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Wie gehe ich mit dem geplatzten Lebenstraum um?

cybergnom
Guten Abend,

ich stecke zur Zeit in einer Lebenskrise. Meine Trennung ist nun fast ein Jahr her, ich habe eine wunderbare knapp 3jährige Tochter und der Umgang mit der Kindsmutter ist verhältnismäßig gut.

Also für eine Trennungssituation ziemlich gute Voraussetzungen.

Trotzdem steigt bei mir immer wieder eine große Wut auf meine Ex hoch. Oft ist sie tagelang Ziel meiner negativen Gedanken.
Ich habe oft versucht in mich zu horchen und zu verstehen, warum das so ist. Denn zurück haben möchte ich sie definitiv nicht. Warum nimmt sie also eine so zentrale Rolle in meinem Kopf ein?

Ich denke, ich habe inzwischen die Antwort gefunden.
Dazu muss ich ein wenig ausholen:
Ich bin ein Typ, der sich Ziele setzt und diese dann auch erreicht. Manchmal leichter, manchmal schwerer. Manchmal auch über Umwege. Aber ich gebe nicht auf, bis ich mein Ziel erreicht habe.
Abitur, Studium, Job, Hausbau, etc.
Allerdings waren all diese Ziele nur Etappen auf dem Weg zu meinem großen Lebensziel: eine glückliche Familie. Und dieses Lebensziel ist nun unerreichbar. Völlig. Es gibt keinen Weg, das zu schaffen. Ich könnte *beep* durck Berlin laufen und es würde nichts bringen.
Mein Kind wird nie dieses Gefühl von Geborgenheit und Heimat erfahren, das ich (und auch mein soziales Umfeld) bekommen habe.
Selbst wenn ich mal ne neue Partnerin habe und der Zwerg bei mir wohnen würde. Es wäre trotzdem nie eine Familie. Papa und Mama zusammen gibt es nicht mehr.

Und diese Unerreichbarkeit meines Lebenszieles, meines Lebenstraums, zieht mich extrem runter. Ganz extrem. Es lähmt mich teilweise. Und dafür gebe ich meiner Ex die Schuld. Weil sie sich aus der Ehe/Familie einfach verpis*t hat. Weil sie NICHTS dafür getan hat, irgendwas zu retten.

Mir ist total bewusst, dass ich sie damit viel zu sehr in meine Gedanken lasse. Das tut mir nicht gut. Im Gegenteil.
Aber diese lähmende Gewissheit, nichts tun zu können frisst mich auf.

Wie soll ich damit umgehen? Was soll ich machen?
Vergeben? Ja, aber was genau? Und wem? Mir, weil ich auf die falsche Frau gesetzt habe? Ihr, weil sie halt ist wie sie ist?
Ich weiß theoretisch, wie loslassen und vergeben funktioniert. Aber ich finde bei mir irgendwie keinen Ansatz.

02.03.2020 23:52 • x 10 #1


Catalina
Zitat von cybergnom:
Selbst wenn ich mal ne neue Partnerin habe und der Zwerg bei mir wohnen würde. Es wäre trotzdem nie eine Familie. Papa und Mama zusammen gibt es nicht mehr.

Ich möchte hier nur mal auf diesen speziellen Punkt eingehen. Ich denke, dass du das zu negativ siehst. Meine Eltern haben sich auch getrennt, als ich klein war. Meine Mutter lernte ihren neuen Partner kennen, als ich 6 Jahre alt war und das schon sehr bewusst miterlebt habe. Ich hatte nach einer gewissen Phase des Aneinander-Gewöhnens und Zusammenwachsens den besten Stiefpapa der Welt. Und obwohl er nicht mein leiblicher Vater war, hat es sich wie Familie angefühlt, nämlich liebevoll und geborgen. Klar hab ich da Glück gehabt und es hätte auch ganz anders laufen können, aber es kann auch funktionieren.

03.03.2020 00:03 • x 7 #2


A


Wie gehe ich mit dem geplatzten Lebenstraum um?

