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Weniger Gefühle / entliebt durch Depression?

S
Liebe Forumsmitglieder,
ich habe hier schon viel gelesen und hoffe das ihr mir vielleicht einen Rat geben könnt oder mir helfen meine Gedanken zu sortieren.

Kurz zur Situation: Mein Mann (34) und ich (30) haben uns vor elf Jahren kennengelernt und sind nun neun Jahre verheiratet. Wir haben zwei Kinder (3 und 6 Jahre alt).
Ich habe grade meine Masterarbeit abgegeben und bewerbe mich jetzt. Mein Mann arbeitet seit zwei Jahren in einem stressigen Job in einer Unternehmensberatung.
Unsere Ehe stand immer schon vor vielen Herausforderungen, auch weil wir unterschiedliche Nationalitäten und Religionen haben. Bisher gelangen uns immer Kompromisse. Jeder war bereit hier und da Zugeständnisse zu machen.

Seit 1,5-2 Jahren zieht mein Mann sich zurück. Er geht morgens erst spät aus dem Haus (7.30 Uhr-8.00) und kommt Abends erst spät heim (20.00 Uhr). Also so das die Kinder meist schon schlafen. Keine Mahlzeit in der Woche findet zusammen statt. Ich habe mehrmals gesagt das ich mir wünsche das er morgens früher los geht, damit er Abends früher zu Hause ist ( er hat einen etwas längeren Fahrtweg).
Er hat es verstanden aber nie etwas geändert.
Am Wochenende schläft er tagsüber oft bis 12, während ich alles mit den Kindern mache. Abends geht er früh schlafen.
An gemeinsamen Unternehmungen nahm er nicht mehr teil. Zoobesuche, Kindergartenfeste, Strandausflüge, Spaziergänge. Alles machte ich alleine mit den Kindern.
Ich sprach ihn oft darauf an, aber er begründete es mit dem Stress auf der Arbeit. Er bräuchte am Wochenende Ruhe.

Auf Partnerebene wollte er ebenfalls nichts unternehmen. Obwohl wir Großeltern haben die liebend gerne einspringen würden. Geschlechtsverkehr hatten wir so 1-2 Mal die Woche, was für uns eigentlich eher wenig war, aber mit Kindern und Arbeit auch ok. In den letzten Monaten wurde es noch weniger.

Anfang des Jahres sprach ich ihn erneut an, sagte das ich ihn als Partner vermisse (er war zuvor zwei Wochen im Ausland bei seiner Familie), egal ob er weg ist oder hier.
Daraufhin brach alles aus ihm aus. Er hätte keine Lust mehr auf das ganze Leben. Ich fragte welches Leben und er antwortete hier in Deutschland. Er sei hier nicht glücklich und werde in Deutschland nie glücklich sein (er ist aber vor unser Beziehung fürs Studium hergekommen).
Dann fragte ich, ob er mich noch liebe. Er antwortete nicht. Ich sagte darauf müsse er doch sofort antworten können, er sagte er habe gar keine Gefühle.
Ich war furchtbar verletzt und sauer, enttäuscht und traurig. Aber er wollte kein weiteres Gespräch.
Ein paar Tage gab ich mir Mühe ihn in Ruhe zu lassen, keine Anforderungen zu stellen, nicht zu zicken, wenn er sich mal wieder komplett rauszog.
Ich machte mich schick, wenn er kam etc.
Dann hatte mein Sohn Geburtstagspaket und wachte um 5 Uhr morgens auf. Der Besuch war für 9 angekündigt. Mein Mann stand kurz vor 9 auf. Geschenke hatte ich dann mit unserem Sohn alleine ausgepackt.
Ich suchte Abends erneut das Gespräch. er sagte er hat keinen Antrieb, keine Freude, spielt auch bei Freunden nur Theater, mag seine Arbeit nicht, mag das Land nicht, hat keine Gefühle für mich. er sei nur kalt. Ich weinte und weinte, aber er nahm mich nicht mal in den Arm.

Am nächsten Tag gab er sich Mühe. War aufmerksamer, machte einen Spaziergang mit uns. Wir schliefen sogar miteinander.

