Was ist nach 1 Jahr?

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Ja heute habe ich mir einfach mal meine alten Beiträge von vor einem Jahr durchgelesen. Ich war damals ziemlich fertig, naja so wie es halt vielen hier geht.
Es war interessant. Damals hat mich immer interessiert, wie gehts eigentlich weiter, viele Menschen schreiben hier ein paar Monate ihren Kummer hinein und dann hört man nichts mehr.

So bei mir war es so, mein Ex hat mich wegen einer anderen Verlassen, er ist heute immernoch mit ihr zusammen, sie wohnen zusammen. Ich habe noch ein bischen Kontakt zu ihm, jedoch wird es immer weniger.
Früher hat er mir fast jede Woche eine E-Mail geschickt, ich denke mal aus Mitleid, er wollte das ich auch wieder jemanden kennenlerne. Naja ich hab mir damals noch was drauf eingebildet (Sprich vielleicht will er mich ja zurück) - dem war nicht so.
Wir hatten damals eine Wochenendbeziehung, seine jetzige Freundin wohnt ganz in der Nähe ist für ihn natürlich wesentlich einfacher.
Früher habe ich immer nach den Gründen für das scheitern der Beziehung geforscht, ich hab ich fast angefleht, das er mir doch einen Grund nennt. Heute ist es nicht mehr wichtig, ich denke er war einfach nicht so weit wie ich, für mich war es eine Beziehung, die vielleicht mal mit Heiraten und Familie weitergeht.
Heute bin ich immernoch Single, ich möchte jetzt den Richtigen haben, vielleicht auch deshalb noch, denn den findet man ja bekanntlich nicht so schnell.
Ich habe damals alles probiert, ich habe ihm Briefe geschrieben, ihn angerufen, - das bringt alles nichts, wenn jemand den Mut zur Trennung hat, wird er auch sicher den Mut haben wieder zurückzukommen!!!

19.02.2003 20:18 • #1


E
Hallo Madlen,

danke, dass Du geschrieben hast.
Es tut gut, von Leuten zu lesen, die weiter sind. Du hast schon Abstand gewonnen, siehst jetzt viele Dinge, die Du wahrscheinlich kurz nach der Trennung glaubtest niemals zu begreifen geschweige denn so stehenlassen, anzunehmen zu können in einem anderen Licht.

Früher habe ich immer nach den Gründen für das scheitern der Beziehung geforscht, ich hab ich fast angefleht, das er mir doch einen Grund nennt.

das ist wohl etwas was fast jeden nach einer Trennung bis zum Erbrechen quält. Wo lag der Fehler, was habe ich falsch gemacht, was er, warum bekomme ich nicht, warum haben wir nicht die Chance, es wieder gut zu machen? WARUM? WARUM? WARUM?

Auch ich habe mich damit gefoltert bis zum Umfallen. Bis ich so nach und nach manche Erklärung finden konnte, irgendwann nach höllischen Wochen kannst Du plötzlich sehen ... um weiterzuleben muss man sich in der Situation einer Trennung aus der Blockade befreien. Gedanken die Du bisher immer dachtest, Gefühle, die Du bisher fühltest, Dein ganzes Bild von Dir selbst, Deine Träume und Ziele ... die Trennung von einem geliebten Menschen zwingt Dich einfach dazu, alles umzukrempeln, neu zu definieren ...

Manche Erklärung, manchen Grund finden wir so vielleicht oder wir legen ihn uns zurecht, damit es leichter ist. Die ganze Wahrheit allerdings werden wir nicht erfahren, weil der andere sich von uns nicht mehr in die Seele schauen lässt ... Ein wichtiger Schritt beim Loslassen ist wohl der, nichts mehr erklären zu wollen. Ab einem gewissen Punkt verschwenden wir damit nur noch unsere Lebenszeit, unsere Lebenskraft und versperren uns selbst das Glück.

Ich habe ein halbes Jahr gebraucht, bis ich es konnte, ihn gehen lassen, mit einem einigermassen friedlichem Gefühl. Ich habe ihn, d.h. meine Hoffnung auf einen Neustart aufgegeben und ihm von Herzen alles Gute gewünscht, so ganz für mich und ich habe es ihm gesagt.

Und doch ganz so weit wie Du bin ich wohl noch nicht, denn es gibt noch Tage, Momente, da kommen sie wieder hoch, die Fragen und die Tränen ...

