Wann ist es Zeit für eine Trennung?

E
Hallo Ihr da draußen,

während ich hier sitze und diesen Text schreibe zittern mir richtig die Knie. Ich hätte nie gedacht, dass Gedanken über Trennung einmal auch auf mich zukommen könnten. Und ich warne an dieser Stelle auch schon einmal vor: mein Text wird garantiert sehr lang!

Ich bin mitte 40, habe ein Kind und bin schon über 20 Jahre verheiratet. Mein Mann war vor unserer Ehe nur ein guter Freund, ich wusste, dass er mehr wollte, aber für mich war er eigentlich nicht der, wonach ich suchte. Trotzdem kam ich mit ihm zusammen, in einer schweren Situation stand er mir bei und ich dachte, vielleicht klappt es ja doch, auch wenn er nicht mein Traummann ist. Liebe kann ja vielleicht auch wachsen. Und Freundschaft und Verständnis sind ja auch wichtig. Im Bett harmonierten wir recht gut, für ihn war es (soweit ich das beurteilen kann) recht erfüllend, für mich in Ordnung. Zwar keine heißblütige Leidenschaft, aber in meiner Situation - ich habe gesundheitliche Einschränkungen - nach meiner damaligen Einschätzung ausreichend. So heirateten wir, bekamen ein Kind, kauften ein Haus und ich baute mein Leben rund um uns, entsprechend meinen Möglichkeiten, auf. Vor einigen Jahren allerdings gab es eine Zeit, in der ich keine Lust mehr auf S. hatte. Für meinen Mann war das ein Problem, er litt darunter. Ich kann zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass oder Grund dafür finden, warum bei mir die Lust fehlte. Wir haben über die damalige Situation nicht viel geredet, weil ich sehr konfliktscheu bin. Ich gehe lieber jedem Streit aus dem Weg, möchte es allen Recht machen und die Harmonie wahren. Die Gründe dafür liegen in meiner Kindheit, diese jetzt hier aufzuführen würden aber den Rahmen sprengen und auch ein wenig in den Bereich der Hausfrauen-Psychologie abdriften. Soweit es ging, haben wir diese Kriese überwunden, mein Mann hatte irgendwann auch die Lust verloren und wir nähern uns nun nur noch selten an. Für mich ist das zwar nicht erfüllend, aber auch keine Qual oder Last. Nur fehlt mir einfach etwas. Nun kommt - endlich - mein eigentliches Problem. Einige oder auch viele von euch werden ero. Träume kennen. Da bastelt unser Gehirn die tollsten Verbindungen, S. mit dem Schwager oder dem Nachbar oder so. Diese Träume habe ich auch, und ich trage sie weiter in die Realität, als eine Art Wachtraum. Ich erzähle mir in jeder freien Minute eine tolle Geschichten mit mir in der Hauptrolle. Nicht mit realen Männern, sondern meinem Traummann. Es geht um wahre Liebe, Romantik, heiße Liebesnächte und so weiter. Diese exessive Tag-Träumerei hatte ich schon mehrfach, habe es aber immer wieder geschafft, damit aufzuhören. Trotzdem oder gerade mache ich mir viele Gedanken darüber. Für mich ist es der Wunsch nach dem, was mir in meiner Ehe fehlt. Nach vielen Ehejahren scheint so vieles selbstverständlich, es gibt keine Komplimente mehr, keine zärtliche Umarmung, alles ist Gewohnheit und täglicher Alltag. Ein Ich liebe Dich habe ich schon lange nicht mehr gesagt oder gehört. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich meinen Mann das noch ehrlich sagen möchte oder kann. Von meinen s.uellen Wünschen möchte ich an dieser Stelle gar nicht sprechen. Auf der anderen Seite steht die rationale Seite meiner Gedanken, die mir sagt, dass ich einen guten, verlässlichen Partner habe, einen tollen Vater für meinen Sohn, keine unglückliche Ehe führe. Finanziell gibt es auch keine Probleme. Aber ich bin auch nicht glücklich und frage mich immer häufiger, ob so meine Zukunft aussehen soll. Er ist für mich ein so vertrauter Mensch, er weiß alles von mir, hat mir in schweren Situationen zur Seite gestanden und mir so oft geholfen. Und trotzdem sehe ich ihn an und denke, er übt keinerlei Anziehung mehr auf mich aus, ich möchte gar nicht intim werden mit diesem Mann. Ich habe schon versucht, die Anregungen aus meinen Träumen mit in meine Ehe zu übernehmen, aber das funktioniert nicht. Und mir wird immer deutlicher, dass ich etwas ändern muss. Ich war vor einiger Zeit bei einer Psychologin, habe unter anderem die Träumerei angesprochen. Aber auch andere Symptome, die teils daraus resultieren (Schlafmangel-dadurch müde und erschöpft etc.). Die Ärztin hielt eine Depression für möglich, aber eher gering. Ich habe Tabletten verschrieben bekommen, über deren Einnahme ich selber entscheiden sollte (und nicht genommen habe). In einem späteren Gespräch dann stimmte sie mir zu, dass ich nicht depressiv im klassichen Sinne sei. Und trotzdem sitze ich hier und denke, dass kann nicht alles gewesen sein für mich und mein Leben. Sich mit allem zu arrangieren, abzufinden, aufgrund meiner Einschränkungen und der Verbundenheit zu meinem Mann. Damit aber meine Wünsche und Sehnsüchte zu ignorieren und die Hoffnung aufzugeben, dass es da draußen Jemanden gibt, der micht so liebt wie ich bin. Ich glaube, meine Situation könnte man als klassische Lebenskriese bewerten. Das machen, so denke ich, viele Menschen durch und ich versuche nun , einen lebbaren Weg für mich zu finden. Bin ich nur naiv oder albern, weil ich mir meine Welt schön träume? Bin ich verrückt? Es gäbe noch so viel zu schreiben, aber ich glaube, das hier ist schon mehr als genug für den Anfang. Vielleicht hat Jemand bis zum Schluß meiner Zeilen durchgehalten und mag mir antworten. Ich würde mich darüber sehr freuen. Noch etwas: Treue und Respekt sind mir sehr wichtig, daher ist ein Seitensprung für mich keine Option.

