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Vorübergehende räumliche Trennung

S
Hallo und guten Morgen,
Ich bin noch recht neu im Forum, habe aber schon die letzten 2-3 Wochen mit gelesen und dachte mir, auch mal meine Situation zu schildern.

Ich bin vor kurzem 51 Jahre geworden, seit 25 Jahren in einer Beziehung und seit fast24 Jahren verheiratet.
Wir haben ein Haus gekauft und drei Kinder bekommen, die inzwischen im Teenager-beziehungsweise jungen Erwachsenenalter sind.

Von Anfang an verbanden uns immer sehr starke Gefühle, und für uns war sehr schnell klar, dass wir für immer zusammen bleiben wollten heiraten wollten und das ganze Programm.
Natürlich hatten wir auch Tiefen und Krisen, die wir aber bisher immer gemeinsam lösen und gestärkt zusammen hervorgingen.
Jetzt ist es aber so, dass ich inzwischen im fünften Jahr chronisch erkrankt bin , EM Rente beziehe und seit circa zwei Jahren sogar Pflegegrad 3 habe ( und mein Mann meine Pflegeperson, ist).
Zu Beginn meiner Erkrankung hatten wir noch sehr große Hoffnungen, dass es irgendwann wieder besser wird oder weggeht, doch es wurde von Jahr zu Jahr schlimmer und vor 1,5 Jahren war dann der absolute Tiefpunkt, wo ich weder laufen noch sprechen noch für sonst irgendwas Energie hatte ( Ich leide an ME/CFS).
Zu dieser Zeit hat mein Mann und ich auch dann auch die ganze Hoffnung verloren.
Dazu kam, dass ich krankheitsbedingt in den ersten ein bis zwei Jahren keinerlei Zugang mehr zu meinen Gefühlen und Emotionen hatte, die dann aber vor circa anderthalb Jahren plötzlich und mit voller Wucht wieder da waren und mit denen ich dann nicht mehr umgehen konnte,

Dennoch müssen die anderthalb Jahre etwas in mir und meine Mann ausgelöst haben, mein Mann war sehr unglücklich darüber, und ich habe außerdem seitdem Emotionsregulierungs Störung entwickelt, mit der ich seit dem auch in Behandlung bin.