Und was mir vor allen Dingen zu schaffen macht, ist dass ich jetzt angesichts neuer Menschen, die in mein Leben treten und angesichts neuer Gefühle zunehmend merke, diese Trennung hat mir neben einem neuen Selbstbewusstsein und einer neuen Stärke (hätte nie gedacht, dass ich irgendwann mal kein Problem mehr damit habe, allein einzuschlafen, mich allein nicht mehr wie amputiert zu fühlen) auch was vererbt, was mir (noch) ziemlich zu schaffen macht. Es ist die Schwierigkeit, sich wieder reinzustürzen, so unbefangen und vertrauensselig...

da hockt eine kleine Angst in mir - an sich sieht sie gar nicht so beunruhigend aus - aber - einmal in uns erwacht - lässt sie sich nicht mehr so einfach austricksen -  löst sofort die Sirenen aus, wenn auch nur der Anflug der Möglichkeit ins Spiel kommt, noch einmal verlieren zu müssen ... auch nur einmal noch einen Menschen, den ich liebe verlieren zu müssen. Blöd nicht wahr? Weiss ja selber, die Angst müssen wir beruhigen. Wenn sie jedesmal gleich durchdreht und Quarantäne verhängt sobald sich jemand nähert, den wir liebhaben könnten, dann ist das der Weg der Verknöcherung der am Ende wohl in die Isolation führt.

Naja, das Leben geht weiter. Die Zeit deckt zu und macht auch Vergessen. Ich stell mir immer vor, dass sie mal einschläft die Angst. Sie wird das nicht durchhalten immer aufzupassen wie ein Schiesshund. Und jemand ist dann auch da ...  :D  ich vertraue da eben auch ein bisschen aufs Schicksal - dieser Mensch und dieser Augenblick ... es ist dann richtig

Einen schönen Satz hast Du noch geschrieben:
wenn jemand den Mut zur Trennung hat, wird er auch sicher den Mut haben wieder zurückzukommen!!!

Ich sehe das auch so, bin aber froh, dass ich mich daran nicht mehr festhalten muss. Kann alleine stehen, alleine gehen... DAS ist schon mal ein guter Zwischenstand für mich ... und meine kleine grosse Angst ... naja, was wäre das Leben ohne ständige Herausforderung  ::)

Liebe Madlen, ich wünsche Dir, dass der Richtige (Moment) nicht mehr so lange auf sich warten lässt  :)

Alles Liebe!


Gia

20.02.2003 22:25 • #2


A


Was ist nach 1 Jahr?

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E
Hallo ihr Lieben!

Jetzt nach langer *Abstinenz* möchte ich mich auch einmal wieder zu Wort melden. Gerade zu diesem Thema kann und möchte ich meinen jetzigen Standpunkt vertreten.

Mittlerweile bin ich seit gut 1,5 Jahren von meinem Exmann (Noch-Mann!) getrennt. Grund war, wie schon so oft, eine andere Frau.
Grund? Naja, wohl eher der Auslöser. Es werden viel mehr Gründe gewesen sein...

Für mich nun heute kann ich sagen, daß mich das Leben meines zukünftigen Exmannes wirklich nicht mehr interessiert.
Es mag vielleicht unverständlich klingen, aber meine innere Verbundenheit mit ihm ist genauso hoch wie z.B. zu meinen Nachbarn. Ich *kenne* ihn und mehr nicht.

Er hat in den letzten 18 Monaten mehrere kurze Beziehungen gehabt, die alle schnell wieder vorbei waren. Nun allerdings lebt er schon länger (4 Monate) mit einer Frau zusammen, die mir recht sympatisch ist. Aber das Wichtigste ist, daß meine (unsere) Tochter sehr gut mit ihr klar kommt. Unsere Tochter war der einzige Grund warum der Kontakt zu ihm nie ganz abriss.

Wie sieht es bei mir heute aus?
Mir geht es supergut.
Zum Einen habe ich persönlich eine massive Weiterentwicklung in meiner Persönlichkeit hinter mir. Ich bin kontaktfreudiger, spontaner, lebensbejahender und optimistischer geworden.

Was meine Angst vor den Menschen, vor Gefühlen angeht, kann ich den letzten Beiträgen nur beipflichten.
Allerdings habe ich irgendwann (vor 4 Monaten) die *Angst* links liegen lassen. Ich bin einfach überrollt worden und hatte gar keine Zeit mehr, meine Angst zu packen und sie als Schutzschild vor mich zu halten.
*Boing*, es hat mich gepackt, geschüttelt und mir von Jetzt auf Gleich eine neue, wunderschöne Welt zu Füßen gelegt.

