Was soll ich denn bloß machen? Vergangenheit bleibt

Hallo ihr,

ich (28 Jahre alt) muss mir mal etwas von der Seele schreiben.

Zurzeit habe ich Kontakt mit einem Mann, den ich seit ungefähr 4 Jahren kenne (seit ca. Mitte 2011). Wir hatten durch meinen Beruf immer mal wieder so sporadischen Kontakt. Mal etwas häufiger, aber auch mal eher selten – dann mal so im Abstand von 6 – 8 Monaten einmal. Vor einiger Zeit hat er mir gesagt, dass er mich schon immer interessant fand und halt mehr von mir wollen würde.

Aber es ist so:
Anfang 2013 lernte ich meinen (jetzt Ex-)Freund kennen. Wir waren ca. 1 Jahr zusammen und es war eine wirklich sehr schöne und wundervolle Zeit. Bis er mir sagte, dass er mich nicht mehr liebt und er die Beziehung beendete.

Von da an ging alles bergab. Ich fiel in das bekannte schwarze Loch und kapselte mich emotional total von meiner Umwelt ab. Obwohl seit der Trennung mittlerweile 1 Jahr vergangen ist und wir keinen Kontakt mehr haben, trifft es mich immer noch. Als ich letztes Wochenende über den Feiertag zu Freunden gefahren bin, bin ich auf der Rückfahrt weinend zusammen gebrochen weil ich einen Flashback hatte.

Ich bin davon überzeugt, dass ich das niemals vergessen werde und mir nicht mal eine Therapie helfen wird. Ich lebe und versuche zu leben: Habe meinen Freundeskreis etwas erweitert, treibe jetzt Sport und fahre auch ab und an alleine in den Urlaub. Aber: Vergessen lässt mich das alles nicht. Es ist eher ein „lernen damit zu leben“ und eine aus Zwang akzeptierte Tatsache, dass die Trennung stattfand.

Jetzt komme ich wieder zurück zu dem Mann, von dem ich ganz oben schrieb.
Ich weiß, dass er was von mir will und er bemüht sich sehr um mich. Die Zeit die wir verbringen ist schön, aber: Mir ist das im Grunde egal.

Vom Aussehen her und auch sonst entspricht er schon meinem Ideal, aber ich bin ihm gegenüber völlig empfindungslos, obwohl ich es gerne wollen würde. Und ich weiß sicher, hätten wir uns vor 2 Jahren schon so angenähert wie im Moment, hätte ich mich sofort in ihn verliebt.

Als sich mein Ex-Freund von mir getrennt hat, hat sich in mir einfach alles verändert. Ich bin total unfähig diesem Mann Gefühle entgegen zu bringen und sitze emotional in meiner Burg. Ob es daran liegt, dass mein Ex mein erster Freund war?

Wie kann es sein, dass ich nicht empfänglich bin, für das was dieser Mann mir entgegen bringt?
Der Mann, mit dem ich zurzeit Kontakt habe, weiß auch davon und ich habe ihm offen gesagt, was mich belastet und dass mich meine Beziehung noch immer bedrückt.

Ich erkenne mich nicht wieder und vermute stark, dass meine Gefühlswelt eine Konsequenz meiner alten Beziehung ist.

Eine erschreckende Erkenntnis!

Kann mir jemand helfen?

Hallo GreenIsle,
dass deine erste Beziehung so in die Brüche gegangen ist tut mir sehr leid Es ist wirklich ein unvorstellbarer Schmerz. Wenn doch alles so perfekt war (aus deiner Sicht) gab es doch eigentlich keinen Grund warum sich dein Ex entlieben konnte. Vielleicht lag bei ihm etwas im Argen, worüber er einfach unfähig zu reden war.
Aber warum sagst du, dass dir eine Therapie nicht hilft, wenn du es noch nicht versucht hast?
Du darfst nicht verdrängen, sondern musst dich mit dem Schmerz auseinandersetzen. Und vor allem darfst du dir keine Gefühle zu jemandem erzwingen, nur weil er dich vielleicht gut behandelt und was von dir will. Mach ihm klar, dass du rein gar nichts für ihn empfindest.
In dir steckt zu viel Angst einfach wieder im Regen stehen gelassen zu werden und vertraust nur auf dich selbst.

LG

Vermutlich hast du Angst dich jmd erneut zu öffnen, Angst wieder verletzt oder zurückgewiesen zu werden. Kapselst dich ab und lässt keine wirkliche Nähe zu.
Vllt bist du einfach noch nicht so weit, das kann man jedenfalls nicht erzwingen und wird sicherlich viel Geduld und Verständnis brauchen. Das beste ist wenn du einfach offen mit ihm darüber redest, vllt siehst du dann auch nach und nach inwieweit du ihm vertrauen kannst.
Ein Patentrezept gibt es dafür sicher nicht, wie du das verarbeiten kannst.
Dafür gibt es viele individuelle Wege, da wir alle unterschiedlich sind. Vertraue auf dich selber und du wirst deinen Weg finden, wenn du soweit bist.

LG

Hallo, danke für eure Antworten.

FallingButterfly hat geschrieben:
„Aber warum sagst du, dass dir eine Therapie nicht hilft, wenn du es noch nicht versucht hast?“

Ich habe schon mal eine Therapie gemacht, aber aus einem anderen Grund.

Meine Erfahrung ist halt, dass sie nichts bringt, weil mir ein Therapeut nichts sagt, was ich nicht sowieso schon wüsste.
Unsere Beziehung ging zu Ende, weil mein Ex für sich die Entscheidung traf, dass er nicht mehr wollte. Dies ist ein Fakt, der bleibt und sich auch durch eine Therapie nicht mehr ändern wird. Ich sehe meine Beziehung heute sicher mit anderen Augen als noch im Moment der Trennung. Aber was bleibt ist der Schmerz und die Erinnerung. Und auch, das Vermissen. Ja, ich vermisse ihn…sogar schrecklich…

Oft sitze ich zuhause und denke mir: „Was machst du gerade? Wo bist du jetzt? Denkst du an mich?“

Und ich höre mich selbst in meinen Gedanken, wie ich mir selbst meine Fragen beantworte: „Nein, natürlich denkst du nicht an mich. Warum auch. Wir haben seit 1 Jahr keinen Kontakt mehr und was mit mir ist, interessiert dich schon längst nicht mehr“

Ich würde sofort eine Therapie machen, wenn ich wüsste, dass es irgendeinen Sinn hat. Aber das einzige was der Mensch tun kann ist damit zu leben. Weil wir das müssen, denn eine andere Wahl haben wir nicht.

Und genau das ist auch das Ziel des Therapeuten. Er denkt, er könnte mir etwas klar machen, von dem er meint, dass ich es nicht wüsste. Dabei weiß ich es schon längst, auch wenn es nach außen nicht so aussieht.

Und ja, ich denke eure Analysen von neuer Verletzung usw. treffen schon den Kern. Es hat mich unheimlich viel Kraft gekostet mich auf das Level zu bringen auf dem ich mich gerade befinde. Und ich weiß, dass ich das ein zweites Mal nicht wieder durchstehen würde…Nein….nicht nocheinmal….Dafür ist das was passiert ist, einfach zu schlimm gewesen.....