Kurz vor dem Krankheitsausbruch gab es schon ein, zwei kleine Themen, mit denen mein Mann unzufrieden war, die er aber leider damals nicht angesprochen hatte,
Wahrscheinlich hätte er diese Themen irgendwann angesprochen, nur dann kam die Krankheit dazwischen, wo wir dann jahrelang gar nicht mehr fast sprechen können und er nur noch gepflegt hat und und versucht hat, die Familie aufrecht zu erhalten, meine Emotionsregulierungstörung war dann eindeutig zu viel für ihn.
Er sagt, er hat in diese Zeit seine ganze Energie hineingesteckt, was jetzt dazu geführt hat, dass er jetzt keine Energie mehr hat, sich völlig ausgebrannt fühlt, keinen Zugang mehr zu seinen Gefühlen hat, sich selbst verloren hat und nicht mehr weiß, ob er mich noch liebt, beziehungsweise ob er an der Beziehung festhalten möchte.
Das ganze war vor vier Wochen, als er mir das mitteilte, dass er eine Pause machen möchte und nicht weiß, ob er noch Gefühle für mich hat.
Mir hat das Ganze den Boden unter den Füßen weg gehauen, seit vier Wochen versuche ich nur noch irgendwie über den Tag zu kommen und bin wirklich sehr, sehr traurig darüber,
Wir letzte Woche eine Woche im Urlaub, es sollte eigentlich ein sehr schöner Urlaub werden, wo wir uns nach der ganzen Krankheit und so weiter, wieder annähern können, aber der war überschattet von den Gefühlen meines Mannes, der sehr stark schwankt zwischen Verbindung und Abbruch. Ich hatte das Gefühl, dass sein Herz zwar die Verbindung zwischen uns sucht, aber sein Kopf und Verstand sagt ihm nein und dass er ständig zwischen den zwei Gefühlen hin und her schwankt.
Wir hatten wirklich schöne Momente zusammen, aber auch sehr viele Momente, wo er in sich gekehrt war, abweisend und ständig gesagt hat, er weiß nicht, ob er noch Gefühle für mich hat,
Zusätzlich war es sehr belastend für mich, da wir ausgerechnet in diesem Urlaub unseren 25 Jahre Kennenlerntag und unseren Hochzeitstag hatten,
Gerade an diesem Tagen, die für mich eindeutig die schönsten Tage in meinem Leben waren, war es besonders schwer für mich, diese Schwankungen auszuhalten, so dass ich das erste Mal an unseren Kennenlernen Tag eine Panikattacke hatte.
Als dann im Urlaub auch noch herauskam, dass er mich in den ein, zwei Wochen vor unserem Urlaub angelogen hat, um mit einer anderen Frau eine lange Fahrradtour zu machen, mit ihr dann irgendeine Verbindung an diesem Tag gespürt hat, die er mit mir nicht mehr spürt, ihr ein Foto von einem Steinbild geschickt hat (ausgerechnet an unserem Kennenlernen Tag) und auch noch ein zwei romantische Nachrichten ist die Situation völlig eskaliert und wir wollten eigentlich an diesem Tag sofort den Urlaub beenden. Wir sind dann aber doch noch geblieben,aber an diesem Tag hat er beschlossen, dass er sich eine Wohnung vorübergehend nehmen möchte, unter anderem, weil er denkt, dass das der einzige Weg ist, um eventuell unsere Ehe zu retten, bevor irgendeiner von uns beiden einen Fehler macht, der nicht mehr zu verzeihen wäre,, um Zeit für sich zu haben, sich selbst wieder zu spüren, zu sich selbst zu finden und um hoffentlich bald zu wissen, was mit seinen Gefühlen los ist.
Aufgrund der Wohnungspreise haben wir dann beschlossen, dass meine Tochter zu mir zieht, um mich auch zu unterstützen, und er in die Wohnung unserer Tochter zieht.
Das war jetzt vor einer Woche.
Seitdem schwanke ich zwischen Hoffnung, absoluter Angst und Traurigkeit.
Ich weiß einerseits, dass ich ihm den Raum geben muss, damit er wieder zu sich selbst findet, andererseits bereitet mir das gerade so große Schwierigkeiten, so dass ich sogar angefangen hab, Panikattacken und Verlustangst extrem zu entwickeln.
Meine Gedanken kreisen ständig in meinem Kopf, und ich schaffe einfach nicht, das Gedankenkarussell abzustellen, zumal meine Möglichkeiten, mich abzulenken und eventuell Sport oder Ähnliches zu machen, ja auch durch meine Erkrankung sehr ,begrenzt sind.

Ich versuche ständig, irgendwelche Zeichen zu sehen, die mir so einen gewissen Halt und Hoffnunggeben, und ich finde sie auch. Aber diese werden dann durch irgendwelche Äußerungen oder Verhaltensweisen meines Mannes wieder zunichte gemacht, und ich schwanke ständig zwischen Hoffnung und Angst,

An meinem Geburtstag hat mir mein Mann eine liebe Karte geschrieben , wir haben einen wirklich schönen Tag innerhalb der Familie gehabt und er hat mir einen Abend zu zweit geschenkt, aber so sehr ich mich darüber freue, umso große Angst habe ich jetzt, dass ich anschließend wieder enttäuscht bin, weil ich befürchte, dass er mir wieder sagt, dass er immer noch keine Gefühle hat.
Eigentlich weiß ich, dass auch er unsere Ehe und Beziehung retten möchte, wir haben uns auch für übernächste Woche einen Termin bei der Eheberatung geholt aber dennoch habe ich wahnsinnig große Angst, dass er seine Gefühle nicht mehr findet, dass sie irgendwie verschüttet sind und er nicht ran kommt beziehungsweise weiß ich überhaupt nicht, wie ich die nächsten Wochen beziehungsweise Monate aushalten soll und es immer zwischen Hoffnung und großer Angst s schwankt

Ich hoffe, ich konnte eigenermaßen verständlich unsere Situation schildern (meine MEC FS Erkrankung schränkt mich auch beim Schreiben und Lesen sehr stark ein) und ich würde mich sehr über Meinungen, Tipps oder Ideen freuen.

