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Warum mich viele Affärengeschichten ärgern

L
Hallo zusammen,

ich habe einige Geschichten unter der Rubrik Affären/Fremdgehen gelesen und möchte meine Gedanken dazu in einem eigenen Thread posten weil ich mich auf keine konkrete Beziehung beziehe.
Ich war nie eine Geliebte und hatte auch keinen Partner der eine Geliebte hatte. Ich fragte mich, warum mich diese Affärengeschichten oft aufregen und habe es mal nieder geschrieben.
Ich würde mich freuen, zu erfahren was ihr dazu denkt. Mir ist natürlich klar, dass es alles nicht immer so einfach und ausschließlich ist, wie ich es hier aufschreibe aber ich stelle es trotzdem mal zur Debatte.

Auch wenn diese Affären-Konstellationen schmerzen, so bringen sie den Vorteil, dass die an ihrem Liebes-Phantasma festhalten kann. Wenn er sich einlassen würde...dann...Und je nach Bewusstseinsgrad des Affärenpartners glaubt auch er das, oder er weiß genau warum er aus dieser Affäre keine feste Beziehung macht und hält die Geliebte bei Laune.
Denn real teilen die Affärenpartner ja nur dem Alltag ferne, märchenhafte oder ero. Momente miteinander. Sie mögen sich nach mehr sehnen...aber dennoch ist es unmöglich, diese Gefühle auf Dauer in einer normalen Beziehung aufrecht zu erhalten.

Eine Beziehung zwischen zwei erwachsenen Menschen, vielleicht noch mit Kindern verliert auf Dauer immer notgedrungen an einer gewissen Romantik und ero.. Eine Ehefrau beispielsweise wird nicht (wie die Geliebte) nach noch 10 gemeinsam verbrachten Jahren bei jedem Treffen mit ihrem Gatten ganz gerührt über seine bloße Erscheinung sein und umgekehrt. Viele banale, unliebsame, organisatorische Dinge sind unvermeidbar. Wer holt wann die Kinder aus der Kita? Wer kauft das Geschenk für Oma? usw.
Und was mich so sehr aufregt ist dass die vergebenen Affärenpartner das offenbar nicht klar sehen sondern annehmen, dass diese Geliebte oder dieser Geliebte nun nicht aufgrund seiner ganz bestimmten Rolle, die er im Leben des anderen einnimmt soche Höhenflüge verursacht, sondern wegen der Exklusivität dieser Liebe.

Das empfinde ich als den tiefgehenderen Betrug am Partner. Denn er wird nicht nur körperlich betrogen...Seine Liebe wird in Frage gestellt bzw. die des Affärenpartners als tiefer, echter, intensiver betrachtet. Damit beraubt man den (Ehe)Partner jeder Chance denn er/sie kann sich drehen und wenden wie er/sie will, aufgrund seiner Rolle im Leben des Partners, kann er niemals solch ausschließlich wundervolle Gefühle bescheren.
Es ist ihm/ihr unmöglich, bei jedem Treffen vor Begeisterung schier verrückt und ohnmächtig zu werden oder mal eben ein Schäferstündchen auf dem Küchentisch zu veranstalten weil die Kinder jeden Moment aus der Schule kommen usw.

Viele Geliebte sind ja auch wesentlich jünger (wenn auch keinesfalls immer wirklich jung) als die Partnerin und entsprechend haben sie meistens noch recht naive Vorstellungen von der Liebe. Sie stellen die Liebe ins Zentrum ihres Lebens, ja die Liebe scheint der Sinn des Lebens. Entsprechend wichtig ist der Affärenpartner. Er ist das Zentrum des Lebens der Geliebten und das gibt ihm eine enorme Wichtigkeit. So aber denkt meines Erachtens kein reifer Mensch. Ich kann noch so lieben, mein Partner oder die Liebe an sich ist nicht mein einziger Lebenssinn.
Und ich selbst würde in die Luft gehen wenn mein Mann unsere Beziehung und meine Liebe wegen so einer Teenie-Liebe in Frage stellen würde. Dass so eine Teenie-Liebe sich fantastisch anfühlt, stelle ich nicht in Frage...nur, wie sie interpretiert wird.

Ist es tatsächlich eine tiefere Liebe wenn man keinerlei gemeinsame Verpflichtungen hat, wenn man nur das Schöne, dem Alltag ferne miteinander lebt?....Ist das nicht im Grunde genommen sogar viel einfacher? Ich denke also, dass diese Leichtigkeit, diese Schmetterlinge nicht in erster Linie nur wegen des Charakters der Affärenpartner zustande kommt, sondern wegen der Umstände...
Es mag sich schöner oder intensiver anfühlen...aber dass doch nur weil man sich ausschließlich in den Gefühlen begegnet (Ich erwarte nichts von ihm. Ich will ihn nur lieben). Aber Beziehung bedeutet eben viel mehr als nur diese Gefühle miteinander zu teilen.