Ich kann behaupten, es bedarf nur den RICHTIGEN Menschen, der zu mir kommen musste um mich da (wo auch ich sehr lange war) herauszuholen.

Was kann ich noch sagen? Mag sicher furchtbar klingen, aber die Trennung war für mich (heute betrachtet) das Beste, was mir nebst der Geburt meiner Tochter je passiert ist.

Ich bin ich, ich habe ein tolles Leben, ich liebe wieder (von ganzem Herzen) und kann die Liebe auch wieder ohne Sorgen und Misstrauen annehmen.
Aber das Alles dauerte seine Zeit.

Es kommt für JEDEN. Auch wenn man es nicht glauben kann. Ich weiss dies nur zu gut.

Ich hoffe, daß ich euch auch ein wenig Mut zusprechen konnte.
Also, lasst es euch gut gehen und habt keine Angst mehr.
Es passiert von ganz allein. Egal ob man will oder nicht. (zu diesem besagtem Zeitpunkt wollte ich *eigentlich* auch noch nicht) Nun will ich das JETZT nicht wieder missen....

Viele liebe Grüsse eure Nicole

21.02.2003 00:59 • #3


J
Hallo,

möchte auch gern etwas dazu sagen. meine trennung ist nun auch schon über 1,5 jahre her und mir geht es gut und nicht gut. zwischen mir und meinem ex ist eine freundschaft entstanden, mit der ich schwerer umgehen kann als er, da bei mir immer noch der ein oder andere hoffungsfunke im kopf rumspukt. es ist eben noch immer sehr viel liebe von beiden seiten da und eine einfache umarmung geht mir und auch - teilweise - ihm ganzschön unter die haut.

manchmal wünsche ich mir schon einen endgültigen schlussstrich, um abzuschließen. dann wieder freue ich mich darüber, ihn doch noch als freund an meiner seite zu haben.
es ist eben nicht einfach, eine beziehung in eine freundschaft umzuwandeln und dass erfahre ich gerade...

dennoch möchte ich diese erfahrung nicht missen. sie zeigt mir, wie sich meine gefühle zu diesem einst so leidenschaftlich geliebten menschen langsam verändern und wie ich jeden tag auf's neue gefordert bin, zu akzeptieren, dass es so unterschiedliche beziehungen zu menschen geben kann, die man liebt und die einem wichtig sind.

es ist sicher nicht der leichteste weg. ein schlussstrich mit absolutem kontaktabbruch, damit das gefühlschaos sich wieder beruhigt und man wieder seine innere ruhe und ausgeglichenheit wiederfindet, ist sicher hart am anfang, aber zieht diesen trennungsschmerz nicht unnötig in die länge.
durch die zustimmung zur freundschaft mit dem/der ex werden erinnerungen und die hoffnung auf einen neubeginn einfach länger festgehalten.

mein freundeskreis hält mich sowieso für verrückt, dass ich eine solche beziehung fortsetze, weil ER mich verlassen hat. sie verurteilen ihn für sein verhalten und können nicht verstehen, dass ich ihm verziehen habe.
aber warum sollte ich ihn nicht verzeihen? gefühle ändern sich. jede sekunde, jede minute, jeden tag. sie werden tiefer, sie vergehen, sie kommen wieder. mein gefühl für ihn ist immer noch LIEBE, und aus liebe wünsche ich ihm, dass er glücklich wird und er wünscht es mir.

Jacqueline

21.02.2003 11:05 • #4


E
Liebe Gia, Nicole und Jacqueline,

schön das ihr auch was dazu geschrieben habt.
Jeden geht es nach langer Zeit anders.
Gia: Ja dieses Gefühl, angst zu haben wieder verletzt zu werden kenn ich, zudem kommt bei mir die Angst dazu alleine zu bleiben - ich wünsche mir wieder einen Partner, aber diesmal den Richtigen. Mir ist klar den kann man nur treffen, wenn man sich mit Menschen einlässt, wenn mans probiert.
Das soll jetzt nicht heißen, das ich nicht zugänglich wäre, nein, ich habe mittlerweile viele neue Freunde gefunden. Aber ich gehe auch nicht so schnell wieder eine neue Beziehung ein, nur wenn ich glaube, das es passen könnte.
Einmal hab ichs seitdem wieder probiert, aber nach 3 Monaten war wieder Schluss, ich glaub er und ich waren noch nicht so weit.

