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Verlassen nach über 10 Jahren, ich weiß nicht weiter

M
Ich will euch mal meine Geschichte erzählen: Ich war zehneinhalb Jahr mit meiner Ex zusammen. Wir hatten wirklich eine sehr innige Beziehung. Sie war meine erste und ausgenommen von ein paar Teenie-Beziehungen einzige Liebe im Leben. Als wir zusammen gekommen sind, war sie 16 und ich 19 Jahre alt. Wir sind sehr schnell zusammen gewachsen und in unsere erste eigene Wohnung gezogen. Ich glaube, dass wir da nicht mal ein halbes Jahr zusammen waren. Sie kommt aus einem sehr schwierigen Elternhaus. Anfangs hatten wir immer sehr viele und heftige Streits miteinander und dann im nächsten Moment tiefe Zuneigung zueinander. Die Anfangszeit mit ihr hat mich schon ziemlich fertig gemacht, aber irgendwie wollte ich mich nicht von ihr trennen.

Ich habe ihr in vielen schwierigen Lebenssituationen geholfen. So sagt sie auch heute noch, dass wenn ich nicht gewesen wäre, sie wahrscheinlich nicht die Kurve bekommen hätte. Über die Jahre hinweg habe ich mein Leben immer mehr nach ihr ausgerichtet. Das heißt, meine eigenen Interessen und Freunde vernachlässigt. Ich hatte eigentlich immer das Gefühl, dass wir zusammen passen und auch ein lebenslang zusammen bleiben.

Doch es kam anders: Sie hat sehr lange Zeit gek. und ist deshalb ist sie in eine Entzugsklinik gegangen. Ich hatte zu der Zeit das erste Mal richtig große Probleme im Leben. Die schon bestanden bevor meine ex in die Klink ging. Ich habe mich total unter Druck gesetzt, um meine Bachelorarbeit zu schreiben und irgendwie ist in mir alles zusammengebrochen. Als meine Ex aus der Klinik kam, hat sie sich ein wenig emotional von mir distanziert und ein halbes Jahr später sagte sie zu mir, dass sie sich von mir trennen möchte. Von heute auf Morgen. Das war der totale Schock für mich. Ich fragte sie warum? Sie sagte, sie habe keine Gefühle mehr für mich. Ich war zu der Zeit schon psychisch sehr angeschlagen und dann kam das noch oben drauf. Gerade in der Zeit hätte ich sie gebraucht. Drei Monate vor der Trennung wollte sie noch ernsthaft Kinder von mir. Ich fragte sie, ob sie das wirklich erst meint mit der Trennung und sie keine Chance mehr für uns sieht. Sie sagte, es ist aus.

