39

Wie ein Traum

S
Wie ein entfernter Traum erscheint es mir heute, was ich mit dir durchlebt habe;
wie wir glücklich darüber waren, uns gefunden zu haben;
wie wir uns geärgert haben, dass wir uns nicht früher getroffen haben und uns in unseren schlechten Zeiten beigestanden sind;
Wie du fast jede Nacht neben mir lagst und meine Arme um dich wissen wolltest und dich fest an mich drücktest, während wir schliefen;
wie du so oft als meine Beifahrerin mit mir gefahren bist, meine Hand währenddessen hielst, eine Ruhe durch mich strömte und mir das Ziel egal wurde;
wie du mir in kurzen Abständen schriebst, dass du mich schon wieder vermisst und dich auf mich freust;
wie du auf deine simple Art mich zum Lachen brachtest und mich meinen Alltag vergessen lassen hast;
wie ich neben dir einfach ich sein konnte und kein Bedürfnis hatte, mich zu verstellen;
wie du mich dazu animiert hast, im Bett zu essen, obwohl ich es nicht mag, in Krümeln zu liegen;
wie wir grundlos am späten Abend zum nächsten Burgerladen gegangen sind, obwohl wir schon gegessen hatten, wir aber einfach Lust drauf hatten. Meistens musste ich den Rest deines Burgers auch essen, weil du ihn nicht geschafft hast. Es war uns egal, ob wir fett werden, denn wir hatten uns;
wie wir zur nächsten Tanke gefahren sind, weil wir Lust auf ein B. hätten und uns ein Faxe mitten in der Woche geteilt haben;
wie wir in der eisigen Kälte in meinem Auto auf der Rückbank geschlafen haben, weil wir beide zu viel getrunken haben und ich nicht fahren konnte und wir die 8km nach Hause nicht laufen wollten. Ich weiß noch genau, wie bequem es war im sitzen mit nach vorne hängendem Kopf zu schlafen, während du meinen Schoß als Kissen nutztest;
wie wir uns ausmalten den Partner auf die jeweilige Bachelorabschlussfeier zu begleiten und ganz stolz neben dem anderen zu stehen;
wie wir gemeinsam neue Serien spannend guckten, statt irgendwo im Getümmel am Wochenende feiern zu gehen und uns wir ausreichten und alle anderen egal waren;
wie wir in unserer Kneipe Fußball guckten, weil du die ChampionsLeague Spiele deiner Mannschaft mit deinem Freund sehen wolltest;
wie du auf das Konzert deiner Lieblingsband endlich mal mit deinem Freund gehen wolltest, ich aber mich so richtig überreden lassen habe;

ich könnte diese Liste noch weiterführen, doch für meine Gegenwart, für meine Zukunft ist diese egal.

Auch wenn mir eben wieder die Tränen beim verfassen kamen, merke ich aktuell wie groß die Distanz zum Erlebten wird und wie mir immer mehr ein vergangener, aber wunderschöner Traum in Erinnerung bleibt. Und dafür möchte ich dir danken, für diesen wunderbaren Traum, der unser gemeinsamer Alltag für Monate war.

26.09.2016 01:29 • x 20 #1


S
Sehr berührende und schöne Worte...danke, dass du sie mit uns geteilt hast.

26.09.2016 08:08 • x 1 #2


A


Wie ein Traum

x 3


H
Zitat von Sarina80:
Sehr berührende und schöne Worte...danke, dass du sie mit uns geteilt hast.



Dem kann ich nur zustimmen!

26.09.2016 08:15 • x 1 #3


S
Ich bin gerade am Arbeiten und denke fokussiert darüber nach, als ich dabei unbewusst meine Hand vor meinen Mund führe und vor meine Nase. Plötzlich rieche diesen Duft, der mich komplett aus meinen Gedanken bzgl. der Aufgabe wirft und mich zurückwirft in der Zeit. Spätherbst letztes Jahr, recht kühl draußen, leicht regnerisch wie heute. Du sitzt auf meinem Bett, hast einen schwarzen Wollpulli an und hast deine Lippen gerade mit einem Pfefferminzbalsam eingesalbt, den dir deine Oma gerade vor kurzem geschenkt hat.
Du guckst mich an und streckst deine Arme aus, willst dass ich dich umarme. Wir küssen uns, deine Lippen zart von diesem Balsam, der nun sich erfrischend und kühl auf meinen Lippen breit macht und zur entspannung dieser beiträgt. Ich spüre deinen Wollpulli, der durch die jahrelangen Wäsche etwas kaputt und rau ist.
Ich rieche dich, meine Lippen sind kaputt, mir kommen die Tränen, ich vermisse dich.

Dabei weiß ich nicht mal mehr, ob das genau so passiert ist, wie hier beschrieben. Jedes Detail ist jedoch wahr. Ich will diese Zeit zurück

28.09.2016 16:02 • x 1 #4


R
Ich weine :'(

28.09.2016 16:07 • x 2 #5


S
Kopf hoch! Ich habe mich wieder einigermaßen gefangen und versuche mich nun wieder meiner Aufgabe zu widmen. Meine Gedanken in so einer Situation niederzuschreiben und hier zu teilen hilft mir ungemein.
Danke fürs Lesen und hoffentlich wird es uns allen mit der Zeit besser gehen.

