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Zu zweit alleine?

H
Hallo Community,

ich möchte mal einfach was zum Diskutieren in den Raum werfen...

Mir fällt oft auf, dass in Beziehungsforen (es gibt da noch weitaus schlimmere Beispiele als hier) sofort auf den, der mit Liebeskummer ankommt regelrecht eingeprügelt wird:

- Such dir Hobbies
- Mach dich nicht abhängig
- Führe dein eigenes Leben
- Gönn ihm / ihr doch die Freundschaften des anderen Geschlechts, auch neue, auch virtuelle
- zeige keine Eifersucht
- Täglicher Umgang mit dem Ex ist vollkommen normal
- Tue nichts für den anderen
- Fordere nichts vom anderen
- Kompromisse muss es nicht geben wenn jeder bei sich bleibt und sein Ding macht.

Das liesse sich jetzt noch weiter fortführen.

Was bleibt da noch übrig? Single sein unter dem Deckmantel Beziehung? Für mich liest sich das manchmal schon fast unverschämt. Klar haben unsere Eltern und Großeltern ein anderes Leben geführt als wir heute und klar ist heutzutage alles schnellebiger geworden.

Aber darf eine Beziehung heute nicht mehr mit Schmerz verbunden sein wenn der Partner sich entfernt? Darf man keine Ängste haben dass es nicht funktioniert, sich nicht schlecht fühlen wenn der Partner sich entfernt?

In wieweit ist das Bild vom zusammen alt werden wollen, mit einem gemeinsamen Freundeskreis den beide kennen, mit einem gemeinsamen Leben, ohne ständigen Input von aussen, vielleicht sogar ohne soziale Netzwerke, ohne ständiges Schreiben auf dem Handy mit Kontakten, Kompromisse finden und die Beziehung als ein Geben und Nehmen ansehen...in wieweit ist dieses Bild wirklich verpönt und wird als von gestern angesehen?

Ich wünsche mir eine Partnerschaft von gestern...jedenfalls ein Stück weit. Ich wünsche mir eine Beziehung die das Wort Beziehung verdient. Und ich wünsche mir dass alle die hier schreiben immer daran denken, dass am anderen Ende ein Mensch sitzt der ganz oft selbst weiss welche Fehler er gemacht hat, aber dessen Gedanken so konfus sind weil er LIEBT!

Ich freue mich über Antworten

23.09.2014 20:04 • x 3 #1


S
Hallo Hannoveraner,
ich teile deine Gedanken zu 100%.

Toll ist auch immer, wenn einem geraten wird, wie du ja schon selbst schreibst:

Zitat:
- Mach dich nicht abhängig


Das ist schon richtig, aber in dem Moment wo du dich verliebst und auch später nach der Verliebtheitsphase, wenn richtige Liebe entstanden ist, BIST du automatisch auf eine gewisse Weise abhängig.

Es wäre ja auch komisch, wenn dein Partner aufeinmal sagen würde „So, ich verlasse dich jetzt“. Und du antwortest: „Ja, mach das, ist mir sowieso egal“.

Was ist das denn bitte für eine Einstellung? Jedenfalls keine, die ich habe. Und das wäre auch nichts, was in meinen Augen den Titel Beziehung verdient hätte.

Diese ganzen Tipps mit „Hobbys und nicht abhängig sein“ sollen doch nur ein Schutz sein und davon ablenken, dass man in Wirklichkeit einen wichtigen Menschen in seinem Leben verloren hat.

Klar habe ich auch Hobbys denen ich nachgehe, aber das ist ja kein Ausgleich dafür, dass mir meine Beziehung jederzeit egal ist

Von daher kann ich voll und ganz nachvollziehen, was du sagen willst.

23.09.2014 20:12 • #2


A


Zu zweit alleine?

x 3


M
Hallo Hannoveraner,

bist Du im Moment ein bisschen traurig - weil Du Dich genau so fühltst?
Zitat von Hannoveraner40:
Zu zweit alleine?


Zitat von Hannoveraner40:
- Such dir Hobbies
- Mach dich nicht abhängig
- Führe dein eigenes Leben
- Gönn ihm / ihr doch die Freundschaften des anderen Geschlechts, auch neue, auch virtuelle
- zeige keine Eifersucht
- Täglicher Umgang mit dem Ex ist vollkommen normal
- Tue nichts für den anderen
- Fordere nichts vom anderen
- Kompromisse muss es nicht geben wenn jeder bei sich bleibt und sein Ding macht.


Hm, ich denke das kommt auf den Fall an, was würde es jemandem helfen, der nur alleine zu Hause sitzt und leidet, zu sagen, mach weiter so statt Du solltest Dir ein paar Hobbies suchen, natürlich brauchst Du auch Zeit zum trauern, aber versuche auch neues zu entdecken.