Also habe ich meine Sachen gepackt und habe zwei Monate bei einem Freund geschlafen. Ich habe dort mit großer Mühe meine Bachelorarbeit zu Ende geschrieben. Erst konnte ich das alles nicht so richtig realisieren. Ich hatte zwei Wochen nach der Trennung wieder Kontakt zu meiner ex. Ungefähr drei Wochen später hatte sie einen neuen Partner. Die beiden kannten sich schon als ich noch mit meiner ex zusammen war. Habe ihn aber nie kennengelernt. Ca. zwei Monate später sind die beiden zusammengezogen. Das hat mich schon sehr verletzt, wie kann man nur 10 Jahre so schnell vergessen und einen Menschen einfach so schnell austauschen. Ich habe immer wieder versucht, den Kontakt zu ihr abzubrechen, doch es gelang mir nicht. Dann wollte ich wieder eine Freundschaft aufbauen. Wir haben uns geschrieben und hin und wieder getroffen. Ein halbes Jahr nach unsere Trennung wollte sie mich zurück. Sie machte deutliche Anzeichen, dass sie mich zurück will, konnte es mir aber nicht direkt sagen. Mit ihren neuen Mann würde es nicht klappen und sie merkte, was sie an mir hatte. Sie sagte aber nie Entschuldigung und gab mir nie eine aufrichtige Erklärung für das alles. Das macht mich echt wütend.
Mich hat diese ganze Situation sehr runter gezogen und fertig gemacht. Ich wusste und weiß immer noch nicht wie ich damit umgehen soll. Die ganze Trennung und ihr Verhalten hat mir die letzte Kraft geraubt. Wir haben uns weiterhin hin und wieder geschrieben. Von ihr kamen immer so spaßige Nachrichten, so als wenn nie etwas gewesen wäre und ich wartete immer auf ein ernstes Gespräch, auf Erklärungen für die ganze Sache. Nun ist die Trennung 11 Monate her und ich denke immer noch viel an sie. Es tut noch so weh. Sie hat mir vor einem Monat mal geschrieben, ob wir uns mal treffen könnten. Ich habe ihr geantwortet, dass es mir momentan nicht so gut geht und es mir deshalb nicht möglich ist sie zu sehen. Ich habe ihr noch geschrieben, dass die Art und Weise wie sie mich nach über 10 Jahren so schnell verlassen hat so sehr verletzt hat. Wenn ich sie sehen will, würde ich mich melden. Darauf kam von ihr nichts. Keine Antwort, keine Erklärung einfach nichts - Stille. Ich weiß nicht wie ich mich nun verhalten soll. Sie sagte mir mal, dass sie sich nur getrennt hat, weil ich noch keine Kinder haben wollte.

Manchmal bin ich echt am Boden und manchmal gibt es auch schöne Momente im meinem Leben. Insgesamt versuche ich mich im Moment mit meinem Singleleben anzufreunden. Ist eine völlig ungewohnte Situation für mich. Von Wut, über trauer bis hin zu Freude ist eigentlich alles an Gefühlen dabei. Manchmal habe ich aber Angst, dass ich nie über die Trennung hinweg komme und ich daran zerbreche.

Ich weiß jetzt nicht wie ich mich verhalten soll. Einerseits hat sie mich so verletzt, dass ich sie nicht mehr sehen will, geschweige denn mit ihr zusammen kommen möcht. Und auch in der Trennungszeit habe ich viel über die Beziehung reflektiert und mein Verstand sagt mir, dass sie nicht die richtige für mich ist. Aber anderseits sehen ich mich manchmal sehr nach ihr und muss ständig an sie denken. Ich bin am überlegen, ob ich mich bei ihr melden soll, aber warum eigentlich noch. Wir hatten in der Trennungszeit eigentlich gesagt, dass wir Freunde beleiben wollen, doch wie soll das gehen. Ich will sie aber als Menschen nicht ganz verlieren und kann auch nicht so wirklich ohne sie.

Ich weiß nicht was ich machen soll, wie soll ich mich ihr gegenüber verhalten – ich kann einfach nicht mehr. Ich habe das Gefühl, dass sie nur zu mir will, weil es mit dem Neuen nicht geklappt hat und ich Gewohnheit bin oder sie hat Angst vor dem Alleinsein hat.

Meint ihr da kann noch Freundschaft draus werden, soll ich den Kontakt zu meiner ex lassen oder mich melden? Ich weiß, dass nur ich die Fragen beantworten kann, aber ich fühle mich mit den Fragen so allein.

Ich würde mich vom Herzen freuen, wenn mir jemand etwas zu meiner Situation schreibt. Danke!

