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Wie von jemandem loskommen, der nicht gut für einen

H
Ich hoffe, dass mir jemand hier einen Rat geben kann zu einem komplizierten Problem.

Ich habe vor 5 Jahren eine Frau kennengelernt und daraus hat sich eine tiefe und innige Freundschaft entwickelt. Wir haben zusammen für sie einen neuen Anfang hier in Hamburg gefunden, nachdem sie nach ihrer Scheidung fast zwei Jahre ca. 100 km südlich alleine verbracht hatte. Es war nicht leicht, aber wir haben das alles zusammen geschafft und für sie eine neue Existenz mit einer netten kleinen Wohnung aufgebaut. Über diese beste Freundschaft waren wir drei Jahre lang nie hinausgekommen. Dann aber änderte sich etwas und es ist mehr daraus geworden. Leider hatte das nur etwa 6 Monate Bestand. Dann lernte sie einen anderen Mann kennen - diese Episode dauerte etwa 4 Monate. Sie merkte schnell, dass sie sich etwas vormachte und dass er nicht gut ist für sie. Mehrmals schon wollte sie sich von ihm trennen, aber nach kurzer Zeit war sie dann wieder mit ihm zusammen. In diesen Monaten hatten wir oft Kontakt, haben geredet und sie hat sich bei mir ausgeweint, weil sie mit ihm nicht glücklich war. Es hat ihr auch sehr leid getan, was sie mir damit angetan hatte und sie hat sich furchtbar geschämt. Ich habe versucht, ihr zu helfen, Ratschläge zu geben (daran, das auch uns wieder etwas wird, habe ich dabei nicht geglaubt - ich war skeptisch). Sie hat dann im April 208 den Absprung endgültig geschafft. Wir hatten dann wieder in dem Umfang Kontakt, wie zuvor auch, es ging wieder aufwärts und wir waren nach wie vor die besten Freunde, mehr nicht. Sie sagte mir auch, dass es sehr lange dauern würde, bis sie sich wieder auf einen Mann einlassen könne. Ich habe daher von mir aus nichts versucht, um mehr aus dieser besten Freundschaft zu machen.
Dann war November 2018 und als ich sie eines Abends zum Tanzen gebracht hatte (das liebt sie sehr und sie war oft mit Freundinnen unterwegs aber auch manchmal alleine - ich habe ihr dabei immer vertraut, auch in der Zeit, als wir eine Beziehung hatten) - mir selbst sagt das nicht zu und es war auch in Ordnung für sie, hat sie wieder einen Mann kennengelernt. Danach ging alles sehr schnell - innerhalb von wenigen Wochen ist sie zu ihm gezogen (ihre Wohnung hat sie zum Glück aber behalten) und sie hatten große Pläne zusammen. Ich war ganz schön am Boden, weil ich mit so etwas nach so relativ kurzer Zeit nicht gerechnet hatte - auch wenn wir nur befreundet waren in dieser Zeit. Ich habe mich dann auch darauf eingestellt, dass wohl nichts mehr so werden wird, wie es einmal war. Sie hat dann nahezu alles verkauft, was wir größtenteils in ihre Wohnung geschafft hatten, um sie schön einzurichten; er hat seine Wohnung gekündigt und ist zu ihr gezogen; seine Sachen und Möbel wurden dann zu ihr gestellt. Er hatte die Idee gehabt, auf eine Insel bei Italien eine Wohnung zu suchen und dort mit ihr den größten Teil des Jahres zu leben. Aus dieser Idee ist aber nichts geworden und so lebten beide monatelang in ihrer kleinen 1,5 Zimmer Wohnung.