Ich als Frau identifiziere mich da oftmals mit den betrogenen Ehefrauen (nicht grundsätzlich aber tendenziell). Denn ich sehe für den (Ehe)partner keine Chance in diesem Spiel. Eine in ihren Verpflichtungen voll eingespannte Ehefrau (das gilt natürlich auch für die betrogenen Ehemänner) kann ihren Mann nicht täglich mit leuchtenden, verheißungsvollen Augen anschauen, sie wird ihren Partner auch kaum idealisieren und es ist ihr unmöglich nochmal 20. oder 30. zu sein und zu glauben, eine Beziehung sei nichts als gelebte Gefühle.
Wenn ihr fremdgehender Mann nun ganz klar blicken würde und sich sagen würde: okay, diese Geliebte reizt mich gerade weil wir kein gemeinsames Leben haben...Oder sie reizt ihn nur S.uell...Das fände ich vernünftig. Aber ich lese hier oft dass Geliebte ins Ohr gesäuselt bekommen, dass die Liebe die die Affärenpartner miteinander verbindet etwas ist, das sie nie zuvor fühlten- auch nicht dem (Ehe)Partner gegenüber...Das entwertet doch die Liebe zum Partner und ist nicht nur unrealistisch sondern auch ungerecht. Denn diese Art der Liebe ist ja nur unter diesen Umständen möglich. Geheimnis, kein Alltag, keine lange Geschichte, die völlige Fokussirung der Geliebten auf die Liebe usw.

Und was häufig völlig vergessen wird ist dass auch der betrogene Ehepartner auf diese Art der Liebe verzichtet und das sogar oft bewusst...oder sich nach ihr sehnt aber einfach weiß, dass eine langwährende Beziehung das nicht leisten kann.
Aber statt dass das gesehen wird (den Liebenden im Partner), wird seine ganze Mühe, Liebe, seine Beständigkeit entwertet indem sie durch eine viel leichtere Liebe in Frage gestellt wird. Nähme man dem Partner all die Verpflichtungen für ein paar Monate, würde er/sie sich vielleicht auch wieder mehr zum nur-Liebenden entwickeln...Und bürde man einer/m Geliebten diese Verpflichtungen auf, so würde diese Liebe darunter leiden.

13.06.2015 10:14 • x 6 #1


L
Eine Liebesaffäre ist eine 2te Beziehung. Diese kann in allen Facetten gestaltet werden und sich entwickeln wie die 1ste. Meist wird die 1ste nur aus Veratwortungsgefühl oder Mitleid nicht sofort beendet. Das Ende ist jedoch zu dem Zeitpunkt schon festgemeiselt.

Was dich ärgert .. sind die Konsequenzen. Aber wir sind freie Menschen. Und jeder sollte imstande sein... allein klar zu kommen. Die Gesellschaft ist nur noch nicht soweit.

13.06.2015 10:27 • x 1 #2


A


Warum mich viele Affärengeschichten ärgern

x 3


F
Ein wundervoller Text! Du hast damit vollkommen Recht; sehe ich genauso

13.06.2015 10:31 • #3


O
Wenn eine Affäre meistens am Ende geschieht , wenn alles kaputt ist. Wieso habe ich dann erfahren das mein Freund ( jetzt Ex ) mich seit wir zusammen sind -5 Monate mit seiner Ex betrogen?

13.06.2015 10:36 • #4


Blanca
Zitat:
Zitat von Leslie:
Und je nach Bewusstseinsgrad des Affärenpartners glaubt auch er das, oder er weiß genau warum er aus dieser Affäre keine feste Beziehung macht und hält die Geliebte bei Laune.
Denn real teilen die Affärenpartner ja nur dem Alltag ferne, märchenhafte oder ero. Momente miteinander. Sie mögen sich nach mehr sehnen...aber dennoch ist es unmöglich, diese Gefühle auf Dauer in einer normalen Beziehung aufrecht zu erhalten. [...]

Eine Beziehung zwischen zwei erwachsenen Menschen, vielleicht noch mit Kindern verliert auf Dauer immer notgedrungen an einer gewissen Romantik und ero.. [...]

Und ich selbst würde in die Luft gehen wenn mein Mann unsere Beziehung und meine Liebe wegen so einer Teenie-Liebe in Frage stellen würde. Dass so eine Teenie-Liebe sich fantastisch anfühlt, stelle ich nicht in Frage...nur, wie sie interpretiert wird. [...]

Aber Beziehung bedeutet eben viel mehr als nur diese Gefühle miteinander zu teilen. [...]