15.04.2014 18:13 • #1


L
Hallo lieber Moon1982,

ich denke du musst dich mental von ihr lösen. Du musst dein neues Leben annehmen. Das ist auch garnicht falsch, denn ihr habt euch ja sehr früh kennen gelernt. Ein Neustart mit einigen guten und schlechten Erfahrungen wird dir sicher helfen dein Leben und eine neue Partnerschaft besser zu gestallten.
Du bist zu sehr bei ihr verhaftet, darum kommst du seit Monaten kaum von der Stelle. Such dir neue Ziele und Aufgaben, mach etwas was du schon lange machen wolltest, belohne dich so oft du magst. Ersetzt die Gedanken an sie durch andere Gedanken, schöne Gedanken. Das fällt dir im Moment sehr schwer, aber wenn du beharrlich bleibst, hast du in 1 bis 2 Monaten das Gröbste hinter dir. Jeden Tag aufs neue nach vorne schauen auf den Tag freuen auf das was du schon geschafft hast, z.B. auf deine Abschluss. Das ist wirklich eine ganz tolle Leistung in deiner Situation und es zeigt das du ein starker Mensch bist.
Ich wurde vor ca. 6 Monaten nach ca. 20 Jahren von meinem Mann verlassen. Er hat mich betrogen und angelogen. Seine neue Flamme ist 15 Jahre jünger als er. Das alles war sehr schmerzhaft für mich. Ich hatte die schlimmsten Depressionen meines Lebens, ich hätte nicht gedacht, dass er mir einmal so weh tun würde. Das er sich in eine andere Frau verliebt ist ja noch verständlich so etwas kann geschehen. Ich finde er hätte trotzdem ehrlich sein müssen. Er hat mir auch gesagt, dass er möchte das wir Freunde bleiben. Aus der Position des Verlassenen ist das aber sehr schwierig, man kann nehmlich nicht von Liebe auf Freundschaft umschalten. Ich denke darum tust du dich auch so schwer mit ihr abzuschließen. Ich würde den Kontakt an deiner Stelle einstellen und mich auf mein eigenes Leben konzentrieren. Wie schon gesagt, das schlimmste ist in ein paar Wochen überstanden, danach tut es auch noch oft weh aber nicht mehr so heftig. Irgendwann ist dann genug Gras gewachsen, dann kann es sein das auch Freundschaft möglich ist. So weit bin ich aber noch nicht da kann ich nichts zu sagen. Eines kann ich dir aus meiner Erfahrung heraus versichern ob und wie sehr und wie lange du leidest hängt vor allem von dir ab. Wenn du tapfer an dir arbeitest und die Gedanken an sie beiseite schiebst wird es dir bald besser gehen und der Weg ist frei.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du es schaffst du bist viel zu jung für monatelangen Liebeskummer.
Fühl dich gedrückt von
Lola

15.04.2014 18:56 • x 1 #2


A


Verlassen nach über 10 Jahren, ich weiß nicht weiter

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M
Hallo Lola,

danke für deine netten Worte. Tut echt gut.

Ich versuch seit 11 Monaten immer wieder den Neustart zu gestalten. Was die äußeren Umstände angeht, gelingt mir das auch ganz gut. Aber im Innern sieht das anders aus. Du hast das gut erkannt mir gelingt es nicht mich zu entlieben, mich emotional von meiner Ex zu lösen. Nun ja, ich habe jetzt ja seit ca. 4 Wochen keinen Kontakt mehr zu ihr. Ich hoffe echt, dass es mit der Entscheidung, keinen Kontakt mehr zu ihr zu haben, besser wird. Mir fehlt einfach der Mensch an meiner Seite, da ist jetzt ein riesen Loch, das mir im Moment wieder mehr Angst macht als alles andere.

Ähnlich wie bei dir ist es auch bei mir nicht die Tatsache, dass meine Ex sich von mir getrennt hat, was schon schmerzlich ist, aber hinzu kommt die Art und Weise, wie sie das getan hat, das hat mich erschüttert – so kalt. Anfangs ist es mit ganz gut gelungen, das zu verarbeiten. Ich wusste wenigstens, wo ich dran bin. Doch als sie mich zurück wollte, ist alles wieder eingebrochen. Dieses hin und her der Gedanken macht mich fertig. Manchmal habe ich Angst in eine Depression zu rutschen. Mir wird oft alles einfach zu viel. Jetzt ziehe ich von meiner Übergangswohnung in eine neue Wohnung, selbst solche Schritte fallen mir schwer, weil sich alles so anders anfühlt.