27.08.2013 09:05 • #1


M
für mich liest sich dein leben so....als hättest du nie wirklich umgesetzt, was du dir wirklich wünscht....

du hast alles einfach so gemacht....mann, ehe, kind.....weil man es halt so macht....

ich lese da keine leidenschaft, liebe, herzschmerz, ideale, rebellion....alles was da so dazugehört.....

nur einfach so ruhiges geplätscher....das nicht unbedingt beglückend aber einigermassen ruhig und zufriedenstellend verläuft....

hm...vielleicht bist du einfach der typ dafür.....

leidenschaft und wilde gefühle, bedeuten auch gleichzeitig mehr risiko und turbulenzen....

wenn das nicht dein ding ist...dann ist es vielleicht einfacher , nur davon zu träumen......

27.08.2013 10:44 • #2


A


Wann ist es Zeit für eine Trennung?

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E
Hallo Minna,

danke für Deine Antwort! Ich denke nun schon einige Zeit über Deine Zeilen nach und glaube, Du hast Recht. Vielleicht bin ich wirklich nicht der Typ für eine Rebellion, vielleicht scheue ich auch das Risiko. Oder die Konfrontation, die sowieso zu meinen Schwächen zählt. Und ja, meine Ehe plätschert so dahin, es gibt keinen Streit (Gründe siehe oben) oder ähnliches. Aber jetzt traue ich mich zu Hinterfragen. Es gibt so viele Faktoren und äußere Einflüsse, die mein Handeln bestimmen (oder ich bestimmen lasse). Und ja, vielleicht denke ich auch, besser diese lieblose, routinierte Beziehung als gar keine. Ich weiß es leider nicht. Aber ich weiß, dass ich nicht ewig so weitermachen kann.

27.08.2013 12:34 • #3


H
Hallo Emma,

glaubst du dein Mann will ewig so weitermachen? Ich denke mal wenn er ein bisschen Emphatie besitzt wird er merken, dass du nur noch mit dem logischen Verstand, aber schon lange nicht mehr mit dem Herzen bei ihm bist.

Nach einer so langen Zeit finde ich ist das wichtigste Ehrlichkeit. Rebellion hin oder her, darum geht es doch gar nicht. Aber ein offenes Gespräch, das solltest du führen. Auch ehrlich sagen dass der S. mit ihm nicht die Erfüllung für dich ist. Verschiedene Szenarien durchsprechen. Aber gemeinsam. Nicht du für dich.

Sollte als letzter Weg die Trennung stehen, dann ist es so. Dann wäre es auch eh so gekommen. Aber vielleicht gibt ein wirklich offenes, ehrliches Gespräch mit deinem Mann auch ganz neue Perspektiven frei, von denen du jetzt gar nichts weisst. Vielleicht kommt damit auch die Lust zurück, dich zumindest emotional wieder auf deinen Mann einzulassen.

Ich wünsche dir viel Glück diesen Schritt zu gehen. Lasse für euch beide nicht zu, dass Schweigen die Situation nur noch verschlimmert und irgendwann nur noch Scherben zurückbleiben können.

Alles Liebe für dich.