Ich fuhr dann eine Woche mit den Kindern in den Urlaub um Abstand zu bekommen. Danach war er nur noch kalt zu mir, abweisend. Sagt er möchte nicht mal mit mir Händchen halten oder mich berühren. Es ist ein Gefühl das er denkt er überlebt es nicht. Es sei als würde er vor einem reich gedeckten Büfett stehen, aber nichts schmeckt.

Ich hab jetzt in den 5 Wochen beinahe neun Kilo abgenommen. Ich musste Schlafmittel und Antidepressiva nehmen und versuche irgendwie den Kindern heile Welt vorzuspielen. Ich war schon bei einer Anwältin, weil ich finanziell ja auch komplett von ihm abhängig bin.

Trennen will er sich irgendwie nicht. Er meint er möchte zur Therapie, weil ja psychische Ursachen dahinter stecken könnten. Einen Termin hat er aber glaube ich noch nicht gemacht.
Das ich bei der Anwältin war weiß er und auch das die Eigentumswohnung meiner Eltern frei wird und ich zum 1.3 umziehen könnte. Trotzdem tut er nichts. Es ist total distanziert und kalt zwischen uns.

Muss ich es einfach akzeptieren das es zu Ende ist? Wenn er keine Gefühle mehr hat, sogar keine Berührungen will. was soll ich da noch kämpfen?
Oder könnte doch eine Depression dahinter stecken und dann heißt es ja in guten und in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit.
Aber die Situation so wie sie ist, ist kaum aushaltbar. Ich fühle mich so ungewollt, ungeliebt.

Ich hab ihn natürlich auch gefragt, was ihm fehlt, was ich ändern kann. Aber er weicht nur aus und meint ich könne nichts tun, es sei kein normaler Streit.
Er sagt er mag auch nicht bei Freunden sein, kein Sport machen, Libido geht zurück.
Dann mache ich mir Hoffnung und denke mit der richtigen Therapie.
Aber dann denke ich wieder vielleicht haben wir uns einfach auseinander gelebt, waren zu jung, zu unterschiedlich und er würde ohne mich wieder glücklicher werden.

Nun steh ich vor der Entscheidung einfach abzuwarten und ihm Zeit zu geben oder selbst auszuziehen und die Wahrheit zu akzeptieren.
Kämpfen wird er nicht, wenn ich ausziehe. Wobei er sagt das es ja dann auch keine endgültige Trennung sei, man könne ja vielleicht zueinander finden und gucken was er machen könne.
Aber ich denke mit Kindern ist ein Umzug und Trennung und dann wieder zurück nicht machbar. Das würde sie zu sehr durcheinander bringen und verunsichern.

Oh je das war jetzt sehr lang. Vielleicht habt ihr ja ein paar Gedanken dazu oder kennt euch mit Depression und Liebesgefühlen aus.

Vielen Dank schonmal und viele Grüße

06.02.2020 11:00 • x 1 #1


Kummerkasten007
Sind beide Wunschkinder? Denn er fing an sich zurückzuziehen, als das jüngste Kind mit laufen und sprechen angefangen hat und auch den Job in der Unternehmensberatung hatte.

Gibt/gab es Konflikte mit der Erziehung aufgrund der Kultur und Religion?

Hat er mal gesagt, was und wo er eigentlich arbeiten möchte?

Für mich klingt das alles nach einem Burn Out, war er überhaupt mal bei einem Arzt (Hausarzt o.ä.)?

06.02.2020 11:38 • x 1 #2


A


Weniger Gefühle / entliebt durch Depression?

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Seagull
Ach du Liebe...vieles fühlt sich so ähnlich an bei uns. Anderes ist auch wieder ganz anders...
Aber dieses ungewollt-und-ungeliebt-Gefühl. Das ist einfach nur grausam, ich erlebe es gerade ebenfalls.

Ich denke, dass du da nicht verkehrt denkst, wenn du eine Depression in Betracht ziehst bei ihm. Es klingt ja so, wenn er an nichts mehr wirklich eine Freude hat. Das Bild mit dem Buffet sagt viel, denke ich.

Vielleicht sollte ER auch mal schauen, ob eine Psychotherapie in frage kommt? Und zum Arzt gehen?

