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Wir lieben uns - doch es ist zu viel passiert

P
Hallo liebe Foren-Mitglieder,

ich bin neu hier und hoffe, dass man mir hier helfen kann, meinen Trennungsschmerz zu überwinden.
Ich (29) und mein Freund (30) waren circa 10 Monate zusammen, ehe er mich vorgestern verlassen hat.

Wir haben uns kennengelernt, ehe ich 2 Wochen später einen neuen Job übernehmen musste, der sich in einer 500km entfernten Stadt befand. Bis auf die zwei Wochen also Fernbeziehung, wobei wir es wirklich jedes Wochenende geschafft haben, uns trotz der 500km-Entfernung zu sehen. Gott, waren wir verliebt und jedes Mal tat der Abschiedsschmerz besonders weh. Wir haben täglich telefoniert und Urlaube bzw. lange Wochenenden zusammenverbracht. Wir waren so glücklich wie noch nie - was wir uns beide jeweils versicherten.

Leider bin ich in dieser Zeit in ein tiefes Loch gefallen, da der Job mich unterforderte, mein Umfeld und meine frische Liebe 500km entfernt waren und ich weitgehend allein in einer anonymen Stadt saß. Ich habe praktisch für die Wochenenden gelebt. Ich konnte nicht sesshaft werden und bin im letzten Jahr 6 Mal umgezogen, von einer Zwischenmiete zur nächsten... Er wurde zu meinem Fixpunkt. Ich habe lange versucht, meine schwierige Situation von der Beziehung fernzuhalten, jedoch ist mir das nur rund 6 Monate gelungen. Da mir die Arbeit nicht gefiel, habe ich lange nach einem anderen Job gesucht und wurde lange nicht fündig bzw. angenommen. Ich bin zunehmend in eine persönliche Krise gerutscht, die sich in einem sehr niedrigen Selbstwertgefühl und Selbstzweifeln geäußert hat. Viele sagte mir, ich sei nur ein Schatten meiner Selbst und solle doch kündigen. Mein Freund wollte mich in dieser Entscheidung nicht beeinflussen, so dass ich das später nicht einmal vorwerfe. Leider haben meine Selbstzweifel zu einer schon krankhaften Eifersucht auf seine Vergangenheit geführt. Wie sollte ich mit seinen Exfreundinnen mithalten? Wie könne man mich in meiner derzeitigen Situation lieben? Er ist trotz meiner wirklich gravierenden Fehler (Facebook-Nachrichten lesen, ständige Verhöre) lange geduldig und an meiner Seite geblieben.

Im Januar hatte ich dann endlich einen Job gefunden, der mich 400km näher an zuhause und an ihn bringen würde. Ich merkte, dass es mit mir bergauf ging, doch leider hatte meine Krise die Vergangenheit endgültig eingeholt. Er beteuerte immer wieder, dass er mich liebte, aber ich merkte, dass er zunehmend gleichgültig wurde. Er interessierte sich weniger für mein Leben, versetzte mich, als ich mit der Mitfahrgelegenheit ankam, usw. Er meinte nur, dass ihn die letzten Monate sehr angeschlagen und ihm die Kraft geraubt hätten und er die Zeit brauche, um sich zu erholen, die er auch mir gegeben hatte.

Vor rund 3 Wochen eskalierte die Situation. An meinem letzten Arbeitstag stand auf einmal die Kripo vor der Tür - versuchter Einbruch in meiner Wohnung. Als ich ihm das mitteilte fragte er zwar, ob alles in Ordnung sei, aber keine Nachfrage, was eigentlich passiert war. Ich deutete dies erneut als Zeichen seiner Gleichgültigkeit und wir stritten. Am kommenden Wochenende hätte er mir beim Umzug helfen sollen - doch aufgrund des Streits ließ er mich im Stich, da ihm es der Aufwand nicht wert sei und ihm die Kraft fehle.

Trotz allem war ich bereit ihm zu vergeben und ihm die Chance geben, so wie er sie mir lange Zeit gegeben hatte. Es sind noch einige Dinge vorgefallen, schwerwiegende Dinge. Meine Eifersucht war nicht mehr das bestimmende Thema, sondern sein Fehlverhalten. Er gibt zu, dass er mich schlecht behandelt hat, doch sei es im Prinzip meine Schuld, da ich ihn soweit getrieben und die Beziehung kaputt gemacht hätte. Auch wenn ich ihm gesagt hatte, er solle nicht auf mich sauer sein, dass er damals die Beziehung nicht beendet hat, und aus der Opferrolle herauskommen, habe ich vieles geschluckt und entschuldigt, weil ich mich schuldig fühle und immer auf einen Neuanfang gehofft habe.

Letztes Wochenende ist er extra 200km zu meinen Eltern gefahren, um einen Neuanfang zu besprechen. Er teilte mir seine Bedingungen mit (1. meine Eifersuchtsanfälle müssten aufhören, 2. er möchte wieder ein Trainer-Amt aufnehmen, was unsere Zeit am Wochenende signifikant verkürzen würde) und ich die meinen (1. Tabula rasa - Ende der Vorwürfe und der Opferrolle, 2. Ende der Gleichgültigkeit). Trotz vieler Bedenken meinerseits, da ich ihn in unserer kurzen Zeit zusammen nicht missen möchte, hatte ich zugestimmt und wir wollten einen Neuanfang versuchen. Wir versicherten uns beide, dass wir uns nach wie vor lieben würden, dass sich an unseren Gefühlen nichts geändert hätte.

Ich hatte gehofft, dass wir den Neuanfang feiern könnten, ehe er wieder in seine Stadt fahren müsse, da er am Montag arbeiten musste. Doch anstatt um 18, 19 oder 20 Uhr zu fahren, teilte er mir mit, dass er bereits nachmittags fahren wolle, da er noch seinen Haushalt machen müsse. Ich bat ihn länger zu bleiben, um etwas besonderes zu unternehmen, doch er blieb stur. Daraufhin, habe ich gesagt, dass es keinen Sinn macht, wenn ich nicht einmal mit dem Haushalt konkurrieren kann und er ist einfach wutentbrannt gefahren. Anstatt den Haushalt zu erledigen, ist er mit seinen Eltern ins Eishockey gegangen, wo er dann einer Freundin gegenüber das Beziehungsende publik gemacht hat. Seine letzte Nachricht an mich war, dass er mich immer lieben wird - seitdem Funkstille.

Ich soll nächste Woche meinen neuen Job beginnen, doch bin am Boden zerstört. Ich liebe und vermisse ihn so furchtbar. Ich kann nicht glauben, dass wir nach 9 Monaten Fernbeziehung (500km) es nicht geschafft haben, die besseren Zeit (nur noch 100km Fernbeziehung) abzuwarten und zu genießen. Wir haben so viel durchgestanden, doch er will/kann nicht mehr. Mein Umfeld sagt mir, dass ich ohne ihn besser dran bin, da er mich offensichtlich nicht verdient hat, doch ich weiß, was ich ihm alles angetan habe und ich würde ihm wohl alles verzeihen. Vielleicht war das Timing schlecht - ich habe ihm immer gesagt, er hätte mich vor 1,5 Jahren kennenlernen sollen, da ich ein bessere Version von mir war. Insgeheim hoffe ich, dass wir es wieder schaffen und unsere gemeinsamen Zukunftspläne noch umsetzen. Wenn man sich liebt, dann sollte das doch möglich sein! Ich habe angefangen uns kaputt zu machen und er hat es beendet. Er selbst sagte noch vor kurzem zu mir, dass er mich liebe und es kein endgültig bei uns geben kann, sich aber die Sinnfrage stellen muss. Da er mich vermisste, ist er letztes Wochenende zu mir für den Neuanfang gekommen. Und jetzt soll es das einfach gewesen sein?!

Ich weiß, dass mein Post viel zu lang ist, als dass sich ihn jemand ganz durchlesen könnte, doch das Niederschreiben hat bereits ein wenig geholfen...
Danke für eure Zeit,
Phoenix33

24.02.2015 22:04 • #1


B
Hey du

Natürlich lesen wir es ganz!
Hört sich nach sehr vielen Problemen an. Du verstickst dich extrem in Schuldfragen, Eifersucht usw. ich glaube du musst erst einmal zur Ruhe kommen.
Du schreibst und denkst allgemein sehr negativ von dir. Vor 1,5 Jahren warst du eine bessere Version von dir? Das hört sich sehr böse an.

Du hast dich zu sehr auf eine Bild- und Sinnesgebung von und durch ihn verloren, das tut dir nicht gut, kann es gar nicht.

Du brauchst Ruhe bei dieser ganzen Thematik. Egal wo du wohnst und arbeitest wird er es alleine durch deine Gedanken stöhren.
Schaffe dir ersteinmal eine Basis, ein Zuhause, stärke dich.

Du musst dich wirklich von ihm lösen, alles was vorgefallen ist wird nachhallen, und auch die neuen Bedingungen werden nicht alles perfekt machen.

Woher kommt diese Eifersucht? Wie genau bist du mit dir derart im Unreinen?
Du musst dir und nur für dich ehlich die richtigen Fragen stellen und daran arbeiten.
Finde dich nach all den Unruhen in deinem Leben und den Gedankenkreisel ersteinmal wieder und sei gut zu dir.

Ich wünsche dir viel Ruhe und Kraft, verliere dich nicht in selbstschädigende Gedanken. Schieb sie zur Seite, beginn einen neuen Abschnitt in deinem Leben und STÄRKE DICH!

