Hallo zusammen,
ich lese jetzt seit einigen Tagen mit. Ich habe lange überlegt, ob ich mir alles auch mal von der Seele schreiben soll. 2,5 Wochen sind jetzt vergangen und seitdem habe ich auch keinen Kontakt mehr zu ihm. Er war mein erster Freund und wir waren 10,5 Jahre zusammen. Ich lernte ihn kennen, da waren wir 19 Jahre alt. Und jetzt ist er einfach weg. Ich bin traurig, wütend, habe Sehnsucht nach ihm und habe gleichzeitig Angst vor der Zukunft. Die Wut und Enttäuschung überwiegen allerdings in Moment. Ich habe Hoffnung, dass wir wieder zusammenfinden könnten, aber gleichzeitig ist mir klar, dass das nie passieren wird.
Der Beginn war wirklich schön damals. Er war mein Fels in der Brandung, jemand mit viel Humor und auch noch klug. Ich vermisse die Gespräche über Gott und die Welt und auch seine Art Dinge zu hinterfragen. Er hat mir viel beigebracht. Ich ihm hoffentlich auch. Dafür bin ich dankbar. Ich weiß, dass ich nicht immer einfach war und er auch nicht Dazu gehören immer zwei und wir hatten Probleme, die immer wieder auftauchten. Wir konnten sie irgendwie nie richtig lösen. Vielleicht schwelte das im Hintergrund und ich habe es nicht wahrgenommen.
Eskaliert ist es vor zwei Jahren zum ersten Mal. Plötzlich hatte er eine neue beste Freundin. Ich hatte nie ein Problem mit seiner vorherigen besten Freundin, aber die eine, die kam ihm zu nahe. Er ging mit seinen Problemen zu ihr und holte sich Rat, das heißt, ich erfuhr überhaupt nicht, dass es ein Problem zwischen ihm und mir gab, weil er ja schon Dampf abgelassen hatte. Dann war sie immer und überall dabei. Der Höhepunkt war, als sie in seiner Familie aufgenommen worden ist. Immer dabei war auf jedem Fest. Ich wurde eifersüchtig. Unser Freundeskreis zerriss sich darüber das Maul. Es eskalierte zwischen ihr und mir. Das Resultat war, dass sie den Kontakt zu ihm abbrach, damit er keinen Stress mit mir hat. Das wollte ich so gar nicht. Ich wollte nur, dass wir miteinander irgendwie klar kommen. Ganz neutral.
Dann starb eine nahe Verwandte. Noch so ein Schlag für ihn. Plötzlich wollte er viel unternehmen und das Leben auskosten. Ich konnte nicht. Ich steckte mitten in den Prüfungen von der Uni und der Abschlussarbeit und nebenbei habe ich noch gearbeitet und er warf mir vor, dass ich nicht für ihn da sei. Das tut mir jetzt sehr leid. Es war mir einfach nicht klar. Ich war zu beschäftigt mit mir selbst und meiner beruflichen Zukunft. Ich musste viel tun, da kann man nicht 2 Tage vor einer Prüfung mal eben den ganzen Tag bei einem Drachenbootrennen zuschauen. Ich bot an abends zu kommen, doch das wollte er nicht. Ich habe das Gefühl, ich war nie für ihn da, wenn ihm etwas wichtig war.
Die Kommunikation war nie sein Steckenpferd, wie ich jetzt hinterher feststellen durfte. Ich mag Leute, die Klartext reden. Indirekte Botschaften verstehe ich oft nicht. Ich denke dann, dass sie nicht wichtig sind.