Zumindest musst du es nicht persönlich nehmen, wenn er gerade keine Gefühle mehr für dich hat (so bekloppt das klingt!) -da es sich bei ihm ja anscheinend auf alle Lebensbereiche bezieht. Es liegt also nicht an DIR, sondern an seinem Leben allgemein mit dem er unzufrieden ist.
Falls du die Kraft aufbringen kannst, würd ich ihn also fragen, was du tun kannst, damit es ihm wieder besser geht. Ihm Unterstützung anbieten (aber nicht aufdrängen). Und ansonsten musst du natürlich auf dich achten. Darauf achten, dass du nicht kaputt gehst und auch runtergezogen wirst.

Dieses Ohnmachtsgefühl wenn man plötzlich (?) nicht mehr geliebt wird ist überwältigend...I know...
Fühl dich virtuell gedrückt!

06.02.2020 11:44 • #3


S
Vielen Dank für eure lieben Nachrichten.
Seagull: fühl dich auch gedrückt. Es tut wirklich weh, aber ich bin sicher irgendwann können wir auch wieder lachen!

Kind 1 war ein absolutes geplantes Wunschkind nach Hormonbehandlung. Kind 2 war ein ungeplantes Wunschkind, wir haben nicht damit gerechnet das es so schnell klappt, als wir die Verhütung abgesetzt haben.

Er war bisher noch nicht beim Arzt. Sagt aber das er es auf jeden Fall möchte und gucken möchte woran das liegt, aber nichts versprechen kann. Bestimmt ist es auch für ihn schwer gewesen die Ernährerrolle zu spielen und gleichzeitig hat er noch einige Schulden (Studienkredit, Bafög, Schulden bei seiner Familie, für das Darlehen als er nach Deutschland kam). Das könnte sich jetzt ja allerdings entspannen, weil ich nun mein Studium beendet habe.


Konflikte wegen der Religion gab es schon öfter mal. Wegen der Erziehung der Kinder oder Festen. Allerdings bin ich da wirklich von meiner Seite sehr auf ihn zugekommen. Er aber auch und er meint es ist nicht das Kernproblem.

Was er sich genau vorstellt oder wünscht kann er nicht sagen.

06.02.2020 12:47 • #4


Vicky76
Liebe Sternschnuppe.....
Was du schreibst kenne ich , aus eigener Erfahrung.
Wir haben uns auch getrennt, als die Kinder 3+6 waren. Für noch war der Zustand, nicht auszuhalten.
Aber bei uns , gab es noch andere, schwerwiegende Gründe.
Dein Mann , verhält sich wirklich nicht korrekt. Aber ich glaube, er kann nicht anders.
Wenn ich lese, wie du sein schildert, denke ich, der Mann ist total ausgebrannt und braucht dringend Hilfe.
Ihr müsst euch dringend Hilfe holen.
Sollte er nicht zum Arzt gehen, würde ich zum Jugendamt gehen und um eine Familienhilfe bitten.
Das sind ausgebildete Sozialarbeiter, die bei Rat und Tat, zur Seite stehen.
Uns hat es sehr geholfen. Und ich bin froh, den Weg gegangen zu sein.
Sie beraten, , in allen Lebenslangen.

06.02.2020 13:50 • #5


K
Hi Sternschnuppe,

sieht man eine Sternschnuppe, soll man sich was wünschen - dein Wunsch ist ein zufriedener, glücklicher Mann, der Freude am Leben und mit der Familie hat.

Die von Dir geschilderte Situation deutet sehr darauf hin, dass er völlig verzweifelt ist und nicht weiß, wie er für sich die Situation am besten lösen kann. Ihm ist auch bewusst, dass es nicht dein Problem ist, sondern die Ursachen in erster Linie bei ihm liegen.

Du hast ihm erkennbar gezeigt, wie wichtig er für Dich ist. Du bist auf ihn zugegangen, hast versucht, Wege zu finden, wie ihr gemeinsam seine spezielle Situation bewältigen könnt.

Das Geschäft in der Unternehmensberatung ist ein knallhartes Geschäft. Ich habe selbst eine Zeitlang in diesem Metier gearbeitet und weiß, wie hoch der Erfolgsdruck ist - die ständigen Checkups und das permanente Pushen der Vorgesetzten. Wenn dann möglicherweise noch ein Mentalitätsproblem hinzukommt, verstehe ich seinen Wunsch, Deutschland wieder den Rücken zu kehren. Er fühlt sich nicht wohl und das ist kein Problem mit Dir, sondern liegt bei ihm. Es fehlt ihm seine Zufriedenheit und sein mit sich, für sich glücklich sein.

