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Vergeblicher Liebeskummer - wie komme ich da raus?

S
Hallo,

ich habe mich hier angemeldet, da ich mit niemanden über meine Situation in real reden möchte. Es geht natürlich um Liebeskummer etwas mehr als das Normale Maß eventuell. Wer sich dazu äußern mag, gerne erzähle ich meine Story: Ich (Ü40) hatte schon seit längerem mit Überarbeitung im aktuellen Job zu kämpfen. Im letzten Jahr (es fing im Frühsommer an) wurde es dann extrem und ich ließ mich irgendwann von meiner Frau überreden, zu meinem Hausarzt zu gehen, um mich für ein paar Tage krankschreiben zu lassen und mir seine Meinung einzuholen. Nebenbei: Im Endeffekt wurde mir später eine Anpassungsstörung bzw. leicht-mittelschwere Depression diagnostiziert. Das beinhaltete Schwermütigkeit, Weinen wegen gedanklicher Auswegslosigkeit, bis hin zu Gedanken wie ich mich am besten umbringen kann. Ich traf dann beim Hausarzt auf die damals recht neu eingestellte Assistenzärztin, wo ich im ersten Augenblick dachte Na toll, jetzt muss ich mich bei einer Frau ausheulen. Nach sehr kurzer Zeit merkte ich aber, das ich Ihr alles über mich hätte erzählen können. Ich begriff schnell, das es mir gut bekam, meine Probleme mit Ihr zu besprechen. Ich konnte mich weder mit meiner Frau noch mit guten Freunden über meine Situation im Job und die entsprechenden Auswirkungen privat unterhalten, bei Ihr war es das krasse Gegenteil. Sie hat wirklich sehr gut zugehört, geantwortet und sich Zeit für mich genommen. Die psychosomatische Grundversorgung war in den Momenten perfekt. Auf Anraten der Ärztin habe ich mich dann auch in therapeutische Hilfe (Psychotherapie) begeben das hätte ich wohl bei jedem anderen Arzt abgelehnt. Zur Überbrückungszeit (weil man Termine für eine Therapie erst nach Wochen/Monaten bekommt) bin ich noch mehrmals bei Ihr zur Sprechstunde gegangen, um mich über Wasser zu halten. Ich hatte dann glücklicherweise eine tolle Therapeutin gefunden. Die Therapie ist jetzt seit ca. zwei Monaten beendet und ich fühle mich wieder stabil im Job und auch Privat, das ist alles verarbeitet.
Alles könnte also gut sein, aber leider muß ich wirklich jeden Tag, immer wieder an meine Ärztin denken. Wenn ich alleine bin, höre ich gerne absichtlich depressive Musik und denke dabei extra an Sie, entwickle Vorstellungen worin ich Sie vielleicht einmal privat antreffen könnte und was ich mit Ihr dann sprechen würde. Einmal glaubte ich, das Sie in einem Geschäft zur Tür reinkommt und ich hatte sofort Herzrasen es war aber eine Verwechslung. Ich gebe auch zu, das ich im Internet nach Information geschnüffelt habe, um mehr über Sie zu erfahren. Dazu habe ich u. a. ein paar Fotos oder Hinweise gefunden und Sie mir abgespeichert. Ich bin damals teilweise morgens zur Arbeit extra einen Umweg an der Praxis entlang gefahren um zu schauen ob ich Sie dort sehen würde. Ich weiß ungefähr, wo Sie wohnt und fahre (selten) dort zufällig mal vorbei. Bitte denkt nicht, das hier ein Psycho schreibt, der jemanden auflauern will oder irgendwelche S. Gedanken hegt oder einer Person schaden will. So ist es nicht - da bin ich ganz sortiert und realistisch. Ich fühle mich eher in diesen Momenten wie ein Teenager, laufe einer unerreichbaren Liebe hinterher oder bin wie ein Dro., der sich (gedanklich) berauschen muß. Ich mache mir generell auch keine Illusion, mit diesem Menschen zusammen zu kommen, das will ich ja auch gar nicht, aber ich bekomme die Frau nicht aus meinem Kopf mittlerweile seit fast einem Jahr. Ich hoffe, ich konnte das halbwegs verständlich beschreiben. Danke für's Durchlesen, vielleicht habt Ihr Ratschläge oder ähnliche Erfahrungen?