Gerade hier im Forum habe ich den Eindruck, dass man versucht auf den jeweiligen Fall einzugehen.

Mach dich nicht abhängig, wäre für mich passen, wenn man ein starkes Ungleichgewicht geschildert bekommt, der fragende leidet, weil er schlecht behandelt wird, er es aber nicht schafft, sich abzugrenzen.

Führe dein eigenes Leben - hilft vielleicht jemandem, der der bedürftigere in einer unsausgeglichenen Beziehung ist, damit die Beziehung etwas ausgegichener wird, oder eben dann, wenn sowieso schon alles zu spät ist und der Partner einfach nicht mehr will. Also eher in dem Sinne wie in dem Buch Ich lieb Dich nicht, wenn Du mich liebst. Nähe und Distanz in Liebesbeziehungen geschildert. Für mich ist das dort beschriebene sehr stimmig.

Zitat:
Was bleibt da noch übrig? Single sein unter dem Deckmantel Beziehung?
Ich würde sagen, lernen, die eigenen Bedürfnisse erkennen und zukünftig offene Augen dafür haben, ob man gleiche Bedürfnisse bezüglich Nähe und Distanz hat. Man kann ja nichts erzwingen (leider muss auch ich das einsehen). Bringt es etwas, wenn der Partner auf sehr viel Nähebedürfnis eingeht, selbst aber dieses Bedürfnis nicht in dem Maße hat und sich letztendlich irgendwann eingeengt fühlt? Wie weit kann ein guter Kompromiss gehen - ohne dass es nicht funktioniert?

Zitat:
Aber darf eine Beziehung heute nicht mehr mit Schmerz verbunden sein wenn der Partner sich entfernt? Darf man keine Ängste haben dass es nicht funktioniert, sich nicht schlecht fühlen wenn der Partner sich entfernt?

Würde sagen natürlich fühlt man so, hilft das wirklich weiter? Ich mußte auch schon die Erfahrung machen, dass eine Beziehung sich veränderte, erst als ich nicht mehr wollte, aufgab, hat sich in der Beziehung noch einmal etwas zum positiven verändert - das ist manchmal eine eigenartige Dynamik. Aber um so mehr man versucht denjenigen festzuhalten, der sich entfernt, um so mehr entfernt dieser sich manchmal. Wobei ich nicht von versuchen, den anderen zu manipulieren, rede - diesem etwas vorzuspielen, sondern davon mit meinem Schmerz klarzukommen und evtl. auch aufzugeben, das verändert die Situation enorm, ist aber auch enorm schwierig. Und noch schwieriger ist es nach meiner Erfahrung, wenn dann der andere wieder auf einen zukommt, nicht vor lauter Glück zu übersehen, was denn nicht gestimmt hat und neu zu entscheiden, ob das so überhaupt geht. (was bei mir zu einer sehr langen Beziehung geführt hat, die dann letzten Endes trotzdem scheiterte).

Zitat:
vielleicht sogar ohne soziale Netzwerke, ohne ständiges Schreiben auf dem Handy mit Kontakten, Kompromisse finden und die Beziehung als ein Geben und Nehmen ansehen
Das sehe ich auch so, bin aktuell auch in keinem sozialen Netzwerk - bestenfalls wollte ich das zu Terminvereinbarung und schnellen Erreichbarkeit - aber ich finde, man kann nicht mit allen Freunden gleich intensive Kontakte pflegen und es wird fast schon zu4r Verpflichtung dauernd online zu sein, weinn man sich darauf einläßt. Wenn man das hochrechnet, kann eine Person mit einem Bericht, wie er seine Wohnung neu gestrichen hat - je nach länge - x-beliebig viele Freunde gleichzeitig beschäftigen - und das dann multipliziert mit x Freunden? Da sind mir doch eher seltene Treffen und eben Freunde wenn es drauf an kommt wichtiger, als Massenabfertigung.

Zitat:
wünsche mir eine Partnerschaft von gestern...jedenfalls ein Stück weit. Ich wünsche mir eine Beziehung die das Wort Beziehung verdient. Und ich wünsche mir dass alle die hier schreiben immer daran denken, dass am anderen Ende ein Mensch sitzt der ganz oft selbst weiss welche Fehler er gemacht hat, aber dessen Gedanken so konfus sind weil er LIEBT!
- also erst einmal Verständnis? - und dann?

Ich bin dann schon so, dass ich jemanden brauche, der mir mal den Kopf wäscht, wenn ich mich verrenne und mich nicht nur mit Glasseehandschuhen anfaßt. Das ist schwierig das richtig einzuschätzen. Denke aber es ändert sich nichts, wenn man selbst nichts ändert, also hilft nur bedauert werden auf Dauer nicht - im ersten Moment tut es halt gut.

