Wie mit ihm umgehen? - eine komplizierte Geschichte

S
Hallo zusammen,

ich lese jetzt schon eine Weile mit und finde eure gegenseitige Unterstützung toll! Ich möchte nun auch gerne meine Geschichte hier lassen. Sie hat zwei Seiten und ist daher etwas durcheinander, aber ich werde versuchen es halbwegs kurz und lesbar zu halten.

Ich habe eine 4,5jährige Beziehung hinter mir. Wir haben einiges zusammen durchgestanden, die letzten 2 Jahre ging es aber stetig abwärts. Wir sind zusammen umgezogen und fanden in der neuen Stadt nicht wirklich Anschluss. Nach meinem Studium wollten wir wieder in meine alte Heimat ziehen, auch weil ich in der anderen Gegend kaum einen Job gefunden hätte. Nebenbei gab es viele Konfliktfelder, unter anderem seine Familie, die viel Druck machte (obwohl liebe Leute), dadurch finanzielle Probleme usw. Irgendwann konnte man nicht mehr vernünftig über die Dinge reden...Es ging einfach immer mehr von uns verloren.
Im Endeffekt denke ich, die Liebe muss schon seit einiger Zeit gebröckelt haben, sonst wäre es nicht so gekommen. Aber wir sind beide nicht gerne alleine und waren sehr aufeinander eingespielt. Eine tolle Zweckgemeinschaft.

Im letzten Sommer habe ich jemanden kennengelernt. Er hatte beruflich mit meinem Stiefvater zu tun und daher lief man sich über den Weg. Ich fand ihn einfach nett und war froh über den Anschluss, da ich im Herbst eine Zeitlang bei seinem Unternehmen arbeiten würde. Bei dieser Arbeit hat sich dann der Kontakt vertieft, wir verstanden uns quasi wortlos. Passiert ist nichts in dieser Zeit, nicht einmal eine Umarmung - aber ich konnte ihn nicht vergessen.

Ich habe mich sehr darum bemüht. Habe alles auf den Beziehungsstress geschoben und wollte daran arbeiten, wollte die Zukunftsplanung mit meinem Freund behalten. Leider ging bei uns aber alles schief. Er hatte auf einmal Probleme mit Eifersucht - nach meiner Uni würde ich im Job ja Männer kennenlernen, ich würde zu selbstständig. Er blockte unsere Umzugspläne ab, reden gab es quasi nicht mehr.

Ich habe mich dann in meine Prüfungen vergraben. Kontakt zu dem anderen habe ich nicht gesucht, aber er blieb einfach präsent in meinem Kopf. Dann eskalierte es mit meinem Freund, und ich trennte mich nach einigen Tagen Streit von ihm. Auslöser war u.a. das Ungleichgewicht, dass er alles für seine Familie tat, aber uns einfach ignorierte, ich würde nach meiner Abschlussarbeit schon zu ihm zurückkommen.
Das ist nun gut 3 Monate her. Ich bin wieder zu meiner Familie gezogen und versuche, mir hier alleine das Leben aufzubauen, dass wir eigentlich zusammen geplant hatten. Für mich ist es wie eine Last, die weggefallen ist - daher denke ich, die Gefühle waren schon länger verloren, als ich wahrhaben wollte. Ich kenne die Gefühle nach einer Trennung sonst anders, auch wenn sie von mir ausging... Wir haben noch ab und zu Kontakt, aber ich weiß nie richtig, wie ich mit ihm umgehen soll, um ihn nicht unnötig zu verletzen.

Hier habe ich mich um Kontakt mit dem anderen bemüht, wollte eigentlich nur wissen, ob ich mir die ganzen Monate etwas eingebildet hatte. Wie ich fühle, wie er fühlt. Am Rande hatte ich schon mitbekommen, dass er oft nach mir gefragt hatte. Ich traf ihn wieder und es wurde offensichtlich, dass Gefühle von beiden Seiten da sind. Umarmen, Reden ohne Ende, Nähe - mehr ist nicht passiert und trotzdem habe ich so etwas nie vorher erlebt.
Ich wollte ihn gerne besser kennenlernen, langsam schauen, was sich entwickelt. Seine Situation ist nicht gerade einfach - er ist seit einigen Jahren geschieden und privat sehr mit seinen Kindern (fast erwachsen) und seiner pflegebedürftigen Mutter eingebunden. Wie er selbst sagt, hat er sich sein Leben vollgestopft, um sich nicht einsam zu fühlen. In einem Gespräch machte er eine Art Rückzieher, sagte mir, er könne momentan keine Beziehung führen, er lebe in mehreren Beziehungen (mit seiner Familie), die ihn auffressen. Die Verbindung zwischen uns ist aber geblieben. Jedes Mal, wenn man sich sieht, wenn man telefoniert, lebt sie wieder auf.