08.08.2019 10:11 • x 1 #1


N
Nun ich denke mal das Dir Ihre Aufmerksamkeit wichtig geworden ist... Du solltest nur dabei nicht vergessen das es Ihr Beruf ist....
Deine Welt ist im Moment eher unstabil und ich denke diese Stabilität mit der Ärytin ist der ausschlaggebende Punkt.
Vieleicht hilft es Dir mit Deiner Frau auf die Weise zu kommunizieren wie Du es mit der Ärztin tust...

08.08.2019 10:23 • x 2 #2


A


Vergeblicher Liebeskummer - wie komme ich da raus?

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Spreefee
Hi und Willkommen hier

Das was du gerade erzählst ist nix Neues. Viele Patienten mit deiner Diagnose sehen dann im helfenden Arzt den idealen Partner.

Und es ist und bleibt eine Illusion! Und es kommt heufig vor. Sogar finden Patienten gerade bei Therapeuten des anderen Geschlechts ihren akzeptierten Zuhörer.

Der Arzt / Therapeut ist dein Spiegel!

Was du in ihnen siehst, ist das wasdir fehlt. Gerade in deinem jetzigen Alter kommt es oft zu einer Sinnkrise.

Der richtige Anlaufpunkt ist für dich ein Psychiater und ein Therapeut.

Vor allem fange an für dich selbst zu sorgen. Lerne nein zu sagen, wo du nein meinst!

Ich denke, dass deine Frau in Sorge um dich ist. Leider kann sie dir nicht helfen.

Wenn du dir wirklich helfen willst, gehe in die tiefenpsychologische Klinik / Station in der nächsten Klinik in deiner Umgebung. Eine Auszeit von 8 - 16 Wochen wird dir extrem helfen.

Du lebst dein Leben. Du bist für dich und dein Wohlergehen verantwortlich. Du hast mit deiner Diagnose das Heft zum Handeln in der Hand. Entschuldige dich nicht mit deinen Diagnosen. Du kannst aktiv etwas dagegen tun.

Wenn du willst, wenn du etwas ändern möchtest, dann ist es jetzt an der Zeit zu handeln.

Sei es dir selbst wert!

Finde keine Gründe es nicht zu tun. Das ist zu einfach und damit gibst du dich selbst auf! Die Folge ist, dass du die Depression verstärkst. Dein Leid wird noch größer!

08.08.2019 10:41 • x 3 #3


S
Guten Morgen,

Danke für Eure Antworten. Richtig, ich sehe es genauso und weiß das auch sehr gut einzuschätzen. Ich bin vollkommen realistisch und bei klarem Verstand, deswegen möchte ich aus der Situation rauskommen (es geht nur um den Liebeskummer welcher sich mal mehr oder weniger seit längerer Zeit in meinem Kopf abspielt).
Sie ist verheiratet, lebt ihr eigenes Leben und wird an mir überhaupt kein Interesse haben. Ich habe auch nicht die Absicht, sie deswegen anzusprechen. Sie hat nur Ihren Job gemacht als ich damals mit meiner Depression verunsichert und hilflos gewesen bin und diente als eine Art Auffangstation, als es mir dreckig ging bis hin zum Therapiebeginn.

WIe erwähnt, sind auch meine eigentlichen Probleme der Depression von damals sehr gut in der Psychotherapie verarbeitet worden. Insgesamt bin ich damals über 2 Monate krankgeschrieben worden und hatte auch eine gesunde Ausszeit, um in mich zu gehen und mich zu sammeln.
Ich komme wieder sehr gut zurecht im Leben, empfinde Freude, habe auch keine Probleme mit meiner Frau (hege auch nicht die Absicht, sie zu betrügen), ich bin sportlich, halte mich für mein Alter noch für ganz gut aussehend, pflege meine Hobbys und Freundschaften, auch Stress auf der Arbeit kann mir nichts mehr ab - ich gehe sogar wieder gerne arbeiten und identifiziere mich mit meinem Job wie früher.

