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Wie kann ein Mensch das ertragen

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Hallo, zuerst einmal danke dafür, dass ich nach dem Lesen eurer Beiträge zum ersten Mal seit Wochen den Tränen freien Lauf lassen konnte. Ich wurde Anfang März, nach 4 jähriger, mehr oder weniger schwierigen Beziehung, verlassen.
Dazu kurz meine Vorgeschichte: Bis 2003 führte ich eine normale, glückliche Ehe mit meinem Mann. Haus gebaut, Kind, keine Probleme, alles gut. Dann wechselte mein Mann den Job und vergaß dabei, dass es auch noch andere, wichtige Dinge im Leben - zB. Frau und Kind - gibt. Hinzu kam ein einseitiger Kinderwunsch meinerseits, kurzum, wir lebten uns auseinander. Bis Mai 2003. von einem Tag auf den anderen musste ich um mein Leben kämpfen - Lymphknotenkrebs, 2 1/2 Jahre unzählige Therapien über mich ergehen lassen. Ich habe es überlebt, unsere Ehe leider nicht. Wir hatten uns auseinandergelebt, meine Liebe zu ihm war gestorben. 2009 lernte ich dann meinen Partner während einer Kur kennen. Wir verliebten uns vom ersten Blick ineinander. Mein Mann bemerkt bald, dass es einen anderen gab und so schenkte ich ihm reinen Wein ein und gestand ihm, dass ich ihn verlassen würde. Was folgte war Psychoterror, er startete einen Selbstmordversuch. Danach versuchten wir mittels Therapie unsere Ehe zu retten. Bald musste ich mir eingestehen, dass ich meinem Mann keinerlei Gefühle mehr entgegenbringen konnte und bekannte mich endgültig zu meinem neuen Partner. Wir waren anfangs so glücklich. Ich sei seine Traumfrau, er liebe mich auf ewig. Es war allerdings eine Fernbeziehung. 250 km einfach. Er drängte mich immer wieder, zu ihm zu ziehen. Ich hätte meine Tochter, Studentin, die noch bei mir lebt, zurücklassen müssen, meine alten Eltern sich selbst überlassen sollen, meinen gutbezahlten Job, für den ich lange habe gekämpft, aufgeben müssen...Ich habe ihn immer wieder hingehalten, gebeten Ruhe zu bewahren, bis eine vernünftige Lösung gefunden werden kann, die für alle befriedigend ist...Nun wollte er sich nicht mehr vertrösten lassen und hat mich verlassen. Ich kann verstehen, dass er auf Dauer keine Fernbeziehung wollte, ich hätte das wirklich akzeptieren können. Dann aber ließ er den Kontakt nicht ruhen. Wollte Freundschaft, wissen, wie es mir geht. Und ich machte mir Hoffnung. Vielleicht war es ja doch noch nicht aus? Vielleicht würden wir dich noch eine Lösung finden?! Wir liebten uns doch noch immer. Bis letzte Woche...da hat er ein Bild von sich und einer neuen Frau an seiner Seite veröffentlicht. Und in diesem Augenblick hat mir das Herz gebrochen. Warum wollte er unbedingt eine Freundschaft, warum konnte er mich nicht in Ruhe lassen und leise aus meinem Leben verschwinden?! Ich habe schon so oft kämpfen müssen, um meine Ehe, um mein Leben und jetzt muss ich wieder kämpfen, um jeden Tag aufzustehen, meine Arbeit konzentriert zu verrichten, meinen Alltag zu gestalten...und habe doch zu allem keine Lust mehr. Ich muss mich schier zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Natürlich ist dieser Zustand Gift für meine ohnehin angeschlagene Gesundheit. Ich habe Angst, dass der Krebs wiederkehrt. Wenn die Seele krank ist, geht es dem Körper nicht gut. Ich habe Angst vor jedem Morgen...

21.06.2014 21:53 • x 1 #1


N
Hallo Connerl

erst einmal willkommen hier im Forum.
Hier kannst du alles raus lassen, was dich belastet und bedrückt. Es gibt immer jemanden, der die Hilferufe wahrnimmt, dir zuhört und dir, wenn du es wünschst, einen Tipp gibt oder einfach eine andere Sichtweise oder Meinung.

Es tut mir sehr leid für dich, was du bisher und nun auch wieder erneut durchmachen musst und kann mir vorstellen, wie sehr das an deinen Kräften und deinem Selbstwert zerrt.
Du bist eine starke Frau, die schon viele Hürden genommen hat und deine Stärke wird dich auch bei diesem Thema nicht verlassen.
Vergiss bei allem Schmerz nicht, auf dich zu schauen und dafür Sorge zu tragen, dass du dein Gesundheit nicht aufs Spiel setzt und damit dein Leben gefährdest.

Zitat von Connerl:
Ich kann verstehen, dass er auf Dauer keine Fernbeziehung wollte
,

Da drängt sich mir die Frage auf, warum er nicht sein Umfeld verlassen und zu dir ziehen wollte? Warum konnte er diesen Kompromiss nicht eingehen? Warum stellte sich ihm diese Möglichkeit nicht?

Fernbeziehungen bergen auf Dauer gesehen immer ein gewisses Gefährdungspotenzial. Ein echtes Zusammenwachsen ist fast nicht möglich und das Auseinanderdriften der Partner unausweichlich. Das ging mir mit meiner Fernbeziehung ganz genau so.