Jacqueline: Ich glaube dir das so was weh tut, ich bin in der Hinsicht froh, das ich meinen Ex nicht mehr sehe, zu sehen wie er mit seiner neuen glücklich ist, würde mir bestimmt sehr wehtun. Wobei ich es mir auch irgendwie wünschen würde ihn manchmal um mich zu haben, ja es gibt solche Momente.
Einmal habe ich mich mit ihm getroffen, das war sehr schön, wir haben uns super verstanden geredet, gelacht, als wäre nie was gewesen.
Über das Ende unserer Beziehung haben wir nicht mehr gesprochen, mittlerweile will ich das auch gar nicht mehr.


Naja man kann nur hoffen, das irgendwann der passende Deckel kommt Aber ich glaube ganz fest daran.

21.02.2003 13:34 • #5


E
Ihr Lieben!

Tja, nun habe ich letzte Nacht einige Zeilen geschrieben und nun geht mir dieses Thema nicht mehr aus dem Kopf.

Mein Exmann und ich waren auch fast 13 Jahre ein Paar (davon über 8 Jahre verheiratet), haben eine mittlerweile 5jährige gemeinsame Tochter, die nun bei mir lebt. Sie besucht ihren Papa aber ganz regelmäßig (jedes 2. Wochenende verbringt sie bei ihm), er besucht sie auch hier bei uns zu Hause oder ruft fast täglich an.

Mein Exmann war nicht meine erste Beziehung, wohl aber die längste.
Auch ich habe nach der Trennung und lange Zeit später erst die Scheuklappen verloren und Dinge an ihm (und auch in mir) erkannt, die ich während unserer Beziehung nicht sehen *wollte*. So z.B. seine ständige Untreue.
Heute bin ich wirklich dankbar, daß ich ihn nicht mehr *ertragen* muss. Er lügt immer noch wie gedruckt (allerdings Dinge, die ihn persönlich besser dastehen lassen, z.B. die Anzahl seiner weiblichen Bekanntschaften *grins*) und geht für seine eigenen Bedürfnisse über die sprichwörtlichen Leichen. Sein Spruch ist: Ich habe nur ein Leben.
Seine jetzige Freundin tut mir jetzt schon leid. Sie ist so blind wie ich es all die Jahre war. Aber ich werde mich hüten ihr irgendetwas zu erzählen. Es geht mich nichts mehr an.

Allerdings gebe ich zu, daß auch ich mit Sicherheit nicht alles perfekt gemacht habe. Gerade nach der Geburt der Kleinen habe ich mich in Richtung Hausmütterchen verwandelt. Ich bin in meiner Familie aufgegangen und verspürte gar keine Lust mehr auf außerhäusliches Leben.
Heute nun sehe ich, daß auch gerade diese Erfahrungen sehr wichtig sind zum inneren Ausgleich.
Meine Freunde habe ich schon viele Jahre und sie sind mir bis heute *treu* geblieben. Auch habe ich viele neue und sehr nette Bekanntschaften geschlossen.

Warum? frage ich mich in Punkt der Trennung nicht mehr. Ich denke, ich weiss nun *warum*. Wir haben uns auseinandergelebt, aber ich weiss, daß mein Ex noch immer gewisse Gefühle für mich hat. Ich spüre es an seinen Anrufen, seinen Gesten ect. Aber dieser Zug ist endgültig abgefahren. Und das habe ich ihm auch unmissverständlich gesagt.

Angst. Angst hatte ich auch viel. Habe monatelang nachts nicht geschlafen und bin rumgelaufen wie ein Zombie. *Voll neben der Mütze*, wie man so schön sagt.
Was hat mir geholfen?
Ich habe die Zeit gebraucht. Ich habe die Trauer gebraucht, das Abschiednehmen von meinem *Leben*.
Die Erkenntnis kam, dass ich weiterleben kann und will. Ohne ihn.
Natürlich habe ich mich auch noch nach über einem Jahr vor allen nur erdenklichen Gefühlen gefürchtet, mich mit Händen und Füßen gewehrt. So ist es auch mir geschehen, daß ich einen lieben Menschen aus diesem Grund schlimm verletzt habe. Ungewollt aber unmöglich zu kontrollieren.

