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Verlassen aber wir sehen uns täglich im Job

L
Hallo an alle.

Jetzt hat es mich mal wieder erwischt.
Sie ist weg!
Und ich komme nicht mehr klar.

Kurz zu uns: wir sind beide Polizisten, ich 37 sie wird 41,auf einer Dienststelle und mit teilweise gleichzeitigen Diensten in unterschiedlichen Gruppen (für Ottonormal: Schichten).
Wir kennen uns seit Jahren , sind zusammen Funkwagen gefahren und hätten nie gedacht das zwischen uns jemals was laufen könnte.

Dann im letzten Sommer waren wir zusammen auf ner Dienstgruppenfeier, und haben uns beide irgendwie verliebt.
Wir haben es 2 Monate geheim gehalten, da in unserem Job Partner nicht zusammen Dienst tun dürfen.
Dann haben wir es offiziell gemacht,
Sie hat die Position gewechselt und wir hatten ein tolle Zeit.
Fast 5 Monate, 2 tolle Urlaube, gemeinsames Weihnachten und den Jahreswechsel.
Aber auch schwere Zeiten. Sie wurde im Januar ungewollt schwanger, und hat abgebrochen.
Kinder waren für uns beide noch nie ein Thema, also war das zumindest von der Entscheidung her keine große Sache.

Wir kamen beide mit den Unständen gut klar, Schichtdienst, Freunde, Unternehmungen waren kein Problem.
Sie hat mir niemals das Gefühl gegeben, mich nicht als Partner zu wollen, wenn wir uns am Tag nicht sahen, schrieben wir stundenlang liebevolle Mails, telefonierten viel.

Am letzten Montag der Schlag für mich:
Wir gingen spazieren und plötzlich entschuldigte sie sich für alle mögliche was uns betrifft. Mangelnde Zeit ihrerseits, ich hätte was Besseres verdient etc. Sie wolle gerade keine Beziehung, will Zeit für sich haben.
Ich hatte verstanden!
Ich hab sofort meine Sachen gepackt und bin gegangen.

Nichts ist mehr wie vorher.Kontaktsperre per WA etc läuft, FB entfreundet, einfach weil ich gerade nicht wissen möchte was sie macht.

Leider können wir uns arbeitstechnisch nicht aus dem Weg gehen.
Ich bin in meiner Dienstgruppe sehr verwachsen, sie ist Vertreterin des Dienstgruppenleiters in ihrer.
Wir müssen uns also jeden Tag sehen, teils kurz zur Übergabe, teils 8 oder 10 Stunden.
Wechsel kommen für beide nicht in Frage, Planstellen, Beförderungen etc. alles hängt daran.

Ich bin fertig, weine nur. Heute hab uch sie zum ersten Mal wieder gesehen, bereits 2 Stunden vor Schichtwechsel drehte sich mein Magen um, Herzrasen. alles.
Sie hat mich gekonnt ignoriert. Vermutlich weil ihr die Situation mindestens so unangenehm ist wie mir.
Morgen schlepp ich ihre Sachen die bei mir waren auf die Wache, ich will das alles nur loswerden.

Beziehungen und Trennungen auf der Arbeitsstelle sind ja keine Seltenheit, eventuell hat jemand Rat?!
Ein kollegiales Verhältnis ist definitiv gerade nicht drin. Dafür bin ich zu verletzt, gekränkt.
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30.03.2018 21:15 • #1


