Versteckte Bindungsängste

E
Hallo,

ich habe mich von einer Partnerin getrennt, von der ich glaube, daß sie große Bindungsängste hat. Wir waren 8 Monate zusammen und es war eine große Liebe. Wir haben allerdings in zwei verschiedenen Städten gewohnt, die ca. 60 km auseinander waren. So war eine räumliche Distanz gewahrt. Die Beziehung war wunderschön und lebte neben den regelmäßigen Treffen von vielen e-mails und SMS. Nach drei Monaten habe ich mich entschlossen in ihre Stadt zu ziehen (um ihr näher zu sein, aber auch aus anderen Gründen, die aufzuführen hier zu weit führen würden). Ohne daß ich das richtig wahrgenommen habe, entstand durch meinen Umzug eine klare Wende in unserer Beziehung. Sie begann kleinere Distanzen einzuräumen, die für mich eigentlich auch kein Problem waren. Dann gab es plötzlich haufenweise Mißverständisse, die immer dazu führten, daß wir uns einige Tage (im ungewissen) nicht gesehen haben.

Es entwickelte sich eine Beziehung mit Dauerkrisen, die ich überhaupt nicht verstand. Und an Bindungsängste ihrerseits habe ich schon gar nicht gedacht. Umgekehrt habe ich versucht, die Probleme durch mehr Nähe von mir zu kompensieren. Im Sommer war es mir irgendwann zu viel und ich habe die Beziehung beendet. Das habe ich eine Woche lang durchgehalten, bin vor Sehnsucht gestorben, bis ich sie schließlich wieder angerufen habe und sie mich auch mit offenen Armen wieder empfangen hat.

Zwei Wochen ging das gut und ich war im 7. Himmel. Dann kamen erneut die ersten Distanzen. Wir haben dann mehere Wochen rumgeeiert, wobei ich nie wußte, woran ich war. Es war eine furchtbare Zeit. Bis sie schließlich immer mehr Abstand zu mir haben wollte und beim letzten Tel.-Gespräch, nachdem wir uns schon einige Tage nicht gesehen hatten und ich sie gefragt habe, was denn jetzt eigentlich los sei, sie mir dann sagte, daß sie mich eine ganze Woche nicht sehen wollte. Es kamen keine e-mails und auch keine SMS. Das war die Hölle.

Nach ein paar Tagen habe ich mich dann von ihr getrennt. Wie oft hat sie mir gesagt, daß ich ihre große Liebe sei und ich liebe sie doch auch. Und nun trenne ich mich. In meinem Kopf toben die Gedanken. Ich bin mir unschlüssig, ob ich nicht einen großen Schatz weggeworfen habe oder ob ich mich in letzter Sekunde noch gerettet habe, um nicht ganz in der Liebe zu versinken, die mich mit dem ewigen Hin und Her aufgezehrt hätte.

Vielen Dank fürs Zuhören
uba

10.11.2004 14:44 • #1


E
Hallo UBA,

es wird dir leider niemand eine Antwort auf die Frage geben können, ob es nun ein Fehler war sie zu verlassen oder nicht. Was ja eigentlich ausschlaggebend ist, ist das du sie sehr liebst, dir aber diese Distanz so sehr geschmerzt hat, das du das Gefühl hattest daran kaputt zu gehen. Wenn du schon dieses Gefühl hast, stellt sich die Frage, ob etwas gut sein kann, wenn es ein schlechtes Gefühl verursacht.

Ob sie nun wirklich Bindungsängste hat, oder ob es vielleicht etwas anderes ist, was sie zu dieser Distanz bringt, kann ich nicht beurteilen. Ich selbst habe festgestellt, das ich meinen Freiraum brauche, den mir niemand nehmen darf, weil ich zu mir selbst gefunden habe, und mich nicht mehr verlieren möchte. Ich habe eine Beziehung hinter mir, in der ich mich völlig aufgegeben habe und so etwas wird mir nicht mehr passieren.
Ich habe mich auch gefragt, ob du vielleicht auch ein wenig zu fordernd warst, ich kenne ja nicht die genauer Umstände, aber nach 3 Monaten schon den Wohnort zu wechseln ist meiner Meinung schon sehr schnell. Nicht jeder Mensch kann so schnell sein Leben umkrempeln. Kann sein, das diese neue Nähe ihr das Gefühl vermittelt hat, sie stehe unter Druck, du erwartest etwas von ihr, was sie Dir (noch) nicht zu geben bereit ist.
Betrachte Eure Situation nochmal genau, vielleicht redest du auch mit ihr darüber. Bist du vielleicht zu klettig gewesen, war sie für diese Nähr noch nicht bereit?
Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute! Ob nun mit ihr oder Ohne sie.