28.09.2016 16:14 • x 1 #6


R
Das glaube ich, mir hilft es auch, sowohl das Schreiben als auch das Lesen!
Ja, bald wird es besser, für uns alle, davon bin ich überzeugt!

28.09.2016 16:19 • x 1 #7


S
Wir haben uns das letzte Mal Anfang Juni gesehen, fast ganze vier Monate her und doch brachte mir dieser kurze Moment heute Nachmittag dein Gesicht klar vor meine Augen, deine Stimme in meine Ohren und deine Lippen gefühlt auf meine.

Ich liege gerade in meinem Bett, auf der Seite, wo du gerne lagst.
Das Bett, in dem wir gemeinsam so viel Zeit miteinander verbracht haben, geredet haben, unsere sorgen aus dem Alltag ausgesprochen haben,uns getröstet haben, uns zum Lachen gebracht haben, und unsere Zukunft ausgemalt haben, uns bekundet haben, wie glücklich uns der andere macht, gekuschelt haben, uns geliebt haben und im Herzschlag des anderen einen Rhythmus gefunden haben, der uns selbst beruhigt hat.
Mein Bett ist heute leer, mein Körper ist heute leer. Meine Seele? Auf der Suche nach der deinen.

28.09.2016 23:11 • x 2 #8


S
Ich höre draußen seit Langem mal wieder den Wind, in meinem Zimmer das ticken der Uhr. Wie gern würde ich gerade wollen, dass sie rückwärts läuft.
Die letzte Träne ist mir gerade auf meiner Wange getrocknet. Mich überkam es eben erneut. Ich konnte nicht mehr in diesem Bett liegen. Ich habe mich aufgerichtet und an den Rand gesetzt. Wie sehr wünschte ich, dass du dich jetzt im Hintergrund aufgerichtet hättest und : Schatz, ist alles okay ? Gefragt hättest. Ja, mein Schatz, alles okay. Ich will was trinken, hast du auch Durst? Und hätte mich kurz danach wieder zu dir gelegt.
Aber nein, in meinem Bett regte sich niemand. Ich saß nur am Rand des Bettes und blickte tränengetränkt in die leere Dunkelheit, die mich umgab, die mich durchdrang und mich füllte.
Ich musste aufstehen, ein paar Schritte gehen.
Durchs dunkle Wohnzimmer laufend erhellte sich der Esstisch in meinem Kopf mit Erinnerungen von damals, als wir häufig die türkischen Gerichte aßen, die meine Mutter so kochte. An der Couch fiel mir ein, wie ich dich meinen Eltern vorstellte, du aufgeregt neben mir saßt und meine Mutter uns unbedingt Kuchen und türkischen Mokka zum Essen und trinken geben wollte. Das erste Mal stellte ich meinen Eltern eine Frau vor.
Später sollten wir beide auf dieser Couch gemeinsam türkisches Fernsehen gucken, obwohl du kein Wort verstehst.Du vor mir sitzend, dich an meine Brust gelehnt, ich meine Arme um deinen Bauch gelegt, du deine Hände auf meine geworfen, während ich dir die Nachrichten übersetzte, von der Serienkultur erzählte und einen überblick über die zahlreichen datingshows gab. Wir lachten drüber.
Es wurde wieder dunkel in meinem Kopf, es war drei Uhr morgens und ich stand im leeren Wohnzimmer. Weiter ging es in die Küche und auch hier füllten Erinnerungen meinen Kopf. Ganz besonders die als wir abends beschlossen mit fertigpizzateig, Gyros und viel gouda diese leckeren Dönertaschen vom Lieblingsstürken nachzumachen, weil wir zu faul waren, die 40km Autofahrt auf uns zu nehmen. Natürlich hat es nicht ansatzweise so geschmeckt wie dort, schon allein, dass wir Gyros statt Döner nahmen, hätte uns das bewusst machen müssen haha. Trotzdem hat es uns geschmeckt.
Wieder kam die Dunkelheit zurück, immernoch kurz nach drei und ich stand in Boxer in der Küche. Ich drehte mich und lief zurück durchs Wohnzimmer in den Flur, wo du so oft dich an mich stütztest, als du deine Schuhe jeden Abend nachdem ich dich abholte auszogst und in mein Zimmer gingst und dich auf mein Bett gesetzt hast. In meinem Zimmer sah ich dich morgens an meinem Bett Rand sitzen und wie ich dir so oft deine Schuhe mit meinen brachte, wir uns morgens verschlafen dort in sie reinzwängten, aufstanden und uns häufig umarmten, einen Kuss gaben und dann zum Praktikum fuhren.

