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Verlustängste und Auswirkungen

D
Hallo zusammen, da meine letzte Ex-Partnerin unter Verlustangst litt, was sie auch von sich selbst behauptete, ist die Beziehung damals in die Brüche gegangen. Das ganze ist 8 Monate her. Ich wollte aber schon immer gerne verstehen was da in ihr vorgegangen ist und denke ab und an drüber nach.

Am Anfang war alles gut, wir haben uns fast täglich gesehen und die Beziehung begann ins Rollen zukommen. Nach 3 Monaten kippte das ganze, nach dem ich meinen Wunsch äußerte auch wieder mit Freunden etwas zu unternehmen oder in meiner eigenen Wohnung zu schlafen (Sie wohnte einige Kilometer weiter weg und ich bin jedem Abend zu ihr hingefahren).

Ab da an wurde sie nur aggressiv und man konnte kein konstruktives Gespräch führen.

Mir wurden vorwürfe gemacht und emotionaler Druck aufgebaut. Sie war passiv-aggressiv und zu keiner Lösung bereit die nicht in ihr Weltbild passte.
Sie weinte sogar einmal als ich noch in Ruhe einen Film schauen wollte und sie ohne mich ins Bett ging. Sie warf mir dann vor das auf Rituale sch.n würde und alles egal wäre. Da habe ich die Welt nicht mehr verstanden.
Die Beziehung ging dann nach und nach kaputt bis ich es beendete.

Wie sind eure Erfahrungen mit diesem Thema?
Was habt ihr schon erlebt?

28.11.2020 22:28 • #1


VictoriaSiempre
Verlustängste? Für mich hört sich das nach bockiger Prinzessin an, die rumzickt, wenn sie ihren Willen nicht bekommt.

28.11.2020 23:06 • x 1 #2


A


Verlustängste und Auswirkungen

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Akari
Menschen mit Verlustangst achten ganz genau auf das, was der Partner tut. Sie suchen bewusst oder auch unbewusst nach Taten des Partners, die sie darin bestätigen, dass sie wieder an jemanden geraten sind, der es nicht ehrlich meint. Manche klammern und wie in deinem Fall erwarten sie, dass sie in ihrer Funktion als Lebenspartner deine Nr. 1 sind und alles zusammen gemacht wird. Machst du was alleine, ist es für den Partner sozusagen gleich die Bestätigung, dass es das Ende einläutet. Gut, das sind die krassen Fälle. Andere ziehen sich eher zurück, lassen dann niemanden mehr an sich heran aus Angst, verletzt zu werden.

Verlustangst entsteht üblicherweise dann, wenn es in der Vergangenheit schon oft genug Fälle gegeben hat, in denen eine Person tatsächlich verlassen worden ist. Dabei muss es sich nicht zwangsläufig um ein Beziehungsaus handeln. Verlorene Freundschaften, die Scheidung der Eltern oder auch der Tod einer geliebten Person können Verlustangst auslösen. Es spielt auch keine Rolle, wie oft die betroffene Person die Erfahrung des Verlassenwerdens gemacht hat. Solche Menschen haben Angst davor, eine schlimme Erfahrung, die sie als unerträglich erlebt haben, noch einmal durchleben zu müssen. Sie steigern sich dann rein, denken, es wird immer wieder passieren und suchen ganz konkret nach Anhaltspunkten, die ihre Ängste bestätigen. Ähnlich wie bei einem Hypochonder, der nur darauf wartet, dass ihm etwas weh tut, damit es seine Angst bestätigt, todkrank zu sein.

Auf der einen Seite sehnen sich solche Leute massiv nach Nähe, Liebe und Zuwendung. Sie brauchen diese unbedingte Sicherheit, dass sie nicht verlassen werden, allerdings auch oft auf einem übertrieben hohen Level. Ein normaler Mensch kann da meist nicht mithalten, weil er die Zusammenhänge nicht versteht und gar nicht weiß, was eigentlich los ist. Ein harmloser Besuch bei Freunden wird dann schnell zum Beziehungsdrama, weil da ja jemand ist, der potentiell geeignet ist, dem Betroffenen den Partner streitig zu machen.

