Wie konnte es nur dazu kommen

Hallo zusammen,
seit ein paar Tagen bin ich in diesem Forum stille Mitleserin und finde den Zusammenhalt hier wirklich großartig. Daher möchte ich auch einfach mal meine Geschichte niederschreiben und würde mich über eure Rückmeldungen freuen.

Mein Ex Lebensgefährte (30 J.) hat sich nun nach fast 3,5 Jahren von mir (31 J.) getrennt. Wir haben fast 2 Jahre zusammengewohnt und auch davor die meiste Zeit in meiner Wohnung miteinander verbracht. Für ihn war es seine erste richtige Beziehung und schien so richtig verliebt und vernarrt in mich zu sein. Wir hatten eine sehr harmonische und liebevolle Beziehung miteinander. Die einzigen "Herausforderungen" waren teilweise seine Ängste vor Veränderungen aber auch manche depressive Tage (er hatte vor ca. 5 Jahren eine Depression). Diese Zeiten konnten wir aber gemeinsam gut meistern.

Nun war es so, dass ich im Januar meine Arbeitsstelle gewechselt habe und dort sehr unglücklich war. Die Abende zuhause habe ich meistens alleine auf der Couch verbringen wollen und konnte mich auch kaum an dem Wochenende für irgendwas begeistern. Ich hatte keine große Lust mehr auf Zärtlichkeiten. Im April konnte ich glücklicherweise wieder zu meinen alten AG wechseln und bin dort wieder voll aufgeblüht. Dies hat mein Ex auch mitbekommen und sich auch für mich gefreut.

Da ich mich in unserer alten Wohnung nicht besonders wohl gefühlt habe, war es schon lange ein Wunsch nochmals umzuziehen. Als wir endlich die richtige Wohnung gefunden haben, kamen ihm (wie auch beim Zusammenziehen) große Zweifel. Er schob damals vor, dass er immer noch nicht wisse, ob er Kinder möchte oder nicht und daher es noch nicht für richtig hielt umzuziehen. Nach ein paar Tagen Überlegung gab er sich doch den Ruck und teilte mir mir, dass er mich so sehr liebte und ich der wichtigste Mensch in seinem Leben sei und daher gerne nochmal mit mir umziehen möchte.

Dies haben wir dann Ende Mai auch getan. Kurze Zeit darauf verbrachte er einige Tage im Bett, mit der Begründung, der Umzug sei zu viel Stress gewesen und es gehe ihm nicht gut. Ich habe gemerkt, dass er sich immer mehr (auch von mir) zurückgezogen hat. Kurze Zeit darauf stand ein Männerurlaub an. Ich hoffte soo sehr für ihn, dass er dort wieder Kraft tanken konnte. Aber auch dort wäre es ihm nicht gut gegangen und er hätte wenig Freude mit seinen Freunden gehabt. Während er den vorherigen Urlauben täglich telefonieren wollte, hat er sich von dort auch kaum gemeldet.

Auch in unserem gemeinsamen Urlaub Anfang August spürte ich, dass irgendwas anders ist. Leider hatte ich zu dem Zeitpunkt den großen Wunsch einen Hund anzuschaffen. Da wir so verblieben sind, den Kinderwunsch erstmal abzuhaken. Ich war geradezu vernarrt in dieses Thema und habe damit auch leider unseren Urlaub komplett damit überlagert. Er hatte hingegen in den letzten Monaten überhaupt keine Interessen mehr. Früher war das ganz anders. er zog sich immer mehr zurück. Von mir und seinen Freunden. Man muss auch dazusagen, dass auch Corona viele Ängste bei ihm ausgelöst hat. Teilweise hat er ein halbes Jahr seine besten Freunde nicht mehr gesehen, da er so große Angst vor einer Ansteckung hatte.