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EngelohneFlügel
Sei einfach deiner Tochter ein guter Vater. Was willst du mehr erreichen? Gut das mit einer normalen Familie ist nicht mehr, bei mir auch nicht. Aber hey, du hast ein ultimatives Ziel erreicht.....du hast Leben geschenkt.
Alles andere ist Bonus. Und vergesse eins nicht, für deine Tochter bist du 50% vom Mittelpunkt ihres Lebens. Wenn nicht sogar mehr. Und das wird immer so bleiben. Alles andere wird sich ergeben.

03.03.2020 00:08 • x 5 #3


Zweizelgänger
Abgesehen davon, dass deine Tochter ja immer deine Tochter bleiben wird und du selbst bestimmen kannst wie euer Verhältnis aussieht, bist du ja noch nicht zu alt um vielleicht doch noch diesen Traum mit jemand anderen leben zu können.

Auch das kannst du bestimmen.
Allerdings musst du dazu erst das Vergangene verarbeiten.

03.03.2020 01:28 • x 4 #4


Lebensfreude
und nicht alles mit dem Kopf planen wollen. Das Leben ist oft nicht planbar.

03.03.2020 01:31 • x 5 #5


E
Zitat von cybergnom:
Ich bin ein Typ, der sich Ziele setzt und diese dann auch erreicht. Manchmal leichter, manchmal schwerer. Manchmal auch über Umwege. Aber ich gebe nicht auf, bis ich mein Ziel erreicht habe.
Abitur, Studium, Job, Hausbau, etc.
Allerdings waren all diese Ziele nur Etappen auf dem Weg zu meinem großen Lebensziel: eine glückliche Familie.

Wann auf diesem Weg hast Du Deine Ex kennengelernt? Wart ihr verheiratet?

03.03.2020 01:36 • x 3 #6


BrokenHeart
Du solltest Dir bewusst machen, dass das Leben keine Einbahnstraße im Reich Wünsch-Dir-was ist.
Hin und wieder muss man auch mal abbiegen, sei es, um den eigenen Horizont zu erweitern.

Vielleicht werden Dir jetzt so wunderbare Dinge widerfahren, von denen Du nicht mal geahnt hast, dass es so etwas gibt.

Deine Tochter hast Du trotzallem und sie Dich auch
Alles Gute

03.03.2020 01:48 • x 6 #7


LaLeLu_
Wow. Ich muss sagen, habe alle Themenstarter von dir gelesen und es klingt so, als hätte in erster Linie dein Ego ein Problem. Und das lässt auch nicht zu, vielleicht zu erkennen, dass die Schuld des Scheiterns deines Lebensplans vielleicht auch ein klitzekleines bisschen bei dir selbst liegt (und zwar nicht, weil du auf die falsche Frau gesetzt hast .. !).
Wenn du dann ein bisschen Frieden mit dir selber und mit deiner Ehefrau schließt, dass eben niemand perfekt ist und alles richtig macht, sondern Es menschlich ist, auch Fehler zu machen, kannst du erkennen, dass im Leben auch andere Dinge zählen und zu glücklichen, auch emotional erfüllenden, Beziehungen führen.

Denn verzeih aber so wie es sich liest, hast Du emotional nicht so viel zu bieten?

03.03.2020 02:06 • x 7 #8


H
Mhh
Glaube dein Anliegen zu verstehen.

Das Du keine negativen Gedanken an die Ex verschwenden willst ist ein guter und richtiger Ansatz.
Nicht nur zum Kindeswohl sondern auch für deinen Seelenfrieden.

Dir geht es jetzt um den geplatzten Traum und das damit in die Ferne gerückte Ziel.
Du fühlst dich so als ob es Dir weg genommen wurde und Du jetzt auch kein Neues hast.

Dass zu akzeptieren das es so nicht mehr möglich ist, sagt sich leichter als es um zu setzen.
Zu mal man ja nur einen Versuch hat aber auch nur das eine Leben.
An dem Punkt solltest Du ansetzen.
Du hast eine Tochter für die es sich lohnt weiter zu machen.
Konzentriere Dich am besten auf Euer beider Wohl ergehen.
Ja auch Dir sollte es gut gehen Kinder merken sowas.

PS
Wir sind im selben Alter und Du hast es weit geschafft.
Also kannst du bis jetzt nicht soviel verkehrt gemacht haben.