Ich sitze wieder in meinem Bett und auch als ich anfing diesen Beitrag an meinem iPad zu tippen kamen mir wieder stoßartig die tränen. Doch jetzt geht es wieder. Habe übrigens festgestellt, dass im iPad noch dein Fingerabdruck zum entsperren des Geräts gesichert ist. Unsere Abdrücke werden jedes Mal abgeglichen, wenn ich mein Gerät entsperre.

29.09.2016 02:35 • x 2 #9


H
Was bleibt - Schön, dass Du diese Einblicke in Dein Leben gibst, worum sich deine Gedanken drehen; die Erinnerungen an das, was war und eben nicht mehr ist.

29.09.2016 21:03 • x 1 #10


S
Vielen Dank für das Feedback, freue mich drüber. Ja wie schon gestern gesagt, hilft es mir wirklich diese Gedanken hier mit euch zu teilen und wer weiß, vielleicht sieht der eine oder die eine oder andere eben, dass man mit solchen Gedanken nicht alleine ist.
Ja das war alles mal, aber auch nicht ausschließlich. Viele negative oder sagen wir, nicht so schöne, vielleicht auch nervige Sachen, die eben beim Teilen des Alltags mit einem anderen Menschen währenddessen klar wahrgenommen, aber häufig auch ignoriert werden, werden in solchen Phasen wie gestern einfach komplett ausgeblendet. Selbst was ich bereits hier aufgezählt habe an positiven Erinnerungen, könnte ich nun auch zum Teil mit negativer Attitüde betrachten und aufführen, das realisiert man aber eben nicht in der Phase der Sehnsucht.

Interessant finde ich gerade, dass ich heute wieder viel emotional distanzierter zu dem niedergeschriebenen bin und zu den Gedanken, die mich gestern beschäftigten. Ich sehe es gerade viel neutraler.

29.09.2016 22:07 • #11


S
Freitag Abend, ich liege allein im Bett. Habe heute wieder ein wenig was an meiner Aufgabe geschafft und war dann motiviert beim Sport. Danach total kaputt was gegessen und ins Bett gelegt.

Nur noch ein paar Tage, dann bin ich auch raus aus diesem Zimmer, das so viele Erinnerungen von den Anfängen der Beziehung bis zu ihrem Ende und so manchen Tränen im Dunkeln danach beherbergt und wieder an meinem Studienort, knapp 200km entfernt von hier und auch statt 60km, gleich 120km zu dir.
Bald bin ich hier wieder weg, nachdem ich ein halbes Jahr gemeinsam mit dir in diesem Zimmer, gelacht, geweint, gelebt und geliebt habe.
Bald bin ich hier wieder weg, hoffentlich neue Menschen kennenlernen, meinen höheren Abschluss machen und mir was aufbauen. Und wer weiß, vielleicht wird aus der Formulierung mir was aufbauen ja irgendwann in der kommenden Zeit ein uns was aufbauen mit einem neuen besonderen Menschen.
Bald bin ich hier wieder weg und doch werde ich dich immer irgendwie mitnehmen.

30.09.2016 22:52 • x 2 #12


H
Wenn der Kopf voll von Gedanken dem vollen Glas Wasser gleicht, dann entleert das Schreiben den Kopf - als wenn man das Glas austrinkt bzw. auskippt. Für den Moment ist das hilfreich und erleichtert. Es zieht wieder mehr Ruhe ein - aber auch eine Leere oder die emotionale Distanz. Doch das leise Grummeln im Untergrund bleibt, ist für den Moment nicht mehr so genau in Worte fassbar Was war nochmal das Problem? Aber du merkst ja selbst, dass da immer wieder was nach oben kommt.

01.10.2016 09:47 • x 1 #13


S
So sieht es aus und ich bin auch so ein Typ der gerne in die Vergangenheit blickt und sich an viel erinnern kann. Und dann gibt es unerwartete Flashbacks, die durch irgendwas ausgelöst werden, sei es ein Geruch, Musik oder Location oder ganz andere Dinge, die man vielleicht aktiv gar nicht wahrnehmen würde.
Ich will das nicht mehr, ich will nicht mehr zurückblicken, ich will abschließen und akzeptieren, dass es einfach nicht weiter geklappt hat, beide dazu beigetragen haben und eben eine gemeinsame Zukunft nur mit einseitigen Zugeständnisses einer Partei geklappt hätte, wenn überhaupt.

Wie schaffe ich das?

Mir geht es nicht schlechter ohne sie, aber ich vermisse die Vertrautheit und dass wir für einander da waren und ja, Bezugspersonen und beste Freunde wurden und gemeinsam so viel Zeit verbrachten.

02.10.2016 01:19 • #14


G
Zitat:
Wie schaffe ich das?

Mir geht es nicht schlechter ohne sie, aber ich vermisse die Vertrautheit und dass wir für einander da waren und ja, Bezugspersonen und beste Freunde wurden und gemeinsam so viel Zeit verbrachten.


Ja, wie schafft man das ? Die Sicht auf die Dinge ändern?

So wie Marylin Monroe einmal sagte:

Manchmal müssen gute Dinge einfach vorbeigehen, damit Bessere folgen können.

02.10.2016 09:11 • x 1 #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag