Wir, das war einmal

Hallo Tagebuch,

ich habe schon lange kein Tagebuch mehr geschrieben, verzeih mir wenn ich wirr schreibe.

Also, nach 14,5 Jahren hat er mich, in einem regelrechten Ausbruch auf offener Straße vor vollendete Tatsachen gestellt. Er will und kann nicht mehr, ich enge ihn ein und er kann nicht mehr atmen. Er will das alles nicht mehr. Nein, es ist okay, aber so unvorbereitet hat es mich doch heftig erwischt.
Ich muss sagen, wir hatten Anfang des Jahres ein ähnliches Gespräch, da er sich die ganze Zeit zurück gezogen hatte, aber wir wollten es nochmmal versuchen. Wie soll es anders sein ,wenn man nach vielen Jahren Wochenend-Beziehung fast 24 Stunden aufeinander hängt. Nun, ich kann mir nichts vorwerfen, da ich alles gegeben hätte um die Beziehung zu retten. Vielleicht Zuviel, vielleicht war ich immer zu präsent, habe mich um alles gekümmert, tja, wenn man liebt, macht man dass. Aber er hatte sich weiter entfernt und niemanden mehr an sich rankommen lassen. Bei jeder Frage, ob alles in Ordnung ist, kam nur: Ja, alles klar, oder; ich weiß nicht, ich habe mich verändert.
Ja Veränderung gab es. Wir sind zusammen in ein anderes Bundesland gezogen, da er einen neuen Job in einer guten Firma bekommen hat. Die Goldene Kuh praktisch. Ich bin natürlich mitgezogen, obwohl in der alten Heimat arbeitslos geworden, dachte mir, anfangen kannst Du überall neu. Er hat mir auch die Zeit dazu gelassen. O-Ton: Lass dir zeit, wir kriegen das hin!

Und nun, geht es ihm nicht schnell genug das ich ausziehe, für ihn dauert es eh schon zu lange und er möchte einfach nur das ich weg bin. Er sagt es nicht direkt, aber das jeder in seinem Umfeld sagt, es müsste schneller gehen das Sie arbeitet findet und eine Wohnung, geht mir schon echt auf den Keks.

Ich weiß nicht was es ist, aber seit dem wir hier wohnen und er neue Kollegen hat, passe ich nicht mehr in sein Leben rein. Da er nie gesprochen hat, weiß ich nicht warum. Ich werde es wohl nie erfahren.
Das Leben in einem Haus im getrennten Zustand ist echt hart, aber heute hat es dem Fass den Boden ausgeschlagen und ich musste an mich halten um nicht komplett auszuflippen. Da kommt er nach Hause und erzählt mir von ner Wohnung in einem kleinen Ort außerhalb und sagt, ich sollte mir die mal anschauen. Er würde sich nie darum kümmern wo ich hinziehe, also war es sein neues Umfeld (next?) die sich um mich sorgen und für mich ne neue Wohnung suchen. Ich dachte ich drehe durch, da lässt er sich schon von anderen Leuten beeinflussen und erzählt mir sowas. Aber es nützt alles nichts, hab mich in mein Zimmer verschanzt und alle Bekannte angeschrieben um den Frust loszuwerden. Dabei laute Musik über Kopfhörer und die Welt sieht ein klein wenig beser aus.
Aber ich erkenne ihn manchmal echt nicht wieder, er ist ständig auf Tralla und hat sich sichtlich verändert, was aber auch schon vorher angefangen hat. Ich weiß manchmal nicht warum er nicht einfach mal was gesagt hat. In einer Beziehung macht man das, dem anderen seine Probleme und Sorgen mitteilen.Er hängt ständig am Handy oder telefoniert, dass ich das nicht mitkriegen will, sollte auf der Hand liegen, aber auch deswegen gab es schon Diskussionen. Ich verstehe einfach nicht, wie man sich trennen kann und dann im Haus telefoniert, so dass ich es mitkriege, wie respektlos ist denn das?
Manchmal könnt ich ihn nen Meter höher hängen und manchmal kommen wir relativ gut miteinander aus.
Im Grunde weiß ich auch nicht mehr was es ist, was ich empfinde, Liebe ist es nicht mehr. Vielleicht eine starke Verbundenheit, er war ja auch mein bester Freund. Er war die Person die mich am besten kennt. Das ist auch so ein Punkt, ich habe einen sehr guten Freund verloren, das ärgert mich sehr und macht mich traurig. Ich würde gerne wissen was er so treibt wenn er unterwegs ist, weiß aber auch, das es mich verletzen würde und mich nicht mehr zu interessieren hat.
Tja liebes Tagebuch, ich werde Dich auf dem laufenden halten, schon allein um mir alles von der Seele zu schreiben, ich glaube es hilft mir. Danke das Du mir so geduldig zu hörst.

