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Vergeben und Vergessen oder Kontakt vermeiden

Kiskeya
Hallo zusammen, dieses Forum ist einfach super und hat mir beim letzten Thread sehr geholfen.
Ich würde gerne eure Meinung bzgl. eines Problems wissen und wie ihr selbst damit umgehen würdet.

Im 1. Thread erzählte ich euch von meiner Schwangerschaft und ich entschied mich am Schluss dazu das Kind zu behalten. Seitdem sitzt mir der ungewollte Kindsvater im Nacken, der immer noch versucht mich zur Abtreibung zu drängen.

Hier geht es aber um meine Familie. Ich wurde aus Haiti adoptiert. Zur leiblichen Familie besteht kein Kontakt und meine deutsche Adoptivfamilie ist relativ zerstritten, aber ich habe einen guten Kontakt zu meinem Adoptivvater.
Natürlich erzählte ich ihm vor lauter Vorfreude von meiner Schwangerschaft. Er erzählte das in der Familie weiter, was auch okay ist. Sie hätten es sowieso erfahren. Aber seitdem versucht meine Adoptivmutter ständig Kontakt zu mir aufzunehmen.

Ich habe damals den Kontakt zu ihr abgebrochen, weil sie mir gar nicht gut tat und es innerhalb der Familie ständig Ärger gab (Intrigen, Streitereien wegen Geld, Vorwürfe etc. die Polizei war auch schon mehrfach involviert) Sie lästert sehr viel und hält sich für perfekt, während alle anderen nur Fehler machen. Es gab Schläge bei uns und sie vertritt generell die Meinung, dass eine strenge Erziehung viel besser wäre.
Sie ist - für mich - ein sehr toxischer Mensch und seitdem ich den Kontakt zu ihr abgebrochen habe, ging es mir auch langsam viel besser.
Da ich immer noch mein Abitur nachmachen will, brauche ich keine Menschen im Leben, die mir sagen, dass ich nichts bin oder nie etwas im Leben erreichen werde. Klar, ich bin keine perfekte Tochter. Ich habe auch Fehler gemacht, aber irgendwann war auch alles zu viel und Grenzen wurden deutlich überschritten.

Nun ist es so, dass sie sehr krank ist. Sie ist sehr alt und man hat seine Eltern auch nicht für immer. Mir war das schon länger bekannt, aber immer wenn es eine erste Annäherung gab, endete das in Streitereien mit einem Berg voller Vorwürfe und Beleidigungen (und damit meine ich Dinge wie Schwein, undankbares Kind, wir schicken dich zurück etc.) Und der Kontakt brach wieder ab.

Ich weiß, dass sie nur wegen der Schwangerschaft den Kontakt zu mir aufnehmen will. Vorher hat sie seit Jahren nicht gefragt wie es mir geht. Nun ja, deswegen hier die Frage: Was würdet ihr machen?

Einerseits wünsche ich mir eine heile Familie und es wäre schön unterstützende Großeltern zu haben. Sie ist alt und krank und ich habe Angst, dass ich mir später Vorwürfe mache, wenn es zu spät ist.

Andererseits passt mir ihr Erziehungsstil nicht (ich habe schon gesehen, wie sie den Sohn meiner Schwester geschlagen hat) und diese ständige Rechthaberei und Lästerei. Ein Kind kriegt diese Lästereien mit. Bin ich eine undankbare Adoptivtochter, wenn ich den Kontakt verweigere und dem Kind die Großmutter vorenthalte?

Ich bin dankbar in Deutschland zu sein und ich nutze diese Chance. Sie haben mich hierher geholt. Aber andererseits ist meine Familie sehr toxisch. Und der Kindsvater sitzt mir auch im Nacken. Was soll ich tun?

05.05.2020 07:25 • #1


bifi07
Guten Morgen!
Wie geht es dir denn bei dem Gedanken, dass du ihr gegenüber stehst? Stell dir das mal bildlich vor.
Könntest du es verkraften, wenn sie dich in deiner jetzigen Situation wieder beschimpfen würde, oder wärst du stark genug, ihr einfach dann den Rücken zu kehren.
Ich verstehe deine zerissenen Gefühle, aber ich würde es eher davon abhängig machen, als mich erniedrigen zu lassen, nur damit sie ihren Willen bekommt, weil sie alt und krank ist.

05.05.2020 07:37 • x 1 #2


A


Vergeben und Vergessen oder Kontakt vermeiden

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K
Das was du dir wünschst, gibt es leider nicht.
Manchmal muss man sich von Wünschen verabschieden.
Sie schlägt ihren anderen Enkel, war dir keine gute Mutter, da ist es Nicht zu erwarten, dass es bei deinem Kind anders macht.
Ich würde mir in deiner jetzigen Situation diesen Stress nicht auch nich antun.
Zumal das Ergebnis jetzt schon festzustehen scheint.
Wäre sie eine liebevolle oma für deinen Neffen, könntest du eventuell über deinen Schatten springen und deinem Kind eine Oma ermöglichen - aber so?
Soll er auch unter ihr leiden?

Nimm deine Kraft und kümmere dich um dich und dein Kind.
Eventuell wacht der Erzeuger auf, wenn das Kind da ist und kann dir eine Stütze sein und das Kind Partiell mitbetreuen, aber auf deine Adoptivmutter solltest du nicht setzen.

05.05.2020 08:00 • x 2 #3


Blanca
Zitat von Kiskeya:
Ich habe damals den Kontakt zu ihr abgebrochen, weil sie mir gar nicht gut tat und es innerhalb der Familie ständig Ärger gab (Intrigen, Streitereien wegen Geld, Vorwürfe etc. die Polizei war auch schon mehrfach involviert) Sie lästert sehr viel und hält sich für perfekt, während alle anderen nur Fehler machen. Es gab Schläge bei uns und sie vertritt generell die Meinung, dass eine strenge Erziehung viel besser wäre.