27.07.2025 08:25 • x 1 #1


Laetitia2024
@StillRising Es tut mir sehr leid, dass du so krank bist. Es ist in dieser Situation sowieso sehr schwer, zuversichtlich zu sein. Du bist durch deine Erkrankungen abhängig geworden von anderen Menschen, das verunsichert und ängstigt einen natürlich zusätzlich. Du solltest trotzdem nicht so viel grübeln oder so weit in die Zukunft denken. Genieße den Augenblick und alles, was dir gut tut und Freude macht. Auch die gemeinsame Zeit mit deinem Mann, sie ist ja nicht vorbei sondern verändert sich aktuell nur. Er braucht eine Pause und mehr Zeit für sich. Pflege ist sehr anstrengend, auch wenn man denjenigen liebt. Gönne ihm die Zeit. Ein Freund für' s Leben wird er immer bleiben. Alles Gute!

27.07.2025 08:54 • x 4 #2


A


Vorübergehende räumliche Trennung

x 3


Catalina
Zitat von StillRising:
Ich leide an ME/CFS

Das tut mir sehr leid für dich. Es ist bestimmt nicht leicht, damit zu leben und vor allem dadurch von anderen Menschen so abhängig zu sein. Für deinen Mann ist es aber sicher genauso schwer, dass du so krank und auf ihn angewiesen bist. Einen anderen Menschen über Jahre zu pflegen geht ordentlich an die Substanz, umso mehr wenn es ein naher Angehöriger ist, weil man ja auch emotional involviert ist.

Insofern finde ich es verständlich, dass dein Mann jetzt einfach leer und erschöpft ist und erstmal Zeit für sich braucht. Das ist ja erstmal keine Entscheidung gegen dich und eure Ehe, sondern eine für ihn selbst, damit er nicht auch irgendwann zusammenklappt.
Zitat von StillRising:
Dazu kam, dass ich krankheitsbedingt in den ersten ein bis zwei Jahren keinerlei Zugang mehr zu meinen Gefühlen und Emotionen hatte, die dann aber vor circa anderthalb Jahren plötzlich und mit voller Wucht wieder da waren und mit denen ich dann nicht mehr umgehen konnte,

Kannst du dich da in deinen Mann reinversetzen und nachspüren, wie sich das für ihn wohl angefühlt haben mag? Könntest du dir vorstellen, dass es ihm vielleicht gerade ähnlich geht und seine Gefühle für dich unter der ganzen Belastung verschüttet sind?
Zitat von StillRising:
an diesem Tag hat er beschlossen, dass er sich eine Wohnung vorübergehend nehmen möchte, unter anderem, weil er denkt, dass das der einzige Weg ist, um eventuell unsere Ehe zu retten, bevor irgendeiner von uns beiden einen Fehler macht, der nicht mehr zu verzeihen wäre,, um Zeit für sich zu haben, sich selbst wieder zu spüren, zu sich selbst zu finden und um hoffentlich bald zu wissen, was mit seinen Gefühlen los ist.

Ich denke, dass dein Mann die Notbremse ziehen musste weil er gespürt hat, dass er selber kurz vor dem Zusammenbruch steht. Ich finde das im Grunde eine kluge und gesunde Entscheidung von ihm. Denn wenn er jetzt auch noch krank wird, ist niemandem geholfen.