Liebe Grüße

S.

10.11.2004 23:04 • #2


A


Versteckte Bindungsängste

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R
Hallo Uba,
auch ich habe eine Beziehung hinter mir (steht irgendwo auf den nächsten Seiten), die letztlich an der Bindungsunfähigkeit oder -angst meiner Ex scheiterte. Was am meisten verwirrt, ist der Widerspruch des Gesagten und Erlebten (ich bin sehr glücklich, ich will mit dir zusammen leben, die Vorstellung, bald von dir ein Kind zu haben, macht mich glücklich und dergl. mehr) zu dem, wie sehr gleichzeitig dagegen angekämpft wird. So lange, bis wir aufgegeben haben. Zurück bleibt der Schmerz, den geliebten Partner verloren zu haben. Und diese übermächtige Frage des Warum? Diesen Widerspruch, alles gehabt zu haben und aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen wieder verloren zu haben, wird uns noch lange beschäftigen.
Wir fragen uns, ist es nicht das Ziel eines Jeden, einen Partner zu finden, der zu einem passt. Und wir haben erlebt, dass wir dieses hatten - und dennoch können wir den Partner nicht an unserer Seite halten.
Du wirst diesen Widerspruch und die Gründe des Handelns Ex nie abschließend verstehen können. Finde dich damit ab. Und dass du dich aus Selbstschutz von ihr getrennt hast ist absolut richtig. Habe ich auch getan. Auch wenn ich immer noch damit Schwierigkeiten habe, so wird sich diese Trennung letzlich als richtig erweisen, weil du dich frei von Defiziten gemacht hast, die nicht die deinigen sind. Und so gibst du dir selbst die Chance, einem neuen Menschen über den Weg zu laufen, der Partnerschaft und Zukunft so definiert wie du.
Ich wünsche dir viel Kraft. Und sag dir selbst jeden Tag, dass es richtig war, dass du dich getrennt hast. Denn das war es auch.

Liebe Grüße
Ralf

11.11.2004 08:57 • #3


E
Hallo Ralf, hallo S.

Danke Euch erstmal für die Antworten. Daß ich die Trennung aktiv vollzogen habe, ist wirklich nur Selbstschutz gewesen. Vielleicht hat sie auch deshalb die Distanzschraube immer enger gezogen, daß ich quasi gezwungen wurde, diesen Schritt zu machen. Für mich sind die Schmerzen, die ich durchlebe, aber völlig unabhängig von der Tatsache, wer sich dann schließlich von wem trennt.

Was Du schreibst, liebe(r) S. , daß ich vielleicht zu sehr geklammert habe, geht mir natürlich auch durch den Kopf. Aber das ist eigentlich nicht meine Art. Ich kann durchaus damit leben, vom geliebten Partner zeitlichen und räumlichen Abstand zu haben. Ich habe ihr zum Schluß ja auch immer mehr Raum gelassen, um sie nicht allzusehr zu bedrängen. Aber das war ein ganz seltsamer Mechanismus, je mehr ich mich auf ihre Distanzwünsche eingelassen habe, desto mehr hat sie den Abstand zwischen uns vergrößern wollen. Ich habe immer mehr den Verlust der Nähe zu ihr gespürt. Es war wie ein Gummiband, das immer mehr gezogen wird, bis es schließlich reißt.

Was Du schreibst, Ralf, spricht mir total aus der Seele. Wenn ich mir vor Augen halte, was sie mir alles an Liebeserklärungen (bis zum Heiratswunsch) geschrieben und gesagt hat, und dann ihr Verhalten, womit sie immer mehr Abstand wollte und was mir bis heute so weh tut, danebenstelle, ist das ein absoluter Widerspruch.

Ich versuche sie zu vergessen, aber sie fehlt mir so. Wir haben uns beide sehr geliebt. Das schwierige daran ist, es auszuhalten, daß sie nur eine e-mail oder SMS entfernt ist, aber jeder neuer Kontakt nur die Wiederholung des letzten Sommers wäre. Und mit jedem Zurückgehen, keine wirkliche Lösung unerer Probleme einherginge, sondern der Gefühls-Abgrund-Graben noch tiefer gegraben würde.

Vielen Dank an Euch.
Uba

11.11.2004 10:13 • #4




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