Gorch_Fock
Hallo Looking, willkommen hier im Forum. Hier kannst Du viele gute Ratschläge finden und Dich austauschen. Das ist schon eine heftige Situation. Den guten alten Satz von never f..k the Company kennst Du ja sicher... hilft aber auch nichts wenn die Liebe halt da ist.
Was ich sehr heftig an Eurer Geschichte finde ist der Schwangerschaftsabbruch. Aus meiner Erfahrung kann das tiefe Narben auf der Seele einer Frau hinterlassen. Und bei ihr ist die biologische Uhr ja schon deutlich am ticken. Natürlich ist jeder hier seines Glückes Schmied.. aber solche Entscheidungen haben oftmals noch viel weiter reichende Konsequenzen.
Auch wenn ihr (ähnlich wie beim Bund) einen starken Corps-Geist habt, solltest Du dir überlegen ggf. mal den Bereich zu wechseln. Das kann auf Dauer nicht gut gehen, wenn ihr tagtäglich miteinander konfrontiert seid. Wie soll hier ein wirklicher Abschluss möglich sein?
Ansonsten hilft nur aushalten bis einer oder beide von Euch wieder ggf. in neuen Beziehungen seid und sich das Ganze langsam normalisiert. Ich möchte jedenfalls nicht mit Dir tauschen.
Und denk auch daran: Gerade an so verantwortungsvollen Positionen muss man mit dem Kopf 100 Prozent bei der Sache sein, sonst kann es sehr schnell gefährlich werden. Und das Kopfkino ist in solchen Situationen extrem. Wende Dich ggf. sonst auch mal mit einem klärenden Gespräch an einen Vorgesetzten.

30.03.2018 21:29 • x 2 #2


A


Verlassen aber wir sehen uns täglich im Job

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L
Danke für deine Antwort Gorch_Fock.
Um es vielleicht mal Klarer zu machen: wir wollten auf keinen Fall Kinder. 4 Wochen bevor wir wussten das sie schwanger ist, hat sie einen Serilisationstermin machen lassen. Das wollte sie auch schon bevor wir zusammenkamen.
Sollte das jetzt jemandem zu nahe gehen, bitte ich um Entschuldigung, aber die Termine zum Abbruch und der Sterilisation konnten zum Glück zusammengelegt werden.

Unsere Vorgesetzten um Hilfe bitten fällt aus, man hatte uns während unserer Beziehung mehrfach gedroht uns zwangsweise dienstlich zu trennen.
Das würde uns beruflich aber beide zurückwerfen. Dazu kommt das man halt nicht einfach die Kollegen wechselt.
Eventuell hat man ihr auch bildlich gesprochen schlussendlich die Pistole auf die Brust gesetzt, und mit irgendwas gedroht.
Ich würde sie so gerne fragen, aber hab unheimlich Angst vor der Antwort. Was, wenn es so war? Dann hat sie mich verkauft. Will ich das wirklich wissen?
Ich habe keine Ahnung...

30.03.2018 21:53 • #3


Gorch_Fock
Zitat:
. Das wollte sie auch schon bevor wir zusammenkamen.
Sollte das jetzt jemandem zu nahe gehen, bitte ich um Entschuldigung, aber die Termine zum Abbruch und der Sterilisation konnten zum Glück zusammengelegt werden.

Joar, das darf ja auch jeder entscheiden wie er möchte. Ich hab fast die selbe Geschichte aber ungewollt miterlebt. Mit teilweise sehr heftigen psychischen Folgen. Aber das kann man als Außenstehender auch nicht bewerten. Ich kann trotzdem für Deine Ex-Partnerin nur hoffen, dass sie es richtig verarbeitet. Denn so einen Eingriff planen ist das eine, dann doch zu wissen das da Leben ist, nochmal eine andere.

30.03.2018 22:12 • x 1 #4


K
Ich weiß ja nicht, wo Du herkommst, aber hier kann man sich ohne weiteres an ein anderes PK versetzen lassen.

Woanders gibt es auch tolle Kollegen! Nun ist ja bei Dir alles noch recht frisch, aber leider ist das der Preis, den Du jetzt zahlst dafür, dass Du etwas bei der Arbeit angefangen hast.

Wenn der Leidensdruck zu hoch wird, würde ich sehr wohl auch über diese Alternative nachdenken. Nichts ist so wichtig wie der Seelenfrieden.