Und weil mir Deine persönliche Betroffenheit auffällt, habe ich mir deinen letzten Beitrag rausgesucht - lass Dich einfach drücken javascriptemoticon(':trost:')
Übrigens finde ich, Du hast Dein Problem sehr treffend geschildert - leider ist der Beisatz ich mußte das einfach mal los werden im Verhältnis sehr leicht zu übersehen. Und solche Beiträge haben die Tendenz, dass man meint, der andere möchte eine Antwort. Ich denke Du weißt genau was abläuft und weil Du eine gute Selbstwahrnehmung hast, weißt Du, dass es kein Patentrezept gibt.

LG

Mona

23.09.2014 23:15 • #3


E
Guten Abend zusammen,

ich bin begeistert von euren Beiträgen! Besonders Monas feinfühligen und klugen Worte haben es mir angetan

Zitat:
- Such dir Hobbies
- Mach dich nicht abhängig
- Führe dein eigenes Leben
- Gönn ihm / ihr doch die Freundschaften des anderen Geschlechts, auch neue, auch virtuelle
- zeige keine Eifersucht
- Täglicher Umgang mit dem Ex ist vollkommen normal
- Tue nichts für den anderen
- Fordere nichts vom anderen
- Kompromisse muss es nicht geben wenn jeder bei sich bleibt und sein Ding macht.


Ich weiß schon, was Du meinst und es gibt tatsächlich diesen Beziehungszeitgeist, den langsam immer mehr Menschen in Frage stellen. Allerdings stimme ich Mona zu, dass es immer um den individuellen Fall ankommt. Hier schreiben beispielsweise Menschen, die wirklich nur für die Liebe leben und sich komplett leer fühlen, wenn der Partner nicht permanent anwesend ist, schreibt etc. Eigene Grenzen werden missachtet, um einen Partner nicht zu verlieren etc.
Ich persönlich denke, dass Eifersucht in Maßen ganz normal ist, und dass man natürlich Forderungen an den anderen stellt. Ja, Beziehung ist auch Verpflichtung aber sollte es nicht nur sein. Aber da wären wir schon wieder bei unserem Zeitgeist Sei Vater, sei Mutter, sei dem/der Partner/in Liebhaber/in, sei individuell, sei aufgeschlossen für Neues, sei treu, erneuere Dich immer wieder selbst, sei auf dem laufenden, sei aufregend, sei attraktiv, mache Sport, übernehme Verantwortung, sei bei Dir usw. Man wird ganz irre bei dem Versuch, dem natürlich vergeblichen Versuch, ein idealer Mensch und Partner zu sein. Wir sind doch alle unvollkommen und natürlich verletzbar wenn wir lieben. Ich meine auch, dass eine gewisse Abhängigkeit unvermeidbar ist, anstrengend wird es erst wenn man nur noch der Idee hinterher rennt, es nicht zu sein, nicht sein zu dürfen. Wo bleibt da die Ruhe, der Frieden? Die Zufriedenheit mit dem, was man hat? Ich glaube, wir unterliegen alle ein wenig einer Art Größenwahn, der mit der Realität wenig gemeinsam hat. Wir geben Bindungen schnell auf und klicken in einer Singlebörse den nächsten Partner an oder wir verzichten wegen der Probleme auf Partnerschaften und leben in einer Senioren-WG usw. Meine Sache ist das nicht. Ich war von diesen Gedanken und Illusionen auch mal eine zeitlang angesteckt aber nach diesen Prinzipien zu leben macht nicht glücklich, mich jedenfalls nicht. Ich lebe ein recht konservatives Beziehungsmodell und das nicht, weil man es eben so macht, sondern weil ich mich bewusst dafür entschieden habe. Ich entziehe mich den leeren Reizen soweit als möglich.

Zitat:
Was bleibt da noch übrig? Single sein unter dem Deckmantel Beziehung?


Ja, so ähnlich läuft es in manchen Beziehungen und wenn beide Gefallen daran finden, ist es okay. Prinzip Unverbindlichkeit, Prinzip: ich will Beziehung aber auch alles andere Ich glaube aber, dass wir gar nicht das viele andere brauchen. Wenn man sich einmal ernsthaft für einen Menschen entschieden hat, dann kann man sich in aller Ruhe dem Nestbau, seinem Beruf oder was auch immer widmen. Ich möchte nicht ein halbes Leben lang in dieser Haltung verbringen Na? Kommt noch watt besseres? Das Glück kommt doch von innen. Aus einem selbst und aus menschlichen Beziehungen.

Zitat:
Aber darf eine Beziehung heute nicht mehr mit Schmerz verbunden sein wenn der Partner sich entfernt? Darf man keine Ängste haben dass es nicht funktioniert, sich nicht schlecht fühlen wenn der Partner sich entfernt?


