Zitat von LeonardoDV: Hat noch sehr viel mit Affärenebel zu kämpfen (obwohl kein Kontakt) und ist ein wenig mit sich selbst beschäftigt. Kann nicht damit klar kommen dass sie mir sowas schlimmes angetan hat. Sagt sie.
Es ist so. Der Affärenmann hatte ja eine Bedeutung für sie. Vielleicht sollte er als Sprungbrett in eine Beziehung dienen. Er gab ihr was - Vergnügen, Vorfreude, Freude, Gefühlssensationen, das Vergessen des Alltags, Glanz, Selbstgefühl (ich bin was wert, ich werde begehrt) usw. Er war für sie durchaus von Wert. Und jetzt wo er weg ist, steht sie da und fühlt sich entsprechend. Wahrscheinlich allein, es fehlt ihr vieles was er ihr gab.
Das ist dann regelrechter Entzug und den muss man erst Mal durchstehen. Das kann tatsächlich sehr lange dauern.
Ich hattte mal eine Affäre und als die aus meinem Leben verschwunden war, ging es mir alles andere als gut. Zwar lebte ich in meiner Ehe weiter und ich ließ mir den Liebeskummer auch nicht anmerken, aber es arbeitete lange Zeit in mir. Ich brauchte viel Zeit für mich, die mir mein Mann auch zugestand.
Am WE lag ich nicht selten mal einen Tag im Bett und rekapitulierte die ganze Sch... die da stattgefunden hatte. Ich sprach mit einem imaginären Gegenüber. Das ging recht lange Zeit so und irgendwann merkte ich, wie das Bedürfnis, das aufzuarbeiten, nachließ.
Der Affärenmann rückte mehr und mehr in den Hintergrund und dann erst gelang es mir, wieder mehr Sinn in meinem Leben zu sehen und den Blick auf die positiven Seiten des Lebens zu richten, z.B. auf meinen Ehemann, der viel mit mir mitgemacht hat.
Sie muss ihr Leben neu aufstellen, mit Schuldgefühlen klar kommen und sie wird ihn vermutlich immer noch vermissen. Das dauert seine Zeit.
Ich kann nur von mir ausgeben, aber ein Ehepartner, der ständig in mich hätte dringen wollen, hätte mir damals noch den Rest gegeben. Ich kann drängeln nicht ausstehen, auch nicht in Beziehungen. Da werde ich störrisch und/oder traurig, wenn man mir etwas abverlangt, was ich momentan nicht geben kann.
Sie geht die Ausweichmanöver und redet davon, was sie Dir angetan hat. Das was ihr jetzt fehlt, darüber spricht sie nicht, denn das wäre für Dich vermutlich sehr kränkend.
Versetz Dich mal in ihre Lage. Sie muss jetzt viel verarbeiten, vieles überdenken, vieles nochmals durchfühlen. denn die Affäre brachte vermutlich nicht nur Freude, sondern auch Frust. Unerfüllte Hoffnungen, Enttäuschung, Aussichtslosigkeit, wie es bei Affären halt auch oft der Fall ist.
Und daher hat sie das Bedürfnis für sich zu sein. Das hat jetzt erst Mal gar nichts mit Dir zu tun, aber der Mensch ist kein Automat und schaltet nicht mal eben von Affäre auf Nicht-mehr-Affäre um.
Ich kann sie verstehen. Es braucht Zeit und es braucht Raum für einen selbst und es braucht kein Drängeln, kein Wollen, kein Zerren von anderer Seite, weil das dann zusätzlich noch eine Belastung ist.
Daher wundert es mich aber, dass sie einer Paartherapie zustimmt. Ist doch schon mal ein guter Anfang wo vielleicht auch diverse Dinge zur Sprache kommen.
Affären haben immer einen Grund und Frust in der bestehenden Beziehung ist der Nährboden dafür.
Dass Dich das jetzt ebenfalls vor große Herausforderungen stellt, ist klar. Aber zu viel Aktionismus hilft gerade keinem. Dir nicht, weil Du nicht die gewünschte Resonanz siehst und erfährst. Und ihr nicht, weil sie eben psychisch noch mit einem oder einem halben Fuss in der Affäre steht. Das Innenleben folgt den äußeren Umständen oft recht langsam.
Ach, übrigens, meine Ehe hat die Affäre überlebt, aber auch, weil mir mein Mann Zeit ließ. Er war/ist oftmals schlauer als ich und weiß genau, was los ist. Und dann ist er einfach da und verlangt aber nichts. Finde ich toll - der Fels in der Brandung. Ich hoffe, ich bin auch für ihn wenigstens ein Felschen in der Brandung.