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Wie Leistungsdruck loswerden

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Hallo,
ich bin gerade von den Einzelgesprächen in eine Gruppenrherapie gewechselt und es läuft ganz gut, glaube ich.
Nicht so schnell, wie ich es gern hätte, aber es läuft.

Oft hänge ich fest.
Da sind Sachen , die ich rational verstehe, sehe und nachvollziehen kann. Abwägungen und trotzdem komme ich nicht weiter, weil meine Gefühle verworren sind.
Manchmal hätte ich gerne jemanden, der sich alles einfach anhört und dann sagt: hier, mein professioneller Rat: zu dies, lass das.
Punkt.

Und dann merke ich wieder, dass mich genau DAS aber wieder in die Abhängigkeit bringen würde, in die ich mich in meiner Partnerwahl begeben habe und die ich ja eigentlich nicht mehr möchte.

Ich empfinde es dennoch als unglaublich anstrengend an manchen Tagen, fühle mich hin und hergezerrt zwischen klaren Momenten und wirren Emotionen.

Mir immer wieder die Frage zu stellen: Will ICH das wirklich oder will ich das um anderen zu gefallen?

21.08.2018 13:34 • #31


F
Inzwischen habe ich mich getrennt und lebe allein.
Im Haus habe ich einiges verändert, das läuft gut und auch mit mir selbst bin ich an vielen Stellen zufriedener.
Habe allerdings vor 2 Wochen ein Begleitstudium Musik angefangen und - sch.* ist das anstrengend.
Mir war klar, dass das ne Nummer wird für mein Selbstwertgefühl, hatte das Ganze aber ob des Begleitschreibens (keine besonderen Vorkenntnisse nötig) echt unterschätzt.
Der Schamfaktor ist enorm für mich und ich merke, wie ich da an eine harte Grenze meines Ich's komme. Der Leistungsdruck sagt mir, dass ich mindestens 4 Stunden am Tag üben muss, mindestens 1 Jahr lang.
Heut saß ich da und hab gefühlt als einzige in diesem Kurs den ganzen Kram nicht auf die Kette gekriegt.
Warum ich das jetzt schreibe?
Weil ich heute (mal wieder) sehr deutlich das Gefühl hatte, nichts richtig gut zu können bzw. schlechter als alle anderen anwesenden Menschen.
Ich hader mit der Entscheidung mich dafür angemeldet zu haben - einfach wieder abmelden? Wäre auch extrem peinlich vor meinem Chef und meinen Kollegen - und nicht zuletzt vor mir selbst, denn ich wollte das ja lernen!
Puh.
Arbeit an sich selbst ist anstrengend.
Vielleicht ist der Kurs auch ne Option was über mich zu lernen...
Aber wenn hier jemand noch praktische Tipps hat, wie man mit solchen Situationen gut umgehen kann: nehme ich gerne.

08.09.2021 23:41 • #32


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Wie Leistungsdruck loswerden

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@Florentine Hallo, ich habe mir gerade deinen Thread durchgelesen. Dass du in deinem Leben aufgeräumt hast, ist mutig. Du warst unzufrieden, hast etwas verändert und nun scheint es dir besser zu gehen.

Du hast das Studium begonnen vor zwei Wochen. Warum möchtest du es so schnell wieder beenden? Bist du sicher, dass deine Wahrnehmung dir nicht einen Streich spielt, wenn du meinst, die einzige dort zu sein, die es nicht hinkriegt? Wer spricht hier wirklich? Bist du das oder das Introjekt deines Vater, dem du eh nie gut genug warst?

Schaue hier genau hin, bevor du voreilig alles hinschmeißt. Auch die Schamgefühle sind doch nicht deine, oder? Du hast etwas versucht und sollte sich herausstellen, dass es nicht klappt, dann ist das rein gar nichts, wofür du dich schämen musst. Niederlagen gehören zum Leben dazu und sagen nichts über dich und deinen Wert als Mensch aus. Leider wurde es dir scheinbar so eingetrichtert, mache dich frei davon!

09.09.2021 00:23 • x 2 #33


F
Zitat von Doppelherzchen:
Warum möchtest du es so schnell wieder beenden?

Ich möchte das nicht beenden, ich möchte das gut schaffen u d das lernen - das wird aber, Stand jetzt, eher nichts.
Zitat von Doppelherzchen:
Bist du sicher, dass deine Wahrnehmung dir nicht einen Streich spielt, wenn du meinst, die einzige dort zu sein, die es nicht hinkriegt?

Schwer zu sagen zum jetzigen Zeitpunkt. Ich gucke mir das kommende Woche mal genauer an. Der Dozentin kann ich jedenfalls nicht folgen.