Jetzt nun weiss ich, daß ich allein leben kann. (DAS Wissen hilft mir über fast alles hinweg) Natürlich hatte auch ich *Anfälle* von Einsamkeit und Sehnsucht nach dem Neuen, Sehnsucht nach Liebe. Aber meine Angst war lange Zeit stärker als dieser Wunsch.
Allerdings bin ich mir sicher, daß dies so wie es war, ganz richtig war. Ich BRAUCHTE die ZEIT.

Mein neuer Freund, mein neuer Partner hat es mit mir auch heute noch nicht leicht (Andersrum natürlich ebenso. *gebrannte Kinder scheuen bekanntlich das Feuer*) Aber man kann nichts mehr gegen seine Gefühle tun.
Ich hatte nur eine Wahl, ich musste mich ihnen stellen oder für immer aufgeben.
Das Seltsame war, daß ich mir als wir uns kennenlernten (es war der sprichwörtlich *eingeschlagene Blitz*) gar keine Gedanken mehr über Angst und Misstrauen machte. Diese Gedanken waren einfach nicht da. Ich spürte nur die positiven Emotionen. Warum?

Zum Schluß nur noch einen Satz, den ich kürzlich in meinen Tagebuchaufzeichnungen gefunden habe.
Natürlich habe ich mir nicht abgewöhnen können, die Schuld an irgendwelchen Differenzen bei mir zu suchen. Aber ich habe die Fähigkeit verloren, die Fehler auch alle bei mir zu finden.

Setzt euch nicht unter Druck. Es nützt nichts. Lasst euch einfach treiben, denn an dem was passiert können wir ohnehin nichts ändern. Es kommt, wie es kommen muss.

Seid ganz lieb gegrüß von Nicole (mittlerweile 30 *lach*)

21.02.2003 14:28 • #6


E
Hallo liebe Leidensgenossen,

ich finde es immer wieder faszinierend, wie ähnlich die Schicksale und Gemütsentwicklungen der Verlassenen verlaufen!
Meine Trennung ist nun 2,5 Jahre her, auch mein Lebensgefährte ging wegen einer anderen Frau, die plötzlich wichtiger war als unsere 17jährige Beziehung. Er ging mit den Worten das kann nicht alles gewesen sein, blieb dann jedoch direkt nach unserer Trennung bei dieser Frau hängen, ich denke seine Entwicklungsfähigkeit wurde nicht wirklich gefordert.

Meine dafür aber umso mehr. Ich hatte komplett den Boden unter den Füßen verloren und alle die hier beschriebenen Phasen in der wohl üblichen Reihenfolge durchlebt: Betäubtheit, Fassungslosigkeit, Verzweiflung, Schmerz, Scham, Hilflosigkeit, Hysterie, Angst, Lähmung, Hoffnung auf Rückkehr, Resignation, Selbstaufgabe, Wut, Verdrängung. Da waren Fragen über Fragen, die nie beantwortet werden konnten..
Irgendwann kam dann aber, natürlich mit zahlreichen Rückfällen, Schritt für Schritt ein Fortkommen von all dem Durchlebten: kleine Momente des Genießens, Neugier, Selbstbewusstsein, Erleben, Begreifen, Öffnung gegenüber neuen Menschen, ganz bewusste Wahrnehmung und schließlich auch das bis dahin unvorstellbare: ein neuer Mann.

Als sich die Beziehung zum meinem neuen Lebenspartner stabilisierte, hatte ich genau wie Jacqueline den Wunsch, eine Freundschaft zu meinem Ex aufzubauen und ich habe versucht wieder eine Nähe zu ihm zu finden. Das hat eine Weile funktioniert, jedoch befinde ich mich nun seit einigen Wochen in einem Zustand der Interesselosigkeit ihm und seinem Leben gegenüber und kann damit sehr gut leben.

Es fühlt sich an, als ob ich langsam zum endgültigen Ende der ganzen Geschichte komme und mich von den letzten quälenden Erinnerungen und dem Schatten des Ex befreien kann.

Wenn ich heute Bilanz ziehe kann ich mich der Aussage von Nicole nur anschließen: die Trennung war das Beste was mir passieren konnte!
Ich verurteile damit nicht meinen Ex und unsere gemeinsame Zeit, die möchte ich nicht missen, ich meine damit einfach all die vielen großen und kleinen Veränderungen an mir selber, die sich erst durch dieses unbeschreiblich schmerzhafte Erlebnis entwickeln konnten und die ich erst durch den Gang durch die harte Zeit bewusst wahrnehmen konnte.