Ich verstehe, das sich das alles für dich furchtbar unfair anfühlen muss und das ist es auch. Du kannst nichts für deine Erkrankung, musst aber trotzdem mit den Konsequenzen leben. Das ist hart. Aber dein Mann kann auch nichts dafür, er ist quasi ebenfalls Leidtragender. Und er war jetzt sehr lange an deiner Seite und hat vermutlich viel durchgemacht. Dich so leiden zu sehen, war sicher auch für ihn sehr schwer und hat ihm Angst gemacht.

Jetzt braucht er eine Pause und die solltest du ihm gönnen, auch wenn das für dich schwer ist.

Ich hab hier eine Seite gefunden, auf der es viele Informationen zum Thema ME/CFS gibt, u.a. auch ein Forum, auch für Angehörige. Vielleicht würde ihm (und auch dir) der Austausch mit anderen in seiner Situation gut tun.

https://www.me-cfs.net/

27.07.2025 10:10 • x 1 #3


P
@StillRising
Was für eine harte Situation und große Herausforderung für Eure Familie!

Es ist bereits schon eine Ausnahme, wenn ein Mann bleibt und seine Frau über Jahre pflegt.
Wie bereits erwähnt und gut beschrieben wurde, ist eine 24 Stunden Pflege über Jahre sehr fordernd, zumal ja auch der emotionale Input weggefallen ist.

Bitte, hole Dir alle Hilfen, die Du bekommen kannst, damit sowohl Deine körperliche Pflege als auch Dein emotionaler Ausnahmezustand beachtet werden.

Dein Mann braucht dringend Abstand mit Ruhe und Erholung, sonst geht er ganz vor die Hunde.

Ihr sollt Euch wieder als Paar begegnen dürfen - und nicht als Panikattackierte und Pfleger.

Deswegen, alle Hilfen aktivieren, die unser Gesundheitssystem hergeben oder Euch sonstwie einfallen - sowohl für den Körper als auch für Deine Emotionen.
Dann siehst Du, daß es auch so weitergeht und es ist wieder Raum für Euch als Paar.

27.07.2025 12:15 • x 3 #4


Z
Zitat von StillRising:
Panikattacken und Verlustangst extrem zu entwickeln.
Meine Gedanken kreisen ständig in meinem Kopf, und ich schaffe einfach nicht, das Gedankenkarussell abzustellen, zumal meine Möglichkeiten, mich abzulenken und eventuell Sport oder Ähnliches zu machen, ja auch durch meine Erkrankung sehr ,begrenzt sind.


Kennst du neurogenes Zittern? Martina Melzer, selbst ME Betroffen hat einen Youtube Kanal, da berichtet sie darüber. Sie bietet zudem Coaching an, hat eine eigene Website. Falls Coaching nichts für dich ist, kannst du dir selber Informationen über neurogenes Zittern raussuchen und es ausprobieren.

Oder sich so kräftig wie möglich mal ausschütteln im sitzen oder stehen, je nachdem, was für dich geht.

Bin selber ME Betroffene durch Covid, fand das neurogene Zittern und/oder ausschütteln sehr hilfreich für mich, zu den Zeiten wo sonst nicht viel ging.

Wichtig ist nach Panikattacken wieder runter kommen zu können, da sonst das Adrenalin zu hoch bleibt und Crashgefahr auslöst.

Ansonsten wird bei Youtube Yoga Nidra für ME angeboten. Der Kanal Körper Sinn Methode hat Übungen, eine der Akteurinnen dort, Ann Kathrin ist selber Post Covid Betroffene. Anne Paul (auch selbst Betroffen gewesen) mit ihren acht Tönen des Qi Gongs/Youtube . Alles Sachen, die man liegend mitmachen kann und abgelenkt ist.

27.07.2025 14:16 • x 2 #5


Pippa
Liebe @StillRising,

Zitat von StillRising:
Jetzt ist es aber so, dass ich inzwischen im fünften Jahr chronisch erkrankt bin ,

Zeitmäßig vermute ich, dass es mit der Pandemie zu tun hat?