Zitat von Doppelherzchen:
Auch die Schamgefühle sind doch nicht deine, oder? Du hast etwas versucht und sollte sich herausstellen, dass es nicht klappt, dann ist das rein gar nichts, wofür du dich schämen musst.

Das muss ich mir als Mantra über meinen Schreibtisch hängen!
Muss jetzt was arbeiten und wenigstens noch 10 Minuten Klavier üben. Verbessern möchte ich mich ja schon so weit es geht.

09.09.2021 08:27 • #34


D
@Florentine Sorry, dann habe ich das mit dem Abbrechen falsch aufgefasst.

Kannst du eine Studienberatung in Anspruch nehmen? Wie siehts aus mit Lerngruppen? Vielleicht musst du erstmal das Lernen lernen? Es gibt ja verschiedene Lerntechniken.

Nimmst du dir durch deinen Perfektionismus zu viel vor? Hast du genügend Ausgleich in deiner Freizeit?

09.09.2021 19:41 • x 2 #35


F
Zitat von Doppelherzchen:
Kannst du eine Studienberatung in Anspruch nehmen? Wie siehts aus mit Lerngruppen? Vielleicht musst du erstmal das Lernen lernen? Es gibt ja verschiedene Lerntechniken.

Lerngruppen funktionieren nicht. Das läuft berufsbegleitend immer 8 Stunden im Block an einem Tag in der Woche. Den Rest der Zeit arbeite ich regulär.
Für den Kurs habe ich eine Reduktion meiner Arbeitszeit um gute 13 %, in Summe ist es aber trotzdem ein deutlicher Mehraufwand.
Für eine Lerngruppe o.ä. noch extra nachmittags irgendwohin zu fahren, bringe ich nirgends mehr unter: nach der Arbeit Kinder abholen, Hund, Haushalt, abends noch an den Schreibtisch und Job vorbereiten/nachbereiten.
An sich lerne ich schnell und habe auch im Studium nie größere Probleme gehabt - das hier ist irgendwie anders, weil es eben einen so hohen Praxisanteil hat, der - wie bei Musik so üblich - nur durch beständiges Üben gelingen kann.
Übe ich die Praxis, fehlt mir die Zeit für die Theorie.

Zitat von Doppelherzchen:
Nimmst du dir durch deinen Perfektionismus zu viel vor? Hast du genügend Ausgleich in deiner Freizeit?

Was für Freizeit?
Das ist es wohl eher. Habe grade parallel noch ein dickes anderes Projekt (großer Kaninchenstall und Bäume fällen im Garten) laufen - dafür habe ich mir aber letzte Woche nun Hilfe organisiert. Muss jetzt am Wochenende noch einmal durchziehen, dann kann mein Helfer ab Montag hoffentlich übernehmen.

Hab heute immerhin 20 Minuten üben können, immer mal zwischendurch.
Abends - wie z.B. heute - bin ich aber auch oft einfach platt nach einem 14 Stunden Tag on duty und kann mich nicht mehr motivieren, noch Fotoalben zu kleben, zu üben oder mir die Theorie draufzuschaffen. Da bin ich froh, wenn der Geschirrspüler läuft - auch wenn mein innerer General mir schon meldet, dass ich meine Zeit sinnvoller nutzen sollte, als in einem Forum was zu schreiben oder LoveIsland zu gucken.

09.09.2021 22:40 • #36


L
Zitat von Florentine:
Und Phasen in denen ich ganz sicher bin, dass ich zum Glücklichsein mehr brauche und ich irgendwie nicht ich bin.

Das ist halt die Frage, ob es überhaupt das mehr ist, das dich glücklich machen wird, gerade wenn es sich so an Äußerlichkeiten festmacht - Gartenmöbel, top Noten, Erfolg usw.

Ich kann nur von mir sprechen und meinen Erfahrungen... Meine Eltern bspw. hatten alles in dieser Richtung: sahen beide sehr gut aus, viel Geld, Riesen Haus, viele Kinder, beruflich sehr erfolgreich, gesellschaftlich anerkannt und sozial engagiert usw usf. Wir sind 4x im Jahr in Urlaub gefahren etc. pp

Und ich habe sehr früh gemerkt, dass beide kreuzunglücklich waren. Von daher habe ich für mich sehr schnell klar gehabt, dass solche Sachen nicht zufrieden machen, vor allem weil es all das nicht unter Garantie gibt und dir auch jederzeit genommen werden kann.

Ich habe länger in einem recht armen Land gelebt und auch Freunde aus recht ärmlichen Verhältnissen gehabt (zumindest nach unseren Maßstäben) und dennoch war ich gerne bei denen zu Hause, weil die Stimmung dort super war, viel gemeinsam unternommen wurde (grillen, an den Strand fahren, nix spektakuläres).

