Hallo zusammen,
mit etwas Distanz und der vielen freien Zeit möchte ich doch nun gerne schreiben, wie es bei uns weitergegangen ist.
Wir waren nochmal bei einer anderen Paartherapeutin, die auch meine Coachin ist. In dieser Sitzung haben wir beide nochmal gesagt, dass wir momentan keine Beziehung mehr wollen und wir haben zusammen mit der Therapeutin Lösungen erarbeitet, wie wir gut als Eltern zusammenarbeiten können. In einer Einzelsitzung hat mir die Therapeutin dann auch nochmal gesagt, dass wir beide doch schon sehr unterschiedlich seien und selbst wenn wir irgendwann noch einmal zusammen finden würden, würde es immer ein Kampf bleiben. Außerdem sähe er seinen Anteil am Scheitern der Beziehung überhaupt nicht, nimmt mich nicht ernst, lachte selbst vor der Therapeutin über Dinge, die mir wichtig waren und einen großen Teil der Streitigkeiten ausgemacht haben. Es hat mir sehr geholfen, dass meine Coachin, die mich in und auswendig kennt, dies genauso sieht. Ich habe dann viel an mir gearbeitet, reflektiert, versuche mich neu auszurichten. Ich habe verstanden, dass wir eine nahezu toxische Beziehung hatten und beide aus den falschen Motiven viel zu lange daran festgehalten haben. Es ist ok und muss akzeptiert werden, wir beide wollten eine Familie und haben zu der Zeit nicht anders handeln können, konnten die Wahrheit nicht zulassen. Ich sehe es nun ganz klar, dass mein Mann nie meine Bedürfnisse erfüllen KONNTE und ich nicht seine. Der Umgang, auch in Bezug auf unsere Tochter klappt gut.
Nun, seit der Corona-Krise ist alles anders. Durch die viele Zeit, in den eigenen 4 Wänden voller Erinnerungen, brechen alte Wunden wieder auf. Ich komme nicht damit klar, dass er sich offenbar so schnell mit der Trennung arrangiert hat. Auch wenn es kein Zueinander mehr gibt, kann man doch zumindest trauern oder den anderen mal wissen lassen, dass er trotz allem traurig ist? Er sagt, er wäre immer noch innerlich zerbrochen und naürlich ließe es ihn nicht kalt, aber was solle er machen. ICH wäre schließlich die 7 Jahre nie auf seine Bedürfnisse eingegangen, hätte mich für sein Leben nicht interessiert. Ich fühle mich so schlecht. ALs wenn wir in den 7 Jahren keinen schönen Moment gehabt hätten. Und er mir ja trotzdem nach 5 Jahren einen Antrag gemacht hat.
Er war nie jemand der großen Worte oder Gefühle... dennoch habe ich ihm während der Trennungsphase mehrere Briefe geschrieben, ihm immer wieder beteuert, dass ich dennoch als Freundin für ihn da bin. Ich fühle mich so weggeworfen und null gewertschätzt.
Sobald ich jedoch das Wort Scheidung in den Mund nehme, weicht er aus, zieht es ins Lächerliche oder sagt, dass er das momentan nicht will. WARUM? Er sagt wegen Anwaltskosten etc, dabei habe ich ihm mehrmals zugesichert, dass ich nicht auf sein Geld aus bin. Ich wünsche ihm von Herzen, dass er zu sich findet, ein neues Leben beginnen kann und jemanden findet, der ihm all das geben kann, was ich nicht konnte. Mir tut es weh, ihn immer noch juristisch als meinen Mann bezeichnen zu müssen und ich wäre für klare Verhältnisse.
Jedes Mal wenn er unsere Tochter abholt, guckt er sich im Haus um, fragt ob ich einen Mann hier gehabt hätte, wer zum Beispiel Sachen im Haus repariert hätte. Oder wenn ich ihm noch Sachen von ihm mitgeben möchte, antwortet er patzig, ich wolle ihn ja nur loswerden. Darüber hinaus verhält er sich total grenzüberschreitend. Haut mir im Vorbeigehen auf den Po oder berührt meine Brust. Als wenn ich trotz allem noch sein Eigentum wäre. Scheint wohl auch mehr sein Ego zu sein!
Er begibt sich immer noch aktiv in die Opferrolle und hängt in der Vergangenheit fest. Er verdrängt auch nur und lenkt sich ab, arbeitet nichts auf.
Was ich kurzum sagen will:
Warum tut mir das noch so weh? Ich fühle mich nun so, als wenn ich 7 Jahre mit einem Fremden zusammengewesen wäre...verschenkte Lebenszeit, das Gefühl nie geliebt worden zu sein, ein schlechter Mensch zu sein. Meine Coachin sagt immer, ich solle bei mir bleiben und diese Gedanken stoppen, es wöre gut so, wie es ist und ich solle mir immer wieder vor Augen führen, warum wir nicht mehr zusammen sind und ich glücklich sein sollte, nochmal eine neue Chance zu bekommen.
Vermutlich ist es momentan verstärkt dadurch, dass alle um mich herum mit ihren Familien zuhause sind, einen Partner haben...mir fehlt gerade total die körperliche Nähe, Zuspruch von einem Partner, mit dem man die Krise durchstehen kann...ich weiß, dass er mir dies nicht geben würde...warum hänge ich trotzdem so durch?
Ich habe so Angst, nie wieder einen Partner zu finden...Ich möchte so gerne loslassen, aber durch den stetigen Kontakt durch unsere Tochter scheint mir dies unmöglich zu sein.
Ich danke euch fürs Lesen!
24.03.2020 11:14 •
#54