Zitat von StillRising:
und er nur noch gepflegt hat und und versucht hat, die Familie aufrecht zu erhalten,

Das war großartig von ihm. Er hat Dich in Deiner schlimmsten Zeit nicht alleine gelassen.

Zitat von StillRising:
dass er jetzt keine Energie mehr hat, sich völlig ausgebrannt fühlt, keinen Zugang mehr zu seinen Gefühlen hat, sich selbst verloren hat

Verstehe ich total. Ich habe Longcovid und konnte im ersten Jahr weder Gesellschaft noch sonst irgendwas ertragen.

Dein Mann, der in dieser Zeit an Deiner Seite war, war sicher ständig in Angst und Sorge, hilflos, der Verzweiflung nahe und hat seine Bedürfnisse zurück gestellt.
Jetzt ist die Luft raus.
Hat er sich mal einem Arzt vorgestellt?

Da Du berentet bist und auch eine Pflegestufe hast, kann ich mir annähernd vorstellen, in welchem Zustand Du Dich befandest/ befindest.
Und er war bei Dir.

Zitat von StillRising:
dass er sich eine Wohnung vorübergehend nehmen möchte, unter anderem, weil er denkt, dass das der einzige Weg ist, um eventuell unsere Ehe zu retten

Schau, er will die Ehe retten. Das ist doch positiv. Aber er braucht gerade Zeit für sich.

Zitat von StillRising:
er hat mir einen Abend zu zweit geschenkt,

Das spricht auch nicht dafür, dass er sich trennen möchte.

Zitat von StillRising:
Termin bei der Eheberatung geholt

Auch das ist positiv.

Fühl Dich umarmt.

27.07.2025 17:35 • x 1 #6


S
@Laetitia2024
@Laetitia2024 vielen Dank für deine liebe Antwort. Du hast natürlich völlig recht, und das versuche ich mir ja auch ständig zu sagen und vor allem, mich abzulenken, Dinge zu tun, die mir gut tun und sehr viel mit Freundinnen zu sprechen. Aber die Angst bleibt natürlich, dass er zu dem Schluss kommt, dass er alleine in der Wohnung nichts vermisst und seine Gefühle nicht mehr zurück kommen.



@Laetitia2024

27.07.2025 19:17 • x 1 #7


S
@Catalina
Vielen lieben Dank..
kann wirklich sehr gut nachvollziehen, dass mein Mann gerade sehr erschöpft ist und Zeit für sich zum Erholen braucht. Ich bin ihm auch wahnsinnig dankbar dafür, dass er jahrelang versucht hat, die Familie am laufen zu halten und gleichzeitig sich um mich gekümmert hat. Ich habe ihm das auch letzte Woche in einem Brief mitgeteilt und mich einfach mal dafür bedankt.
Das mit de
Zitat von Catalina:
Kannst du dich da in deinen Mann reinversetzen und nachspüren, wie sich das für ihn wohl angefühlt haben mag?

Ja, das war sehr schrecklich für ihn, meine Neurotherapeutin hat ihm das damals erklärt und das war ein großer Schock für ihn. Ich hoffe sehr, dass seine Gefühle auch einfach nur verschüttet sind und er mit der Zeit sie wieder spüren kann.
Ich habe nur Angst, dass er versucht, irgendetwas bei der anderen Frau zu fühlen bzw dass sich dieser Kontakt zu ihr noch intensiviert.
Zitat von Catalina:
Ich denke, dass dein Mann die Notbremse ziehen musste weil er gespürt hat, dass er selber kurz vor dem Zusammenbruch steht.

