Liebe Emmalove, hier noch einmal einige Auszüge aus dem Eingangsbeitrag. So sehr ich deine Verzweiflung verstehen kann, so sehr scheinen mir hier die Erwartungen zweier sehr erwartungsvoller Menschen das Problem zu sein.
Wenn du dir noch mal die Auszüge durchliest, wird dir auffallen, dass es ein Muster gibt. Einer hat die Erwartung, dass der andere XY tut, das passiert nicht, es kommt zu Streit, tiefen Verletzungen und schließlich Rückzug von ihm. Dein Muster scheint zu sein, dass du einerseits für ihn in Verteidigungsstellung gehst, nach dem Vorfall von ihm Änderung und Anerkennung für deine Haltung möchtest. Das würde aber voraussetzen, dass er sein Verhalten als falsch empfände. Das tut er offenbar nicht. Umgekehrt stellst du dich selbst wenig in Frage und siehst dein Leben hier als unausweichlich (was soll ich ohne Beruf in NL machen?). Eure Frustration aneinander hat ganz offensichtlich Grenzen überschritten, die insbesondere von ihm nicht mehr zurück überschritten werden können.
Und ganz im Ernst, welcher Mann ließe sich im Streit seine Zeugungsunfähigkeit vorwerfen, ohne zu reagieren? Stell dir umgekehrt vor, du könntest keine Kinder mehr bekommen und er würde dir das im Streit um die Ohren hauen? Lies dir noch einmal deine Sätze durch, vielleicht siehst du dann, dass ihr jeder einen anderen Weg für euren inneren Frieden braucht:
Zitat:
Mein Mann wollte eigentlich immer in den NL wohnen, fühlt sich dort heimischer, kann die Sprache und hat dort Freunde und eben seinen Job.
Als wir damals jedenfalls zusammengezogen sind und keine WE-Beziehung mehr hatten, ging es eigentlich schon schnell los mit den Streitereien: mein Mann ist unglaublich unordentlich, unstrukturiert, hat keinen Vertrag mit Pünktlichkeit oder Verbindlichkeiten....Der lebt in seiner eigenen Welt und ist verpeilt ohne Ende.
Was aber noch gravierend hinzu kommt: er hat extreme Probleme im zwischenmenschlichen Bereich, kann ganz schlecht auf Leute zugehen und wirkt nach außen immer sehr arrogant. Alle meine Freunde finden ihn komisch.
Auch in den NL hat er wenn nur amerikanische Freunde. Er weiß nicht, was er mit anderen reden soll. Jedenfalls haben diese Punkte (seine Unordnung und dieses Sozialverhalten) immer schon zu Streit geführt.
Er ist immer außen vor und ich muss mich immer für ihn rechtfertigen, fühle mich sozial total isoliert und treffe mich nur noch ohne ihn mit Freunden.
Jedenfalls ist es über die letzten Jahre zu sehr verletzenden Auseinandersetzungen gekommen. Ich bin leider jemand, der sehr schnell ausfallend und impulsiv wird und sehr verletzende Sachen sagt.
Er sagt, für ihn ist S. ein Akt der Liebe und so wie ich ihn behandle, kann er das nicht mehr.
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Nun haben wir trotz allem letztes Jahr geheiratet. Danach hatten wir probiert, ein 2. Kind zu bekommen. Im Januar kam dann die Diagnose, dass er zeugungsunfähig ist.
Darauf habe ich total schlimm und wenig empathisch reagiert und Sachen gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen, ihn quasi verbal kastriert. Und das war wohl der Tropfen auf den heißen Stein.
Er hat alles in Frage gestellt, kann so nicht mehr weitermachen. Hat sich schon einen Therapeuten gesucht, der ihm wohl gesagt hat, mein Verhalten klinge stark nach Borderliner. Dies hat mich tief getroffen, da ich bereits therapieerfahren (wegen narzistischer Mutter bin) und meine Baustellen habe, aber kein BL bin. Aber er hat dies wohl geglaubt. Er hat mir dann vorgeworfen, ich hätte seine Persönlichkeit zerstört und ich wäre an allem Schuld. Ich wäre streitsüchtig und bräuchte das Drama. Entweder mein Weg oder keiner. Es wäre die Art und Weise wie ich mit ihm umgehe.
Da hat er auch recht, das war nicht mehr respektvoll. Aber andersherum sehe ich auch keinen Respekt, wenn man z.B. 10x pro Tag sagen muss, hinterlass das Klo sauber, röum die Küche auf etc.
Er meinte, es wäre schon seit Monaten so, dass er schon mit Magenschmerzen nach hause führe nach der Arbeit, weil ich ihm dann schon wieder mit so einem bösen Gesichtsausdruck auflauere und ihn direkt wieder runtermache.
Jedenfalls gab es dann im Mai ganz böse Streits und ich habe ihm im Wutanfall an den Kopf geworfen, er solle doch abhauen. Das hat er so wörtlich genommen, dass er sich in den NL ein Penthouse gekauft hat, in das er dann im August gezogen ist.
Er fühle sich wie ein Loser. Gleichzeitig betont er aber immer wieder, dass ich zu 99% am Scheitern unserer Beziehung Schuld bin.
Und nun komme ich immer mehr zu dem Schluß, dass wir vielleicht einfach nicht mehr zusammen sein können? Das wir evtl sogar eine toxische Beziehung hatten?
Emmalove, ich denke, deine Eingangsfrage lässt sich uneingeschränkt mit ja beantworten - auch wenn Auszüge immer nur eingeschränkt alles zeigen, aber du kannst deinen Eingangsbeitrag ja och einmal in Ruhe lesen.