30.03.2018 22:58 • x 2 #5


L
Danke auch für deine Antwort!
Versetzung ist auch hier kein Problem. Gerade weil die Führungsebene es sowieso lieber gestern als heute gesehen hätte.

Fakt ist halt bis dato: weder ich noch sie wollen das.
Ich möchte meinen Beritt nicht verlassen.
Ich hoffe eben das ich oder wir das irgendwie ohne diesen letzten Ausweg hinbekommen.

30.03.2018 23:18 • #6


K
Tja, welchen Rat möchtest Du nun? Dann könnt Ihr Euch nur so weit aus dem Weg gehen, wie eben möglich, und Du musst die Morsbacken zusammenkneifen und Dir nichts anmerken lassen. Den sonst kann es passieren, dass ein rauer Wind wehen und Du unfreiwillig wechseln wirst.

Aus meiner Sicht leidest Du mit Deiner Haltung zusätzlich mehr als nötig. Es ist vermutlich auch ohne dies schon schlimm genug.

Und - wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf - wünsche ich mir als Bürgerin größtmögliche Stabilität und nicht noch selbst verursachte zusätzliche psychische Belastung in Deinem Beruf. Damit möchte ich nicht sagen, dass Du kein Mensch sein sollst - ganz im Gegenteil. Aber sofern sich die Situation auf Deine Dienstfähigkeit auswirken sollte, fände ich das bedenklich.

Die Regelung, als Paar nicht im gleichen Bereich arbeiten zu dürfen, gibt es u.a. genau aus dem Grund, Ich finde, das ist nicht unberechtigt.

30.03.2018 23:34 • x 1 #7


L
Ich verstehe deine Ansicht. Schlussendlich wirkt sich das nicht anders auf Menschen aus die Probleme mit ihrem Partner haben, der nicht bei der Behörde ist.

Sie ist auch nicht meine Vorgesetzte, wir laufen uns halt auf der Wache über den Weg. Ob nun Polizei oder Wasserwerke ist da m.E. nach nicht wichtig.
Und Menschen, denen Beziehungen mit Arbeitskollegen in die Brüche gehen, und die nicht einfach die Filiale oder Firma wechseln können oder wollen gibt es sicher zu Hauf.
Vielleicht ja auch hier.

30.03.2018 23:54 • #8


U
Zitat von LookingForward:
Wir gingen spazieren und plötzlich entschuldigte sie sich für alle mögliche was uns betrifft. Mangelnde Zeit ihrerseits, ich hätte was Besseres verdient etc. Sie wolle gerade keine Beziehung, will Zeit für sich haben.


Hmmm. ich würde mal interessieren welche vielleicht unterbewussten Auswirkungen eine Abtreibung auf eine Beziehung, insbesondere die Frau, hat. Liest man hier doch immer wieder, das Frauen sich nach einer einvernehmlichen Abtreibung trennen.

@LookingForward Tut mir leid für Dich, passiert leider, das einer der beiden Partner viel mehr investiert ist, der andere sich dann unter Druck fühlt und Schluss macht. Kontaktsperre ist sehr wichtig. Wissen die Kollegen Bescheid? Können sie Euch helfen da auch im Job Abstand zu halten?

31.03.2018 00:14 • #9


L
Ja, die wissen Bescheid. Zumindest die, die mit einem von uns enger zusammenarbeiten.

Es ist halt so das ein Zusammenarbeiten aufgrund der Aufgaben nicht mehr vorkommt.
Aber so die typischen Treffpunkte, Teeküche, Kopierer, Foyer, teilweise auch Wachraum sind eben nicht vermeidbar.
Ich merke langsam das dass extrem hart wird.
Ich will aber nicht als Fehler bezeichnen, die ganze Sache angefangen zu haben. Wir hatten eine wundervolle Zeit, wir waren glücklich.