Es dreht sich akut nur um dieses Ding, das sich mehr oder weniger meine Gedanken auf einmal nur um die Ärztin drehen. Ich möchte lieber nicht mit meiner Frau darüber reden, Sie bekommt davon ja nichts mit und soll sich nicht unnötig Sorgen machen. Eine Therapie diesbezüglich - ich weiß nicht... Ich habe wirklich alles bei meiner damaligen Therapie erzählt, aber darüber kann ich (bis jetzt zumindest) mit niemanden sprechen, der mir gegenüber sitzt. Ich suche also noch einer geeigneten Maßnahme.

09.08.2019 08:04 • #4


Lilli2016
Du kannst jederzeit deinen Therapeuten nochmals aufsuchen, auch wenn die Therapie abgeschlossen ist, kannst du mindestens 1 x im Quartal noch da hin. Und dann würde ich das in der Therapie besprechen.

Für mich ist das ganz klar, dass diese Ärztin damals die erste Person war, die dir in einer ausweglos erscheinenden Situation neue Hoffnung gemacht hat. Quasi deine Retterin... Sie war zu der Zeit genau das, was du brauchtest und dir niemand anderes geben konnte. Du bist ihr dafür sehr dankbar und hast das Gefühl, in ihr jemanden gefunden zu haben, der dir sehr nahe ist, der dich versteht, der weiß, wie man die helfen kann, der genau der Mensch ist, der deiner Seele gut tut. Da kann es schon mal passieren, dass man diesen Menschen nicht gerne wieder verlieren möchte.

Sie ist für dich jetzt so ein Ideal, etwas Unerreichbares, du projizierst ganz viele Vorstellungen in sie hinein und hast dich genau darin auch verliebt. In eine Vorstellung. Denn du kennst sie ja nicht mal wirklich. Sie hat ihren Job gemacht und zwar sehr gut offenbar. Das ist toll und wirklich etwas, wofür du dankbar sein kannst. Hast du ihr das schon mal gesagt ?

Mich erinnert das ein bisschen an einen in den Star verliebten Teenie. Sind vielleicht ja auch die gleichen Hormone....

09.08.2019 09:28 • x 2 #5


S
@lilli2016: Danke für den Hinweis, meine Therapeutin hatte mir zum Abschluß der Therapie das Gleiche gesagt, also das ich mich jederzeit bei Bedarf sogar für mehrere Gespräche bei Ihr melden kann, ohne wieder komplizierte Anträge mit Wartezeit auszufüllen.

Es ist auf jeden Fall schon gut zu lesen, was andere darüber denken - im Prinzip ja so, wie ich es auch sehe. Das hilft mir schon ein bisschen weiter. Aber noch habe ich Probleme, die Hemmschwelle zu überwinden und die Therapeutin wegen dieser Sache aufzusuchen. Ich hatte immer gedacht, das diese Gefühle von alleine irgendwann abklingen, vielleicht wird das auch irgendwann von selber so funktionieren.

09.08.2019 15:40 • #6


S
Hallo, falls es jemanden interessiert: Ich, als Ersteller dieses Thread habe seitdem gut vier weitere Monate erlebt. Mittlerweile ist der Liebeskummer fast verflogen, die Gedanken zu der Person, zu der ich mich hingezogen fühle (oder fühlte), sind auf ein normales Level (Arzt-Patient, oder wie auch immer) gesunken.