Nun kam es so, dass er sich vor 4 Wochen überraschend von mir trennte. Für ihn war die Trennung natürlich nicht überraschend. Er litt in den letzten Wochen unter Schlafstörungen, Druck in der Brust etc. er hatte ständige Zweifel an unserer Beziehung. Auf der einen Seite wusste er, wie gut wir uns taten aber auf der anderen Seite fühlte er es wohl nicht mehr. In der Zwischenzeit haben wir uns noch 3 mal getroffen, da er die ersten 2 Treffen wohl immer eher als eine Art Beziehungspause sah. Jedenfalls ist es nun für ihn endgültig, da es ihm aktuell ohne mich besser gehe. Am Freitag war er in unserer gemeinsamen Wohnung und holte seine Sachen ab. Wir haben 3 Stunden über uns aber auch Gott und die Welt sprechen können. Er hat teilweise geheult wie ein Schlosshund. ich komme mir vor wie in einem schlechten Film und möchte ihn unheimlich gerne zurück. Er hat nie davor nie mit mir über seine Zweifel gesprochen und ich fühle mich so vor den Kopf gestoßen.

Es tut mir leid, dass der Text jetzt nun doch so lange geworden ist.

Alles Liebe für euch da draußen.

Am meisten verletzt es mich, dass er auch (aktuell) eine erneute Annährung vehement ablehnt.

Das tut mir leid für dich.
Ich hoffe du kannst dich jetzt von Freunden und Familie ein wenig auffangen lassen.
Lenke dich so gut es geht ab und tue dir selbst Gutes.

Das mag jetzt böse erscheinen, aber ich denke das wäre mit euch nichts geworden.
Vor allem das Kinderthema wäre immer wieder aufgekommen und aus eigener Sicht heißt ein Ich weiß nicht, ob ich Kinder will ein Nein.

Danke für deinen Kommentar! Ja, also das Kinderthema war ja bereits vor der Trennung für uns beide hinfällig. Eigentlich hätte es nicht mehr zwischen uns stehen sollen..

Hand aufs Herz.
Sagt mir das eine Frau in deinem Alter, so kann ich das nicht ganz glauben.
Erst recht nicht, wenn genau das vorher ein Thema war.

Nein, glaube dran, da kommt einer, der keine Angst vor Veränderung hat und der beim Kinderwunsch mitzieht und klar ist, wenn es um dich, ihn selbst und seine Gefühlslage geht.

Zitat von shimey:

hätte es nicht mehr zwischen uns stehen sollen

Wer weiß schon exakt, warum er sich verflüchtigte. Du nicht, wir nicht. Nur er - und er schweigt, wie schon zu vor, als sein Trennungswunsch nur Plan war.

Ist immer schwierig, sich zu lösen, ohne Aussprache - aber sein Nicht reden wollen - schon Aussage genug ist. Sich Problemen zu stellen liegt nicht Jedem

Ja, es ist definitiv schwierig sich so zu lösen. Er kann (eventuell auch will) mir keinen Grund nennen. Nur dass er wohl etwas anderes sucht und die Zweifel ihn so kaputt gemacht haben, dass er uns keine zweite Chance mehr geben kann.

Hi @shimey
oh je - erstmal tut es mir sehr leid, was du da gerade durchmachen musst.

Ich habe was ähnliches erlebt. Meine Ex-Partnerin hat an der Beziehung und ihren Gefühlen für mich gezweifelt. Die typischen Klassiker: soll es das jetzt schon gewesen sein? Reicht es für immer? usw...

Ich denke du kannst aktuell nur eins tun: Kontaktabbruch und deinen Weg alleine gehen. Konzentriere dich auf dich selbst und nicht mehr auf ihn. Wenn es übrigens mal einen Weg zurück geben sollte, dann auch nur durch den Kontaktabbruch. Es ist wichtig, dass er sich seiner Gefühle mal im Klaren wird. Andernfalls, und das habe ich durch gemacht, wird es zu einer on/off Beziehung - und das ist noch viel schlimmer als eine einzelne Trennung.

