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Wie geht ihr mit Trauer um?

L
Wie geht ihr mit der Trauer um?

Meine Beziehung war so kompliziert, ein ständiges Auf und Ab, so viele Emotionen, so viele Tränen, so viel Trauer. Und doch war es all das wert, die Momente, in denen ich mit ihm glücklich war, haben all das kompensiert, auch wenn, rational und ganz nüchtern betrachtet, vermutlich die negativen Emotionen in der Mehrzahl sind. Zumindest, wenn man als Außenstehender die Situation betrachten würde.
Jedenfalls ist es vorbei. Endgültig. Für immer. Alles ist vergänglich, würde er jetzt wieder sagen.

Es tut so weh, so unfassbar weh einfach, ich komme damit überhaupt nicht klar, auch wenn ich ganz tief in mir irgendwie weiß, dass es besser so ist. Dass ich mir sehr viel Trauer sparen werde, auch wenn ich mich momentan in einem tiefen schwarzen Loch befinde, aus dem es keinen Ausweg zu scheinen gebt.
In manchen Momenten geht es mir gut, wie heute Mittag zum Beispiel, als ich hier all meine Gedanken runtergeschrieben habe und so viel tröstende Worte erhalten habe.
Doch diese Moment des Glückes sind leider schnell wieder verflogen. Ganz plötzlich- es bedarf nur einer Kleinigkeit, einem Geruch, einem Bild in meinem Kopf, einem Wort, einer Stimme- irgendwas- und plötzlich ist sie wieder präsent, die Zeit mit ihm. Er ist wieder ganz nah und doch so fern. Weil ich ihn nicht berühren kann. Weil längt alles vorbei ist und ich es irgendwie nicht einsehen möchte. Ich kann es nicht.Und es schmerzt. Diese Erkenntnis schmerzt so unglaublich. Ich fühle mich jedes Mal so unglaublich hilflos, wenn mir wieder bewusst wird, dass er weg ist. Für immer. Einfach nicht mehr da, so, als hätte es ihn nie gegeben. Als wäre es irgendeine unbekannte Person, die durch mein Leben spaziert ist und alles kaputt gemacht hat- alles. Einfach so. Um sich dann wieder aus dem Staub zu machen und nichts zu hinterlassen als dieses Chaos.

Und ich frage mich, wie geht man eigentlich damit um?
Mit einer Trennung?
Wenn man eigentlich vergessen sollte - aber irgendwie nicht kann. Man will auch nicht so richtig. Ich zumindest. Schließlich hängt man an ihm, an der gemeinsamen Zeit und all den Erinnerungen.
Bei uns beiden war es ein ständiges Hin und Her und eigentlich sahen wir uns nicht soo oft (aufgrund der Entfernung- wenn dann nur am Wochenende bzw. 4 oder 5 Tage am Stück, manchmal aber auch zwei oder drei - oder sogar vier- Wochen gar nicht). Eigentlich, so sollte man meinen, sollte es einfach sein, über ihn hinweg zu kommen. So reden zumindest meine Freunde. Aber für mich ist es so unfassbar schwierig. Jedes kleine Detail erinnert mich an ihn, jedes Mal, wenn ich durch die Stadt laufe, erinnere ich mich an das erste Mal, als er mich besucht hat. Wie er wo was zu mir gesagt hat, wie wir zusammen am See gelacht und Fotos gemacht haben. Ich erinnere mich an alles. Jedes Gefühl, jedes Wort, alles.
Mittlerweile, seit der Kontaktsperre, denke ich zumindest nicht ununterbrochen an ihn. Am Anfang war er wirklich immer da, in meinem Kopf. Morgens der erste Gedanke, über den Tag hinweg und nachts, wenn ich stundenlang wachlag und versucht habe, einzuschlafen. Ich konnte überhaupt nicht abschalten, Konnte nicht mal aufstehe. Wollte niemanden sehen, lag einfach nur im Bett und hoffte, dass ich für immer einschlafen würde. Mttlerweile geht es zum Glück wie gesagt- zumindest ein paar Stunden.
Aber ich frage mich, wie man gegen diese immer wiederkehrenden Impulse ankommt? Diese Sehnsucht, die ganz plötzlich wieder da ist, diese Trauer, diese Hilflosigkeit?
Ich kann das alles nicht kontrollieren. Manchmal weine ich stundenlang, setze ich mich dann nachts ganz allein mit einer Flasche Wein an den See oder laufe orientierungslos durch den Wald, in der Hoffnung, dass mir irgendwas Schlimmes passiert. Gestern Morgen konnte ich es nicht aushalten und habe mir eine Flasche Bacardi meiner Mitbewohnerin geschnappt und mit Cola gemischt- und einfach getrunken. Als der Geruch mir in die Nase stieg, fing ich an zu weinen, weil mir meine eigene Hilflosigkeit bewusst wurde. Und trotzdem konnte ich nicht aufhören. Ich wollte einfach nur vergessen. Unterdrücken. vergessen. Einfach irgendwas spüren.
Kennt ihr das, wenn ihr eure Emotionen und Gedanken nicht unter Kontrolle habt?
Wie geht ihr damit um?
All meine Freunde und meine Familie wollen mir helfen, mich ablenken, aber ich habe in solchen Momenten überhaupt keine Lust darauf, irgendjemanden zu sehen oder mit jemandem zu reden.

