Hallo van Dyk,
ja in einem Punkt muss ich dir recht geben, wir Frauen sind subtiler. Und sicher geben wir oftmals nur versteckte Hinweise, mit der vollen Überzeugung, das muss MANN doch verstanden haben. Aber nein, hat er nicht (wie auch – im Nachhinein und aus Erfahrung betrachtet), aber das macht uns noch trauriger und wütender.
Auch wenn es jetzt „hart“ klingt, aber wir lieben den anderen Menschen, weil er in der Lage ist, unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Das meine ich nicht materiell und nicht in der ersten Verliebtheitsphase. Aber jeder Mensch möchte von seinem Partner gesehen werden, möchte Wertschätzung erfahren, möchte wahr genommen werden, möchte fühlen, dass er dem anderen etwas bedeutet, dass man ihm wichtig ist, das man ein Teil von ihm sein darf, das er einen hin und wieder mit ganz kleinen Dingen überrascht usw… und wenn man diese Bedürfnisse nicht mehr erfüllt bekommt, erkaltet die Liebe. Man fühlt sich diesem Menschen immer weniger verbunden.
Streit gibt es in jeder Beziehung und ein wenig Reibungsfläche braucht man, um dann wieder zu fühlen, wie schön Harmonie und Vertrautheit ist. Aber wegen normalen Streits fährt man ja eine Beziehung nicht gegen eine Wand. Und hier denke ich, liegt bei meiner Trennung der Knackpunkt. Als ich gelernt hatte, dass ich mit meinen subtilen Äußerungen nicht weiter komme, habe ich die Dinge, die mich stören, direkt beim Namen genannt, in der Hoffnung gehört zu werden. Ich wollte an dieser Beziehung fest halten, ich liebte diesen Mann. Aber ich wurde einfach nicht gehört, 1000 andere Dinge waren wichtiger. Ich lebte mit diesem Mann zusammen und war doch allein. Seine Hobbies, seine Kinder, seine Eltern, seine Ex, seine Freunde …, … - alles hatte Vorrang, jedem wurden seine Bedürfnisse erfüllt. Selten haben wir am Wochenende etwas zusammen unternommen und wenn dann nur für 2. – 3. Stunden, ich war allein. In der Woche sah es so aus, er hat an seinen Motorrädern geschraubt als er heim kam, ich habe mich um den Haushalt und den Hund gekümmert und als er fertig war, kam er rein mit der Frage, was gibt es zu essen. Schnell duschen, ab vor den TV und abschalten. Gespräche mit mir waren nicht mehr drin. O-Ton – ich bin so fertig… Oft waren auch seine Kinder da (Wechselmodell), wo ich nicht im Wege stehen wollte und sie die Zeit gemeinsam genießen sollten. Seine Ex rief auch ständig an und es herrschte ein reger whatsapp – Verkehr zwischen den Beiden. Aber ich wurde nie informiert, wenn es Planänderungen gab. Ich hatte es eben hinzunehmen. Ich habe versucht uns den Alltag durch kleine Überraschungen an ihn zu versüßen – diese hat er angenommen, aber seinerseits kam nie etwas. Briefe habe ich ihm auch geschrieben, einen wunderschönen Liebesbrief, der wenig Achtung in seinen Augen fand, auch Briefe, wenn ich nicht mit ihm reden konnte, weil ich mich gekränkt fühlte und ich meine Gedanken ordnen wollte, um ihm zu sagen wie verletzt ich mich fühle. Aber eigentlich bin ich immer wieder auf taube Ohren gestoßen. Und irgendwann beginnt man traurig zu werden, einsam zu werden, sich in der Beziehung als Mensch wertlos zu fühlen. Und dann kam bei mir der Punkt, dass ich gespürt habe, dass ich aus meinem tiefen traurigen Sumpf raus muss. Da draußen ist das Leben, es wartet auf mich. Man entliebt sich.
Und hier komme ich wieder zu dem, was ich am Anfang schrieb. Ich habe seine Bedürfnisse über die Jahre erfüllt. Ich habe ihm zugehört, ihm gesagt und gezeigt, wie wichtig er mir war, wie attraktiv er für mich ist, habe ihn überrascht, ihm den Rücken frei gehalten, wenn er Stress hatte, habe den Haushalt allein geführt, geputzt, gekocht, gewaschen, in „bemuttert“ wenn er krank war, ihn getröstet, wenn er traurig war, ihm gezeigt, dass ich ihn brauche, leibe und schätze … Und aus diesen Gründen hat er mich geliebt, für ihn lief doch alles „perfekt“, er wollte mich unbedingt behalten. Aber es war zu spät. Ich habe lange viel und oft geredet, was mir fehlt, was ich brauche zum glücklich sein. Er hat es nie verstanden, oder wollte es nie verstehen. Und jetzt, wo die Trennung ausgesprochen wurde, will er auf einmal sich ändern, er versteht mich auch einmal? Nein, das glaube ich nicht und will auch nicht mehr sehen, ob er sich ändert oder nicht. Ich liebe ihn nicht mehr, ich habe gekämpft und hatte verloren. Jetzt habe ich weder die Kraft noch die Lust ihm ein Chance zu geben.
Passiv darf man manchmal sein, aber nicht zu lange und nicht zu oft. Man muss dem anderen immer wieder zeigen, was er einem bedeutet. Und eine Rückenerkrankung ist für mich kein Grund, den Partner zu vernachlässigen, ihm nicht zu zeigen, dass man ihn liebt, braucht, zuhört, begehrt und für ihn da ist.
30.09.2015 16:22 •
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