Doch natürlich darf man das. Schmerz, Unsicherheit...all das gehört dazu. Und wer das nicht fühlen will, sucht sich Ablenkungen oder lebt nur Affären etc. Aber bei manchen Leuten nimmt die Verlustangst auch wirklich überhand...

Zitat:
In wieweit ist das Bild vom zusammen alt werden wollen, mit einem gemeinsamen Freundeskreis den beide kennen, mit einem gemeinsamen Leben, ohne ständigen Input von aussen, vielleicht sogar ohne soziale Netzwerke, ohne ständiges Schreiben auf dem Handy mit Kontakten, Kompromisse finden und die Beziehung als ein Geben und Nehmen ansehen...in wieweit ist dieses Bild wirklich verpönt und wird als von gestern angesehen?


Weiß ich nicht. Ich kenne beide Seiten. Ich lebe genau dieses Beziehungsmodell wie Du es hier beschreibst und es fühlt sich sehr stimmig an. Für mich käme ein Partner, der ständig in Netzwerken unterwegs ist, der permanent auf seinem Handy tippt, niemals in Frage. Dennoch ist es mir ganz wichtig, auch mein eigenes Leben fortzuführen, meine Sachen allein zu machen und auch mal Freunde allein zu treffen aber generell hab ich ein Faible für die Partnerschaft von gestern und weißt Du was? Wenn man weiß was man will und sich nicht auf halbe Sachen einlässt, dann trifft man Gleichgesinnte.

Zitat:
Ich wünsche mir eine Partnerschaft von gestern...jedenfalls ein Stück weit. Ich wünsche mir eine Beziehung die das Wort Beziehung verdient. Und ich wünsche mir dass alle die hier schreiben immer daran denken, dass am anderen Ende ein Mensch sitzt der ganz oft selbst weiss welche Fehler er gemacht hat, aber dessen Gedanken so konfus sind weil er LIEBT!


Du hast Recht und das ist wirklich ein wichtiger Hinweis. Vor lauter Einsicht, wie alles sein sollte, verhielte man sich perfekt, bleibt kaum noch Raum für die Gefühle.

Liebe Grüße

24.09.2014 00:23 • #4


A
Zitat von Hannoveraner40:
Aber darf eine Beziehung heute nicht mehr mit Schmerz verbunden sein wenn der Partner sich entfernt? Darf man keine Ängste haben dass es nicht funktioniert, sich nicht schlecht fühlen wenn der Partner sich entfernt?
Und ich wünsche mir dass alle die hier schreiben immer daran denken, dass am anderen Ende ein Mensch sitzt der ganz oft selbst weiss welche Fehler er gemacht hat, aber dessen Gedanken so konfus sind weil er LIEBT!
hallo hannoveraner

es kommt darauf an, was du unter liebe verstehst. ich finde liebe braucht nicht mit schmerz verbunden sein, bei verlust mit tiefer trauer und sehnsüchten schon und da braucht es auch eine zeit ehe eine trennung überwunden ist.

wenn du liest wie elend es hier vielen geht, die weder schlafen, essen, arbeiten noch irgendetwas im aussen wahrnehmen können, sondern lange auf den/die EX fixiert bleiben obwohl dieser ihnen schon lange nicht mehr gut tat und sie unendlich darunter elendig leiden, hat das für mich nicht´s mit liebe zu tun, sondern mit ihrem gegenteil, der ego-angst. der illusion, aufgrund frühster erfahrungen, die uns und unsere beziehungen prägen, das erneute verlust- und unverarbeitete schmerzgefühl kann dann bei trennungen wieder an die oberfläche kommen lassen und genau das kann uns wieder hilflos, ausgeliefert und ohnmächtig fühlen lassen. um da wieder herauszukommen und sich bewusster zu werden kann es durchaus auch helfen wenn dann daran erinnert wird langsam auch auf die anderen möglichkeiten zu schauen, die das leben uns dann immer noch bietet! das kann helfen zumindest teilweise wieder ins leben zurückzufinden.
klar braucht auch trauer ihre zeit um überwunden zu werden, trauer ist ein aspekt der liebe und in der trauer ist auch ein aspekt des mitgefühls und des verständnis für einen selbst, dieses alles hilft uns bei der heilung unserer gefühle und macht uns wieder frei für eine neue erfahrung.

liebe ist für mich das ergebnis anhaltender arbeit das uns eingrenzende ego zu überwinden und so die fähigkeit zu bekommen über dessen grenzen hinauszuwachsen. das macht freier und unabhängiger. liebe hat für mich auch etwas mit meiner entscheidung zu tun und liebe schützt sich und die partnerschaft, sie achtet und ehrt den anderen und schadet anderen nicht. wenn man bereit ist diese liebe zu hegen und zu pflegen und sich gegenseitig wertzuschätzen weiss, kann diese liebe ewig bleiben - nur unser ego trennt uns - nichts anderes.

liebe macht auch keine gedanken konfus - sie ist klar und wahrhaftig - konfus macht nur die ego-liebe ... weil sie mit angst besetzt ist - sofern du diese ego-liebe meinst stimme ich deinem beitrag fast zu.