03.03.2020 02:24 • x 4 #9


cybergnom
@Catalina
Vielen Dank für den Input. Das hilft auf alle Fälle.
Mein Problem an der Situation ist auch, dass ich keine wirkliche Erfahrung mit Trennungen habe. In meinem Freundeskreis gibt es kein einziges Trennungskind. Das einzige Trennungskind, dass ich näher kennengelernt habe ist meine Ex. Und das sie noch heute unter den Folgen der Trennung leidet ist unbestritten.
Deswegen male ich in meinem Gehirn wahrscheinlich so schwarz. Weil ich nie die positiven Geschichten erfahren habe.


Zitat von Zweizelgänger:
Allerdings musst du dazu erst das Vergangene verarbeiten.

Exakt. Und daran arbeite ich. Und diese Verarbeitung hat mich eben an diesen jetzigen Punkt gebracht.
Jetzt heißt es den nächsten Schritt zu gehen, auch wenn mir noch nicht ganz klar ist, wie...

Zitat von Frank-und-frei:
Wann auf diesem Weg hast Du Deine Ex kennengelernt? Wart ihr verheiratet?

Im Prinzip zum perfekten Zeitpunkt. Jobmäßig fest im Sattel, rund 2 Jahre nach meiner letzten Trennung, bereit für den next step. Wir waren 4 Jahre zusammen, davon (bis zur Trennung) acht Monate verheiratet.



Zitat von BrokenHeart:
Hin und wieder muss man auch mal abbiegen, sei es, um den eigenen Horizont zu erweitern.

Ja, da hast du Recht. Das habe ich schon des öfteren gemacht und es ist eine wunderbare Erfahrung. Allerdings war dieses Abbiegen immer mit einem Ziel gekoppelt. Also quasi: so geht's nicht, versuchen wir es mal ganz anders.
Aktuell fehlt mir aber eben dieses Ziel. Ich fühle mich irgendwie wie eine Kogge ohne Steuermann.
Wahrscheinlich bin ich zu wenig einfach mal laufen lassen. Quasi zu deutsch

Zitat von LaLeLu35:
Und das lässt auch nicht zu, vielleicht zu erkennen, dass die Schuld des Scheiterns deines Lebensplans vielleicht auch ein klitzekleines bisschen bei dir selbst liegt

Also ich und mein Ego sind schon gute Kumpels
Allerdings ist mir völlig bewusst, dass es eben nicht nur ihre Schuld war. Das ist ja mein Dilemma. Durch meine eigene Unzufriedenheit, vielleicht sollte man eher Zukunftsangst sagen, projeziere ich auf sie. Das ist nicht nur unfair sondern in erster Linie ungesund und wenig zielführend.
Das Einzige, was ich ihr tatsächlich vorwerfe ist, dass sie nie um die Familie gekämpft hat. Egal was ich versucht habe, sie hat nichts angenommen (annehmen können) und ist einfach emotionslos gegangen.

03.03.2020 02:29 • x 1 #10


cybergnom
Zitat von LaLeLu35:
Wenn du dann ein bisschen Frieden mit dir selber und mit deiner Ehefrau schließt, dass eben niemand perfekt ist und alles richtig macht, sondern Es menschlich ist, auch Fehler zu machen, kannst du erkennen, dass im Leben auch andere Dinge zählen und zu glücklichen, auch emotional erfüllenden, Beziehungen führen.

Weißt du was? Was mich in einer Beziehung glücklich macht? Das sind die Kleinen Dinge. Keine großen Geschenke oder riesen Urlaube. Es sind im Vergleich winzige Aufmerksamkeiten im Alltag.
Meine Ex hat mir mal Frikadellen zu Mittag vorbereitet als sie unterwegs war. Und die hat sie in Herzform geformt. Ich hab mich darüber viel mehr gefreut als damals über mein Diplom.

Ob ich nun emotionslos bin... Ich würde sagen nein, im Gegenteil. Aber im Endeffekt müssen das andere beurteilen.

Zitat von Hentrick:
in die Ferne gerückte Ziel.