Derjenige der sich trennt, trägt diese Last gehen zu wollen schon länger mit sich rum. Wenn die Trennung dann ausgesprochen ist, geht es ihm in der Regel erstmal für ein paar Wochen besser. Aber es wird auf jeden Fall der Zeitpunkt kommen, in dem er sich die Frage stellt, ob die Trennung richtig war und seine Gefühle für dich erneut hinterfragt. Vermisst er dich? Oder vermisst er nur Gewohnheiten... Beides wird dann oft in einen Topf geworfen und verwechselt.

Daher musst du dir klar werden, wie du damit umgehen willst, wenn er die Annäherung erneut sucht. Und da auch noch ein Tipp: wenn er schon sehr sehr zeitnah (die nächsten 4-8 Wochen) auf dich zukommt, sei lieber noch vorsichtig. Ich würde einem Restart nur noch dann zustimmen, wenn wirklich ein paar Monate vergangen sind. Oft ist Ex-zurück nach so kurzer Zeit nur darin begründet, nicht alleine sein zu wollen/können. Ihr werdet allerdings dann irgendwann wieder an diesem gleichen Punkt stehen, da der ursprüngliche Grund für die Trennung und seinen Zweifel an der Beziehung oft noch nicht gefunden bzw. ausgeräumt werden.

Wie gesagt: ich hab das 3 Jahre hinter mir. 5 mal getrennt... Wenn du Fragen hast, gerne hier oder auch per PN...

@DrBob26 vielen Dank für deine Worte! Wie ist es bei dir "ausgegangen"? Leider habe ich aktuell keine Hoffnung mehr, dass er sich noch besinnt. Er schließt es ja komplett aus, dass es zwischen uns nochmal funktionieren könne, da er nicht weiß, woran es lag bzw. was wir hätten anders/ besser machen können.

Zitat von shimey:

Jedenfalls ist es nun für ihn endgültig, da es ihm aktuell ohne mich besser gehe.

Zitat von shimey:

Leider habe ich aktuell keine Hoffnung mehr, dass er sich noch besinnt. Er schließt es ja komplett aus, dass es zwischen uns nochmal funktionieren könne, da er nicht weiß, woran es lag bzw. was wir hätten anders/ besser machen können.

Wie oben schon beschrieben... Dem Trenner geht es immer erstmal sehr viel besser, wenn die Beziehung dann beendet wurde. Er trägt diese Last sich trennen zu wollen schon länger mit sich rum. Diese Last ist dann abgefallen und zunächst gerät man in eine gewisse Euphorie. Irgendwann wird er sich allerdings reflektieren.

Ohne dir jetzt Hoffnungen zu machen, sehe ich ein Versuch seinerseits als möglich an. Ihr hattet Probleme, aber keine die eine ganze Beziehung in Frage stellen würden. Oft verrennt man sich einfach in etwas oder schleppt Altlasten mit sich rum und projiziert diese dann auf die Beziehung. Mit Abstand sieht man das dann aber schnell mal anders und klarer. Der Grund der zur Trennung führte, wirkt dann oft banal. Auch das ist mir mal selber passiert. Ich hab mich vor 5 Jahren von meiner langjährigen Freundin getrennt und 5 Monate später ist mir aufgefallen wie unklug das war. Da war es allerdings schon zu spät...

Zitat von shimey:

da er nicht weiß, woran es lag bzw. was wir hätten anders/ besser machen können.

Er muss sich finden, oder er nimmt diese Dinge (Kinder ja, Kinder nein) in jede andere neue Beziehung wieder mit rein.

Zitat von shimey:

Wie ist es bei dir ausgegangen?

Ich bin glücklicher Single und freue mich wie großartig das Leben auch alleine sein kann. Ganz ehrlich, Single-Leben ist wirklich mal was ganz feines, wenn man viele Jahre in einer Beziehung war... Du wirst es auch noch feststellen

Keine Ahnung, glaube er ist für Dich eine Art Hilfsarbeiter und Du den Trieb hast da irgendwas bei Dir zu ändern im eigenen Leben aber dazu eben solch Hilfskraft/Partner benötigst und Dir leider nun nicht nur nützlich ist siehe unberechenbares Eigenleben.

