass ich ihm fehle. Er spricht nie über Gefühle (außer bei unserem einmaligen Gespräch) und ist ein absolut rationaler und oft auch gefühlskalter Typ. Aber wie jeder andere Mensch auch, möchte ich mich natürlich geliebt oder wenigstens gebraucht fühlen. Er vermittelt mir aber das Gefühl, dass er auch super allein zurecht kommt.
Für ihn wäre eine erneute Trennung vielleicht ein, zwei Tage schwer, aber danach würde er einfach weitermachen. Ich hingegen habe das Gefühl, dass eine Trennung mich in ein Loch stürzen würde. Klar, die Welt dreht sich weiter, auch ohne ihn. Das ist mir klar und ich weiß, dass es mir vermutlich nach zwei, drei Wochen auch nicht mehr so schlecht gehen würde. Ich habe einfach Angst, dass er spurlos aus meinem Leben verschwindet.

Ich bin einfach völlig ratlos. Wir sehen uns am Mittwoch und ich überlege, ob ich mich da von ihm trennen sollte, bevor er es irgendwann tut. Aber gebe ich möglicherweise zu früh auf? Sollte ich versuchen meine Emotionen im Zaum zu halten und einfach froh sein, dass ich ihn habe?

Ich weiß nicht weiter. Mein Kopf sagt mir, dass es mir gut tun würde, mich von ihm zu trennen und dass ich mich nur quäle. Mein Herz sagt mir, dass ich ihn nicht verlieren will und es weiter versuchen sollte.
Ich will ihn nicht bedrängen, nerven oder gar eine Klette sein. Jeder braucht seine Freiheit in einer Beziehung, vollkommen klar! Ich gebe sie ihm und versuche verständnisvoll und entspannt zu sein.

Können sich Gefühle nachträglich entwickeln? Er sagt, dass er nicht verliebt ist. Warum will er es dann trotzdem nochmal versuchen? Angeblich macht er das nicht aus Mitleid, sondern weil er mich nicht verlieren will. Ich meine...WAS zu Hölle soll das bedeuten? Er ist nicht verliebt, will mich aber nicht verlieren? Er kann sich mit mir keine Beziehung für immer vorstellen, versucht es aber trotzdem nochmal?
Ich bin so verwirrt. Klar muss ich an erster Stelle mit ihm darüber sprechen, aber ich musste mir den ganzen Mist jetzt mal von der Seele schreiben. Meine Freunde und meine Familie haben langsam kein Verständnis mehr für mich.

Mir ist bewusst, dass mir hier niemand ein Geheimrezept verraten kann, trotzdem bin ich dankbar für ehrliche, aufbauende, Trost spendende Worte.

Danke!