24.09.2014 00:31 • #5


H
Hallo an alle,

es ging in diesem Thread nicht um mich...dann hätte ich es auch so geschrieben .

Ich hab gestern in einem anderem Forum gelesen und war entsetzt. Da hat ein junger Mann geschrieben dass er jetzt seit 3 Monaten mit seiner Freundin zusammen ist, die beiden täglich viel geschrieben haben und er jetzt merkt wie sie sich entfernt. Zusätzlich wurde der Ex von der Frau zu nem Arbeitskollegen von ihr.

Schlimm fand ich dann die Antworten. Wirklich ausschliesslich wurde auf den Gefühlen desjenigen rumgehackt der ja Hilfe gesucht hat weil es ihm schlecht ging. Es ging dann nur noch darum

- dass er nicht beziehungsfähig sei wenn er seiner Freundin nicht das Glück gönnen würde wieder Kontakt zum Ex zu haben
- er dringend psychologische Hilfe bräuchte wenn er annehmen würde dass täglicher Kontakt in einer Partnerschaft normal sei
- es ja wohl unverschämt wäre überhaupt zu fordern. Er solle sich doch Hobbies suchen, Spass mit eigenen Freunden haben, seiner Freundin nicht am Rockzipfel kleben und sein eigenes Leben leben.
- es ja generell krank sei auch nur im entferntesten Gefühle wie Verlustangst und Eifersuch zuzulassen.

Wohl gemerkt. Da schrieb jemand der sich Sorgen machte, keiner der das Handy seiner Freundin durchsucht hat, sie täglich anschrie oder sonstwelche abstrusen Dinge tat.

Ich hab das gelesen und die Antworten waren durch die Bank weg so...und hatte da dann gestern Abend das Bedürfnis das mal aufzuschreiben. Nicht dort (ich hab da keinen Account) sondern hier. Weil ich hier auch viele kenne und die Antworten von denen mir was bedeuten.

Eigentlich geht es mir um 2 Dinge...nämlich dass man drauf hinweisen sollte dass in solchen Foren keine ausgebildeten Leute sitzen oder dass sich jeder die Mühe macht hinter die Fassade zu schauen und Dinge zu schreiben die helfen, sondern eben auch viele, die ihren eigenen Beziehungsfrust abladen. ich glaube in emotional instabilen Phasen kann das dann (wenn es geballt auftritt) das Fass zum Überlaufen bringen und anstatt dass es demjenigen besser geht, wird er erst Recht ins Tal der Tränen gestossen.

Und dann frag ich mich halt inwieweit die Beziehung als ein starkes Miteinander durch Medien, Technik und einem propagandiertem (un)gesunden Narzissmus (Facebook ist m.M. nach größtenteils Selbstdarstellung) zu einem Egotrip auf Kosten des vermeintlich schwächeren Partners wird.

Wie gesagt, das Thema betrifft auch mich, einfach weil ich immer gebe und das auch gerne tue...das für mich dazugehört und ich mich da auch nicht ändern will. Aber es betrifft mich nicht in einer aktuellen Situation.

Alles Gute für euch und einen schönen Tag. LG Hannoveraner

24.09.2014 10:55 • #6


K
Hallo Hannoveraner,

ich kann mir denken, um welches Forum es sich handelt Es gibt da ein Forum, in dem eine frostige Atmosphäre herrscht und genau solche Reaktionen kommen, wie Du sie beschriebst. Ich war auch sehr erschrocken und habe genau die gleichen Gedanken wie Du gehabt. Und ich dachte mir auch, Oh je! Wenn da ei ganz junger unsicherer Mensch sitzt und sich all das zu Herzen nimmt...Ich habe dort mal geschrieben und mich dann mit einem ähnlichem Kommentar wie diesem hier verabschiedet. Die Reaktion auf mein Abschiedspost war Wir sind nicht zum Händchenhalten hier Stimmt bedingt aber ich empfand manche Inhalte geradezu als gesundheitsschädigend. Hab mich gefragt, wie es sein kann, dass es in einem Forum so einseitig kühl zugeht, während es ja hier in diesem Forum vielfältiger und warmherziger ist

24.09.2014 11:24 • #7


blechpirat
Zitat von Hannoveraner40:
sondern eben auch viele, die ihren eigenen Beziehungsfrust abladen.