Menschen mit Verlustangst leiden nicht selten seelische Qualen in einer Beziehung. Sie sind eigentlich glücklich, jemanden an ihrer Seite zu haben und genau dieses Glücksgefühl wollen sie mit aller Gewalt bewahren. Tut der Partner etwas, was dem potentiell im Weg stehen könnte (etwa der Besuch bei Freunden), sieht der Betroffene sein Glück in Gefahr. Erinnert sich wieder, wie schmerzhaft der Verlust früher schon einmal war und gerät in Panik, dass es wieder weh tun könnte. Ergo gehen sie auf Abstand oder beenden die Beziehung gleich ganz. Ist ja immerhin leichter, wenn man es selbst beendet, statt verlassen zu werden.

Das Ganze ist im Prinzip eine selbsterfüllende Prophezeihung. Ich bin schon öfter verlassen worden, also wird es auch immer wieder passieren. Solche Menschen suchen eher nach der Bestätigung dafür, dass ihre Ängste gerechtfertigt sind als nach der Bestätigung, dass der Partner es ehrlich meint. Heißt, sie stehen sich durch ihre Ängste eigentlich selbst im Weg.

Ich finde, bei solchen Menschen ist jede Menge Verständnis notwendig. Allerdings nicht unter der Bedingung, dass man sich selbst dafür opfert. Extremfälle gehören in professionelle Hände eines Psychotherapeuten und nicht in die Arme eines Partners, der es ehrlich meint und im schlimmsten Fall nur überfordert ist.

Ich hatte mal einen Ex, der krankhaft eifersüchtig war und sich ständig eingeredet hat, ich würde ihn betrügen. Der hat extremst geklammert und mir selbst dann noch unterstellt, ich würde fremdgehen, als ich schon gar keinen Kontakt mehr zu anderen Menschen als ihm hatte. Ich wundere mich heute noch, dass ich wenigstens noch alleine aufs Klo gehen durfte. Er hat mich absolut erschlagen mit seiner Panik, ich könnte fremdgehen und ihn verlassen. Was er nicht gesehen hat war, dass er mir die Luft zum atmen genommen und damit selbst dafür gesorgt hat, dass ich ihn am Ende tatsächlich verlassen habe. Für ihn war es dann die Bestätigung, dass es wirklich einen anderen in meinem Leben gab, obwohl er mir die ganze Beziehung über gar keinen Freiraum gelassen hat. Ich hätte ihn gar nicht betrügen können, selbst wenn ich gewollt hätte. Aber er fühlte sich in seiner Angst bestätigt.

Ist hart mit solchen Leuten und macht imho nur Sinn, wenn die Störung nicht allzu stark ausgeprägt ist oder die Betroffenen erfolgreich therapiert wurden. Alles andere macht beide Partner auf Dauer irre.

28.11.2020 23:24 • x 2 #3


D
Zitat von Akari:
Menschen mit Verlustangst achten ganz genau auf das, was der Partner tut. Sie suchen bewusst oder auch unbewusst nach Taten des Partners, die sie darin bestätigen, dass sie wieder an jemanden geraten sind, der es nicht ehrlich meint. Manche klammern und wie in deinem Fall erwarten sie, dass sie in ihrer Funktion als Lebenspartner deine Nr. 1 sind und alles zusammen gemacht wird. Machst du was alleine, ist es für den Partner sozusagen gleich die Bestätigung, dass es das Ende einläutet. Gut, das sind die krassen Fälle. Andere ziehen sich eher zurück, ...


Super interessanter und aufschlussreicher Post!

Bei ihr sind einige Dinge folgendermaßen abgelaufen.

Wir saßen gemeinsam auf der Couch und sie war müde und wollte ins Bett gehen.
Sie sagt zu mir: Ich gehe nun ins Bett du kannst ja noch etwas schauen wenn du magst. Das habe ich dann auch gemacht und bin eine Stunde später ins Bett gekommen.
Daraufhin maulte sie mich an das sie das sch. fände das wir nicht zusammen ins Bett gehen.

Andere Situation: Freunde fragten mich an einem Mittwoch ob wir Freitag nen Männerabend machen. Ich fragte da darauf hin meine Ex ob da was anstehen würde. Sie verneinte. Daraufhin sagte ich ihr das ich dann zuhause schlafe und am nächsten Tag zu ihr kommen würde. Sie sagte das wäre okay.

Am nächsten Tag fuhr ich nichtsahnend zu ihr hin, ging in die Wohnung, legte meine Schuhe ab und ging in das Wohnzimmer. Da saß sie nun richtig sauer und aggressiv. Ich fragte was los sei? Sie entgegnete mir darauf hin das alles sch. wäre und sie nicht schlafen hätte können und das eh alles im Ar. wäre usw. Ein normales Gespräch konnte ich gar nicht führen. Sie lies dies gar nicht zu.