04.07.2016 17:20 • #1


NaturalCause
Hey Du
Dein Freund könnte meine Ex sein. Auch wir haben uns nur über 4 Monate kennengelernt und intime Momente verbracht.
Doch auch sie gab mir das Gefühl nicht richtig bei der Sache zu sein. Das macht in der Tat unsicher.
Anfangs war das nicht so, doch die letzten 1-2 Monate gab sie mir klar zu spüren, dass da keine Zukunft existiert. Ja sie hats mir sogar gesagt. So wie deiner.
Auch sie war kalt. Auch sie genoss ihr Leben, ob mit oder ohne mich.
Das gibt’s in der Anfangsphase. Manche bestehen sie und manche nicht. Und wenn ihr bereits jetzt solche Gespräche führen müsst, dann sorry, ist es nicht das, was es sein sollte.
Ich brauchte auch relativ lange bis mir das bewusst wurde.
Eine Beziehung muss auf Augenhöhe stattfinden. Es kann nicht sein, dass immer eine Seite mehr will und alles geben muss, während die andere nichts investiert.
Meine Ex hat sogar gesagt, dass sie sich nicht ändern wird. Wir probierten zwar auch noch mal einen 2. Anlauf, aber der brachte nichts. Sie distanzierte sich mehr und mehr.
Also ich sage dir. Wenn du es wirklich fühlst, dass da zu wenig kommt und er es nicht fühlt und nur aus Laune mit dir zusammen ist, brich es rasch ab.
Ich wünschte ich hätte mir diese Gedanken wie du sie jetzt machst, früher gemacht. Ich ging durch ein Gefühlschaos, das kannst du dir nicht vorstellen.
Mal war sie nett, dann wieder kalt, dann meldete sie sich nie, dann plötzlich wollte sie wieder, ein Hin und Her. Und ich wollte doch einfach nur eine normale Beziehung.
Das geht aber nicht, wenn es einseitig ist.
Und er sagt dir ja klipp und klar, dass er zu wenig fühlt. Und wenn die Gefühle so früh nicht da sind, ja wann kommen die dann? Genau, nie.
Am Anfang ist man immer euphorisch. Binde dich aber nicht zu sehr an diese schönen Momente. Das tat ich auch, konnte nicht verstehen, warum sie plötzlich so anders wurde.
Es passiert einfach. Sie konnte es selber nicht erklären.
Spätestens wenn er eine Neue kennenlernt, die ihm wirklich rundum passt und er Gefühle für sie entwickelt, wird er dich abservieren. Dann wird es noch härter sein für dich.
So bei mir geschehen. Jemand Neues kennengelernt und vorbei wars mit uns. Wobei ich doch so gekämpft habe. Das war ihr egal.
Und glaube mir, der Trennungsschmerz ist glücklicherweise auch nicht so stark, weil die Bindung zwar intensiv war, jedoch nicht wirklich lange. So kannst du dich rasch lösen und dich wieder auf dich konzentrieren. Mir geht’s gut und es ist erst/schon 2 Monate her.
Finde es schade, aber auch nicht viel mehr. Jetzt nerve ich mich viel mehr darüber auf, dass ich so viel Nerven und Energie in sie gesteckt habe.
Sie war es nicht wert. Nur wurde mir das erst spät bewusst.
Immerhin ist er ehrlich mit dir. Es liegt nun an dir was du daraus machst. Wenn du tough bist, kannst du es ja noch weiterziehen. Aber er wird dich früher oder später verlassen.
Es sei denn er ist sich auch etwas unsicher. Sobald aber eine andere über den Weg läuft, glaube ich, wird er dich verlassen. Er fühlt es ja nicht mit euch.
Warum sollte so jemand bleiben?

04.07.2016 18:01 • #2


M
Hey,

es ist hart, das so zu lesen. Und doch ist es genau das, was mir mein Verstand auch sagt. Ich habe Angst davor verlassen zu werden wenn er jemanden kennenlernt, mit dem es passt. Es fällt mir schwer das zu akzeptieren, denn ich wäre für ihn gern dieser Jemand.
Die Erwartungen an unsere Beziehung waren und sind so hoch. Er ist 30 Jahre alt und ich bin seine erste richtige Freundin. Ich versuche mir einzureden, dass es daran liegt. Dass er verunsichert und überfordert ist, aber du hast recht: Wenn die Gefühle jetzt nicht existieren, dann kommen sie wohl auch später nicht mehr. Ich verschwende nur Zeit und Mühe um etwas zu retten, das nicht zu retten ist.
Diese Erkenntnis ist gerade so unglaublich hart. Noch gestern Abend saßen wir im Garten, haben Wein getrunken, uns gut unterhalten,später einen Film geschaut und miteinander geschlafen. Bis dahin habe ich mich gut gefühlt. Doch als ich schlafen wollten, kam mir der Gedanke, dass er wahrscheinlich nur eine Freundschaft Plus will. Irgendetwas ohne Verpflichtungen und Verantwortung. Ich habe mich geduldet in seinem Bett gefühlt.
Dieses Gefühl widerstrebt mir absolut, denn ich weiß, dass ich jemanden verdient habe, der ebenso tiefe Gefühle für mich hat, wie ich für ihn. Die Enttäuschung ist riesig, dass er das nicht ist, obwohl am Anfang alles danach aussah.

Nun, besser ich treffe diesmal die Entscheidung zu gehen, als mich nochmal so demütigen zu lassen. Drück mir die Daumen, dass ich stark genug dafür bin.
Ich danke dir für deine ehrliche Antwort!

04.07.2016 18:38 • #3




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