Zitat von Kiskeya:
Sie ist - für mich - ein sehr toxischer Mensch und seitdem ich den Kontakt zu ihr abgebrochen habe, ging es mir auch langsam viel besser.

Zitat von Kiskeya:
immer wenn es eine erste Annäherung gab, endete das in Streitereien mit einem Berg voller Vorwürfe und Beleidigungen

Zitat von Kiskeya:
Ich weiß, dass sie nur wegen der Schwangerschaft den Kontakt zu mir aufnehmen will. Vorher hat sie seit Jahren nicht gefragt wie es mir geht.

Zitat von Kiskeya:
Einerseits wünsche ich mir eine heile Familie und es wäre schön unterstützende Großeltern zu haben. Sie ist alt und krank und ich habe Angst, dass ich mir später Vorwürfe mache, wenn es zu spät ist.

Zitat von Kiskeya:
Ich bin dankbar in Deutschland zu sein und ich nutze diese Chance. Sie haben mich hierher geholt. Aber andererseits ist meine Familie sehr toxisch.

Zitat von Kiskeya:
Was soll ich tun?

Mach Dir mal eine Liste, um das Ganze für Dich selbst ein wenig auszuloten.

Linke Spalte: Meine Erwartungen
Mittlere Spalte: Bisher erlebte Realität
Rechte Spalte: Erwartung voraussichtlich erfüllbar? Y/N

Dann schau Dir mal Deinen Beitrag an und füll sie entsprechend aus.

Wenn die rechte Spalte voller Y sein sollte, könnte das dafür sprechen, einen letzten Anlauf zu nehmen mit der alten Dame. Ansonsten würde ich die Finger davon lassen.

Vor allem würde ich den Anlauf nicht wagen, um evtl. eine Oma zu finden, die Dir das Kind schon mal abnimmt. So verlockend das für eine Alleinerziehende scheinen mag: Jemand der sein Leben lang für autoritäre Erziehung plädiert hat und den Du selbst beim Schlagen beobachten hast können, dem würde ich kein Kind anvertrauen wollen.

Du schreibst, es sei Dir besser gegangen ohne diesen - toxischen - Kontakt. Wenn es Dir als Erwachsene schon so geht, was glaubst Du wohl, wie (D)ein Kind sich erst damit fühlen würde?

Was das letzte Zitat betrifft, so kann ich Deine Dankbarkeit nachvollziehen. Bedenke aber bitte auch, dass Du zum Adoptionszeitpunkt noch klein warst und Dir somit sicher nicht aussuchen konntest, nach Deutschland zu kommen. Es war die freie Entscheidung Deiner Adoptiveltern, Dich anzunehmen und hierherzubringen, nicht Deine eigene.

Wäre die Adoptionsbehörde Deinen Eltern drauf gekommen, dass es toxische Zustände innerhalb ihrer Familie gibt, so hätten sie Dich niemals bekommen. Die Auswahlkriterien sind streng, vermutlich haben sie also damals irgendwo auch falsche Angaben gemacht, was ihre Familienverhältnisse betrifft.

Und warum glaubst Du, haben sie sich überhaupt zur Adoption entschieden? Sie wollten offenbar unbedingt ein Kind haben und konnten nur in Haiti noch eines bekommen. Man muss schon einen sehr starken Kinderwunsch haben, um sich so weit dafür aus dem Fenster zu lehnen.

Insofern denke ich, dass auch Deine Eltern Anlass zur Dankbarkeit haben. Dein Beitrag liest sich nämlich recht sympathisch und mir schwant, dass Haiti ihnen mit Dir ein kostbares Geschenk gemacht hat, das sie sonst nirgendwo mehr hätten bekommen können. Vermutlich hast Du Ihnen schon als Baby viel Freude bereitet - ohne Dich jetzt selbst noch daran erinnern zu können.

Diese Form von Glück kennt keinen Preis und ich finde, Deine Eltern sollten mindestens so dankbar dafür sein, Dich in ihrem Leben zu haben, wie Du es ihnen für Dein Aufwachsen in Deutschland stets geblieben bist.

Was ich damit sagen will: quid pro quo. Du schuldest Ihnen dafür nichts - ausser, jetzt weiter flügge zu bleiben und mit Deinem eigenen Kind so glücklich zu werden, wie es eben geht.

Sollte die rechte Spalte dich also mit allzu viel N füllen, dann bleib bitte bei Dir und fühl Dich nicht schuldig, wenn Du einem inneren Gefühl folgst, das Dir rät, lieber weiterhin Distanz zu Deiner Grossmutter zu wahren, nachdem jegliche Kontaktversuche bisher im toxischen Sand verlaufen sind.

Helfen kann im übrigen auch sich vorzustellen, wir wären 70 Jahre weiter und dass Du auf Deinem eigenen Sterbebett liegst. Jemand bietet Dir die Möglichkeit an, zum heutigen Tag zurückzureisen. Würdest Du Deine jetzt getroffene Entscheidung noch einmal so vornehmen, oder besteht die Möglichkeit, dass Du sie korrigieren wirst wollen? In der Realität Deiner Zukunft wird es ja nun mal keine Zeitmaschinen geben.

Ich hoffe, dass ich Dir ein paar Anstöße liefern konnte, wie Du selbst zu Deiner Entscheidung gelangen kannst und wünsche Dir und Deinem Kind viel Glück, wie immer sie ausfallen mag.

05.05.2020 08:53 • x 1 #4




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