Wenn ihr fremdgehender Mann nun ganz klar blicken würde und sich sagen würde: okay, diese Geliebte reizt mich gerade weil wir kein gemeinsames Leben haben...Oder sie reizt ihn nur S.uell...Das fände ich vernünftig. Aber ich lese hier oft dass Geliebte ins Ohr gesäuselt bekommen, dass die Liebe die die Affärenpartner miteinander verbindet etwas ist, das sie nie zuvor fühlten- auch nicht dem (Ehe)Partner gegenüber...Das entwertet doch die Liebe zum Partner und ist nicht nur unrealistisch sondern auch ungerecht.

Ich stimme in weiten Teilen mit Dir überein. Kommentar:

1.
Affairen sind nicht als Liebesbeziehung angelegt, sondern ihr kennzeichnendes Merkmal ist Unverbindlichkeit. Sie dienen in erster Linie dazu, vom Alltag abzuschalten und frivolen Spaß zu erleben und sollten deshalb auch beendet werden, sobald einer von beiden sich ernsthaft verliebt, denn dann ist es mit letzterem definitiv vorbei.

2.
Menschen sind manipulierbar und ja: Sie lassen sich gern täuschen. Ansonsten gäbe es keine Werbung und anders ist es auch nicht denkbar, daß Psychopathen und Narzissten sich bis in Vorstandsetagen hocharbeiten können, ohne als solche entlarvt und gestoppt zu werden. Zudem sind es leider nicht unbedingt die fachkompetenten und tüchtigen Kräfte, die Karriere machen, sondern auch und vor allem jene, die sich selbst gut zu verkaufen wissen - auch mit der Leistung anderer.

Eine Ehefrau, die jahrelang brav funktioniert, wird leider nicht so wahrgenommen wie eine, die Zicken macht, wenn sie nicht genug Aufmerksamkeit bekommt. Und so kommt es, daß die brav funktionierende Frau womöglich nie ein Wort des Lobes erhält, die zickige hingegen schon für Kleinigkeiten hochgejodelt wird, auch wenn sie ihren Hintern unterm Strich weniger hochbekommt als ihr braves Pendant.

Und dann die junge Geliebte erst...

3.
Affairen werden von Menschen geführt, die besonders gierig sind und sich rücksichtslos nehmen, was sie haben wollen. Während der gebundene Teil dafür aus seiner Hauptbeziehung ausbricht, hämmert seine Affaire ebenso hemmungslos an die Tür (s)einer längst besetzten Toilette.

Da die Abschußquote niedriger ausfällt, wenn man jemand offen sagt, daß es nur um 6 geht, neigen manche Affairenmenschen dazu, sich ausgesprochen illoyal gegenüber ihrer Hauptbeziehung zu verhalten und erzählen der Affaire Dinge, die sie a) nichts angehen und b) häufig auch gar nicht stimmen, sondern frei erfunden werden, um ihr eine Bedeutung vorzuflunkern, die sie letztlich eben doch nicht hat, ansonsten würden sie ja Nägel mit Köpfen machen, statt ihr eine Affaire auch nur zuzumuten.

Natürlich lügt es sich besonders gut, wenn man sich selbst einredet, daß das stimmt, was man da von sich gibt. Denn so wirkt man besonders glaubwürdig. Man muß dann nur noch das Umschalten hinkriegen, wenn man bei der Hauptbeziehung ist. Gelingt den meisten aber immerhin so gut, daß ihre Ehepartner jahrelang nicht mitbekommen (haben wollen), daß sie betrogen worden sind.

Mitunter werden regelrechte Parallelleben aufgebaut, also mit gemeinsamer Zweitwohnung und -familie - und erst bei der Testamentseröffnung stellt sich heraus, daß die Hauptbeziehung all die Jahre eine einzige Farce gewesen ist. Wäre der Betrüger noch am Leben, würde er vermutlich das geplagte Opfer geben, das im Brustton der (nicht mal gespielten) Überzeugung sagt, er habe es sein Leben lang doch immer nur allen recht machen wollen und sich entsprechend Mühe gegeben, nach allen Seiten...

Tja...

13.06.2015 10:53 • x 3 #5


Blanca
Zitat von liebemich:
jeder sollte imstande sein... allein klar zu kommen. Die Gesellschaft ist nur noch nicht soweit.

Solange man kinderlos ist, sollte man das hinbekommen, ja. Aber in dem Moment, wo eine Familie gegründet ist, wird das mit dem allein klar kommen nun mal zum Problem.

13.06.2015 11:04 • #6


L
Nur mal so Frauen betrügen genauso oft wie Männer. Und es ist nicht so wie ihr es hier darstellt. Es gibt sehr viele unterschiedliche Gründe warum Menschen fremdgehen.