Ich habe viel über meine Ex nachgedacht und bin dazu gekommen, dass sie menschlich eigentlich nicht zu mir passt. Wie stellte sie sich das auch vor, jetzte wieder zusammenkommen, Kinder in die Welt setzen und alles ist gut. Doch ich kann die Erinnerung an ihr kaum abschalten. So wie du geschrieben hast, werde ich mal wieder versuchen verstärkt die Gedanken an ihr beiseite zu schieben. Aber das ist so schwer, die Gedanken über kommen mich oft. Ich bin von meiner Persönlichkeit her schon immer ein tiefsinniger und feinfühliger Mensch gewesen. Manchmal denke ich, dass ich für sowas wie eine Trennung einfach nicht gemacht bin.

Wie gelingt es dir, die Gedanken im Alltag auf etwas anderes zu richten, hast du oder jemand da draußen da vielleicht ein paar Tipps?

Ich wünsche dir für deine Situation viel Kraft und Mut.

Ließe Grüße
Moon1982

16.04.2014 06:52 • #3


D
Zitat von Moon1982:
Manchmal denke ich, dass ich für sowas wie eine Trennung einfach nicht gemacht bin.
Moon1982


Dieser Satz kommt mir sehr bekannt vor

Kontaktsperre und jeden Funken Hoffnung begraben. Das klingt und ist zwar extrem hart, aber letztlich das einzig richtige!
Solltet ihr für einander geschaffen sein, ist das auch in fünf Jahren auch noch so.

Ich war nach der Trennung mit jeder Kleinigkeit überfordert. 10 Jahre sind ein lange Zeit und brauchen auch dementsprechend lange um verabeitet zu werden. Selbst nach 5 Monaten kanns plötzlich wieder los gehen...

Ich habe Trennungsbücher gelesen und alle möglichen Tipps ausprobiert. Im Endeffekt alles umsonst.

Bei mir gings nach etwa 5 Wochen aufwärts. Auch wenn es sehr abgedroschen klingt...Sport hilft enorm! Und weinen!

Irgendwo hier habe ich mal den Spruch Wir fühlen was wir fühlen, weil wir denken was wir denken gelesen. Ich fand ihn zwar extrem kitschig, aber irgendwie hat er mich nicht losgelassen.

16.04.2014 21:45 • x 1 #4


M
Dylan danke für deinen Beitrag.

Wir fühlen was wir fühlen, weil wir denken was wir denken Da ist echt was dran!

Ich denke, eine Trennung ist erst dann richtig abgeschlossen, wenn man weder besonders traurig, noch großartig wütend wird, wenn man an die Ex denkt oder sie zufällig sieht. Ich glaube, man muss letzendlich verzeihen und abschleißen. Kommt natürlich auch auf die Art an, wie man verlassen wurde, aber ich bin der Meinung nur so kann man das ganze akzeptieren und daran reifen.

Ich habe aber das Gefühl, dass ich am besten sofort in diesen Zustand kommen möchte. Auch für sie damit wir ja wieder Kontakt haben können - wie bescheuert das kling, aber irgendwie habe ich dieses Programm noch drin ihr es recht zu machen, ihr etwas gutes zu tun. Aber meine Emotionen stehen mir da deutlich im Weg. Ich sollte die Trauer und Wut mehr zulassen. Ich setzt mich voll unter Druck. Ganz nach dem Motto: So Trennung ist verarbeitet, weiter gehts. Ich merke, das diese Rechnung nicht aufgeht. Ich versuche das alles durch Leistung nach außen zu kompensieren und innerlich brodelt es immer wieder auf. Ich glaube das ist so ein Aspekt, warum ich mit der Verarbeitung der Trennung auf der Stelle trete. Wie Dylan schreibt sind auch zwischendurch noch Hoffnungen da, die ich nur schwer begraben kann und der Kontakt bestand ja auch noch lange Zeit.

Ich merke grad, dass allein das Schreiben darüber gut tut. Man setzt sich irgendwie bewusster mit der Situation und den Gedanken auseiander.

17.04.2014 07:10 • #5