Wir hatten nur ganz selten noch Kontakt, alle paar Monate höchstens. Dann allerdings hat sie sich im August 2019 beim mir gemeldet und mir das erste Mal ihr Herz ausgeschüttet. Dass sie nicht glücklich ist mit ihm und was alles schief läuft. Ich habe ihr zugehört und versucht, ihr wieder mit meiner Meinung dazu irgendwie zu helfen. Dann war wieder Funkstille und Mitte Januar 2020 hat sie sich dann erneut bei mir gemeldet. Es war schlimmer als zuvor, diese Beziehung scheint sie psychisch und langsam auch physisch kaputt zu machen. Sie hatte ernsthaft vor, sich zu trennen und ich habe ihr dann angeboten, dass sie eine Zeit lang durchaus bei mir wohnen könne (sie würde es alleine in ihrer kleinen Wohnung nicht aushalten, sagte sie mir - er hat inzwischen wieder eine Wohnung gefunden). So war sie einen Tag bei mir, während ich bei der Arbeit war. Aber dann war es schon wieder soweit, dass sie es nicht mehr aushielt und zurück wollte in ihre Wohnung. Tatsächlich zog es sie aber wieder zu ihm.
Dann war wieder Funkstille bis vor einigen Tagen, als sie mich wieder anrief. Da war es ihr wieder ernst mit einer Trennung; sie war zurück in ihrer Wohnung, hatte die meisten ihrer Sachen wieder dort hingebracht und wollte mit ihm nichts mehr zu tun haben.
Ich bin dann nach der Arbeit zu ihr und wir haben geredet und ich habe dann auf dem Sofa geschlafen - das hatte sie sich gewünscht, um die erste Nacht nicht allein zu sein. Am Morgen bin ich dann zur Arbeit und wir hatten vereinbart, dass ich danach wieder zu ihr komme und wir ein paar Dinge erledigen. Sie wollte tagsüber zu ihm und die restlichen Sachen holen.
Gegen Mittag schrieb sie mir dann, dass sie massive seelische Probleme habe und sich total schlecht fühlt. Sie hatte Angst vor dem, was kommt. Sie sei jetzt in seiner Wohnung, weil sie nicht allein sein könne. Da war mir klar, dass sie am Abend nicht zu Hause sein würde, wenn ich zu ihr komme. So war es dann auch.
Ich schrieb ihr dann, dass sie sich wegen mir keine Gedanken machen muss und dass ich für sie da bin, wenn sie mich braucht.
Aber ich glaube, dass ich ihr nicht wirklich helfen kann. Es macht den Eindruck, als verhielte sie sich wie jemand, der süchtig ist und einerseits davon wegkommen will, es aber andererseits alleine nicht schafft. Ich kann leider nicht 24 Stunden bei ihr sein, weil ich auch mein Leben habe und weil ich auch zur Arbeit gehen muss. Aber sobald sie alleine ist, besteht sofort die Gefahr, dass sie wieder den Kontakt sucht zu ihm, obwohl sie es eigentlich nicht will.
Ich glaube, sie kommt da alleine nicht raus, zumal er einen merkwürdigen Einfluss auf sie zu haben scheint, dem sie nichts entgegensetzen kann.
Was ich ihr an Hilfe geben kann, scheint einfach nicht zu reichen. Ich bin mir sicher, dass sich das alles immer wieder ereignen wird, in gewissen Abständen. Aber ob sie es irgendwann wirklich schafft, hart zu bleiben, ich weiss es nicht.
Möglichweise wäre es gut, wenn sie professionelle Hilfe sucht? Therapeutischer Natur oder eine Selbsthilfegruppe?
Natürlich kann man jetzt sagen, dass mich das nicht mehr kümmern soll, nach all dem, was ich durch diese ganzen Ereignisse an Leid erfahren musste. Das mag richtig sein, aber ich kann das nicht. Wir sind nach wie vor auf eine besondere Art verbunden und ich würde sie niemals im Stich lassen, auch wenn ich mir keine Hoffnungen auf irgendetwas mache. Über diesen Punkt bin ich inzwischen hinweg. Sollte sich doch irgendwann einmal wieder etwas ergeben, dann gehe ich vieleicht darauf ein, aber sicher bin ich derzeit nicht - es ist schwierig, nach den Geschehnissen nicht daran zu denken, dass womöglich jederzeit wieder etwas passieren könnte nach dem Muster der beiden geschilderten Fälle.

