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Wie geht ihr mit der plötzlichen Einsamkeit um?

B
Hallo alle Zusammen,

ich wurde vor einigen Wochen von meinem Freund nach über zwei Jahren verlassen. Unsere Geschichte hat ein unschönes Ende genommen, da er keine zwei Wochen später eine neue Freundin hatte bzw. hat, die ich ganz entfernt kenne. Er hat es mir nicht erzählt, Facebook hat es mir verraten.
Mittlerweile kann ich schon wieder etwas lachen, wenn ich mit Freunden Zeit verbringe und Spaß habe schmerzt die Wunde für einen Moment nicht mehr und ich denke kaum an ihn. Am schlimmsten sind jedoch die Abende alleine zu hause, wenn alle Freunde keine Zeit haben, ein Treffen plötzlich abgesagt wird und man in der eigenen Wohnung sitzt, in der vor wenigen Wochen fast ständig ein zweiter Mensch mit anwesend war, mit dem man reden konnte, der neben einem eingeschlafen ist, neben einem aufwachte, mit dem man so simple Dinge wie Fernsehen gemacht hat. Wenn man sich fühlt als wäre man in einem Museum der beziehung. Dann spüre ich den Verlust so deutlich, dass es undendlich weh tut und ich mich frage, ob das jemals aufhören wird. Dann kommen die Bilder, wie er all dies jetzt mit einer neuen Frau teilt und es macht mich unedlich fertig.
ich habe verlernt alleine zu sein und kann kaum was mit mir anfangen.
Ich vermute mal das es irgendwie normal ist nach so einer innigen Beziehung.
Geht es jemandem aktuell genauso oder kennt jemand diese Gefühle von früher?
Was hat euch geholfen um das zu überstehen? Nur die Zeit oder gibt es andere Tipps?
Ich würde mich über viele Antworten freuen.

Lieben Gruß.

10.05.2013 23:11 • #1


Westi
Servus,

und ja, diese Gefühle kenne ich (wie so ziemlich jeder hier) sehr genau. Wenn die Gedanken nur um diese eine Person kreisen, man in Selbstmitleid versinkt und sich die Zukunft nur noch schwarz ausmalen kann...wenn man aus der Situation keinen Ausweg sieht.
Mir haben damals drei Dinge geholfen aus diesem Loch zu kommen:

1) Schreiben/Lesen/sich austauschen hier im Forum
2) Sport machen
3) Raus, raus, raus wann immer es möglich ist. Ich bin beispielsweise einer Facebook-Grupe beigetreten, wie es sie für nahezu jede Stadt gibt Neu in Köln oder Neu in München beispielsweise. Dort finden viele Neulinge zusammen und verabreden sich zu gemeinsamen Events, wie Kino, Grillen, Sport etc. Ich bin nicht selten um 10:00 Uhr morgens aus dem Haus und war nicht ebenso selten erst morgens um 4:00 Uhr wieder zuhause...und das, obwohl ich eigentlich gar kein Partymensch bin. Ich habe dadurch (und durch meine Aktivität hier im Forum) viele neue Freunde gewonnen und viele neue interessante Menschen kennengelernt. Bald habe ich germerkt, dass ich nicht alleine in dieser Welt stehe sondern dass es da draussen sehr viele Gleichgesinnte mit ganz ähnlichen Sorgen und Problemen gibt.

Könnte auch dir helfen. Das Geheimrezept aber lautet: Nicht eingraben und alleine versauern. Umgib dich mit Menschen, lenk dich ab.

MfG
Westi

10.05.2013 23:35 • x 1 #2


A


Wie geht ihr mit der plötzlichen Einsamkeit um?

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M
Erst einmal: Allein zu sein, ist ein Zustand. Einsamkeit ein Gefühl.

Genau dort liegt der Hauptunterschied zwischen “Fluch” und “Segen”.

Du kannst dich in mitten von hunderten Leuten einsam fühlen. Es ist letztlich vollkommen egal, was um dich herum passiert – Einsamkeit ist ein Gefühl, dass in dir entsteht und lebt. Ein sehr negatives Gefühl, dass wohl jeder kennt.

Einsamkeit beschreibt den Zustand, sich innerlich abgeschottet zu fühlen. Eine negative Situation, in der wir uns keinem unserer Mitmenschen wirklich nah fühlen. Uns fehlt die Bindung zu Menschen, um mit ihnen unsere Erlebnisse, Gedanken und Gefühle teilen zu können.

Ich selbst habe dieses Gefühl zum Beispiel in letzter Zeit bemerkt, als ich mich im Zuge meines Weges in den Minimalismus dazu entschieden habe, Facebook für private Zwecke nicht mehr zu nutzen. (Sicherlich gibt es da deutlich “schlimmere” Beispiele, ich möchte dir aber vor allem aber ein Beispiel aus dem Minimalismus geben.)

Auf einmal fehlte dieser ständige soziale Bezug, den Facebook mir – um einmal ganz ehrlich zu sprechen – vorgegaukelt hat. Ich möchte jetzt hier aber nicht darüber reden was genau Facebook mir und vielleicht auch dir gibt oder eben nicht.

Denn ganz egal wie oberflächlich und kurzatmig die Beziehungen und Unterhaltungen im Internet für mich gewesen sein mögen, so gaben sie mir doch das Gefühl, zu jeder Zeit sozial involviert zu sein – sozial zu interagieren. Als ich das soziale Netzwerk dann verlassen habe, fehlte es mir in der Anfangszeit natürlich, denn durch diese Entscheidung habe ich die Bindung zu manchen Menschen unterbrochen.

