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Warum bin ich schnell enttäuscht und was kann ich tun?

M
Hey liebes Forum,

ich habe folgendes Problem und würde gerne eure Meinung dazu hören!

Ich (30) bin seit kurzem (2 Monate) mit meiner neuen Freundin zusammen (26).
Eigentlich läuft es richtig gut zwischen uns und wir genießen die gemeinsame Zeit total!

Eine Sache nervt mich aber zunehmend: Sobald sie mal ein wenig auf die Bremse tritt, fühl ich mich deswegen geknickt.
Wenn sie beispielsweise ein Treffen absagt, mich bestimmten Personen (noch) nicht vorstellen möchte usw.

Mein Kopf versteht das zwar alles, aber es löst ein ungutes Gefühl in mir aus, mit dem ich dann zu kämpfen habe.

Ich mache ihr deswegen natürlich keinerlei Vorwürfe, aber ich denke sie merkt mir manchmal meine Enttäuschung an. Ich möchte das Thema auch ungern thematisieren, weil sie nichts falsch macht.

Ich suche einfach einen Weg, wie ich besser mit diesen kleinen Enttäuschungen umzugehen und wäre dankbar für jede Antwort!

06.10.2020 15:32 • #1


FrauDrachin
Hey Maximilian,
wie sind denn vorherige Beziehungen in der Hinsicht gelaufen?
Wie gehst du außerhalb von Beziehungen mit Enttäuschungen um?
Wie lange hält die Enttäuschung denn an?
Hast du irgeneine Idee, was da bei dir getriggert werden könnte?

06.10.2020 16:49 • #2


A


Warum bin ich schnell enttäuscht und was kann ich tun?

x 3


DieSeherin
Zitat von Maximilian999:
Ich suche einfach einen Weg, wie ich besser mit diesen kleinen Enttäuschungen umzugehen und wäre dankbar für jede Antwort!


indem du dich fragst, warum dir die etwas schnellere gangart so wichtig ist? hast du angst, dass sie nicht verbindlich genug fühlt, wenn sie es langsamer angehen will, z.b. dich den freundinnen und freunden vorzustellen?

06.10.2020 17:07 • #3


J
Zitat von Maximilian999:
Mein Kopf versteht das zwar alles, aber es löst ein ungutes Gefühl in mir aus, mit dem ich dann zu kämpfen habe.

Tja - ich würde mal sagen, diese Bremsmanöver Deiner Partnerin lösen bei Dir ein emotionales Schema aus, das wahrscheinlich von ganz woanders herkommt. Das irritiert Dich, auch wenn es Dir vom Kopf her völlig klar ist. Leider ist aber die Emotion vor der Kognition und daher bleibt das Gefühl. Finde heraus, was für eine Doppelbelichtung hier stattfindet und wo der wahrscheinlich alte Teil der emotionalen Dynamik herkommt.

06.10.2020 17:15 • x 3 #4


M
Zitat:
Hey Maximilian,
wie sind denn vorherige Beziehungen in der Hinsicht gelaufen?
Wie gehst du außerhalb von Beziehungen mit Enttäuschungen um?
Wie lange hält die Enttäuschung denn an?
Hast du irgeneine Idee, was da bei dir getriggert werden könnte?


Hallo und danke für deine Antwort!

Dieses Problem hatte ich auch schon in vorherigen Beziehungen, wobei ich da diesem Impuls zu Kritisieren bzw. meine Enttäuschung offen zu zeigen schneller nachgegeben hab, was wiederum zu Problemen geführt hat.

Genau deswegen, möchte ich es dieses Mal anders machen und gelassener bleiben und nicht aus einer Mücke einen Elefanten machen.

Außerhalb von Beziehungen kommt es auch vor (z.B. in Freundschaften), aber nie annähernd so intensiv.

Die Enttäuschung kann schon mal einen halben Tag anhalten und verschwindet dann in der Regel über Nacht.