Diese beruflichen und auch gegenwärtig persönlichen Defizite strahlen auf eure Privatsphäre aus, auf den Freundes- und Bekanntenkreis und natürlich auch auf alles, was mit euren Kindern zusammenhängt. Einen unzufriedenen Mann zu haben, ist eine wirklich große Belastung.

Dein Mann erkennt, dass es so nicht weiter gehen kann, dass er neben deiner mentalen Unterstützung (Du machst kein Szenario, sondern bleibst liebenswert und umsichtig) auch professionelle Hilfe braucht und auch in Anspruch nehmen will. Unterstütze ihn dahingehend in all seinen Bemühungen. Nimm ihn an die Hand, wenn er nicht den notwendigen Antrieb dazu findet. Das Wissen darum ist eine Sache, das Handeln aber die entscheidendere.

Überstürze nichts - eine schwierige Zeit für euch alle. Er ist bestimmt ein liebenswerter Mann, der innerlich weiß, was für eine große Stütze Du gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit für ihn bist.

Vertraue auf eure beiderseitige Kraft, eine aufbauende zukunftsorientierte Lösung zu finden

06.02.2020 14:26 • x 2 #6


Urmel_
Zitat von Sternschnuppe90:
Er hat es verstanden aber nie etwas geändert.

Kann er denn überhaupt realistisch gesehen etwas ändern?

Und wenn ja, dann muss doch da an erster Stelle ein EInsehen bei ihm aus sich entstehen, dass der Job ihn kaputtmacht.

Liest sich alles schon so, als wenn der ganze Druck und die viele Arbeit die Wurzel der ganzen Geschichte ist.

Macht ihm denn der Job überhaupt noch Spaß? Vielleicht mal ganz was anderes?

Und wie siehst Du das Problem, dass wenn Du jetzt noch Druck aufbaust, dass er sich vopllkommen zurückzieht? Auch wenn Dich jeder verstehen kann, noch mehr Druck ist da schon gefährlich.

06.02.2020 15:24 • #7


S
Die Arbeit macht ihm überhaupt keinen Spaß. Er sagt er möchte auf jeden Fall kündigen, aber auch hier macht er keine ernsthaften Schritte (kann er vielleicht kräftemäßig auch nicht?).

Ihr habt mir alle sehr geholfen, vielen Dank! Meine Familie meint er liebt mich klar nicht mehr, sonst würde er ja in mir und den Kindern den Ausgleich zur Arbeit und dem Stress sehen.
Ihr habt mich darin bestärkt nichts zu überstürzen und keinen zusätzlichen Druck bei ihm zu erzeugen.
Ich hoffe wirklich das er dann auch das Problem angeht und wir gemeinsam eine Lösung finden.

Oft habe ich aber Angst das er sich einfach nur entliebt hat und daher eine depressive Verstimmung hat. Und das er ohne mich auch wieder glücklicher wäre. Vielleicht mit einer Partnerin aus seiner Heimat..

Seine Sehnsucht zur Heimat wird sicherlich verstärkt das vor 2,5 Jahren sein Vater verstorben ist und seine Mutter nach mehreren Schlaganfällen ziemlich krank ist.

06.02.2020 16:00 • #8


Vicky76
Zitat von Sternschnuppe90:
sonst würde er ja in mir und den Kindern den Ausgleich zur Arbeit und dem Stress sehen.

Der Meinung , bin ich ganz klar, nicht.
Jeder Mensch und jeder Job, ist anders.
Wenn ich von der Arbeit komme, verdreh ich auch die Augen, wenn der Papa die Kinder , viel zu früh heim bringt.

06.02.2020 16:08 • #9


Urmel_
Zitat von Sternschnuppe90:
Ihr habt mich darin bestärkt nichts zu überstürzen und keinen zusätzlichen Druck bei ihm zu erzeugen.

Das ist ja an sich auch gut so, aber wie lange halten denn dann Deine Kräfte durch?