Dieses Jahr starb dann auch sein Opa. Mein Ex-Freund wurde immer stiller und wir stritten immer mehr. Es war als wenn eine Regenwolke oder ein Schatten ihn verfolgen würde. Ich war mittlerweile im Arbeitsleben voll angekommen. Wir hatten beide gerade neue Jobs. Aber er war für nichts zu begeistern. Nur noch traurige Augen sahen mich an. Wir redeten, aber ich habe irgendwie nie verstanden, wo das Problem denn noch liegen könnte. Er sagte ihm fehle die Nähe. Ich versuchte Nähe zugeben und er sagte, dass ich das nur mache, weil er das gesagt hat. Ein Schlag ins Gesicht. Ich gab mir echt Mühe, aber die Mauer um ihn herum konnte ich nicht überwinden. Er ließ es einfach nicht zu. Aber er redete nicht mit mir. Er ließ nichts mehr zu. Dann stritten wir uns heftig. Ich sagte ihm, dass ich keine Zukunft sehen würde und das Bild von uns verblassen würde, ich ihn aber so sehr liebe. Er sagte, dass er das genauso sehen würde und mich liebt. Wir gingen im Guten und versöhnt an diesem Sonntag auseinander. Beide haben wir in der Nacht viel nachgedacht. Ich wollte jetzt noch einmal kämpfen. Ein letztes Mal! Also fuhr ich am Tag darauf, wie verabredet, zu ihm. Ich freute mich so. Jetzt würde alles anders werden! Er machte mir die Tür auf, ich küsste ihn, legte meine Sachen ab und er fing an was zu sagen, von schlechter Nacht und schlechtem Tag und lange nachdenken...Machst du gerade Schluss mit mir, fragte ich und er bejahte. Ich bekam kaum Luft, ich setzte mich auf den Boden. Ich musste so weinen. Ich bin richtig hysterisch geworden. Ich konnte gar nicht klar denken. Ich fragte warum und sagte dass ich ihn so lieb habe. Und das immer wieder. Ich bekam nur eine Antwort: Er sagte, er könnte nicht mehr. Er hat so geweint. Und irgendwann wurde er ganz sachlich. Und ich wurde richtig gemein. Ich wollte ihn auch mit Worten verletzen. Wieso macht man Schluss, wenn man einander noch liebt? Irgendwie sollte es mir ja peinlich sein, dass ich mich so aufgeführt habe, aber andererseits…
Ich fragte in der Tür, ob er das alles ernst gemeint hätte und ob das jetzt wirklich das Aus ist oder nur eine Pause. Er sagte, dass er nicht der Typ für Pausen sei.
Er hat sich so verändert. Von dem Mann, der immer alles positiv gesehen hat, der so übertrieben selbstlos und so zuverlässig war, scheint nichts mehr da zu sein. Jetzt ist er das krasse Gegenteil. Er wollte am Ende gar nichts mehr machen. Nicht mehr raus, er hat kaum gelacht und auch seine Freunde vernachlässigt. Und irgendwie kam plötzlich noch so ein Egoismus dazu, den ich als ungesund bezeichnen würde. Auch seinen Freunden gegenüber. Früher war er für alle da, warf komplette Tagesplanungen über den Haufen, um zu helfen. Und dann meinte er, dass niemand das würdigen würde und ließ es sein.
Es war ein Ende auf Raten. Spätestens als der Respekt verloren ging, hätten wir aufhorchen müssen. Es ist alles zerbrochen. Mein Herz, mein Liebster ist weg und meine Zukunft ist irgendwie auch weg. Zumindest fühlt sich das so an. Vielleicht habe ich deshalb auch solche Angst. Ich fühle mich so klein. Ich weiß nicht, ob ich die Dinge jetzt auch alleine machen kann.
Ich würde gerne wissen, wie es ihm geht, aber mit der Antwort könnte ich nicht umgehen, nicht jetzt. Eigentlich ist es gut so, dass wir keinen Kontakt haben. Er hätte so lange auf mich gewartet. Jetzt, wo ich endlich aus dem Studium bin und endlich meinen Wunschberuf ergriffen habe. Er lässt mir nicht mal Zeit dort anzukommen. Ich habe erfahren, dass mein Freund mich getestet hat und als ich den Erwartungen nicht entsprochen habe, da hat er langsam aber sicher angefangen innerlich die Beziehung zu kündigen. Das ist nicht gerecht und nicht fair! Man testet den Partner nicht!
Ich wüsste gerne was ich tun soll, falls er sich meldet? Ich habe das Gefühl, dass das passieren wird. Vielleicht schon bald. Ich bin noch nicht so weit. Ich würde ihn mit all meinen Emotionen überrollen. Das macht mehr kaputt, als es nutzt. Und es wäre echt schön, wenn man irgendwann befreundet sein könnte. Diese Hoffnung, dass es noch was werden könnte macht mich fertig. Sie geht nicht weg, obwohl mein Verstand weiß, dass es dumm ist.
Soll ich ihm frohe Weihnachten wünschen? Oder wenigstens seiner Familie?
22.12.2016 20:55 •
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