Ich fühle mich nun als Verlassene dem Verlassenden gegenüber überlegen. Ich werde mich nie zu fragen brauchen, ob die Trennung die richtige Entscheidung war, denn ich habe sie nicht getroffen und musste ungefragt und ohne Vorwarnung damit leben. Ich habe mich weiterentwickelt, was ich von meinem Ex, der aus der einen Beziehung wohlbehütet in die nächste ging und sich dort häuslich niedergelassen hat, obwohl er doch noch so viel erleben wollte, wohl nicht behaupten kann.
Ich habe so viel Neues über mich erfahren und bin stolz heute wieder fest mit beiden Beinen und vor allem mit einem fast ganz geheilten Herzen im Leben zu stehen!

Lieben Gruß

Flügelrossfisch

21.02.2003 14:36 • #7


E
...verflixt! kann mich nicht einloggen... dann eben als Gast...

...na dann möchte auch ich mit meinen Erfahrungen mit der Zeit danach nicht hinterm Berg halten.
Bei mir ist es jetzt ein halbes Jahr her... Ich war total enttäuscht verzweifelt, habe alle möglichen rationalen Erklärungsmodelle für das warum?, warum nicht?, hätte ich doch bloß... entwickelt... Aber was nützt es letztendlich? Im
Kopf war mir alles klar, bloss dass meine Seele vor Schmerzen schrie... Und es scheint zu stimmen: Man kann das Leben nur
vorwärts leben, aber nur rückwärts verstehen
Heute würde ich sie nicht mal geschenkt zurückhaben wollen. Ich habe sie von ganzem Herzen, mit jeder Faser meines Körpers geliebt, sie war ein dominanter Teil meines Lebens, aber es sollte eben nicht sein... Aussichtslose Bemühungen zeichnen sich eben dadurch aus, dass sie aussichtslos sind, blöd ist halt, dass man das erst wirklich merkt, wenn man zurückschaut.
Auch ich hatte das Gefühl amputiert zu sein. Inzwischen ist das nicht nehr so. Ich bin allein, fühle mich aber dennoch
vollständig, kann meine Existenz als unfreiwilliger Single annehmen. Und, was mich am meisten wundert, dem sogar positive Seiten abgewinnen! Kann ich mich doch endlich mal wieder richtig auf mich selbst konzentrieren und innere und äussere Angelegemheiten anpacken, die ich vorher aus beziehungstechnischen Gründen immer vor mir her geschoben hatte.
Tatsächlich sehe ich mein Leben heute, ein halbes Jahr danach, in neuem Licht oder aus einer anderen Perspektive. Ich sehe das Ende der Beziehung, das allein sein, nicht mehr als Katastrophe, sondern als Chance... Und ich bin inzwischen wieder gespannt, was das Leben noch so für mich bereit hält. Wo vorher Mißmut und Verzagtheit herrschten, ist heute Zuversicht. Aber keine Hoffnung. Worauf auch? Ich merke immer mehr, dass ich vieles von dem, was ich meinte nur innerhalb einer Liebesbeziehung, durch einen anderen Menschen, finden zu können, in mir selbst trage. Auf was sollte ich also hoffen? Mein Leben ist heute. Nicht gestern. Und was morgen ist? Woher kann ich das wissen? Was wäre es für ein Leben, wenn ich als Grundton ständig ein es fehlt was mit mir herumtrage? Ständige Unzufriedenheit, ein Gefühl der Unvollständigkeit? Kann ich mich so selbst annehmen? Könnte jemand anderes mich so annehmen? Oder gar lieben? Vielleicht aus Mitleid... Und wer braucht das schon?
Wenn ich etwas in den letzten Monaten gelernt habe, dann ist es: Wenn Du die Situation nicht ändern kannst, dann ändere
Deine Einstellung dazu. Das Leben ist so, wie man es wahrnimmt. Und wenn ich ständig nur nach Haaren in der Suppe suche, dann werde ich wohl die leckeren Fleischstücke, die Gewürze und das köstliche Gemüse nicht wahrnehmen. Wer braucht schon einen Griesgram, der überkritisch nur an allem rummäkelt? Ausserdem braucht es weniger Muskeln für ein Lächeln als für einen grimmigen Gesichtsausdruck...
Tatsächlich habe auch ich heute das Gefühl, dass ich durch die für mich sehr leidvolle und schmerzhafte Trennung gereift bin.
Natürlich musste ich mein Lebenskonzept (mal wieder) umstricken, sind Träume geplatzt... Aber dagegen gibt es (leider oder glücklicherweise?) keine Versicherung. Und wieder weiss ich ein wenig mehr, was ich will und was ich nicht will... You can't get what you want, till you know what you want hat Joe Jackson mal gesungen...
Darüber weg bin ich noch nicht, dafür habe ich zu intensiv geliebt. Das wird einfach noch Zeit brauchen... Ich hatte in der Zwischenzeit die Chance auf einen neuen Anfang mit einem andern Menschen. Aber ich konnte mich nicht darauf einlassen. Ich bin noch nicht soweit. Oder sie war nicht die Richtige. Vielleicht eine Mischung aus beidem...
Monatelang habe ich mir die Finger wundgeschrieben, hat sich mein Kppfkarussell unaufhörlich gedreht, habe ich einen
Trennungs- oder Beziehungsratgeber nach dem anderen verschlungen... Inzwischen liegen all diese Bücher in meinen Regal und verstauben langsam... Es bringt nichts, wenn sich die Gedanken nur noch mit einem Thema beschäftigen, das