Hey,
Du möchtest nicht wieder in Deine alte Heimat zurück?

@ Gretel Nein, ich möchte nicht mehr zurück. Es ist dort auch nicht besser als hier, zumal ich von meiner Familie auch nicht die Unterstützung bekommen kann, die ich gerne hätte oder mir wünsche.

So liebes Tagebuch,

heute war eigentlich ein guter Tag. Es hat mich nichts umgehauen oder runter gezogen. Wie er nach Hause kam, war er normal drauf und hat gefragt wie es mir geht. Natürlich gut, sagte ich, was soll ich ihm auch sonst anderes sagen, hat ja Augen im Kopf.
Nun sitze ich hier in meinem Zimmer und denke viel über die vergangenen Jahre nach. Und immer wieder taucht die eine Frage auf: Warum hast Du nicht mit mir gesprochen?
Es ist schwer für mich die ganze Sache zu verarbeiten, weil ich seine Sichtweise nicht verstehe oder die Gründe die zur Trennung geführt haben. Weiß nicht, ob es alles besser machen würde, aber ein Versuch wär es wert gewesen. Also bemühe ich mich die Sache zu akzeptieren und mich wieder auf die eigenen Beine zu stellen.
Zum Thema Wohnungssuche: Da sitz ich heute am Rechner und schaue nach Jobs und dann kommt die nächste Mail mit einem Termin zur Besichtigung
So langsam gerate ich in Stress mit den Terminen, den Rest der Woche bin ich ausgebucht! Aber immerhin tut sich was und gibt mir Kraft den weiteren Weg zu bestreiten.
Kann mich im Moment auch sehr schlecht konzentrieren, obwohl es bald 8 Wochen her ist. Es ist schwer die ganze Zeit noch in einem Haus zu leben, ständige Rücksichtnahme und so weiter. Ich versuche mich so leise wie möglich zu verhalten und möchte auch nicht viel von ihm mitkriegen, wenn er zu Hause ist. Den alles was er ohne mich tut, tut mir weh. Schrecklich
Zudem muss ich noch lernen, wie man für 1 Person einkaufen geht und essen macht. Wenn ich Essen mache können immer 10 Leute von der Straße mit verköstigt werden

Bis demnächst...

Ich denke, Du bist auf einem guten Weg.

Und das Dir vieles weh tut, ist doch völlig normal. 8 Wochen ist ja nun wirklich noch nicht lange.
Gib Dir Zeit

Das tut mir sehr leid.
Habe ähnliches erlebt. KollegeInnen von ihm, vor denen er toll da stehen wollte. Plötzlich cool von anderen Dingen reden, die er zuvor blöd fand.
Und dann meinte er noch, er schäme sich mit mir vor denen.
Auch er war mein bester Freund. Hat seine Einsamkeit bei mir ausgeweint.
Schütze dich so gut es geht.
Das Handeln ist nicht zu verstehen. Du kennst die Person nicht wieder.
Ich glaube das passiert nur bei sehr unsicheren Menschen, die plötzlich meinen, nun haben sie gefunden, wonach sie gesucht haben. Sie bauen sich parallel eine neue Welt auf und testen eine Weile, ob es ohne den Partner geht. Wenn sie etwas sicher darin sind ode eine Neue haben, gehen sie.
Wünsche dir viel Kraft.