13.06.2015 11:15 • #7


K
ja und nein, aus meiner sicht der dinge.

das problem vieler affären ist schlicht, dass sie keine affären sind. in dem moment, wo es im liebesgesäusel endet, dann ist es doch keine affäre mehr. egal, ob mann oder frau, diese art der zweitbeziehung ist doch immer zeitlich umgrenzt und rein als alltagsflucht zu sehen.

natürlich möchte ich nicht in abrede stellen, dass man sich dabei ernsthaft verlieben kann, doch dann ist man in einer echten zweitbeziehung, die dinge werden kompliziert und die gedankenspiele drehen sich darum, was nun zu tun ist. ergo, die, die hier eben sich hin- und hergerissen fühlen, sind emotional schon weg.

13.06.2015 11:17 • #8


L
Nein, nicht alle sind emotional schon weg. Man kann auch zwei Menschen lieben und genau das ist der Grund warum viele sich so hin und her gerissen fühlen zwischen Affäre und Partner. Es gibt natürlich auch die wo es zweifellos nur um S. geht.

13.06.2015 11:24 • #9


L
Ich wage mal zu behaupten. .. über 90% der Affären sind mit starken Gefühlen verbunden. Niemand leidet nur wegen S.. ?! Und Männer brauchen keine Affären eingehen, wenn es nur um S. geht. Dafür gibt es den Pu.... oder Partnerwechsler... oder online S.. Wo lebt ihr denn, wenn ihr glaubt er geht nur wegen S. fremdt?

13.06.2015 11:26 • #10


Blanca
Zitat von knuspi:
das problem vieler affären ist schlicht, dass sie keine affären sind. in dem moment, wo es im liebesgesäusel endet, dann ist es doch keine affäre mehr.

Jein. Für denjenigen, der säuselt, um weiter seinen Spaß haben zu können, ist es nach wie vor eine Affaire.

Für denjenigen, der auf das Gesäusel hereinfällt und emotional abhängig davon geworden ist, ist es hingegen so, daß er gern eine Beziehung hätte, de facto aber weiterhin nur eine Affaire bekommt.

Zitat:
natürlich möchte ich nicht in abrede stellen, dass man sich dabei ernsthaft verlieben kann, doch dann ist man in einer echten zweitbeziehung, die dinge werden kompliziert und die gedankenspiele drehen sich darum, was nun zu tun ist.

Eine echte Zweitbeziehung wäre es in meinen Augen, wenn alle Beteiligten über das Beziehungsdreieck informiert sind und einander tolerieren, wie es etwa in polyamoren Beziehungen der Fall ist oder in offenen Ehen, wo Haupt- und Nebenpartner einander zwar nicht unbedingt persönlich kennen, aber doch zumindest Bescheid wissen und sich nicht aneinander stören.

Solange das Ding heimlich geführt wird, ist und bleibt es meines Erachtens eine Affaire, auch wenn einer von beiden inzwischen ernsthaft verliebt ist, während der andere - abgesehen von der Lust - bestenfalls freundschaftliche Sympathie und Zuneigung empfindet. Ich würde in so einem Fall von Freundschaft plus sprechen, zumal wenn das Ganze sich über Jahre hinzieht. Aber eine klassische Liebesbeziehung ist es für mich trotzdem nicht. Dafür fehlt der Sache einfach die Verbindlichkeit, auch und vor allem nach außen hin.

13.06.2015 11:30 • x 1 #11


J
Was mich am meisten ärgert ist die tatsache, dass von/vor der hauptbeziehung riesige Teile des Lebens abgespalten und verheimlicht werden.

Wie pubertierende vor ihren eltern verheimlichen.nur dort hat es den sinn der ablösung.

Wie soll denn dieser graben je wieder überwunden werden?

13.06.2015 11:36 • #12


Blanca
Zitat von liebemich:
Ich wage mal zu behaupten. .. über 90% der Affären sind mit starken Gefühlen verbunden. Niemand leidet nur wegen S.. ?!

Da magst Du recht haben.

Die Frage ist nur, ob es sich bei diesen starken Gefühlen um wahre Liebe handelt, oder beispielsweise um pure Leidenschaft, um narzisstisches Bedürfnis nach Bestätigung und Aufmerksamkeit oder schlicht um panische Angst vor Einsamkeit.

13.06.2015 11:37 • #13


Blanca
Zitat von Jay da B:
Wie pubertierende vor ihren eltern verheimlichen.nur dort hat es den sinn der ablösung.

Hier meines Erachtens auch.

13.06.2015 11:38 • #14


O
Mein Mann hatte schon in der Kennenlern und Verliebtheitsphase eine Affäre... und sagt er liebt mich

13.06.2015 11:43 • #15


A


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