Eine verkappte Trennung in Liebe, um mal Konsequenzen zu demonstrieren, ohne Druck aufzubauen wäre ideal. Das ist natürlich im realen Leben so nicht möglich, aber irgendwas muss doch mal passieren.

Hast Du mir ihm mal ein Gespräch geführt, welches Du so aufgezogen hast:
Ich sehe, dass Dich der Job kaputt macht. Das bricht mir das Herz, ich möchte DIr helfen. Wie wäre es, wenn Du den sch. einfach hinschmeißt und ich Dir den Rücken freihalte und wir als Team für Dich etwas suchen, dass Dich erfüllt und nicht kaputt macht?

06.02.2020 16:12 • #10


S
Ich würde die Situation aushalten, wenn er ganz klar hinter mir stehen würde und sagen das es nicht an unser Ehe liegt. Aber diese Zweifel und Ängste sind kräftezehrend.

Ich habe ihn noch nicht klar gesagt das er auch kündigen kann und ich ihn unterstütze. Ich war in den Gesprächen bisher einfach auch viel auf mich konzentriert, hab gehofft er rudert zurück oder gibt irgendein positives Signal.
Aber eigentlich ist jedes Gespräch verletzend
Er hat keine Gefühle für mich, er will keine Nähe, er versteht es wenn ich ausziehe. Er sagt er will alles probieren tut es aber nicht.
Es findet ja kaum Kommunikation statt. Wir reden vielleicht 5 Minuten miteinander, dann geht er aufs Sofa schlafen..
Ich hab das Gefühl er will mich nicht einbinden oder an sich ran lassen.
Deshalb denke ich es läuft wohl eh darauf hinaus, dass wir uns trennen...bzw. er sich

06.02.2020 17:49 • #11


H
Hallo,

ich kann den andern nur zustimmen. Für mich hört es sich nach einer Depression an, ich habe selbst leider die Erfahrung machen müssen. Nur wollte sich mein Ex nie behandeln lassen und das ist aber der 1 Schritt er muss zur einer Therapeutin. Es wird ein schwerer Weg werden, aber ich glaube ihr schaffst das.
Mein Ex konnte damals auch keien Gefühle mehr empfinden nicht für mich oder für sonst wen, ihm war alles egal.

Ich wünsche dir viel Kraft und hoffe er geht zur Therapie und das diese ihm helfen können. Es wäre zu schade, deinen Partner wegen einer Krankheit die man behandeln kann zu verlieren.

06.02.2020 17:55 • #12


B
Zitat von Sternschnuppe90:
Er war bisher noch nicht beim Arzt. Sagt aber das er es auf jeden Fall möchte und gucken möchte woran das liegt, aber nichts versprechen kann.

Die Arbeit macht ihm überhaupt keinen Spaß. Er sagt er möchte auf jeden Fall kündigen, aber auch hier macht er keine ernsthaften Schritte (kann er vielleicht kräftemäßig auch nicht?).

Er ist der Ernährer der Familie, hat einen 12 Stunden Job, der ihm nicht mehr gefällt und ihn stresst, wahrscheinlich muss er alles geben um den hohen Anforderungen gerecht werden zu können.
Zudem hat er noch Schulden abzutragen, da ist es schwer mit dem Arbeitgeber kürzere Arbeitszeiten zu verhandeln weil die Frau mit ihm zu Abend essen möchte, denn Zeit ist Geld und Erfolg.

Zitat von Sternschnuppe90:
Ich würde die Situation aushalten, wenn er ganz klar hinter mir stehen würde und sagen das es nicht an unser Ehe liegt. Aber diese Zweifel und Ängste sind kräftezehrend.

Ich hab das Gefühl er will mich nicht einbinden oder an sich ran lassen.

Ich kann mir vorstellen, daß er sich leer und ausgebrannt fühlt und am Limit seiner Kräfte angekommen ist. Während er Ruhe und Erholung sucht, planst du Aktivitäten für die er sich zu kaputt fühlt um daran teilnehmen zu können.

Wahrscheinlich weiß er selbst nicht was er machen kann um allen, die an ihm zerren, gerecht werden zu können, daß verschlimmert den Druck zusätzlich.

