Ich lese zwar schon seit Februar still mit, aber nun gehe ich diesen Schritt, um meine eigene Geschichte zu erzählen.
Ich bin 43 Jahre alt und war bis Ende Januar mit meinem Ex (45) zusammen, insgesamt knapp ein Jahr.
Als wir uns letztes Jahr kennenlernten, verliebten wir uns so sehr ineinander und verbrachten viel Zeit gemeinsam, meistens bei mir. Nach drei Wochen fuhren wir für ein paar Tage an die Ostsee, nach einem weiteren Monat in die Berge bis ich meinen zweiwöchigen bereits lang geplanten Urlaub antrat. Bis dato (2Monate) war ich nie bei ihm, natürlich hakte ich mehrfach nach und immer erfand er andere Ausreden . er wohnt auf dem Dorf, ich inmitten der tollen Großstadt, er ist flexibel mit seinem Auto, ich hingegen nicht, da ich keins habe . etc. Dann ließ ich mich nach meinem Urlaub nicht mehr hinhalten und konfrontierte ihn damit, dass er mir definitiv etwas verheimlichte und ich die Wahrheit wissen will, da ich sonst gehe. Tja, er wohnte noch mit seiner (angeblichen) Ex zusammen, obwohl er (genauso angeblich) seit 2,5Jahren getrennt war inklusive einiger Frauen/Affären/Beziehungen während dieser Zeit. Nach dieser Konfrontation machte er tatsächlich Nägel mit Köpfen, seine Ex zog exakt drei Monate später aus dem Haus aus in eine eigene Wohnung.
Danach war ich nur wenige Male bei ihm, da ich diesen Vertrauensmissbrauch nicht so schnell verarbeiten konnte. Sein Haus war für mich erstmal ein rotes Tuch, der Ort des Geschehens und der Inbegriff für seine Lüge. Im Sommer waren wir zwei Wochen in Holland, im Dezember zwei Wochen in Jordanien. Es war alles so wunderschön, auch wenn wir wegen des Mangels an Vertrauen immer häufiger schon wegen Kleinigkeiten stritten. Ich beendete unsere Beziehung aus Hilflosigkeit insgesamt drei Mal im Affekt, zuletzt Ende Januar diesen Jahres. Und endlich hatte ich danach genau das, was ich hätte schon vor 7Monaten gebraucht: Abstand, Zeit für mich um zu verarbeiten. Ende Februar schrieb ich ihm einen sehr langen Brief und wir kamen wieder zusammen. Doch etwas war anders. Er hatte kaum noch Zeit für mich, die Treffen gingen von mir aus und selbst mein Geburtstag blieb ohne Geschenke. Das schaute ich mir genau einen Monat an, bevor ich ihn darum bat, er möge selbst erst einmal alles verarbeiten und nicht nur verdrängen, was letztlich seine Erklärung für seine Unentschlossenheit war. Also folgte eine Art Kontaktverbot bis Mitte Mai.
Bereits Anfang Mai kontaktierte er mich mit langen Nachrichten, in denen er grob gefasst schrieb, dass er es ohne mich nicht mehr aushält. Mitte Mai folgte ein unglaublich berührender Liebesbrief, sehr persönlich geschrieben, u.a. eine Liebeserklärung an jede meiner einzelnen Gesten, Mimiken, Charakterzüge etc. und vieles mehr. Ich wusste, das war sein Erstlingswerk und es kostete ihn sicherlich Tage, diesen zu verfassen. Mein Herz machte Sprünge, jedoch blieb ich vorsichtig, denn Taten bedeuten schließlich mehr als Worte. Drei Tage später, vor nun exakt drei Wochen, trafen wir uns. Ich war zurückhaltend, weil ich wissen wollte, wieviel von seiner Seite nun folgen würde. Er umarmte mich, wollte gar nicht mehr aufhören, er hielt meine Hand, wollte gar nicht mehr loslassen und als er mich fragte, ob ich ihn je wieder lieben könnte, weinte er vor Erleichterung auf mein Ich habe Dich doch immer noch lieb. Ich fragte ihn, ob er Dates hatte und er antwortete: Ja, zwei Dates, aber die Frau war nicht Du. Es war Ablenkung und ich sehe immer nur Dich.
Die letzten drei Wochen hatten wir täglich Kontakt, wir wollten Pfingsten zusammen verbringen. Alles war geplant, Zugfahrt zu ihm, Bootstour, Übernachtung etc.