Hallo liebes Tagebuch,

da bin ich wieder. Eigentlich gibt es nicht viel zu erzählen, im Moment ist alles ruhig, wir verstehen uns halbwegs, wenn wir aufeinander treffen (was ja jeden Tag der Fall ist). Manchmal schau ich ihn an und frage mich selbst ob ich noch Gefühle für ihn habe, aber ich kann sie nicht identifizieren. Komisch, weil ich mit diesem Mann sehr lange zusammen war. Weißt Du was ich meine? Liebe ist es glaube ich nicht mehr, der Krach den wir hatten, hat mir glaube ich ein Stück weit die Augen geöffnet und mich weiter von ihm entfernt. Nicht das ich ihn zurück haben möchte, das wird nix nach soner Aktion, aber trotzdem denke ich das noch ein Einbruch kommen wird, wenn ich ausziehe.

Zum Thema ausziehen, es ist in dieser Region wirklich nicht einfach Wohnraum zum akzeptablen Preis zu finden. Aber, ich gebe nicht auf, es dauert halt nur länger.

Wenigstens kommt beim Thema Arbeit ein wenig Bewegung rein, viele Telefoninterviews, paar persönliche Vorstellungsgespräche, geht langsam voran.

Gestern habe ich einen Film mit Anne Hathaway gesehen, ein Film über Freundschaft zwischen Frau und Mann, da musste ich glatt ausschalten, weil es mich doch ein wenig runtergezogen hat. Zumal ich durch die Trennung ja auch meinen besten Freund verloren habe. Womit ich große Probleme habe, ist Musik. Es erinnert mich so viel an die gemeinsame Zeit, das die Musik für mich erst neu erfunden werden muss.

Auch kann ich mich nicht wirklich aufraffen nach draußen zu gehen, die Job- und Wohnungssuche nimmt mich komplett ein und eigentlich weiß ich auch nicht, was ich dann machen sollte. Aber ich stress mich nicht dadurch, es werden andere Zeiten kommen

Dieses Forum ist Gold wert, auch wenn ich Anfangs nur gelesen habe, aber das hat mir schon sehr geholfen. Man merkt einfach, das man nicht alleine ist mit dem Schmerz.

Heute habe ich mir überlegt ein richtiges Tagebuch zu schreiben, also Old School auf Papier. Glaub das ist ne gute Idee, zumal ich hier ja nicht alle meine Gedanken reinschreiben will/möchte. Manches ist halt privat

Bis dann



@Eidechse
Ja, dem kann ich nur zustimmen, ich erkenne ihn nicht wieder. Obwohl er in den letzten Tagen fast normal zu mir ist und mich fragt wie es mir geht und so, bleibe ich auf Distanz. Ich bin auch eher der misstrauische Typ Aber er hat neue Freunde, neue Hobbies(Sport) das sind so Sachen die ich ihm damals alles vorgeschlagen habe, aber er nie wollte.Er soll glücklich werden mit dem Leben was er führt.

Heute morgen bist du in mein Zimmer, um mich zu wecken, da ich dieses wichtige Vorstellungsgespräch habe. Aber das Viel Glück muss ich wohl überhört haben. Das reisst mich Grad Mal echt runter und ich sitze in der Bahn und könnte heulen. Ich hab Dir ne Sms geschickt und da schreibst Du, Du hast es mir gewünscht. Ich könnte mir selber in den Hintern beissen, dass ich Dir geschrieben habe, aber ich brauchte diese Kleinigkeit. Ich mein, wir leben ja noch unter einem Dach und der Kontakt ist zur Zeit auch echt erträglich. Vielleicht erwarte ich noch zu viel, weiß nicht. Also, dann werde ich Mal das Gespräch versuchen zu meistern

Hallo Tagebuch,

entschuldige das ich Dir so lange nicht geschrieben habe, aber ich habe einen neuen Job und morgen hole ich die Schlüssel zu meinem neuen zu Hause ab.
Es läuft grad ganz gut und ich bin froh, wenn ich auf der Arbeit bin. Die Zeit geht unheimlich schnell um dort, auch wenn ich eigentlich den Umzug vorbereiten müsste. Das ist zur Zeit meine geößte Belastung, arbeiten und packen, aber auch das werde ich noch schaffen.
Der Umzugstermin steht auch schon fest und Helfer habe ich auch gefunden, was will ich momentan mehr?
Finanziell wird es sehr eng werden und eine richtige Küche werde ich auch nicht haben, genauso wie ein Bett, aber ich habe ein Sofa und werde mir den Rest Stück für Stück besorgen.