Ich glaube, das ist ein ganz großer Teil dieses Problems. Wenn ich mich an meine 2 Themen hier erinnere, dann erinnere ich mich auch an unzählige Antworten à la

Mein Partner hat damals auch das und das gemacht und ich habe dann auch jenes und welches daraus geschlossen und dann hab ich ihm aber mal...

oder

Mein Partner hat mir damals so und so geantwortet und vielleicht solltest du da auch mal drüber nachdenken.

oder

Ich bin da ja eher so und so gestrickt und finde, du stellst dich einfach nur an.



Über ganz große Strecken wird da die eigene Einstellung, die eigene Erfahrung und die eigene Situation zu Grunde gelegt ohne zu überprüfen, ob der andere überhaupt die gleiche Ausgangsposition hat. Das wird auch oft darin deutlich, dass gerade junge Menschen hier, die das Ende einer halbjährigen Beziehung betrauern, gerne mal ein Ach, Du bist doch noch jung, da kommen noch ganz andere in deinem Leben! zu lesen bekommen.

Letztlich besteht die Kunst in einem Forum wie diesem darin, sich die Antworten herauszufiltern, die einem in seiner aktuellen Situation helfen können. Den Rest darf man eigentlich nicht wirklich beachten. Das Problem ist nur, dass man oft sofort in eine Kampfhaltung übergeht und das Thema am Ende völlig unnötig ausartet. Aber das ist nun mal menschlich.

24.09.2014 12:25 • x 1 #8


blechpirat
Zitat von Hannoveraner40:
Und dann frag ich mich halt inwieweit die Beziehung als ein starkes Miteinander durch Medien, Technik und einem propagandiertem (un)gesunden Narzissmus (Facebook ist m.M. nach größtenteils Selbstdarstellung) zu einem Egotrip auf Kosten des vermeintlich schwächeren Partners wird.


Hoppla, wieder zu früh abgesendet.

Naja, die meisten von uns laufen heute mit einem Smartphone durch die Welt. Ich bin jetzt 34 und glaube, mich bei Piepen von Whatsapp, Facebook Co. noch ganz gut unter Kontrolle zu haben. Bimmelt es ist mein erster Gedanke noch immer, ob ich mein aktuelles Tun jetzt wirklich unterbrechen will/kann/muss um zu sehen was da los ist, oder ob das nicht auch später noch ausreicht. Frei nach dem Motto: Wenn's wichtig ist, dann können se ja anrufen.

Schaue ich mir da im Vergleich mal das 13-jährige Mädel an, dass gelegentlich mal bei uns Babysittet, dann stelle ich fest: jeder noch so kleine Ton dieses Gerätes bedeutet SOFORT GUCKEN UND REAGIEREN, SONST KÖNNTE JEMAND STERBEN UND DIE WELT EXPLODIEREN UND EIN NIEDLICHES HUNDEBABY WIRD VON EINER PLANIERRAUPE ÜBERFAHREN WENN ICH NICHT SOFORT AUF DEN BILDSCHIRM GLOTZE!

Wenn wir uns dann mal vor Augen führen, wie oft hier Menschen geraten wird, mehr Zeit mit dem Partner zu verbringen, mit ihm zu kommunizieren, sich in der Zeit auf ihn zu konzentrieren und die gemeinsamen Stunden zu genießen wird klar, welchen Störfaktor so ein modernes Kommunikationsmedium eigentlich für eine Partnerschaft ist, wenn man für den Ruf dieses Gerätes alles andere stehen und liegen lässt.

Wenn ich mich in dem Punkt an meine Kindheit erinnere, dann erinnere ich mich daran, dass mein Vater (er war im Außendienst tätig) uns immer seine Tourenliste am Telefon liegen gelassen hat. Wenn wir etwas dringendes (!) von ihm wollten, dann haben wir einen der Kunden angerufen und darum gebeten, dass man ihm sagen möge, er solle sich mal eben zu Hause melden, wenn er ankäme. Heute ist man Dank Handy immer und überall erreichbar, weshalb viele Dinge auch vermeintlich sofort erledigt werden müssen. Schaue ich mir im Vergleich zu damals mal an, welche angeblich Dinge mich auf meinem Smartphone so täglich erreichen, dann ist das schon ein krasser Unterschied. Kleines Beispiel: Heute morgen hat ein Freund auf dem Weg zur Arbeit einen Lastzug gesehen, auf dem mein Nachnahme in riesigen Lettern auf der Plane stand. Foto gemacht, geschickt, und 10 Minuten später war er tödlich beleidigt, dass ich noch gar nicht lachend geantwortet hatte... und für solche Belanglosigkeiten lassen sich manche Menschen von ihrem Partner wegreißen... bescheuert, oder?