Was da getriggert werden könnte?
Hm, also ich vermute zweierlei:
1. Angst verlassen bzw. verletzt zu werden: Ich messe dem Ganzen vermutlich eine viel zu große Bedeutung bei und beginne zu befürchten, dass das die ersten Anzeichen bei ihr sind, dass sie sich unsicher ist.
2. Angst, dass ich mehr investiere in die Beziehung als sie: Ich denke ich bin an sich ein guter Partner, mit vielen positiven Eigenschaften. Ich bemüh mich um sie und ich denke das genießt sie auch. Gleichzeitig hab ich im Hinterkopf die Befürchtung, dass ich mir insgesamt mehr Mühe gebe in dieser Beziehung als sie.
Jetzt muss man auch dazu sagen, dass ich schon immer eine romantische Ader hatte und eigentlich auch sehr gerne gebe, während sie recht verschlossen ist und ihre Gefühle nur schwer ausdrücken kann.

06.10.2020 17:19 • #5


M
Zitat:
indem du dich fragst, warum dir die etwas schnellere gangart so wichtig ist? hast du angst, dass sie nicht verbindlich genug fühlt, wenn sie es langsamer angehen will, z.b. dich den freundinnen und freunden vorzustellen?


Hallo Seherin!

Ja, das ist definitiv einer der Hauptgründe.

Das Bedürfnis, dass das was wir haben von Dauer ist. Also einfach mehr das Gefühl Sicherheit!
Gleichzeitig weiß ich aber ganz genau, dass das Gefühl von alleine kommt mit der Zeit.
Da steckt wohl eine ganz tiefsitzende Angst verlassen und verletzt zu werden in mir.

06.10.2020 17:27 • x 1 #6


FrauDrachin
Zitat von Maximilian999:
Da steckt wohl eine ganz tiefsitzende Angst verlassen und verletzt zu werden in mir.


An sowas in der Richtung dachte ich. Kannst du dir nen Reim draus machen? Kindheit? Erste Freundin?

06.10.2020 17:28 • #7


J
Zitat von Maximilian999:
1. Angst verlassen bzw. verletzt zu werden: Ich messe dem Ganzen vermutlich eine viel zu große Bedeutung bei und beginne zu befürchten, dass das die ersten Anzeichen bei ihr sind, dass sie sich unsicher ist.

Dabei ist sie aber nicht unsicher, sondern Du bist es!

Zitat von Maximilian999:
2. Angst, dass ich mehr investiere in die Beziehung als sie: Ich denke ich bin an sich ein guter Partner, mit vielen positiven Eigenschaften. Ich bemüh mich um sie und ich denke das genießt sie auch. Gleichzeitig hab ich im Hinterkopf die Befürchtung, dass ich mir insgesamt mehr Mühe gebe in dieser Beziehung als sie.

Also die Angst, ausgenutzt zu werden.

Jetzt musst Du nur noch rausfinden, wo diese Befürchtungen, die offensichtlich eine größere Bedeutung für Dich haben, ursprünglich herkommen - dann bist Du der Sache schon gut auf der Spur. Heiße Kandidaten: Kindheit, Eltern und Erziehung.

06.10.2020 17:30 • #8


B
Mein ex hatte das auch und das war der Grund für mein Schlussmachen. Ich konnte die letzten Monate wirklich nichts allein machen, selbst als ich eine zahn op hatte sass er draussen. Er liess mir nicht mal den Fussweg in Ruhe nach Hause. Wenn ich mal wohin wollte zb Sonnenbank ( damals ging man noch) oder Videothek oder so dann musste er entweder mitkommen und ich musste mir das erstreiten...zum Schluss habe ich mich so sehr danach gesehnt alleine zu sein dass ich Schluss machen musste. Er verstand unter allein sein dass er trotzdem bei mir ist und ich dann was anderes mache zb er spielt pc und ich lese ein Buch . Und ich verstehe unter allein sein dass ich alleine in meiner wgh ein Buch lese und er woanders ist. Ging gar nicht...