Das denke ich einerseits auch und ich hoffe sehr, dass wir und unsere Ehe so noch eine Chance bekommen und sie so retten können.
Vielen Dank für die Seite, ich kenne sie schon und bin auch im Kontakt mit anderen Betroffenen.
Meinem Mann würde das bestimmt auch gut tun, ich denke, es fehlt ihm da auch der Austausch, zumal er ja wie gesagt vor 1,5 Jahren dann völlig die Hoffnung verloren hatte

27.07.2025 19:36 • x 1 #8


S
@Perzet
Auch dir vielen lieben Dank für deine Antwort. Ich bin ja zum Glück seit 2 Jahren in neuropsychologischer Therapie und da sprechen wir auch über das Emotionsproblem.
Mein Fehler war leider nur, dass ich mein „Hauptproblem“ viel zu spät mit ihr besprochen habe.
Und du hast völlig recht, es ist wirklich sehr bewundernswert, dass mein mein Mann so lange durchgehalten hat. Meine Neuro Psychologin hat gesagt, wenn wir nicht so ein starkes Fundament gehabt hätten, wären wir gar nicht soweit gekommen.
Daran versuche ich immer zu denken, wenn ich gerade sehr verzweifelt bin. Und ich hoffe wirklich sehr, dass die Wohnung, der Freiraum und der Raum, den ich ihm gebe, dazu führen werden, dass er sich selbst wieder besser spüren kann und Zugang zu seinen Gefühlen bekommt und vor allem, dass er merkt, dass er noch Gefühle für mich hat.
@Perzet

27.07.2025 19:44 • x 1 #9


S
@Zaungast
Das neurogene Zittern kenne ich noch nicht, das hört sich sehr interessant an und ich werde mich auf jeden Fall da mal mit beschäftigen oder sogar das Coaching machen.
Denn genau davor habe ich gerade am meisten Angst, dass ich die ganze Zeit mich nur mit Adrenalin auf den Beinen halte. Dann wird der große Crash mit ziemlicher Sicherheit irgendwann folgen.
Wie geht es dir denn inzwischen?
Wir lange bist du denn schon betroffen?

27.07.2025 19:51 • #10


HeavyDreamy
@StillRising Hey


Zitat von Perzet:
Dein Mann braucht dringend Abstand mit Ruhe und Erholung, sonst geht er ganz vor die Hunde.

Ihr sollt Euch wieder als Paar begegnen dürfen - und nicht als Panikattackierte und Pfleger.

Deswegen, alle Hilfen aktivieren, die unser Gesundheitssystem hergeben oder Euch sonstwie einfallen - sowohl für den Körper als auch für Deine Emotionen.
Dann siehst Du, daß es auch so weitergeht und es ist wieder Raum für Euch als Paar.


Hier schliesse ich mich Perzet vollends an.

Durch die Pflegestufe 3 hast du viele Möglichkeiten, Hilfe durch Pflegedienst zu bekommen. Die wissen auch, welche weitere Hilfen dir noch zustehen, kannst dich aber auch an den gemeindenahen psychiatrischen Dienst (gibts fast in jeder Stadt) wenden, um von dort auch Hilfen zu erfragen oder zu bekommen.

Du hast durch Hilfe von ausserhalb auch eher ein unabhängiges Leben.

In meinen Augen ist es nie gut, sich vom Partner und auch Kindern abhängig zu machen, auch weil die Kinder selber ein Recht auf ein eigenes Leben, unbeschwerte Leben haben.

Ich weiss, es ist sehr schwer, wenn man krank ist, unabhängig zu leben, aber es ist machbar.

Der Pflegedienst macht dir den Haushalt (putzen und Wäsche) und geht einkaufen, übernehmen die Körperpflege, was du nicht mehr alleine machen kannst. Sie bereiten dir auch Essen zu oder es gibt auch Essen auf Rädern.

Es ist erstmal gut, wenn deine Tochter bei dir ist, aber bitte denke daran, dass deine Tochter eben auch ein Leben haben möchte, das unbeschwert ist.

Es wäre also schon sehr vernünftig, alles zu beantragen, was man beantragen kann als Hilfe (Kann der Partner und die Tochter ja zusammen alles beantragen).