13.05.2016 22:06 • #1


R
Liebe Lauri,
der Schmerz ist heftig und man kommt am Anfang nur sehr schwer da raus. Schreiben hilft ein bischen, verstanden werden auch.Wenn der Schmerz in der Intensität nicht nachlässt, langsam und schrittweise-es dauert ein par Wochen- solltest Du Dir Hilfe hollen. Dann geht es unter Umständen gar nicht nur um Deinen Exfreund als Person, sondern um einen alten Schmerz, der durch die Trennung getriggert wurde und den Trennungsschmerz so schlimm verstärkt.
Sei froh, wenn Du weinen und trauern kannst, auch wenn Du im Moment glaubst, dass es kein Ende nimmt. Wenn Du das nicht könntest, würde Dich die ungelebte Trauer irgendwann krank machen. Man sagt, dass Barometer schlägt in beide Richtungen gleich stark aus. Wenn Du fähig bist intensiv zu leben und überglücklich zu sein, wirst Du den Schmerz genauso intensiv spüren. Hättest Du lieber von beiden nur die Hälfte, d.h. voher auch nur halb so viel geliebt? Ich nicht und ich kann Dir sagen, der Schmerz wird weniger mit der Zeit. Lass ihnzu, nimm ihn an, er ist ein Teil von Dir. Ich drücke und umarme Dich feste, es wird besser mit jedem Tag, ein millionstel Gramm, aber besser, GlG Rescue

13.05.2016 22:33 • x 4 #2


A


Wie geht ihr mit Trauer um?

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Likeeatingglass
Liebe Lauri,
ich kann dir auf deine Frage leider auch keine Antwort geben. Ich wollte dir nur sagen, dass ich deinen Text so schön geschrieben finde, wiel ich jedes Wort nachfühlen kann. Ich wünsche dir, mir und allen anderen hier mehr Momente ohne Schmerz. Mal wieder Momente, die einem ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern, auch wenn sie selten sidn und nicht lang anhalten. Mir z.B. hat der SMS Thread hier oft geholfen (auch wenn ich immer mal wieder schwach werde). Ich kann mir da all meine Gedanken einfach runter schreiben. Vielleicht hilft dir das auch. Ich wünsche es dir.
Wie lang ist deine Trennung denn her? Ich persönlich fand es immer ganz wichtig, meine derzeitigen Emotionen einfach raus zu lassen. Wenn ich traurig war, habe ich einfach geweint. Wenn ich wütend war (teilweise auf die ganze Welt) dann habe ich Bücher an die Wand geworfen. Oder ich bin ins Auto gestiegen und mit lauter Musik rum gefahren. Ich hab einfach alles zugelassen und mich dafür auch nicht geschämt. An manchen Tagen war selbst duschen unmöglich. Dann habe ich das einfach so akzeptiert. Ich wünsche dir noch einen Abend mit ein paar kleinen schönen Momenten. Vlt. mal kurz raus gehen und einfach die Sterne beobachten, Musik laut aufdrehen und dabei weinen oder tanzen oder beides kombinieren.
Ich fand es immer wichtig irgendwas zu finden, auf das ich mich freuen kann. Auch wenn es nur kleine Sachen sind.
LG

13.05.2016 22:58 • x 1 #3


Lebensfreude
ja, irgendwann wird es besser! Mir hat geholfen, mich auf meinen Lebensweg, auf meine Lebensaufgabe zu konzentrieren, zu fluchen, zu schreien (alleine), mit meinen Hunden rauszugehen, um mich zu erden.
Eine Trennung tut so weh, wie ein Todesfall. Die Zukunft ist plötzlich kein WIR mehr, alles abgeschnitten. Man muß sich neu sortieren. Ich habe es geschafft.....es war anstrengend und hat weh getan.
Und ich habe einen seelischen Entwicklungsschub gemacht.
Ich wünsche Dir Kraft und Zuversicht!

13.05.2016 23:05 • x 1 #4


lalelu26
Lauri, ich verstehe dich so gut. All die die Emotionen, die du beschreibst, ich habe sie ganz genauso durchlebt und tue es noch jetzt. Ich hatte auch das Gefühl, alles, aber auch alles erinnert mich an ihn und setzt eine Lawine an Schmerz in Gang und ich dachte oft, ich kann und will das nicht mehr aushalten. Ich will einfach nicht mehr aufwachen. Das Schlimmste ist das nicht begreifen können. Das Entsetzen, die Hilflosigkeit. Am Anfang hat mir geholfen mit jedem ständig darüber zu reden. Ich hatte kein anderes Gesprächsthema. Mittlerweile, es ist knapp 2 Monate her, hilft es mir sehr, all meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben. Das ordnet alles wenigstens ein bisschen. Und ich sage mir mantramäßig immer: will ich eine Frau sein, die daran zugrunde geht, weil ein einziger Mann sie nicht mehr will? Nein, ich will das Ganze würdevoll durchstehen.
Im Endeffekt ist eine Trennung wie ein Dro.entzug. Und je abhängiger man war, desto länger dauert er.
Ich bin in Gedanken bei dir und hoffe, dass es nicht mehr so lange dauert bis du wieder kleine helle Momente erlebst.