06.10.2020 17:31 • #9


M
Zitat:
Tja - ich würde mal sagen, diese Bremsmanöver Deiner Partnerin lösen bei Dir ein emotionales Schema aus, das wahrscheinlich von ganz woanders herkommt. Das irritiert Dich, auch wenn es Dir vom Kopf her völlig klar ist. Leider ist aber die Emotion vor der Kognition und daher bleibt das Gefühl. Finde heraus, was für eine Doppelbelichtung hier stattfindet und wo der wahrscheinlich alte Teil der emotionalen Dynamik herkommt.


Hallo Jaqen,

danke auch für deine Antwort!

Ich denke auch du hast recht. Aber ich kann nicht zu 100% nachvollziehen, was du mit Doppelbelichtung meinst.
Ich nehme mal an, das hat wie so vieles seine Wurzeln in der Kindheit, wobei ich die eigentlich als ganz normal bezeichnen würde.

In meinen Beziehungen war diese Unsicherheit trotzdem immer sehr präsent.

Eine Therapie hab ich deswegen auch mal begonnen, aber vermutlich viel zu früh wieder abgebrochen.

Ich möchte es dieses Mal besser machen und bin auch bereit an mir zu arbeiten. Ich suche mir auch professionelle Hilfe, aber trotzdem wäre es wichtig auch akut schon Mittel und Wege zu finden, wie man besser damit umgehen kann.

06.10.2020 17:31 • #10


A
Zitat von Maximilian999:
Mein Kopf versteht das zwar alles, aber es löst ein ungutes Gefühl in mir aus, mit dem ich dann zu kämpfen habe.


Gut Ding will Weile haben , sie scheint alles richtig zu machen.

Eine Möglichkeit könnte für Dich sein, weniger durch die Defizit- Brille zu sehen.

Also weniger zu bewerten was sie (noch) nicht getan hat , sondern was sie tut und schon getan hat.

06.10.2020 17:32 • #11


M
Zitat:
An sowas in der Richtung dachte ich. Kannst du dir nen Reim draus machen? Kindheit? Erste Freundin?


Hallo FrauDrachin,

meine Kindheit war im Großen und Ganzen normal. Es gibt 1-2 sehr tiefsitzende Themen, über die ich nicht sprechen möchte, die aber im Vergleich was ich sonst so von Freunden weiß nicht extrem sind.

Was schon ein Thema sein wird, ist dass ich von meiner Mutter vermutlich zu wenig (körperliche und verbale) Zuneigung erfahren habe. Wurde nie umarmt und mir wurde auch nie gesagt, dass sie mich liebt oder dergleichen (zumindest soweit ich mich erinnern kann).

Meine erste Beziehung war sehr turbulent: Beide Teenager, sie damals noch vergeben und hat ihren Freund mit mir betrogen. Das ganze hielt ungefähr ein halbes Jahr und war von extremen Höhen und Tiefen geprägt.

Dass sie ihren Freund betrogen hat, könnten für den einen oder anderen die Alarmglocken läuten lassen Ehrlich gesagt, ist mir das (heute) aber nie so bewusst gewesen.

06.10.2020 17:36 • #12


J
Zitat von Maximilian999:
Doppelbelichtung

In einer bestimmten Situation passiert etwas mit einer Dynamik oder Intensiteät, was der eigentlichen Situation nicht angemessen ist (Du fühlst Dich enttäuscht), wenn man es nüchtern betrachtet. Also der Anteil der Reaktion, die situationsangemessen ist, wird deutlich überlagert von einem Anteil, der eigentlich gar nichts mit der Situation zu tun hat, sondern nur durch die Situation getriggert wird.
Das ist wie die doppelte Belichtung einer Stelle eines Film (ja früher hat man noch mit Filmen fotografiert), wobei man die beiden Bestandteile nicht mehr auseinanderhalten kann.

Zitat von Maximilian999:
wobei ich die eigentlich als ganz normal bezeichnen würde.

Die Einstellung hatte ich auch mal ... und dann kam Alice Miller.