27.08.2013 12:53 • #4


M
dann versuche etwas mit ihm zu ändern....(gespräche oder therapie..)

oder dein leben wird spannend,
schon alleine durch das abenteuer trennung....

das bedeutet risiko ...momente in denen du dich beweisen kannst und stolz auf dich bist.....die möglichkeit neu anzufangen.....
aber genauso tiefen und schmerz....durch die du dich kämpfen musst.....

ich glaube ihr beide habt euch verloren in der ehe....

entweder du versuchst zu ihm zurückzufinden...oder du fängst neu an...

sprich doch einfach mit ihm...alles andere ist nicht fair...

ich glaube auch, daß er etwas vermisst....

z.b. eine frau die freude an ihm hat.....

27.08.2013 12:56 • #5


A
Zitat von Emma 64:
Ich kann zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anlass oder Grund dafür finden, warum bei mir die Lust fehlte.

Wir haben über die damalige Situation nicht viel geredet, weil ich sehr konfliktscheu bin. Ich gehe lieber jedem Streit aus dem Weg, möchte es allen Recht machen und die Harmonie wahren. Die Gründe dafür liegen in meiner Kindheit,

Für mich ist es der Wunsch nach dem, was mir in meiner Ehe fehlt. Nach vielen Ehejahren scheint so vieles selbstverständlich, es gibt keine Komplimente mehr, keine zärtliche Umarmung, alles ist Gewohnheit und täglicher Alltag.

Ich glaube, meine Situation könnte man als klassische Lebenskriese bewerten.

Bin ich nur naiv oder albern, weil ich mir meine Welt schön träume?
willkommen

meiner einschätzung nach lebst du am leben vorbei, bist nach aussen in der welt der materialität zu haus - deine emotionale seite bleibt aufgrund vorgetäuschter harmonie-sucht ausgeblendet.

klar, dass da das feuer der leidenschaft sich irgendwannn meldet und gelebt werden will. aggression gehört auch mit dazu. wer diese nicht lebt bleibt kühl.

nach liebe schaut es mir nicht mehr aus was da läuft - wieviele jahre schon ?
es ist deine unzufriedenheit weil du dir vieles nicht erlaubst zu leben, damit tötest du einige apsekte in dir ab.

auch reibereien sind wichtig, gewitter reinigen die luft. man kann sich auseinandersetzen und dabei dennoch gut zusammen sitzen. das kann gelernt werden.
deine konfliktscheuheit jetzt mit einer schlimmen kindheit zu erklären, macht das zwar verständlich, dennoch bist du erwachsen, mama bestimmt nicht mehr über dein leben, sondern du selbst kannst es tun.

dein leben verläuft lauwarm, alles lebendige wird abgewürgt, des lieben frieden wegen und deine seele signalisiert dir ständig, dass ihr deine leidenschaft, die kreativität fehlt.
unsere S.ualenergie ist nach der lebenserhaltungsenergie die wichtigste kraft in uns, die unseren lebensfluss antreibt und unsere neugierde und kreativität ankurbelt. all das scheint dir zu fehlen weil du vieles nicht zum ausdruck bringst. wenn soviel unterdrückt wird entsteht ein energiestau. irgendwo in deinem körper hälst du das fest, und so verstärkt sich deine innere erstarrung, die sich mit vielen symptomen bemerkbar machen kann.
vieles bleibt ungelebt bei dir. das macht auf dauer unzufrieden und depressiv im schlimmsten fall wird irgendwann eine depression und mehr daraus.

überlege dir wie du dein eheleben wieder etwas aufpeppen kannst und lerne gewaltfreie kommunikation - das gibt dir sicherheit in der auseinandersetzung mit deinen themen.
überprüfe ob dein mann immer noch der ist, mit dem du deinen lebensabend verbringen willst und auch was du alles tun kannst, um mehr feuer ins leben zu lassen.

wenn du da raus willst musst du bereit sein etwas zu tun und dein mann auch.

alles gute!

27.08.2013 13:08 • #6


E
Hallo Ihr Lieben,

habt vielen Dank für eurer Feedback. Leider ist meine letzte Nachricht wohl nicht gesendet worden. Ich habe nun erstmal genug zum Nachdenken und werde mich nochmals melden.

Alles liebe auch für euch,

27.08.2013 15:07 • #7


G
Ich bin etwas entsetzt und traurig, wenn ich das lese.

Du hast Dir einen Mann gewählt, der Dir ein relativ einfaches Leben bieten konnte. Liebe? Hm, ich lese Zuneigung, aber keine Liebe.

Ist es das, was Du willst? Mit einem Mann zusammen sein, der zwar Dich liebt(e), aber Du ihn nicht?

Ich finde das unglaublich unfair Euch Beiden gegebenüber. Du/Ihr nehmt Euch die Chance mit einem passenden Partner glücklich zu sein. Und glücklich klingst Du nicht. Du hast keine existenziellen Sorgen, aber Glück ist doch mehr als das.

Dein Körper und Deine Seele zeigen Dir, dass das nicht reicht. Aber Du traust Dich nicht in eine (ungewisse) neue Zukunft.

28.08.2013 16:51 • #8




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