Ich war mir da keiner Schuld bewusst. Ich habe früh genug gefragt und gesagt was ich vorhabe.

Solche Situationen gab es einige.

29.11.2020 00:20 • #4


J
Zitat von Akari:
Menschen mit Verlustangst achten ganz genau auf das, was der Partner tut. Sie suchen bewusst oder auch unbewusst nach Taten des Partners, die sie darin bestätigen, dass sie wieder an jemanden geraten sind, der es nicht ehrlich meint. Manche klammern und wie in deinem Fall erwarten sie, dass sie in ihrer Funktion als Lebenspartner deine Nr. 1 sind und alles zusammen gemacht wird. Machst du was alleine, ist es für den Partner sozusagen gleich die Bestätigung, dass es das Ende einläutet. Gut, das sind die krassen Fälle. Andere ziehen sich eher zurück, lassen dann niemanden mehr an sich heran aus Angst, verletzt zu werden.

Das ist keine Verlustangst, sondern eine dependente Persönlichkeitsstörung, wie sie im Buch steht.

29.11.2020 00:27 • #5


Akari
Zitat von jaqen_h_ghar:
Das ist keine Verlustangst, sondern eine dependente Persönlichkeitsstörung, wie sie im Buch steht.


Sehe ich nicht so. Menschen mit einer dependenten Persönlichkeitsstörung verhalten sich oft stark unterwürfig, haben absolut kein Selbstwertgefühl und lassen andere für sich entscheiden. Ja, sie klammern auch, aber ein unterwürfiges Verhalten lese ich aus der Beschreibung vom TE nicht raus. Hier wurde Stress und Streit von ihrer Seite aus regelrecht provoziert. Insofern passt das nicht zusammen.

@te: Ich denke mal, sie wird darauf gehofft haben, dass du von dir aus ankommst und sagst, du verzichtest lieber aufs Fernsehen, um mit ihr gemeinsam ins Bett zu gehen. Oder du verzichtest auf das Treffen mit deinen Freunden, um lieber Zeit mit ihr zu verbringen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie gesagt hat, es wäre ok, weil sie nicht der Buhmann sein wollte. Oder weil sie darauf gehofft hat, dass du von dir aus zu ihren Gunsten verzichtest. Hast du nicht gemacht, was auch gar nicht das Problem ist. Immerhin waren es Lappalien. Aber sie schien wohl enttäuscht zu sein. Hat sie ja auch danach deutlich gezeigt, dass sie das sch. fand. Wenn man der andere Part ist, hat man da kaum eine Chance. Es sei denn, man lernt, Gedanken zu lesen. :-/

29.11.2020 00:54 • #6


D
Zitat von Akari:

Sehe ich nicht so. Menschen mit einer dependenten Persönlichkeitsstörung verhalten sich oft stark unterwürfig, haben absolut kein Selbstwertgefühl und lassen andere für sich entscheiden. Ja, sie klammern auch, aber ein unterwürfiges Verhalten lese ich aus der Beschreibung vom TE nicht raus.


Nein war eher das Gegenteil, hat versucht mich zu erziehen und das ich alles genauso mache wie sie.
Egal ob Spülmaschine einräumen, aufräumen oder ähnliches.

Sie hatte auch einen sehr stark ausgeprägten Spar-tick. Heizen im Winter? Nur bis 20 grad, es war einfach nur kalt in der Bude. Bin ich morgens um 5 aufgestanden, um mich für die Arbeit fertig zu machen, konnte ich mit 15 grad, bei -5 grad Außentemperaturen ,im Bad stehen. Kein Baden, nur duschen gehen, wäre ja sonst alles Wasserverschwendung. Spülmaschine so wenig wie möglich benutzen, selbst Spülen wäre ja billiger. Beim Gesichtwaschen das kalte Wasser welches vorher kommt auffangen.
Morgens um 7 im Schlafzimmer alle bodennahen Fenster aufreißen, um zu lüften. Das ich dabei noch im Bett lag, es draußen Minusgrade waren und jeder von draußen reinschauen konnte, war egal.

Dabei hatte sie einen guten Job im öffentlichen Dienst und verdiente dementsprechend.
Kaufte sich dann aber für 300 Euro neue Schuhe.

Jeder kann machen was und wie er es möchte das waren aber sehr weite Spannweiten dazwischen.

29.11.2020 10:30 • #7




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