Zitat von Maximilian999:
Eine Therapie hab ich deswegen auch mal begonnen, aber vermutlich viel zu früh wieder abgebrochen.

Ach schau mal einer an ... dann ist der Leidensdruck doch schon etwas höher.

Zitat von Maximilian999:
Was schon ein Thema sein wird, ist dass ich von meiner Mutter vermutlich zu wenig (körperliche und verbale) Zuneigung erfahren habe. Wurde nie umarmt und mir wurde auch nie gesagt, dass sie mich liebt oder dergleichen (zumindest soweit ich mich erinnern kann).

Da haben wir doch schon mal was interessantes: Wenn Du schon als Kind keine sichere Bindung erleben konntest, hat das nicht unerhebliche Auswirkungen auf Deine Beziehungen als Erwachsener.


Zitat von Maximilian999:
auch akut schon Mittel und Wege zu finden, wie man besser damit umgehen kann.

Je älter das Problem, desto unwahrscheinlicher die schnelle Lösung.

06.10.2020 17:37 • #13


M
Zitat:
Mein ex hatte das auch und das war der Grund für mein Schlussmachen. Ich konnte die letzten Monate wirklich nichts allein machen, selbst als ich eine zahn op hatte sass er draussen. Er liess mir nicht mal den Fussweg in Ruhe nach Hause. Wenn ich mal wohin wollte zb Sonnenbank ( damals ging man noch) oder Videothek oder so dann musste er entweder mitkommen und ich musste mir das erstreiten...zum Schluss habe ich mich so sehr danach gesehnt alleine zu sein dass ich Schluss machen musste. Er verstand unter allein sein dass er trotzdem bei mir ist und ich dann was anderes mache zb er spielt pc und ich lese ein Buch . Und ich verstehe unter allein sein dass ich alleine in meiner wgh ein Buch lese und er woanders ist. Ging gar nicht...


Hallo Baumo,

auch danke für deine Antwort!

Ich kann extrem gut nachvollziehen, wie es dir dabei ging.
Klingt vielleicht etwas paradox, aber ich bin umgekehrt phasenweise auch sehr gerne alleine.

Ich denke ich habe eine ähnliche Ader wie dein Exfreund. Ich befürchte Kontrolle und Besitzdenken spielen da eine große Rolle.
Aber ich möchte auch betonen, dass ich das nie auch nur ansatzweise so extrem ausgelebt habe: Meine Freundin hat alle Freiheiten etwas alleine zu machen (Sport, Freunde treffen, Partys etc.). Ich gesteh ihr das nicht nur zu, sondern finde das teilweise auch recht angenehm, weil ich ja auch einen vollen Terminkalender habe.
Außerdem möchte ich betonen, dass ich absolut weiß, dass diese Ader alles andere als richtig ist. Es ist bei mir ein Impuls, nicht so stark wie bei deinem Ex, der leider da ist und den ich gerne loswerden wollen würde.

06.10.2020 17:43 • #14


M
Zitat:
Gut Ding will Weile haben , sie scheint alles richtig zu machen.

Eine Möglichkeit könnte für Dich sein, weniger durch die Defizit- Brille zu sehen.

Also weniger zu bewerten was sie (noch) nicht getan hat , sondern was sie tut und schon getan hat.


Hallo Anker,

vielen lieben Dank! Das ist wirklich ein super Tipp!

Ich habe generell das Problem, auch in anderen Lebensbereichen, immer sehr kritisch zu sein und eher das Negative wahrzunehmen.

Ein klitzekleines aber: Ich umgekehrt versuche sehr viel richtig zu machen und möglichst wenig falsch zu machen. Ich denke das gelingt mir auch ganz gut und fällt mir nicht sonderlich schwer.
Warum bestehe ich unterbewusst so sehr auf eine Art Gegenleistung: So in der Art, ich schreibe dir eine super süße Guten-Morgen-Nachricht, ich erwarte mir, dass da auch etwas in der Richtung zurückkommt und nicht nur ein Guten Morgen

06.10.2020 17:46 • x 1 #15


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