Und das nun auf die emotionale Ebene gezogen wird und die Fakten/der Verstand leider auch ausgeklammert.

Was immer auch Du willst, Du solltest es alleine können oder auch durchziehen. Alleine leben, alleine nen Haus bauen, alleine nen Kind zeugen (vielleicht durch Samenraub/Samenspende) aber man sollte nie Jemanden benutzen oder brauchen für eigene Zwecke und Absichten.

@Lukullus
Das klingt alles sehr krass formuliert, aber grundsätzlich sehe ich das auch so.
Nur wenn man alleine glücklich ist, kann auch zu zwei glücklich sein...

Menschen die verlassen werden möchten immer einen Grund wissen und was man besser machen hätte können!

Ich bin mir ziemlich sicher das es oft keinen Grund hat das man geht, der einzige Grund ist das keine liebe mehr da ist, Gefühle vergehen ganz einfach! Jede liebe hat ein Ablaufdatum, was bringt es wenn er Jahre lang neben dir her lebt und man dadurch nicht erfüllt wird? Er sucht etwas das ihn ganz macht und ihn erfüllt, leider bist das nicht du!

Zitat von Melanie35:

Gefühle vergehen ganz einfach

Ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Gefühle gehen nicht einfach. Die wirken nach einigen Jahren einfach nur ganz anders als noch nach 3-6 Monaten. Da muss man sich allerdings mal wieder darauf besinnen was man hat und nicht ob darauf ob es das schon war oder was man stattdessen kriegen könnte. Dadurch entsteht eine Wegwerfgesellschaft und auch eine gewisse Unfähigkeit eine erwachsene Beziehung zu führen.

So blöd es sich anhört, aber gut genug ist gut genug... Man muss aufhören nach dem perfekten Partner zu suchen sondern was viel schöneres verinnerlichen: jemanden der gut genug ist. Nur weil die Person an seiner Seite nicht perfekt ist, heißt das nicht, dass er überhaupt nichts zu bieten hat.

Zitat von DrBob26:

So blöd es sich anhört, aber gut genug ist gut genug... Man muss aufhören nach dem perfekten Partner zu suchen

Ich glaube, dass genau das oftmals das Problem ist und viele zu einer Trennung entschließen lässt. Vor allem in der irrigen Annahme, der Partner bzw. die Partnerschaft sollte mich glücklich machen. Da können se aber lange suchen. Wenn ich selbst kein glücklicher Mensch bin und ich von einem anderen erwarte, dass er dies ändert, geht das nach hinten los. Aber ich habe diesen Anspruch auch gar nicht mehr. Ich behaupte auch nicht glücklich zu sein, aber ich bin zufrieden. Das ist vollkommen ausreichend und ebenso ist eine Zufriedenheit in der Partnerschaft für mich befriedigend. Für die meisten aber nicht. Wie oft höre oder lese ich, ich hatte keine Gefühle mehr für meinen Partner als Trennungsgrund. Dass mit der Zeit Alltag einkehrt und Gefühle abebben finde ich aber völlig normal, da es für mich auch nichts mit Liebe zu tun hat. Liebe ist langweilig, ruhig und Freunde bleiben kann man auch ohne sich zu trennen (Hirschhausen).

Ich würde mich auch nicht melden bei ihm, liebe TE. Wenn, dann wäre das irgendwann seine Aufgabe, finde ich. Aber wie hier schon geschrieben wurde, ist es sinnvoll erstmal viel Zeit verstreichen zu lassen. Während du dich um dich kümmerst und die Beziehung reflektierst, wenn du zur Ruhe gekommen bist, kommst du vielleicht sogar zu der Erkenntnis, dass DU dann gar nicht mehr willst. Wer weiß.