Inwieweit der Abbruch da reinspielt vermag ich nicht zu sagen. Kann sein das was Gorch_Fock sagte eine Rolle spielt.
Das ganze ist jetzt fast 2 Monate her.
Und sie war nach der OP auch nicht wirklich anders als vorher.
Wir waren genauso eng und vertraut, hatten S. , haben Pläne geschmiedet, Urlaube geplant.
Ich kann nicht glauben das dass alles nicht ihr Ernst war.

31.03.2018 00:34 • #10


VictoriaSiempre
Never f... the company ist die eine Seite. Dass sich massenhaft Paare über die berufliche Schiene finden, die andere. Passiert total oft. Kritisch wird es ja eigentlich immer dann, wenn ein Abhängigkeitsverhältnis besteht. Oder wenn so eng zusammen gearbeitet wird, dass es schwer wird, die berufliche von der privaten Ebene zu trennen.

Da gibt es eben schon Unterschiede zwischen Mitarbeitern der Wasserwerke und Polizisten. Klar würdest Du wahrscheinlich auch durchhängen, wenn die Frau, die Du liebst, Sachbearbeiterin bei den Wasserwerken wäre. Ist sie aber nicht, sondern sie rennt Dir ständig über den Weg und macht Dich im Dienst verrückt.

Ich bin da echt dünnhäutig, da mein Kind auch Polizist ist und sich auf den Partner verlassen können muss. Da steckt ein wenig mehr Verantwortung dahinter als Zählerablesung zum Wasserstand.

Wenn Du die persönliche nicht von der Sachebene trennen kannst, dann zieh Dich da raus. Entweder über eine Versetzung oder über eine Krankschreibung, bis Du wieder mental fit bist.

31.03.2018 01:09 • x 1 #11


H
Hallo Looking Forward,

ich kann mich gut in deine Lage versetzen, da ich derzeit in einer ähnlichen Situation stecke.

Wir waren fünf Jahre zusammen, Anfang März hat sie die Beziehung beendet. Davor gab es schon einige schwierige Wochen. Wir arbeiten zusammen und können diese Situation mittelfristig auch nicht ändern.

Zwei Wochen nach der Trennung haben wir uns das erste Mal wieder gesehen und versuchen seitdem mehr schlecht als recht uns aus dem Wege zu gehen. Wir laufen uns aber nicht nur über den Weg, sondern müssen manche Dinge mehr oder weniger gemeinsam bearbeiten.

Für mich ist die Situation eine große Belastung und ich habe noch kein Rezept gefunden, wie ich damit umgehen soll. Kontaktsperre und dergleichen ist hier keine wirkliche Lösung.

Leider kann ich dir im Moment keine Tipps geben, wie du es am besten hinbekommst, aber du bist mit diesem Kummer nicht allein. Auch mich zieht die gemeinsame Arbeit jeden Tag runter und lässt mich nicht den nötigen Abstand finden.

Viel Kraft für dich!

31.03.2018 05:26 • x 1 #12


K
Das sehe ich leider anders, wo immer man verantwortlich mit Menschen zu tun hat und für andere verantwortlich ist, wirkt sich die eigene Verfassung auch auf die Situationen mit ihnen aus.

Und wie gesagt: nicht umsonst gibt es ja die Regelung, dass man im ÖD nicht als Paar zusammen arbeiten soll.

Das würde ich im Übrigen auch sonst niemanden raten, während ich hier nach Trennungen von Kollegen immer rate:

Versuch den Job zu wechseln, wenn die Situation so unerträglich ist. Egal, ob öffentlicher Dienst oder Wirtschaft. Und wenn jemand das nicht will (und das sind viele), dann steht für mich unterm Strich die Erkenntnis, dass der Leidensdruck dann doch wohl nicht so groß bzw. groß genug sein kann.

Die gute Nachricht: man übersteht es. Aber man macht es sich eben umso schwerer.

31.03.2018 08:15 • x 1 #13


A


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