14.05.2016 04:43 • x 2 #5


Ilex
Hallo Lauri,

den tiefen Schmerz, das nicht fassen können, sich plötzlich sooo.allein fühlen, bewegungsunfähig, geschockt... Ja, das kennen wohl fast alle hier..

Mir hat es geholfen, dass ich gecoacht werde (therapeutische Heilpraktikerin), mal nur reden, mal eine Aufstellung machen, mal eine Reise ins Innere, um den Schmerz anzusehen und zuzulassen etc., je nach Stimmung und Lage... Also da kamen einige Klarheiten, für die ich alleine wohl sehr viel länger gebraucht hätte.Ich kann es nur empfehlen, sich solche Hilfen zu suchen.

Aber das ist nur eine Hilfe, in die dunklen Löcher der Trauer und des Schmerzes, des nicht akzeptieren wollen, falle ich auch immer wieder! Komme aber schneller wieder raus.

Mir hilft es auch, dass ich ihn nicht sehen will, seit der Trennung ( jetzt 5. Woche), habe ich ihn nicht gesehen. Ich habe momentan noch Angst, dass ich ihn umklammern und nicht mehr loslassen würde. Das ich danach einen sooo schlimmen Rückfall in den Schmerz erleben würde. Also ziehe ich das durch...

Eins habe ich aus Gesprächen, Büchern und vielen Beiträgen hier gelernt: ES WIRD BESSER
Auch wenn man das in der Situation, in der Du gerade steckst, überhaupt nicht glauben kann oder will. es wird besser. Auch in Dir stecken ungeahnte Kräfte, die Du aktivieren kannst, wenn nicht bewusst, werden die auch im Hintergrund arbeiten.

Mir hilft es auch, in den sooo unglücklichen Momenten, in denen ich vor Sehnsucht nach ihm zerfließe, mich selbst zu fragen: Was genau vermisse ich tatsächlich. Nähe und Geborgenheit und Zärtlichkeit? Will ich sie noch von dem Mann, der mich so belogen hat (ich liebe ihn, aber: will,ich so behandelt werden? Nein). Ich hole mir die Bilder hoch, in denen ich mich nicht mehr geachtet und respektiert gefühlt habe, das hilft zumindest, den Schmerz nicht noch größer werden zu lassen, sondern auf mich selbst zu achten.

Ich versuche, ihn nicht auf ein Podest zu stellen, versuche, den Traummann in einem realistischerem Licht zu sehen, mir ganz genau anzusehen, wie er mich verletzt hat, dann kommt oft Wut mit ins Spiel und die hilft mir auch wieder.

In kleinen Schritten vorwärts, es wird gehen, ganz bestimmt! Auch Du wirst, anfangs vielleicht unmerklich, wieder nach vorne blicken können

Bitte denke daran, das DU und Dein Wohlbefinden jetzt im Vordergrund stehen, versuche, nicht nur an Vergangenes zu denken, sondern bemühe Dich bitte, Dir Gutes zu tun.
Davon will man in dem Moment nichts wissen, ich weiß, weil einfach NICHTS gut zu tun scheint... Aber versuche es trotzdem, je mehr gute kleine oder große Momente Du für Dich schaffst, um so leichter wird es, es passiert einfach und hilft sehr bei all den Rückschritten.

Hier oder in einer Art Tagebuch schreiben und alles rauslassen hilft. Und immer wieder: mit Freunden reden, sich hinsetzten und traurig sein, aber auch (anfangs gegen den inneren Widerstand) raus in die Welt... Glaub mir bitte, es wird tatsächlich immer wieder ein bißchen leichter!

Halte durch, erfreue Dich an positiven Momenten, sorge für Dich..

Ach ja. nachts eine Wärmflasche war für mich anfangs Superwichtig, das hatte eine so tröstende Wärme..

Mich tröstet manchmal auch der Gedanke, dass zwar etwas so Schönes und Wichtiges in meinem Leben jetzt fehlt, ich jetzt aber auch die Chance habe, MICH gezwungenermaßen jetzt intensiv mit mir ( hätte ich sonst nicht so gemacht) und ich ja gar nicht weiß, ob nicht etwas noch Schöneres irgendwo schon auf mich wartet?

Du schaffst das, achte gut auf Dich,, ganz viele positive Gedanken in Deine Richtung schickend,
Ilex

14.05.2016 05:40 • x 2 #6




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