Jack Nicholson sagt in der aktuellen TV Hören und Sehen sinngem. "Es ist ein Luxus, ein paar Nächte mal mit keiner Frau zusammen zu sein." Er ist jetzt 66 und war immer mit Frauen unter 30 zusammen...
Am Anfang der Trennung dachte ich, ich müsse sterben.
Dann merkte ich langsam, daß ich immer mehr Abschnitte hatte, wo ich vorwärts kam aber auch nach hinten fiel.
Dies wechselte dann immer mehr in das Gefühl der Freiheit - die Möglichkeit, alleine zu entscheiden und nicht immer jemanden fragen zu müssen. Banale Dinge, wie z.B. das abendliche Fernsehprogramm oder die Einkaufszeiten im Supermarkt, den Urlaubsort - alles bestimme ich jetzt selbst.
Jetzt momentan wechselt es sogar phasenweise zur Dankbarkeit, aus dem "Taxi herausgeschmissen" worden zu sein. Diese Tritte, dieses positive Vorgegaukle, das taktische Geplänkel, die Erpressungen und jetzt vor kurzen auch die Unterhaltsklage von ihr - all das habe ich irgendwie gebraucht.
So wie sich der erste feuerschaffende Neandertaler sicherlich daran die Finger verbrannt hat, so mußte es mir gehen - in allen Facetten (bis vielleicht die rohe Gewalt, die blieb mir erspart).
Und ich habe gelernt, bin gewachsen, unglaublich gewachsen. Ich warte nicht mehr, bis das Taxi umkehrt. Nein, ich hoffe, ihr geht der Sprit nicht aus! Für mich wäre es schlimm, wenn sie mir jetzt entgegenkommen würde - "ach, samma wieda guad..." :-/ ... nee, davor hab ich am meisten Angst. Meine Freiheit nochmals verlieren, bloß nicht.
Reisende soll man nicht aufhalten... aber es macht keinen Sinn, am Bahnhof stehenzubleiben, und zu warten, bis der Reisende wieder ankommt. Man muß jetzt sein eigenes Leben leben - ohne den Reisenden. Die Entscheidung akzeptieren und alleine seinen Weg gehen.
Falls der Reisende zurückkommt, sollte man gewarnt sein! Er ging aus sehr egoistischen Gründen und hat die Vorteile der Partnerschaft völlig ausgeblendet. Es mag einen schmeicheln, daß der Partner "einsichtig" wurde, Tatsache ist, man wurde verlassen - auf schmerzliche Weise - und im Moment des "Verlassenwerdens" ist man oft das Übelste, was dem Verlasser passieren konnte ("Du nervst mich nur noch...").
Eines ist aber Tatsache. Das Bild von dem "Monster", das man verlassen hat, relativiert sich mit der Dauer der Trennung. Und das ist für viele Verlasser ein echtes Problem... Man, der war ja garnicht so schlimm - oder besser noch - er hatte sogar gute Seiten, die der Neue nicht hat...
Und damit dieses Bild des "schlimmen Verlassenen" bestehen kann, versuchen Verlasser, immer in offenen Wunden zu puhlen, um Negativreaktionen zu provozieren - damit eben dieses "Monsterbild" bestehen bleibt und man weiterhin eine Rechtfertigung für das Verlassen hat.
Aber - und das gehört fairerweise auch dazu - der Verlasser verarbeitet natürlich auch mit der Zeit. Und löst sich immer mehr, je länger das "Taxi fährt".
Und das ist gut so, denn dies ist die Gewähr, daß ich meine Ruhe habe und ich den manipulativen Versuchen ihrerseits nicht so häufig ausgesetzt bin.
Also, warte nicht, sondern LEBE. Gruß, Gerd