Alles Liebe und Gute

24.02.2015 22:31 • #2


A


Wir lieben uns - doch es ist zu viel passiert

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P
Lieber Brummbär,

vielen Dank für deine Antwort und deine Worte. Die letzten 1,5 Jahre haben mich in der Tat sehr mitgenommen, weshalb ich mich auf das fixiert habe, was mir Kraft gegeben hat - unsere Beziehung.

Natürlich weiß ich, dass ein langer Prozess vor mir liegt, ehe ich mich wieder erholen kann. Die Jobzusage war schon ein Schritt in die richtige Richtung, auch, dass ich trotz der widrigen Umstände durchgehalten habe. Ich habe das Gefühl, optimistischer in die Zukunft blicken und endlich sesshaft werden zu können. Daher hatte ich so viele Hoffnungen für mich und ihn gesetzt, doch leider hat mich/uns das letzte Jahr eingeholt. Ich war nie zuvor eifersüchtig und er hat mir auch nicht wirklich Anlass gegeben, doch leider bin ich in ein Loch gerutscht. Ich stehe zu meinen Fehlern und bin traurig, dass ich es nicht geschafft habe, mich über Wasser zu halten und die Beziehung zu retten.

24.02.2015 22:59 • #3


B
Hallo nochmal

Ich kann auch gut nachempfinden wie es dir ging. Du warst in diesem Job, in einer fremden Stadt, in einer neuen Beziehung komplett ohne Basis dagestanden.
Ohne die Fähigkeit dir selber halt zu geben und dies ist keine Schwäche.
Viele Menschen hätten da große Probleme. Es verwischt einen, greift das Selbstbild an und du warst einfach nur noch unsicher weil du kaum noch sagen konntest was dich ausmacht.
Alles Glück wohnte 500 km entfernt, und das warst nicht du selber. Du hast dein Wohl automatisch ihm anvertraut, ohne dir vertrauen zu können, in deine Person.

Nimm es als Lehre. Schaffe dir eine Basis da wo du wohnst. Suche dir eine beste Freundin, sozialen Halt der dich etwas wiederspiegelt, mach dich dir wieder deinen Stärken bewusst.
Krämme dich nicht mehr zu lange wegen deiner Fehler, wie gesagt du bist in eine ziemlich turbulenten und destruktiven Zeit gestolpert, ist traurig aber nun vorbei.
Erstmal musst du das akzeptieren. Mach dich nicht zu schlecht, das bleibt heften und kann dir nur wieder unnötige Angst für die Zukunft bringen.

Liebe Grüße

24.02.2015 23:25 • #4


P
Lieber Brummbär,

nochmals vielen Dank für die aufbauenden Worte! Ich bin wieder in die Nähe meiner Familie und meiner Freunde gezogen und bemühe mich darum, alte Freundschaften wieder zu pflegen. Ich setze viel Hoffnung auf den neuen Job, der mich endlich fordern wird und mir eine Perspektive geben wird.

Mein Verstand weiß, dass einfach zu viel vorgefallen ist und dass Tabula rasa nicht umsetzbar ist, nur weil man es ausspricht. Ich vermisse ihn und bin einfach nur traurig, dass ich/wir es nicht geschafft haben durchzuhalten, um die besseren Zeit jetzt gemeinsam zu genießen

25.02.2015 14:42 • #5


B
Hallo du!

Gewinne erstmal Abstand und schaffe dir eine Basis.
Die Veränderungen hören sich ja schon mal alle positiv an, in einiger Zeit wirst du wieder viel mehr Boden unter den Füßen haben.

Mach dir nicht zuviele Hoffnungen, vorallem gralle dich nicht daran fest, aber bei euch kann die Zeit auch tatsächlich Wunden heilen.
Nicht vorhandenes Vertrauen kann schmerzen, aber ihr habt euch nicht absichtlich verletzt.
Wer weis was in zwei Jahren alles passieren kann. Vielleicht findet ihr euch nochmal, vielleicht könnt ihr eine starke Freundschaft führen, ihr wart euch was wert und habt es nicht aus Wut euch genommen.

Aber jetzt erstmal Abstand, Ruhe, nee Basis für dich wieder finden und dann mit deinem wahren Geist wieder ins Leben starten.

Lieben Gruß dir

25.02.2015 20:37 • #6


P
Danke für die schönen Worte und das offene Ohr! Das weiß ich sehr zu schätzen!

25.02.2015 22:13 • #7


B
Gerne! Man kann im Leben aus scheinbar heiterem Himmel mit sich, seinen Fähigkeiten und Stärken mal ins Trudeln kommen. Mach dir nicht zu viele Vorwürfe oder rede dir gar Schwäche ein. Komm auf die Beine und nutze das als Chance viel über dich und deine Bedürfnisse gelernt haben zu können.

Alles Gute

Drück dich

25.02.2015 22:25 • x 1 #8




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