Ich habe diesen Menschen unheimlich lieb. Seit seinem Rückzieher habe ich einige böse Wochen verbracht und ihm hinterhergetrauert, wusste nicht wohin mit mir. Er hat sich nie schlecht verhalten, hat mir geholfen wo es nur ging, mich nie ausgenutzt. Seit seiner Scheidung scheine ich die erste Frau zu sein, die er überhaupt an sich heranlässt, und nun verbietet er es sich. Für ihn selbst bleibt nichts.

Mein Kopf sagt, es ist gut, dass ich erstmal alleine bleibe und mit meinem Leben zurechtkomme. So wie die meisten Singles das neu lernen müssen. Ist nur fair, wenn ich die alte Trennung erst richtig verarbeite (Mein Herz sagt natürlich was anderes - aber hilft ja nichts).
Aber ich will ihn nicht verlieren. Nicht ganz.
Ist es okay, wenn ich ihn nicht aufgebe? Wir sehen uns nicht oft, so dass keiner von uns klammern könnte. Wir könnten einfach schauen, ob die Verbindung bleibt, oder zu einer Freundschaft wird mit der Zeit. Ich könnte da sein, wenn er Hilfe braucht, weil ihm wieder alles zuviel wird. Ist das so eine dumme Idee?

Vielen Dank an alle, die sich diesen Roman durchlesen! Vielleicht klingt alles zu sachlich, leider fühlt es sich nicht so an. Aber erstmal muss die Geschichte erzählt werden, bevor ich jammern kann

20.07.2014 11:47 • #1


Minnie
Bleib einfach dran, das tut ja keinem weh, oder?

20.07.2014 16:53 • #2


A


Wie mit ihm umgehen? - eine komplizierte Geschichte

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S
Danke für die Antwort! Die Sicht ist echt erfrischend, selber zerdenkt man irgendwann alles nur noch. Mein Umfeld neigt eher dazu mich aus der Sache zwangslösen zu wollen. Aber das geht ja sowieso nicht.

Eigentlich dürfte es keinem wehtun. Für mich ist es jedenfalls erträglicher als der Gedanke ihn wieder verschwinden zu lassen. Auch wenn es noch ewig dauern kann bis sich etwas bewegt bei ihm...

Ich gebe auch zu, das Singledasein macht mir noch etwas Angst. Fühle mich oft einsam und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Aber hier rappeln sich so viele auf und schaffen es, das motiviert

20.07.2014 18:43 • #3


W
Hallo Shion,
ich kann Dir weder raten bleib dran, noch zu gehen. Mit beidem würde ich mich in der einen oder anderen Richtung in einer Weise in Dein Leben einmischen, die mir nicht zusteht.
Es ist Dein Leben und DU mußt diese Entscheidung treffen und er muß seine treffen.

Wenn dieser Mann meint, er müsse sich eine Beziehung verbieten, dann wird ihn vermutlich niemand davon abhalten können und am wenigsten Du. Ich persönlich würde niemandem nachlaufen. Allerdings würde ich mir auch Gedanken machen, wieviel (auch wielange) ich bereit bin, auf einen Menschen zu warten, mein Leben quasi zu blockieren. Für mich ist es in gewisser Weise ein blockieren, wenn ich mich in eine Warteschleife begebe, indem ich hoffe, dass ein Mensch, von dem ich glaube, dass er mich eigentlich liebt, dazu findet, diese Liebe komplett zu machen. Es kann aber genauso sein, dass er nicht dazu findet und dann habe ich umsonst gewartet. Wie lange also soll man warten? 1 Monat? 3? 6? 1 Jahr? 10 Jahre?