Leben spielt sich schliesslich nicht nur im Kopf ab. Ab und zu kommen heute wieder die Schmerzen und Gedanken an SIE hoch und trotz eines halben Jahres Kontaktsperre, sehe ich mich noch immer nicht in der Lage eine Begegnung mit IHR ohne seelischen Schaden zu überstehen. Sie bloss noch zu kennen, so meine Nachbarn, da bin ich noch nicht. Aber heute weiss ich einfach, dass ich dorthin kommen werde. Gedanken habe ich mir genug gemacht. Jetzt muss die Zeit das, was ich in meinen Gedanken gesät habe, wachsen und reifen lassen. Heute weiss ich, dass das geschehen wird. Früher oder später. Aber passieren wird es. Und so habe ich mein künstliches Koma beendet und fange an, mein Leben wieder aufzunehmen. Immer wieder hilft mir Trennungsschmerzen dabei. Hier sind so viele Menschen, die sich in den unterschiedlichsten Trennungsphasen befinden. Auch das gibt mir das Gefühl nicht einsam zu sein... Und es ist schön, die Fortschritte zu sehen, die viele hier im Laufe der Zeit machen... Das macht Mut!

Und, wer weiss, in ein paar Wochen? Monaten? Jahren? wird Mrs. Right vor mir stehen. Dann möchte ich mich wieder ohne Angst einlassen können. Aber bis dahin möchte ich meine Zeit nicht damit verbringen auf sie zu warten. Ich möchte mein Leben leben und der Welt und den Menschen mit Aufmerksamkeit begegnen. Bis dahin werde ich noch viele Nächte alleine in meinem Bett liegen, ungestreichelt und ungeküsst aufwachen... Na und?? Ich habe Kinder die ich liebe, habe Freunde und Bekannte, ein Dach über dem Kopf, habe mich selbst... Was soll schon passieren? Niemand ist nur dadurch liebenswert, weil er einen Partner hat, sondern in erster Linie deshalb, weil er liebenswert ist. Und letzlich sollte man doch eine Partnerschaft deshalb eingehen, weil es einen weiterbringt und das Leben um neue Möglichkeiten bereichert. Nicht deshalb, weil man nicht alleine sein kann, eine Krücke, Mutter- oder Vaterersatz braucht, alleine nicht in der Lage ist sich selbst wahrzunehmen. Liebe Deinen nächsten wie Dich selbst ist wohl eine wichtige Voraussetzung für eine erfüllte gleichberechtigte Partnerschaft... Wenn ich mich selbst nicht lieben kann, wie kann es dann ein anderer tun? Und wenn ich mich nur dann lieben kann, wenn es jemand anders tut, was passiert mit mir, wenn der andere nicht mehr da ist... Nicht dass ich mißverstanden werde, ich will hier keine Lanze für das so hippe und von Werbung und Medien so gepushte glanzvolle und abenteuerliche ich bin so frei und gönne mir echt alles, egal was es kostet - egomanische - ich bin der Mittelpunkt der Welt Single-Dasein brechen. Dazu bin ich viel zu sehr Gruppenwesen und Beziehungsmensch. Aber man sollte sich auch nicht wie ein Versager fühlen, bloss weil eine Parnterschaft zu ende ist und man alleine dasteht. Man kann das Alleinsein eben auch als Chance sehen. Man hat Gelegenheit eine Bestandsaufnahme zu machen, innerlich wie äusserlich, kann seine Angelegenheiten ordnen, sich selbst mehr Aufmerksamkeit schenken. Vor allem aber kann man frei werden, einem neuen Partner zu begegnen... Soooo schlecht ist's eben doch nicht das Alleinsein... )