Und du kannst auch dann stolz sein, vieles alleine mit neutraler Hilfe hinzubekommen

Ich weiss, wovon ich schreibe
Mein Sohn hat ein unbeschwertes Leben, ohne mir bei irgendwas helfen zu müssen.

Und was dein Partner betrifft:
Auch wenn es weh tut, er hat ebenfalls ein Recht auf unbeschwertes Leben und ja, Gefühle gehen meistens, wenn der Partner krank wird.
Beobachte ich mehr bei Männern, als bei Frauen.

Ich bin ebenfalls geschieden und lebe alleine.
Aber ich sage mir auch, dass ich kein Recht habe, jemand an mich zu ketten, nur weil ich krank bin.
Da bin ich ziemlich selbstlos geworden Und ich bin über meine Einstellung darüber auch froh

Alles Gute für dich und schau, was du verändern kannst, damit es für alle etwas leichter ist

27.07.2025 19:55 • x 3 #11


Catalina
Zitat von StillRising:
dass er merkt, dass er noch Gefühle für mich hat.

Darauf hast du leider keinen Einfluss, du kannst nur versuchen, ihm soviel Zeit und Freiraum zu geben wie nötig. Aber ihr seid schon sehr lange zusammen und scheint wirklich ein gutes Fundament zu haben, von daher stehen die Chancen da nicht schlecht.
Zitat von Heavydreamy:
Gefühle gehen meistens, wenn der Partner krank wird.
Beobachte ich mehr bei Männern, als bei Frauen.

Ja, das habe ich auch schon beobachtet, allerdings auch das genaue Gegenteil. Ich habe schon Männer erlebt, die ihre Frau bis zum Ende gepflegt haben und umgekehrt. Ich denke nicht, dass das abhängig vom Geschlecht ist, sondern eher eine Frage der Charakterstärke und der Liebe zum Partner.

28.07.2025 09:05 • x 1 #12


Z
Zitat von StillRising:
Wie geht es dir denn inzwischen?

Das frage ich mich auch. Stehe irgendwo zwischen die schwersten Zeiten liegen hinter mir, bis ich wieder an arbeiten gehen können denken kann wird es wohl noch eine Weile dauern.
Zitat von StillRising:
Wir lange bist du denn schon betroffen?


Drei Jahre.

28.07.2025 09:46 • #13


DieSeherin
hallo @StillRising wie geht es dir heute?

29.07.2025 14:45 • #14


S
@Heavydreamy
Hey Heavydreamy, und vielen dank für deine Antwort.
Ich denke, ich bin pflegetechnisch sehr gut aufgestellt und nutze schon alle Hilfen, die möglich sind ( Lieferservice, Taxidienst, 2 h pro Woche Alltagshilfe und einiges mehr).
Ich habe da wirklich Glück, dass bisher alles ohne große Probleme bewilligt wurde.

Vielleicht habe ich es falsch ausgedrückt, meine Tochter pflegt mich nicht, sondern ich freue mich vor allem, dass wir zusammen positive Mutter-Tochter Zeit verbringen können und natürlich, dass ich so etwas abgelenkt bin.. Sie hat natürlich ihr eigenes Leben, aber der vorübergehende Umzug kommt auch ihr gerade zugute.
Zitat von Heavydreamy:
Aber ich sage mir auch, dass ich kein Recht habe, jemand an mich zu ketten, nur weil ich krank bin.

Das stimmt natürlich, aber wir waren bisher seit 25 Jahren ein Team und auch, wenn ich total verstehe, dass mein Mann diese Auszeit absolut nötig hat, Energie tanken muss und sich selbst wieder finden muss, fällt es mir dennoch sehr schwer. Ich habe zwar ( trotz Erkrankung) ein relativ großes Netzwerk, aber dennoch fühle ich mich gerade noch ein bisschen wie in einem Schockzustand, da ich damit irgendwie überhaupt nicht gerechnet habe..
Aber ich hoffe, dass die erste Woche am schwierigsten war und dass es jetzt besser wird

29.07.2025 19:17 • x 1 #15


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