Das entscheidest Du selbst, allerdings würde ich mir in überschaubaren Intervallen eine Art Stoppunkte setzen. Zum Beispiel alle 3 Monate. An diesen Stoppunkten, die ich auch quasi als Termin im Kalender mit mir mache, blicke ich zurück, ziehe Bilanz:
-ob und was sich bewegt und ereignet hat?
-wie sich meine Einstellung entwickelt hat?
-ob und wielange ich noch bereit bin
-ob warten überhaupt noch Sinn macht
Und natürlich könntest Du Dir früher oder später, entscheidest auch Du selbst, auch erlauben, zumindest offen zu sein für die Möglichkeit, dass ein anderer Mensch Deinen Weg kreuzt und dass etwas entsteht, was früher oder später zu einer Beziehung führt.

Ich habe mal 10 Jahre auf eine Frau (eine zerbrochene Liebe) gewartet. Mit solchen Stoppunkten und diesen Fragen hätte ich vermutlich viel früher zum Loslassen finden können...

Liebe Grüße vom Wolf

07.09.2014 00:50 • #4


S
Lieber Wolf,

danke! Mit Reaktionen habe ich nicht mehr wirklich gerechnet, aber über eine Antwort von dir freue ich mich besonders - hab deine Beiträge in anderen Themen sehr gut und nachdenklich gefunden.

Du hast völlig Recht, dass ich mich nicht blockieren darf - es hat etwas gedauert, bis ich den Gedanken zugelassen habe, es könnte evtl auch ohne ihn gehen Momentan bin ich dabei, mein eigenes Leben zu organisieren, dass aus anderen Gründen ein wenig vernachlässigt wurde. Dabei gibts zwar einige Hindernisse, die mich immer mal wieder zum jammern bringen, aber ich lerne irgendwie damit fertig zu werden. Auch dank seiner Hilfe - werde ich ihm nie vergessen, wie er sich trotz allem um mich kümmert.

Ich bin zwangsläufig in seiner Nähe, aber es geht mir nicht schlecht damit. Wenigstens werde ich mit ziemlicher Sicherheit nicht zugucken müssen, wie er sich jemand anderen sucht, bei seiner Eingebundenheit .

Nein, ich werde nicht explizit auf ihn warten. Auch wenn ich sehr verliebt in ihn bin und zur Zeit noch viel Hoffnung habe. Möchte aber auch offen für andere Kontakte sein, egal was sie mit sich bringen könnten.
Grundsätzlich bin ich auch jemand, der lange an besonderen Menschen hängen kann - solange er so präsent in meinem Kopf ist, wäre es sowieso nicht möglich, sich auf jemanden einzulassen. Und fair erst recht nicht. Da wird mir die Zeit helfen müssen...
Deine Idee, Bilanzen zu ziehen und dabei ehrlich zu schauen, was sich verändert, ist sehr gut. Ich neige zum Grübeln, ganz besonders über ihn, und stelle mir diese Fragen auch jetzt schon immer wieder. Irgendwann resigniert man ja auch, wenn gar nichts zurückkommt. Wenn auch spät... 10 Jahre, wie bei dir, sind schon sehr hart. Es muss eine wirklich besondere Person gewesen sein, wenn man ihr so viel opfert

Spätestens am Jahresende werde ich meine nächste Bilanz ziehen. Bis dahin steht bei mir noch soviel Chaos an, dass sich alleine daraus viel verändern wird. Mal gucken, wie weit er daran teil haben mag. Aber auch bei ihm bewegt sich einiges, und er geht anders mit mir um...Naja, für einen Blick in die Zukunft würde ich sonstwas geben

Gute Nacht und nochmal vielen Dank!

07.09.2014 02:15 • #5


W
Hi Shion,
bin gerade mal wieder hier reingefallen, nun bin ich doch ein wenig neugierig, wie es sich nun weiterentwickelt hat, er, ihr oder auch nur Du.

Hast Du eine Bilanz gezogen? Wie ist diese ausgefallen?
liebe Grüße vom Wolf

29.01.2015 01:17 • #6




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