Heute ist das anders. Mein “Ausstieg” liegt mittlerweile etwa einen Monat zurück. Mein Leben hat sich weiterentwickelt. So auch mein soziales Leben. Anstatt weiter Tag für Tag vor dem PC zu sitzen um mit Anderen zu interagieren, treffe ich mich lieber direkt mit den Leuten. Oder zumindest rufe ich an. Jede Art der persönlichen Kommunikation ist mir am liebsten. Und die verbleibende Zeit nutze ich, um mein Leben weiterzuentwickeln. Und da gibt es für mich nichts besseres als:

Das Alleinsein.

Nur in ruhigem Wasser spiegeln sich Dinge klar. Nur in einem ruhigen Geist findet sich ein klares Spiegelbild des Ichs und des Lebens.
-Hans Margolius

Alleinsein bedeutet für mich, mich absichtlich abzuschotten. Mich aus freien Stücken dazu zu entscheiden, Zeit ausschließlich mit mir zu verbringen. Wieso das etwas so positives ist? Nun:

Früher hatte ich davor regelrecht Angst. Ich brauchte Leute um mich herum, wollte mich gebraucht und irgendwo natürlich auch gemocht fühlen. Um mein Leben, meine Ziele und Taten zu reflektieren, achtete ich auf die Reaktionen Anderer.
Aus Diesen zog ich dann Anerkennung, Lob und Kritik.

Bestimmt weißt du, was ich damit meine.

Doch im Laufe meiner Reise in den Minimalismus, habe ich mich verändert.

Schon länger waren da diese Fragen in mir: Wer bist du? Was kannst du? Was willst du? usw.
Doch egal wo ich danach suchte, ob in meiner Wohnung, meinem Umfeld, meiner Beziehung – ich fand keine wirkliche Antwort darauf.

Letztlich blieb mir dann eigentlich nur noch ein Weg:
Der Weg zu mir selbst. In mein Innerstes.

Und so fand ich dann heraus, was ich wirklich möchte. Ich hörte meinen Gedanken zu, ohne zu beurteilen oder zu bewerten. Ich verfolgte einfach jeden Gedanken. Nahm mir Zeit. Und erreichte irgendwann den Punkt, an dem mein Kopf leer war.

Eine positive Leere. Denn wenn dein Kopf ruhig ist, dann erkennst du am besten, was in dir steckt. Du kannst ganz klar erkennen, wer du unter der Oberfläche bist. Du bist tiefgründig ehrlich zu dir selbst.

Seither ist das Alleinsein praktisch eine Art “Ritual” geworden. Einmal wöchentlich nehme ich mir Zeit zu reflektieren.
Das kann immer unterschiedlich aussehen. Wichtig ist nur, sich auf sich selbst zu konzentrieren – voll und ganz.

Wenn du also auch diese Fragen im Kopf hast, dich vielleicht einsam fühlst – oder ganz einfach einen klaren Kopf haben möchtest, um dein Leben zu reflektieren und es auf deine Ziele auszurichten – dann gib dem Ganzen eine Chance.

Nimm dir ein wenig Zeit, dich kennenzulernen. Wenn du möchtest, nimm ein Bad. Trinke eine Kanne deines Lieblings-Kaffees oder Tees, höre deine Lieblings-CD, beruhige dich und deinen Kopf durch Meditation oder Yoga. Ganz egal, was du favorisierst um erst einmal “abzuschalten” – tu es!

Genieß den Augenblick, die Ruhe fang an dir selbst zuzuhören. Lern dich kennen, finde heraus, was du wirklich willst. Richte, wenn möglich, dein Leben (zumindest zu einem Teil) danach aus. Und dann genieß es! Genieß dich und dein Leben!

Und du wirst sehen: Wenn du Allein sein kannst, weißt wer du bist und was du willst – wird dein Sozialleben positiv beeinflusst!

Deshalb mag Alleinsein aussehen wie Einsamkeit. Letztlich ist das Alleinsein aber der Schlüssel hinaus aus der Einsamkeit! Nutze die Zeit mit dir, um dein bestes Ich zu finden und es ans Licht zu bringen. Und dann genieß es, allen Anderen zu zeigen, wer du wirklich bist.

11.05.2013 00:07 • x 1 #3


N
Huhu Bird228,

bei mir war das damals auch so. Ist leider ganz normal weil das alleine mit sich selber sein etwas ist, dass man neu erlernen muss. Am Anfang ist es kaum auszuhalten, man gewöhnt sich aber daran.

Was mein Vorschreiber gesagt hat würde ich einfach mal so unterzeichnen. Aber du musst für dich das richtige Rezept finden, wobei Sport etwas ist, dass da wirklich wirklich geholfen hat. Hilft auch dem arg gekränkten Selbstwertgefühl, und die Endorphine sind nicht außer acht zu lassen

Mir hat die Einsamkeit beim Einschlafen sehr weh getan, ich hab mich dann mit Hörbüchern abgelenkt. Gibt viele bei youtube.

Sonst neue Sachen machen, Träume die man hatte, die man hat schleifen lassen einfach in Angriff nehmen. Ich hab meinen langen Traum des Bootscheins erfüllt, hab n Haufen abgenommen usw. sich selber wieder in den Mittelpunkt rücken.

Lass dir aber gesagt sein, bei mir ist die Trennung jetzt (da muss ich wirklich erstmal rechnen) 9 Monate her und das geht nicht von jetzt auf nachher. Bei mir hatte meine Ex auch schnell nen neuen und bei mir ist vieles an Freundschaften mit unter gegangen, ich weiß also so grob wie du dich fühlst. Ich bin auch nur wegen einer Person und den PMs hier noch im Forum.

Die Einsamkeit vergeht, mit sich selbst alleine sein ist eine Kunst, aber etwas sehr Wertvolles und braucht Zeit.

Ich wünsche dir viel Kraft dabei

11.05.2013 00:13 • #4




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