Das Ziel ist ja nicht in die Ferne gerückt sondern unerreichbar.
Wenn es nur in die Ferne gerückt wäre, hätte ich wohl kein (oder kein so großes) Problem damit.


Zitat von Hentrick:
Du hast eine Tochter für die es sich lohnt weiter zu machen.
Konzentriere Dich am besten auf Euer beider Wohl ergehen.
Ja auch Dir sollte es gut gehen Kinder merken sowas.

Definitiv und 100%ig. Mein Zwerg ist numero uno

03.03.2020 02:38 • x 1 #11


E
Zitat von cybergnom:
Wie soll ich damit umgehen? Was soll ich machen?
Vergeben? Ja, aber was genau? Und wem? Mir, weil ich auf die falsche Frau gesetzt habe? Ihr, weil sie halt ist wie sie ist?

Du wirst mir das vielleicht übel nehmen, aber dieses Scheitern könnte für Deine weitere Persönlichkeitsentwicklung sogar förderlich sein. Denn es macht ein wenig den Eindruck, als seist Du noch nie zuvor gescheitert. Klar, den einen oder anderen Umweg musstest Du gehen, das hast Du geschrieben. Aber die Erfahrung, dass Du ein Dir wichtiges Ziel aufgeben musstest, weil es sich als unerreichbar herausgestellt hat, scheinst Du noch nie zuvor in Deinem Leben gemacht zu haben. Früher oder später müssen aber die meisten Menschen eine solche Erfahrung machen. Du kannst daran wachsen, wenn Du lernst, Dich selbst zu mögen, obwohl Du gescheitert bist. Du musst Dir auch nicht vergeben, denn Du hast durch Dein Scheitern keine Schuld auf Dich geladen.

03.03.2020 03:13 • x 1 #12


BrokenHeart
Zitat von cybergnom:
Aktuell fehlt mir aber eben dieses Ziel. Ich fühle mich irgendwie wie eine Kogge ohne Steuermann.
Wahrscheinlich bin ich zu wenig einfach mal laufen lassen. Quasi zu deutsch


Versuche es mal ...... mir erging es auch einmal so und letztendlich bin ich um vieles reicher und glücklicher geworden. Klingt doof, ist aber so

03.03.2020 03:16 • x 1 #13


Heffalump
Was du für dein Kind als negativ wahr nimmst, kann aber für dein Kind durchaus positiv sein.

Mutter hat neuen Partner, ergibt leiblich Oma + Opa plus die Eltern des neuen Partners
Du hast neue Partnerin (dein Lebenstraum ist immer noch erfüllbar), diese hat auch noch ihre Eltern

Das Kind hat somit die Möglichkeit statt 4 Großeltern, 8 Großeltern zu erhalten. Denn wer mein Kind nicht akzeptiert, ist auch kein Partner zu mir.

Zitat von cybergnom:
Das Ziel ist ja nicht in die Ferne gerückt sondern unerreichbar.

Du siehst es jetzt so, aber so muss es ja nicht bleiben. Es gibt bekanntlich viele Wege nach Rom. Zwar kannst du mit der Mutter deiner Tochter kein Paar mehr sein, aber ihr könnt dem Kind super Eltern sein. Und richtig gute Eltern sind bei Trennungskindern auch was Besonderes.
Und wie gesagt, im besten Fall gewinnt das Kind vier Großeltern dazu, die es lieben, weil sie einfach zur Familie dazu gehört.

man kann seinen Blickwinkel auch ändern.

03.03.2020 05:01 • x 2 #14


Zweizelgänger
Zitat von Hentrick:
Zu mal man ja nur einen Versuch hat aber auch nur das eine Leben.

Guten Morgen,
das ist, würde ich sagen, das genaue Gegenteil zu den was ich und andere (zB T4U) gesagt haben.

Nochmal:
Du bist noch jung und hast noch Zeit deinen Traum zu leben.
Verarbeite, arbeite an dir.
Dann kann noch alles möglich sein.

Aber vergesse deine Tochter nicht dabei.
Neuer Partner heißt nicht neues Leben, sondern nur neue Situation.
Die Teile aus der Vergangenheit, die dir wichtig sind, solltest du dann nicht vergessen.

03.03.2020 08:09 • x 3 #15


A


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