Mein Eindruck ist, er hat eine Depression, hat ja nich mal die Zeit für eine Therapie wenn er solange arbeitet. Eine Möglichkeit wäre sich für einige Zeit krankschreiben zu lassen, vielleicht auch eine psychosomatische Kur in einer Klinik zu beantragen, mal abzuschalten und wieder bei sich ankommen. Ich würde das so kommunizieren, daß er sich ausgebrannt fühlt und sich zu nichts mehr aufraffen kann könnte ich noch verstehen, aber das er nicht den Versuch unternimmt sich Hilfe zu suchen und so weitermacht wie bisher, würde ich nicht mehr akzeptieren. Ich würde ihm sagen, daß ich auf Jobsuche und Kindergartensuche gehe um so zum gemeinsamen Familienhaushalt beizutragen und ihn damit zu entlasten. Würde von seiner Seite nichts kommen, ziehe ich aus, in die Wohnung meiner Eltern.

Wenn alles in dir leer und ausgebrannt ist, du dich über nichts mehr freuen kannst und nicht´s mehr als Taubheit spürst, kannst du dann sagen ob du etwas liebst oder magst und ob es an der Ehe liegt ? Er brauch wieder den Zugang zu seinen Gefühlen damit er dir deine Fragen beantworten kann.

Sprich nochmal in Ruhe mit ihm, er muss etwas tun um aus diesem Loch herauszukommen, damit es bei euch weitergehen kann.

06.02.2020 19:11 • x 1 #13


S
Wow ich bin ganz überwältigt und hatte gar nicht mit so vielen Nachrichten gerechnet. Danke!

Also ich habe bis vor einigen Wochen studiert und die Kinder sind somit bis 14 Uhr in Betreuung. Ich habe auch schon einige Bewerbungen geschrieben, es ist also nicht so das ich grundsätzlich nicht zum Familieneinkommen beitragen möchte.
Vielleicht muss ich ihm das noch deutlich machen.

Das er Abends früher heimkommen sollte bezog sich weniger auf eine Stundenreduzierung. Ich finde das er in der Woche nicht unbedingt bis sieben oder länger schlafen muss.
Er sagt ja sein Leben besteht nur aus schlafen und arbeiten, aber das liegt ja auch in seiner Hand. Also z.B um halb sieben aus dem Haus gehen und um halb sieben wieder kommen.
Oder am Wochenende mal was machen. Dann hätte man ja auch Platz für schöne Paarmomente oder Familienmomente.
Vielleicht fehlt mir aber dafür auch der Blick, weil ich noch nie Vollzeit gearbeitet habe. Oder mir fehlt insgesamt seine Perspektive.
Ich verstehe nur nicht so ganz warum er unsere Ehe und seine Gefühle für mich auch so in Frage stellt.
Da hätte er ja viel früher mal was sagen müssen. Dann wäre es vielleicht auch noch zu retten gewesen.

Heute haben wir bis auf Guten Morgen noch kein Wort gewechselt. Er ist jetzt noch nicht zu Hause und gleich muss ich los zum Elternabende.

06.02.2020 20:02 • #14


H
Das liegt nicht an dir. Es ist die Krankheit, er stellt somit ,,ALLES in Frage. Es ist meist ein schleichender Prozess. Er zieht sich mehr zurück, sieht sich vermutlich wie in einem Hamsterrad ohne Ende. Es ist wichtig, dass er sich schnell behandeln lässt bevor er ganz dicht macht. Die Gefühle sind da nur fühlt er es im Moment einfach nicht, aber mit professioneller Hilfe kommt es wieder zurück.
Ich weiss man soll keinen Druck ausüben und mach ihn das auch bitte nicht. Du kannst zu ihm auch nicht sagen, dass er sich zusammenreißen soll er kann das nicht in diesen Zustand. Du solltest schauen, dass du das beste aus der jetzigen Situation machst. Ich weiss du wirst die nächste Zeit mehr machen müssen, aber wenn ihr das schafft verbindet es euch noch mehr. Er weiss er kann auf sich zählen. Viele schämen sich für die Krankheit, gerade Männer. Probiere ihm zuzuhören und zur einer Therapie zu bewegen, aber kümmere dich bitte auch um dich selbst lenke dich ab.

06.02.2020 20:42 • #15


A


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