Na ja, glücklich bin ich noch nicht wieder, aber zufriedener werde ich langsam... Und es gibt so vieles über was man sich
freuen kann, was das Leben schön macht... Musik, Sonnenaufgänge, ein guter Film, ein nettes Gespräch, ein Lächeln, kleine Erfolge... Nie hätte ich vor sechs Monaten gedacht, dass ich die Welt und mein Leben wieder auf diese Weise sehen können würde... und es geht voran, nicht in Riesenschritten, aber Stückchen für Stückchen, Kleinvieh macht auch Mist und der Weg ist das Ziel...

Sorry, wenn ich Euch jetzt zugeblubbert habe, das war einfach das, was mir jetzt gerade zu diesem Thema einfällt.

Es ist einfach sehr schmerzhaft einen geliebten Menschen zu verlieren, eine schreckliche Erfahrung, aber das Leben geht
tatsächlich weiter. Und wenn man keine Lehren aus den schmerzhaften Erfahrungen zieht und daran wächst, dann hätte man diese Erfahrung umsonst gemacht. So besch... das alles auch ist, es HAT seine guten Seiten, man muss sie einfach nur sehen wollen...

Ich wünsche allen Leidensgefährten hier weiterhin viel Trost, gutes Vorankommen und alles Liebe...

Das Leben ist eine Baustelle...

Allen hier ein schönes Wochenende,
Donald

21.02.2003 14:38 • #8


E
Ich habe auch sehr viele neue Seiten an mir kennengelernt, vor allem lebe ich wieder mehr für mich. Ich genieße wieder mehr, d. h. früher habe ich nur aufs Wochenende gewartet, wenn ich meinen EX wieder gesehen habe. Heute mache ich wieder viel mehr mit Freunden, treibe Sport usw.
Ja das macht Spass, es gibt bei mir jedoch auch Momente indenen ich mir wieder einen Partner wünsche, einfach das jemand da ist, wenn ich nach Hause komme, jemand mit dem ich einen Urlaub planen kann usw. Ja das geht mir schon ab.
Mittlerweile wäre ich wieder bereit für eine Beziehung, aber ich sehe heute auch, das es nicht so einfach ist Mr. Right zu finden, (meine letzten Dates waren alle nur flops)!! Nicht das ihr mich falsch versteht, ich suche nicht verkrampft, aber das Ziel wenn ich weggehe ist schon jemanden kennzulernen nach Möglichkeit jemanden der Mr. Right ist! Ja auf die Dauer ist das Singleleben schon manchmal frustrierend, wenn man immerwieder enttäuscht wird 8)

Lieber Flügelflossenfisch, dein Ex hat Ähnlichkeit mit meinem. Meiner hat sich auch gleich in die nächste Beziehung gestürzt, lässt sich von seiner neuen Bekochen usw. naja hat wahrscheinlich eine Art Mutter gesucht und damit auch gefunden.

21.02.2003 20:51 • #9


E
Hallo Leute,

also ich will nicht allzuviel hier verlieren. Das meiste wurde schon gesagt.
Ich merke nach einem halben Jahr Trennung, daß ich schon längere Phasen habe, wo ich tief durchatmen kann und keine Schmerzen verspüre. Aber es kamen immer wieder die Tief´s, leider...
Nach momentaner Lage (also heute, 21.02.03) habe ich Abstand, da meine ratio momentan stärker ist. Ich sehe, daß ich doch nicht alles falsch gemacht habe in der Beziehung und vielleicht Hopfen und Malz nicht ganz verloren ist.
Ich kämpfe halt noch immer bei den Begegnungen mit ihr. Hier muß ich mich noch besser trainieren.
Ich merke aber, daß hier der Schmerz auch langsam nachläßt. Irgendwann werd ich auf Schóckgefrieren umschalten können.

Ansonsten kann ich Mut machen, es wird besser, auch wenn ich es anfangs nicht glauben konnte.
Hach, diese Vergangenheit, nee laßt uns nach vorne schauen...

Gruß, Gerd

22.02.2003 00:50 • #10


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