Und last but not least: Facebook. Immer ist man über alle Belanglosigkeiten der Welt informiert. Selbst von Menschen, die man vielleicht mal vor 3 Jahren auf ner Party getroffen hat und sich nicht mal mehr an das damals geführt Gespräch erinnern kann. Eine völlig Überflutung mit sinnlosen Informationen. Aber man glotzt ständig doof aufs Handy und verliert den Blick für die Realität. Krass formuliert: Da liket man das neuste Duckface-Selfi von Roswita, mit der man in der 10. Klasse mal nen Mathe-Kurs zusammen hatte, merkt aber gar nicht dass die eigene Freudin neben einem sitzt und darauf wartet, dass man mal ein Kompliment über ihre neue Frisur verliert. Hinzu kommt natürlich, dass es weitaus einfacher ist, einen Like-Button zu klicken als sich ein wohlformuliertes Kompliment aus den Fingern zu saugen.

Himmel, Hannoveraner40, musst Du mich hier so in Rage bringen?

24.09.2014 12:49 • #9


H
Hallo Blechpirat,

Zitat:
Himmel, Hannoveraner40, musst Du mich hier so in Rage bringen? Glücklich


ähm...JA!

Weisst du, ich halte das Web2.0 und vor allem die mobile Variante für den am meisten unterschätzten Beziehungskiller.

Zitat:
Ich bin jetzt 34 und glaube, mich bei Piepen von Whatsapp, Facebook Co. noch ganz gut unter Kontrolle zu haben.
Hab ich schon so oft gehört. In den letzten 1,5 Jahren hatte ich als Single einige Dates...und viele aus genau diesem Grund abgebrochen bzw. mich kein 2. Mal gedatet. Ein Spielsüchtiger sagt das mit ganz gut unter Kontrolle haben genauso. Um sich selbst zu beruhigen weil er ja eigentlich weiss was los ist. Ich glaube FB, Whatsapp und Co docken bei den Menschen an ähnlichen Stellen im Kopf an wie das ein Geldspielautomat oder irgendwelche Browsergames tun. Psychologisch geschickt so programmiert, dass Druck entsteht. Völlig egal ob der Gewinn fast da war, ob meine Punkte im Onlinespiel aufgeladen sind und meine Freunde auf mich warten und ich denen ja auch Punkte schicken muss...oder ob es Benachrichtigungen für gelesene Mails gibt ob man will oder nicht. Onlinestatusanzeigen ob man will oder nicht und hier mit dem Rudelverhalten der Menschen gespielt wird.

Ich meine dich damit jetzt nicht persönlich ...kann ja sein dass es bei dir anders ist.

Ich glaube, ein richtiges Wir-Gefühl, Verbindlichkeit, Schönheit der wirklich zusammen genossenen Momente und dieses Gefühl wir gegen den Rest der Welt kann sich gar nicht einstellen wenn solche Momente ständig von aussen unterbrochen werden. Völlig unabhängig davon, ob dann raufgeguckt wird oder nicht. Ich finde nicht raufgucken des Partners fast noch schlimmer...dann gehts mir persönlich so dass ich dann ständig denke: Jetzt guck schon...kann doch auch was wichtiges sein.

So, jetzt schreib ich mich auch in Rage ...LG Hannoveraner

24.09.2014 13:19 • #10


blechpirat
Zitat von Hannoveraner40:
Ich meine dich damit jetzt nicht persönlich ...kann ja sein dass es bei dir anders ist.


Das ist jetzt aber mal eine ganz billig Art, um mich als Facebook-Freund zu gewinnen.

24.09.2014 13:24 • #11


H
nee, sorry...Facebookfreundschaften nehme ich erst nach ein paar Tagen Schreiben über Whatsapp an. Wir kennen uns ja nicht

24.09.2014 13:31 • #12


blechpirat
Geschenkt.

Naja, bei mir ist's tatsächlich so, dass ich mich nur vom Klingeln einen Anrufes irgendwie hetzen lasse. Der Rest ist mir nicht ganz so wichtig.

Zitat von Hannoveraner40:
Ich glaube, ein richtiges Wir-Gefühl, Verbindlichkeit, Schönheit der wirklich zusammen genossenen Momente und dieses Gefühl wir gegen den Rest der Welt kann sich gar nicht einstellen wenn solche Momente ständig von aussen unterbrochen werden.


Wenn ich einige Postings, gerade bei FB so sehe, dann fällt mir auch auf, dass gerade solche Momente wie Du sie beschreibst, auch gerne gleich auf FB landen, wenn man sie denn noch erreicht hat. Und da denke ich manchmal so: Ey, muss das jetzt sein? Das ist doch ein Ding zwischen euch beiden? Was hat der Rest der Welt denn jetzt davon, wenn er in diesem Moment auch bei euch ist? - Zumal dann ja auch gleich wieder der ständige Blick zum Handy folgt, weil man ja wisssen will, ob es einen Like gab.