Für Eure Meinungen danke ich Euch herzlich !

16.02.2020 12:03 • #1


C
Zitat von heinz_2019:
Ich bin mir sicher, dass sich das alles immer wieder ereignen wird, in gewissen Abständen. Aber ob sie es irgendwann wirklich schafft, hart zu bleiben, ich weiss es nicht.
Möglichweise wäre es gut, wenn sie professionelle Hilfe sucht? Therapeutischer Natur oder eine Selbsthilfegruppe?

Hallo Heinz,
wenn das deine echte Geschichte ist, frage ich mich, wer wohl dringender therapeutische Hilfe braucht: sie - oder du, der sich in dieser Freundschaft unfassbar be- und ausnutzen lässt?

16.02.2020 12:25 • x 4 #2


A


Wie von jemandem loskommen, der nicht gut für einen

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T
Ich würde mal vermuten beide. Sie beziehungssüchtig und nicht fähig und er, der sich nicht von dieser Frau lösen kann, in schön selbst gewählter Co-Abhängigkeit, weil sie ja verbunden miteinander sind.

TE bitte gehe mal in dich und frage dich wieviele Jahre du das noch mitmachen willst und deine Zeit verschwenden möchtest. Du nimmst dir selbst jegliche Möglichkeit darauf dich zu entwicklen und du lebst ein Leben in dem du dich selbst kastrierst.

Sorry, dass ich es so ausdrücke, aber deine Geschichte macht mich einfach traurig, dass du dich selbst für jemanden anderen dermaßen zurückstellst. Das klingt nicht sonderlich gesund.

16.02.2020 15:00 • x 1 #3


H
Ja, es mag schon sein, dass ich mich für jemand anderen zurückstelle. Diese Verbindung zu ihr begründet sich darauf, dass mir eine solche Frau noch nie begegnet war, ich hatte noch nie eine solche Chemie und Übereinstimmung erlebt. Sie hat mich aus meiner bis dahin ziemlichen Zurückgezogenheit geholt und mir gezeigt, wie schön das Leben sein kann, voller schöner Erlebnisse, dass man auch an den kleinsten Dingen große Freude haben kann. Vielleicht liegt das alles auch an meiner Vergangenheit, die beziehungsmäßig nicht so war, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich selbst hatte enorme Probleme, mich von meiner damaligen Frau zu trennen. Das habe ich nur geschafft, weil einige Umstände dazu beigetragen hatten.
Ich bin jetzt 57 und ich mir ist die Zeit zu schade, erneut auf die Suche zu gehen, immer und immer wieder die gleiche Geschichte zu erzählen und letztendlich zu merken, dass es nicht passt. Lieber bleibe ich schlimmstenfalls alleine und lebe zufrieden mein eigenes Leben, welches in den vielen vergangenen Jahren immer zu kurz gekommen war. Auch wenn es so aussieht, als ob ich ständig zurückstecke, so sehe ich das nicht so. Wie gesagt, ich lebe mein Leben, habe seit Dezember endlich eine eigene richtige Wohnung (zuvor konnte ich mir nur ein kleines Zimmer leisten, weil ich an meiner Insolvenz zu knabbern hatte) und kann im Grunde tun und lassen was ich will. Für sie bin ich gerne da, nach wie vor. Sie hat mir soviel Gutes getan, was sich jetzt nicht materiell kategorisieren lässt. Irgendwie fühle ich mich für sie verantwortlich, auch wenn sie im Normalfall gut alleine zurecht kommt.
Wenn sie Hilfe braucht (sie ist krank, etwas depressiv, ohne Zweifel), bin ich gerne bereit, ihr einen Teil meines Lebens zu geben.
Es mag falsch sein, aber ich werde es immer wieder tun, weil sie für mich einzigartig ist und ich weiss, dass ich einen solchen Menschen nie mehr in meinem Leben haben werde.
Ich bin aber nicht unglücklich über die Situation. Das war ich bei ihrer ersten Episode. Aber jetzt, nachdem schon über ein Jahr vergangen ist, ist der Schmerz verschwunden. An dessen Stelle ist eher nun Mitleid getreten.

16.02.2020 23:03 • #4


K
Und jetzt? Freust Du Dich über kleine Dinge oder beschäftigst Du Dich gedanklich vor allem mit ihr und ihrem Befinden?

Die besondere Verbindung zwischen Euch scheint von ihrer Seite vor allem zu bestehen, wenn sie Hilfe braucht.

Hast Du Freunde, zu denen sie Dich bringt, damit Du Deinem Vergnügen nachgehen kannst? Hilft sie! Tröstet sie? Rettet sie Dich? Usw. usf.

Wie kommt man überhaupt auf die Idee, eine gestrauchelte Person (aus dem Netz?) zu sich zu holen? Was gab Grund zu der Annahme, dass es in HH anders wäre?

16.02.2020 23:18 • #5




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