Ich habe auch vor fast knapp Monaten eigenmächtig damit angefangen, meine Tablettendosis zu halbieren. Auch wenn das meine Psychoärztin, wo ich in noch regelmäßigen Abständen zu Kurzterminen hingehe, nicht so toll fand. Ich fühlte mich bereit dazu und mir geht es weiterhin sehr gut. Ich bin überzeugt, das diese Krise meines Lebens überwunden ist. Vielleicht kann ich hiermit anderen etwas Mut machen. Glaubt an euch, seit es euch wert - das Leben kann lebenswert sein! Es gibt noch so viel schönes zu erleben...

20.12.2019 14:01 • x 1 #7


B
Zitat von SonneMond303:
Hallo, ich habe mich hier angemeldet, da ich mit niemanden über meine Situation in real reden möchte. Es geht natürlich um Liebeskummer etwas mehr als das Normale Maß eventuell. Wer sich dazu äußern mag, gerne erzähle ich meine Story: Ich (Ü40) hatte schon seit längerem mit Überarbeitung im aktuellen Job zu kämpfen. Im letzten Jahr (es fing im Frühsommer an) wurde es dann extrem und ich ließ mich irgendwann von meiner Frau überreden, zu meinem Hausarzt zu gehen, um mich für ein paar Tage krankschreiben zu lassen und mir seine Meinung einzuholen. ...


Ich hab das auch schonmal mit einer Physiotherapeutin erlebt, das ist nichts Ungewöhnliches.

Du warst völlig am Ende, völlig labil, und dann kam da eine attraktive Frau, die Dich perfekt aufgefangen hat.

Das passiert häufig, dass Patienten sich genau aus diesem Grund verlieben.

Genau deswegen ist das aber auch gesetzlich so geregelt, dass die Therapeuten nichts mit den Patienten anfangen dürfen.

Du darfst auch nicht vergessen, dass die Frau auch einfach nur ihren Job macht.

Bei mir war das damals so, dass das Verhältnis zu der Physio auch sehr kumpelhaft und flirty war. Bei einer Psychotherapeutin kann ich mir aber kaum vorstellen, dass die mit einem heulenden Patienten flirtet.

Du solltest da weg bleiben und Dich auf Dein Leben konzentrieren. Das ist nichts Reales...

Die Frau ist auch nicht das, was man dann meint. Sie hat im Privaten auch ihre Probleme, Macken, Schwächen.

Du hast halt nur ihre professionelle Seite kennengelernt, mehr weißt Du nicht.

Vielleicht ist sie sogar vergeben.

Vergiss es. Fahr da nicht mehr vorbei und leb Dein Leben.

21.12.2019 14:30 • #8


isaSchreibt
Sowas ähnliches ist mir auch mal passiert, da hatte ich das große Bedürfnis von meiner behandelnden Ärztin adoptiert zu werden, weil sie in meinen Augen die perfekte Mutter war, während meine Mutter es nicht für mich war.

Zitat von SonneMond303:
Glaubt an euch, seit es euch wert - das Leben kann lebenswert sein! Es gibt noch so viel schönes zu erleben...

22.12.2019 00:59 • #9


S
@bohrernudel: Ja klar, du hast 100 % Recht. Ich hatte auch damals schon realisiert, das es totaler Käse ist - mein Kopf war zu der Zeit aber ziemlich unsortiert und anfällig. Zu wissen, das die Vorstellungen und Gedanken falsch (gewesen) sind und man mental nicht dagegen ankommt.. das war ein Dilemma für mich. Die Frau ist auch im Übrigen verheiratet und hat Kinder - ich mag keine Kinder
Irgendwo hat es mir auch in schwierigen Situationen gut getan, mich an die Gespräche und Ratschläge mit Ihr (genauso wie bei der Therapeutin) zu erinnern, wenn ich wegen der damaligen Depression einmal akut down ging.

Ich habe mich hier ja nur nochmal gemeldet, um anderen Leuten, die vielleicht etwas ähnliches durchmachen, meinen Mut zuzusprechen.

@isaschreibt: Ich hoffe, du bist darüber hinweg und hast nun ein besseres Verhältnis zu deiner Mutter.

Alles Gute und Frohes Fest an alle!

23.12.2019 12:17 • #10


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