Dann am 28.5., Donnerstag Abend vor Pfingsten, musste er seinen Führerschein persönlich dem Polizeibeamten aushändigen, das Formular schickte er mir als Beweisfoto. Er meinte, der Führerscheinentzug hat ihn tief getroffen (Arbeit/ Existenzängste/ Einkaufsmöglichkeiten in 10km Entfernung/ Mobilität/. ) und da er nichts organisieren kann und sich leer fühlt, möchte er nicht, dass ich zu ihm komme, weil das unseren Neustart sofort belasten würde. Ich wollte ihn nicht bedrängen, also ließ ich ihn Sein und seinen Freiraum. Selbst während der letzten Woche konnte ich tatsächlich sehen, dass er nicht gut, fast schon ungepflegt aussah. Er wirkte teilweise fast depressiv und sagte oft, dass er Leere verspürt und keine Motivation für gar nichts hat.
Dennoch schrieb er mir täglich nicht nur liebe Nachrichten, sondern wir telefonierten auch fast jeden Tag seit Pfingsten, ob in Chats, während unserer Telefonate oder Video calls . immer und ständig (trotz meiner relativ distanzierten Haltung) überhäufte er mich mit Komplimenten, Liebesschwüren, Visionen der Zukunft für uns beide, schmiedete Pläne und wir verabredeten uns für kommendes Wochenende (13./14.Juni).
Ich freute mich schon so sehr darauf. Endlich wollte ich ihm dann persönlich sagen, dass ich ihn liebe. Dass auch er mein Schatzi ist und ich all seine Visionen und Pläne für uns teile. Ich war davon überzeugt, dass nach all seiner Beharrlichkeit, begonnen mit dem wunderschönen Liebesbrief, über immer häufigere Telefonate, zig Liebesbekundungen unterschiedlichster Art in den letzten drei Wochen, endlich unser Neubeginn mit dem nächsten Wochenende starten würde.
Doch dann sah ich SIE! Auf seinem Facebookprofil unter seiner Freundschaftsliste: die Frau, die er bereits letztes Jahr über Freunde (Zitat: Ist nichts weiter) kennengelernt hatte. Auf ihrem Profilfoto rekelte sie sich auf seinem Boot. Entdeckt habe ich es am Samstag. Ich sprach ihn sofort darauf an. Seine Antwort: Das Foto ist schon älter und da war nichts. Ich ließ mich nicht mehr so leicht mit solch platten Worten abwimmeln. Ich fragte ihn: Was würde wohl diese Frau sagen, wenn ich sie persönlich kontaktieren und sie nach der Wahrheit fragen würde. Daraufhin knickte er etwas ein und sagte, ja, da lief etwas, aber es war nur S. und die Frau bedeutet mir nichts. Dennoch beendete ich wütend das Gespräch, denn schon wieder hatte er mich belogen.
Ich kontaktierte sie dennoch, entschuldigte mich mit dem ersten Satz für das Eindringen in ihre Privatsphäre. Doch ich wollte Antworten, endlich ein großes Stück von der Wahrheitstorte.
Sie antwortete einen Tag später, am Sonntag, also vor drei Tagen: Wir haben uns letztes Jahr kennengelernt, waren das vergangene halbe Jahr zusammen. Ich kenne Eure Geschichte, aber Eure Liebe ist vorüber. Denn er liebt mich und meinen Sohn und ich liebe ihn.
Natürlich kannte sie unsere ganze Geschichte nicht. Und hatte weder Kenntnisse über den Liebesbrief, noch über unsere Verabredungen, noch über seine Liebesschwüre und all das allein aus den letzten drei Wochen.
Ich jagte ihn per WhatsApp zum Teufel, denn seine Stimme hätte ich nicht ertragen können.
Für mich ist das alles nicht nur ungeheuer schmerzhaft, weil er natürlich die höchsten Hoffnungen geschürt hatte. Sondern es ist für mich zum ersten Mal auch zu bewältigen, dass mich jemand so arg skrupellos hintergangen und belogen hat. Offensichtlich begann er schon zweigleisig im Januar zu fahren. Im März bis Anfang April (Kontaktpause) trafen wir uns als Paar, natürlich auch mit S.
Ich versuche nun all das zu verarbeiten. Antworten auf meine zig WARUMs werde ich nicht mehr bekommen, das weiß ich. Aber vielleicht gibt es da draußen Menschen, die ähnliches erlebt haben und die mir mit ihren Erfahrungen zu meiner Schmerzbewältigung helfen können.
Letztendlich bin ich über jede Hilfe dankbar, ob Erklärungsansätze (wenn überhaupt möglich), Erlebnisse oder gut gemeinte Ratschläge.
LG
10.06.2020 19:37 •
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