Ein wenig Sorgen macht mir der Zeitvertrag für die Arbeit, aber ich bin Safe bis zum Ende des Jahres. Also erstmal Kopf hoch, umziehen und weiter schauen.
Da ich ein Kontrollfreak bin und gerne alles im vorraus weiß, wird es eine schwere Zeit, aber ich kann nicht alles auf einmal wuppen.

Eins muss ich Dir erzählen: Ich hatte ein Gespräch mit ihm und er sagte; so schnell wirst Du ja keine Wohnung finden; und am nächsten Tag hat mich der Wohnungsfuzzi angerufen und gefragt, ob noch Interesse besteht. Ich bin fast ausgeflippt vor Freude und musste an das vorangegangene Gespräch mit ihm denken. Ich dachte nur: So schnell kann es gehen

Ich bin gespannt wie die Zeit alleine mit meinen 2 Katzen wird, ein wenig mulmig ist mir da schon
Die Veränderung und der Abstand und endgültige Trennung wird mir hoffentlich gut tun, ich weiß es noch nicht. Auch denke ich, das da noch ein schwarzes Loch auf mich wartet, wenn ich alleine bin. Wir werden sehen.
Liebes Tagebuch, es geht voran.

Danke das Du für mich da bist und auch alle die das hier lesen.

@ Femira

Also bei mir waren es 15 Jahre Beziehung und es gab Zeiten da habe ich gedacht, wie soll ich das alles schaffen ohne Ihn. Aber Du wirst sehen, es geht! Du wirst die Kraft finden, weil Du an Dich denken musst! Du bist grad der wichtigste Mensch! Die Erkenntnis musste ich auch erstmal bekommen, aber wie Du siehst, es funktioniert. Heute habe ich die Schlüssel abgeholt für mein neues Heim, tolles Gefühl.

Wenn Du keine Kraft hast, dann nimm Dir 1 Tag Urlaub! So blöd das klingt, aber mache dann mal 1 Tag nix oder geh Deinen Hobbies nach oder gammel auf der Couch rum und schau Serien. Das hilft enorm, wenn man so unter Druck steht unbedingt einen Job zu suchen!

Ich muss dazu sagen, ich habe nicht mehr lang gefackelt und habe alle guten Zeitarbeitsfirmen angerufen und bin denen so lang auf den Keks gegangen bis ich diesen Job jetzt bekommen habe. Ich hätte hier wahrscheinlich noch länger wohnen bleiben müssen, ohne den Job, aber zum Glück hat es geklappt. Auch für einen mehr oder minder guten Lohn.

Wenn Du die Jobsuche hinter Dir hast, gibt es Dir einen unheimlichen Schub.

Also, pack es an und schreib allen möglichen Arbeitgebern und wenn es richtig brennt, dann halt auch Za Firmen.

Ich wünsche Dir alles Gute für die Suche! Tschakkaa, Du schaffst das!

Hallo Tagebuch, heute ist wieder so ein Tag, wo ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Hatte Spätdienst und vorher nicht geschafft eine Kiste zu packen. Aber ich fand schlafen wichtiger.
Diese Woche bin ich allein, vielleicht bekomm ich den Dreh ja noch um alles wichtige zu packen.
Manchmal scheint es ein aussichtsloser Berg an Dingen zu sein, die noch erledigt werden müssen. Als Frau denkt man ja ständig an alle Sachen gleichzeitig, aber es geht nicht alles auf einmal, dem muss ich mir auch mal klar werden.
Bei der Besichtigung des neuen Zuhauses ist mir aufgefallen, dass ich doch nochmal streichen sollte, aber wann? Ich werde ein Zimmer nach dem anderen machen und schauen wie weit ich komme.
Ich bin müde, so unendlich müde! Nächstes Wochenende läuft der Umzug und dann möchte ich halbwegs fit sein, aber es fällt mir zur Zeit echt schwer mich ständig aufzurappeln.

Danke Dir fürs zuhören