Zudem lesen wir hier ja auch ständig von Affairenanbahnungen über Whatsapp Co. Ich frage mich manchmal sogar, ob ich meine Frau bei ihrem Seitensprung eigentlich überhaupt erwischt hätte, wenn sie diese ganzen Apps nicht gehabt hätte. Oder noch weiter gedacht: wäre es überhaupt zum Seitensprung gekommen, wenn es diese ultraschnelle und simple Kommunikationsmöglichkeit mit vermeintlichen Bekannten nicht gäbe...

Was sagt wohl Edward Snowden dazu?

24.09.2014 13:58 • #13


H
dass Menschen sich betrügen hat es immer gegeben, ABER:

Früher: Durch Zufall trifft man eine alte Schulfreundin. Es werden Nummern ausgetauscht, es wird geflirtet, es tut gut zu lachen, aber man weiss das man in einer Beziehung ist und mehr geht nicht. Angerufen wird auch nicht, weil ein Anruf eben so viel mehr ist als ein Smiley oder eine kurze Nachricht. Es war ein kurzes, schönes Treffen mit ein bisschen Flirten und Komplimente machen, aber zuhause ist der Partner und das weiss man.

Heute: Durch Zufall trifft man eine alte Schulfreundin. Es wird sich bei Whatsapp und Facebook geaddet, es wird geflirtet, es tut gut zu lachen und abends macht man einfach noch ein bisschen weiter. Hier ein Smiley, da ein neckischer Satz. Das Gehirn gaukelt einem größere Nähe vor, als man zum eigenen Partner hat und die Hormone spielen spätestens dann verrückt als erste Fotos ausgetauscht werden. Nur mit ihr kann man so lachen, über alte Zeiten reden, gemeinsam träumen...und als dann noch die Partnerin Forderungen stellt und mal wieder ein nerviges Gespräch anfängt ist einem klar: Wozu soll ich hier noch kämpfen, Streit beheben, Kompromisse finden...das neue ist viel aufregender und durch die Technik ist eben virtuelle Nähe so schnell erlebbar, dass sich der Verstand ausschaltet.

Das ist jetzt total konstruiert, ich weiss...aber es hat mit Sicherheit 1000x so stattgefunden und ich glaube, um auf deine Frage einzugehen...warscheinlich hätte deine Ex dich auch ohne Whatsapp betrogen WENN die Beziehung nicht wieder besser geworden wäre. ABER warscheinlich nicht so schnell weil es nicht möglich gewesen wäre und ihr hättet vielleicht mehr Zeit gehabt um eure Liebe zu kämpfen und eventuell die richtigen Schritte einzuleiten.

Das ganze ist halt Gefühl vom Discounter. In Massen abrufbar und ich glaube die wenigsten sind davor gefeit. Also ein Spiel mit dem Feuer auf Kosten einer wirklichen Verbindung.

24.09.2014 14:13 • x 1 #14


blechpirat
Mist. Jetzt haben wir mich an die Wand geschrieben. Jetzt muss ich etwas zurück rudern.

Meine Ex gibt es nicht, denn wir haben uns dazu entschlossen, unseren Beziehungsstatus weder im Reallife, noch bei Facebook zu ändern. Und in dem Zusammenhang muss ich jetzt auch ganz offen zugeben, dass wir uns bei der Heilung unserer Beziehung bzw. beim wieder einander annähern schon dieser modernen Medien bedienen. Speziell eben Whatsapp. Diese ganzen Flirtereien, diesen ganzen Fototausch, diese ganzen kleinen Lebenszeichen über den Tag bis man sich am Abend endlich wieder in den Arm nehmen kann, finden viel über diese App statt. Offen gestanden helfen sie mir auch in Momenten, in denen ich mich allein und unsicher fühle. Weil ich meine Frau fragen kann, ob es ihr gerade gut geht oder ihr sagen kann, dass ich mich gerade nicht gut fühle. Man kann sich gegenseitig ein wenig aufbauen.

Natürlich pflegen wir auch einen lockeren Umgang miteinander. Will meinen: wir flirten. Meine Frau meinta dazu neulich (sinngemäß): Ich verstehe inzwischen nicht mehr, wieso ich diese Flirts immer mit dem Anderen gespielt habe anstatt mit Dir. Schließlich bist Du es, der Abends nach Hause kommt und mit dem ich die Früchte dieser Flirts ernten kann. Bei jedem anderen kann man flirten so viel ich will, es wird aber nicht geerntet.. Insofern gibt es ihr also auch etwas.

So, was ziehe ich denn jetzt für ein neues Fazit?

24.09.2014 14:28 • #15


A


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