Also ich habe für mich zumindest gemerkt, dass das, was mich am meisten glücklich macht andere Menschen sind bei denen ich mich wohlfühle. Ob die schick wohnen etc. ist mir vollkommen banane.
Oder auch mal bei Freundschaften nicht so nach Perfektionismus streben. Alle haben Schwächen und Stärken und es muss auch nicht jeder Kontakt super intensiv etc sein.

Vielleicht mal in die Richtung denken...

Aber ist halt einfach auch Typsache.

Oder überlege halt mal wie viele erfolgreiche Menschen perfekt sind... ich würde mal sagen kein einziger. Oft sind es ja gerade die Schwächen woraus viele Sympathien beziehen oder die ihr Markenzeichen sind.

Perfektionisten sind ja auch oft nicht gerade Sympathieträger. Also ich glaube du versuchst an der falschen Stelle nach Erfüllung zu suchen.

Nur meine Idee und Meinung zu dem Thema.

09.09.2021 22:56 • x 2 #37


F
Zitat von leilani:
Das ist halt die Frage, ob es überhaupt das mehr ist, das dich glücklich machen wird, gerade wenn es sich so an Äußerlichkeiten festmacht - Gartenmöbel, top Noten, Erfolg usw.

Das mehr in dem Beitrag bezog sich inhaltlich auf was anderes - kein mehr an Materiellem oder Status, sondern ein mehr an Relevantem, Zeit, Sinn.
Etwas davon konnte ich schon erreichen. Ich fühle mich heute nach der Trennung - wenn ich nicht grade in meinem Begleitstudium sitze - weitaus zufriedener mit mir selbst und dem, wie ich bin und wie ich lebe.
Ich lade wieder Leute nach Hause ein und halte es ganz gut aus, dass der eine Tapetenstreifen schief ist und auf der einen Fliese ein Kratzer im Lack ist und ich eben keine Zeit habe, das grade alles zu richten. Manchmal vergesse ich es sogar.

Grade fühle ich mich aber überlastet -und in solchen Momenten fallen mir dann auch die Fliesen wieder ein. Die Steine im Vorgarten, der Teich, mein Arbeitszimmer, der Dachbiden und der Partykeller, die Wohnzimmercouch, die Fotoalben und vergessenen Geburtstagsgeschenke...halt alles was außerdem eigentlich getan werden müsste , was das Belastungsgefühl noch potenziert anstatt es zu verringern.

09.09.2021 23:29 • x 1 #38


D
Da wird mir schon schwindelig vom Lesen, was du da alles unter einen Hut bekommen möchtest. Das liegt auch nicht daran, dass du schlechter bist als die anderen, du nimmst dir zu viel vor.

Vielleicht könntest du ja mal überdenken, ob du die richtige Studienform hast. Denn nebenbei noch arbeiten, Kinder und Hund versorgen und Projekte am Haus bewältigen, klingt für mich nach Stress pur. Ich habe gerade das Bild eines chinesischen Tellerjongleurs vor Augen.

Zitat von Florentine:
auch wenn mein innerer General mir schon meldet, dass ich meine Zeit sinnvoller nutzen sollte, als in einem Forum was zu schreiben oder LoveIsland zu gucken.

Ist das ein Zeichen der Überforderung? Ich kenne das von mir: wenn ich zu viel zu tun habe, weiß ich nicht wo ich anfangen soll und mache gar nichts. Und: Wenn ich wichtige Dinge nicht erledigt habe, bin ich unproduktiv. Das wäre bei dir im Forum schreiben + TV. Sind die wichtigsten Sachen erledigt, nimmt Produktivität zu.

Wo liegt deine Priorität?

12.09.2021 00:25 • x 1 #39


F
Zitat von Doppelherzchen:
überdenken, ob du die richtige Studienform hast

Also das geht berufsbegleitend über ein Jahr. Immerhin wird ab dieser Woche mein Ex dann die Kinder von Mittwoch auf Donnerstag bei sich haben, das wird mir etwas Luft verschaffen.
Ich bin Lehrerin und duch das neue Fach werde ich langfristig auch weniger zu korrigieren haben, was dann mit Blick auf die nächsten Jahre auch wieder eine Entlastung wäre.
Ich muss da einen Weg finden, den Anforderungen mit mehr Gelassenheit zu begegnen.

Zitat von Doppelherzchen:
wenn ich zu viel zu tun habe, weiß ich nicht wo ich anfangen soll und mache gar nichts.

Genau. Oder ich fang überall so'n bisschen an.

Zitat von Doppelherzchen:
Wo liegt deine Priorität?

Wenn du mich das mirgens fragst, werde ich wohl anders antowrten als abends.

Das ist wohl Teil des Problems.

13.09.2021 14:22 • #40


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