Ich kann daher auch sehr gut nachvollziehen, welche Gedanken und Befürchtungen dich bewegten, wenn es darum ging, den Umzug zu ihm endlich zu planen und zu vollziehen. Zu vieles bleibt dabei zurück, man bekommt ein schlechtes Gewissen und zieht auch irgendwie ins Ungewisse.
Allerdings ist jeder für sein Glück selbst verantwortlich und darf deshalb auch ruhig mal ein wenig egoistisch sein. Für die alten Eltern hätte sich eine Möglichkeit anderer Unterbringung finden lassen, wo sie weiterhin gemeinsam leben können, aber eine Betreuungsperson für sie da gewesen wäre.
Für deine Tochter hätte es eine Internatsunterkunft gegeben und die Verbindung hätte ja nicht abreißen müssen, nur weil du woanders wohnst. Wie viele studieren in weit entlegenen Städten und es funktioniert auch?
Einen neuen Job könnte man auch im neuen Wohnbereich finden. Mit einer entsprechenden Vorbereitung wäre das möglich...
Alles nur Ausreden.
Versteh mich nicht falsch! Ich befand mich einmal in ähnlicher Situation und weiß deshalb, mit welchen Zweifeln du dich plagst, welche Gedanken dich quälen und dass du instinktiv nach Gründen suchst, den letzten Schritt nicht gehen zu müssen. Allerdings wollte ich diesen Schritt wagen, nur sind meinem Ex dann Zweifel gekommen.
Vllt hast du schon in deinem Inneren Zweifel an der Dauerhaftigkeit eurer Beziehung gehabt und deshalb den entscheidenen Schritt nicht gewagt. Wenn du dir wirklich sicher gewesen wärst, dass alles gut geht und alles richtig ist, hättest du nicht lange gefackelt. Wer wirklich liebt, gibt sich nicht mit einer Fernbeziehung zufrieden.
Zitat:
Ich muss mich schier zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Natürlich ist dieser Zustand Gift für meine ohnehin angeschlagene Gesundheit. Ich habe Angst, dass der Krebs wiederkehrt. Wenn die Seele krank ist, geht es dem Körper nicht gut. Ich habe Angst vor jedem Morgen...

Achte auf dich!
Ich weiß, wie schnell es passiert, dass man fällt, abbaut und innerlich aufgibt und sich selbst dann auch unten hält, nicht wieder auftauchen will, weil sich kein Sinn finden lässt, das Leben weiterleben zu wollen, zu genießen... Aber mit Blick auf deine Gesundheit musst du vorsichtig sein. Das heißt nicht, dass du nicht traurig sein darfst oder deine Gefühle nicht ausleben darfst. Du musst sie sogar ausleben, nicht in dich hinein fressen, bis sie dich innerlich aushöhlen und dich restlos kaputt machen. Aber du darfst bei all der berechtigten Trauer um die verlorene Liebe nicht vergessen, dass es auch schöne Seiten des Lebens gibt, solche, für die es sich zu leben lohnt.

Und ich kann dir aus heutiger Sicht versichern, dass es ein Morgen geben wird und zwar eines, das dein Leben bereichern wird und dich mit Blick auf die Vergangenheit feststellen lässt: Alles hatte seinen Sinn!
Du wirst ein neues Glück finden. Dein Leben endet hier noch nicht.
Du hast schon so vieles geschafft und kannst verdammt stolz auf dich sein.
Du wirst auch das schaffen!
Ganz bestimmt.

LG Neja

22.06.2014 13:44 • x 1 #2


A


Wie kann ein Mensch das ertragen

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C
Vielen Dank, liebe Neja. Mein Kopf sagt mir immer, dass alles so richtig war, wie es gekommen ist. Ja, ich war auch nicht mehr wirklich glücklich in den vergangenen Monaten. Ich hatte das Gefühl, dass das Geben und Nehmen in unserer Beziehung zu einseitig wurde, er übrigens auch...und so hatten wir uns eigentlich auch schon auseinander gelebt...ich denke auch, dass mich diese gekränkte Eitelkeit wegen seiner neuen Beziehung so fertig macht. Und trotz aller Punkte, die mich eigentlich stärken sollten, schreit mein Herz so sehr nach ihm, dass es mir schier die Luft zum Atmen nimmt.

22.06.2014 19:03 • #3


N
Zitat von Connerl:
Und trotz aller Punkte, die mich eigentlich stärken sollten, schreit mein Herz so sehr nach ihm, dass es mir schier die Luft zum Atmen nimmt.


Das liegt daran, weil Herz und Kopf ziemlich weit voneinander entfernt sind.
Da befinden sich so viele Nerven-und Blutbahnen, dass die Informationen vom Hirn endlos lange brauchen, um im Herzen anzukommen. Und manchmal geraten sie auch in verkehrte Bahnen, müssen wieder umkehren und neue Wege suchen...

Der Verstand flitzt den Gefühlen voraus. Es scheint fast, als liefe er ihnen davon.
Was uns rational vernünftig erscheint, muss emotional noch lange keinen Sinn ergeben. Da hat das Hirn die Aufgabe, Überzeugungsarbeit zu leisten. Herzchen aber weigert sich, den Tatsachen ins Auge zu blicken, geht in den Aufstand und Verweigerungshaltung, verschränkt die Arme, schürzt die Lippen und sagt: Nö! Ich will aber...

Gefühle lassen sich nicht einfach abstellen. Es sei denn, du bist eine Maschine, so ganz ohne Gefühle, Empfindungen, Sensibilität...
Sei nicht so ungeduldig mit dir und gib dir Zeit! Und sei nicht so streng mit dir!

22.06.2014 21:04 • x 1 #4




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