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Die Trennung mit Kindern überstehen - was alles regeln

P
Beim Lesen im Forum konnte ich sehr schnell sehen, dass es viele von Euch in sehr ähnlichen Situationen gibt. Ganz kurz zu meiner Geschichte. Ich bin 40 Jahre alt, lebte 17 Jahre (davon 15 verheiratet) mit meiner Frau zusammen. Wir haben 3 Kinder - 6, 8 und 11 Jahre. Ich habe gerade meinen Job gewechselt, bin zusätzlich in einer Ausbildung und meine Frau hat mir Anfang Mai offenbart, dass Sie sich ein alt werden mit mir nicht mehr vorstellen kann. Mittlerweile hat Sie auch eine neue Beziehung gezeigt, die bereits bei Ihrer Ankündigung zumindest im Inneren eine Rolle gespielt hat. Damit fällt mein bisheriges Lebenskonzept wie ein Kartenhaus zusammen und jetzt heißt es neu aufbauen und anders denken. Gekoppelt mit den Anstrengungen im neuen Job und den Anforderungen in der Ausbildung, echt ne krasse Zeit. Aktuell bin ich auf Wohnungssuche (was in Berlin echt eine Herausforderung ist), muss einfach raus aus der gemeinsamen Wohnung, da mich das immer wieder zu stark an gemeinsame Zeiten erinnert.

In Reflexion habe ich sicher auch viele Fehler gemacht und einfach meine Frau nicht mehr gesehen und zu viel in die Absicherung unseres Lebensstandards gesetzt. Das hat sich angedeutet, als meine Frau vor 3 Jahren eine Affäre hatte und wir beide mit einem Umzug aus München nach Berlin für eine Rettung der Ehe gekämpft haben. Heute sehe ich das anders und begreife, dass ich gekämpft habe und meine Frau eigentlich schon deutlich länger nicht mehr in mich verliebt war. Im Moment kämpfe ich gerade gegen jedwede Hoffnungsschimmer. Und die Gedanken kommen noch häufig, da ich es rein rational nicht fassen kann. Wir hatten oberflächlig unsere intime Beziehung, eigentlich im letzten Jahr wie noch nie zuvor, wir hatten schöne Momente, waren gut mit den Kindern (wenngleich eine eher klassische Aufteilung) . schon eine Erfahrung, wie blind ich jetzt schon 2x war und es einfach nicht gesehen habe.

Kurzzeitig habe ich versucht neue Partner zu finden, merke aber, dass ich dafür eigentlich gar nicht bereit bin. Ich muss mich jetzt fokussieren und erst einmal eine gute Lösung für die Kinder finden und den Job schaffen. Und gleichzeitig schmerzt das allein sein, es schmerzt sehr. Und doch gehört es jetzt dazu.

Wenn ich an all den administrativen Aufwand denke, wird mir jetzt schon ganz übel. Gerade trenne ich Konten, melde Bankverbindungen um, sortiere Sachen, bereite meinen Auszug vor, trainiere und meditiere und überlege, wie ich das wohl in Zukunft mit meinen 3 tollen Kindern hinbekommen werde. Hoffentlich habe ich die Kraft das zu schaffen. Remo Largos Buch über Kinder in der Scheidung macht mir viel Mut und gibt wichtige Hinweise. Er ist schon echt ein guter. Ab so recht, wie das genaue Modell aussehen wird, weiss ich noch nicht.

Ich denke Euch fürs Lesen und Eure Empathie . liebe Grüße
Sebastian

04.06.2017 23:41 • #1


virtualSoul

P
Hey cloud13 - vielen Dank für Deine wirklich aufbauende Beschreibung. Das macht mir Mut und zeigt mir gleichzeitig auch die wichtige Richtung, dass ich wahrscheinlich auch einfach mehr aus den Situationen der Gemeinsamkeit verabschieden muss - auf jeden Fall mental, physisch wahrscheinlich auch. Bei uns ist die Situation zum Glück nicht von Hass und Streit erfüllt. Wir sind gut miteinander, können viel reden und ich gebe mir mühe nicht unfair oder angreifend zu sein. Ich verstehe für mich, dass sich Menschen und Beziehungen ändern und das es dann manchmal keinen Sinn mehr macht, gemeinsam den Weg zu gehen. Unterbewusst habe ich das für meine Frau schon länger gemerkt, war aber nicht in der Lage es ausreichend anzusprechen. Vielleicht auch als Schutzmechanismus, um die heile Welt zu erhalten. Ich möchte keinen Hass und Groll, das tut mir auf lange Sicht nicht gut und auf jeden Fall den Kindern erst recht nicht. Ich denke durch die Trennung der Wohnungen wird sich vieles sehr stark ändern. Hoffe, dass ich nächste Woche eine bekomme, habe eine aussichtsreiche Besichtigung. Die Wohnung ist ca. 1km entfernt und damit für meine Kinder in Laufnähe. Außerdem kann ich praktisch mit der Autoteilung umgehen. Gleichzeitig muss ich mich dann , was mir hoffentlich mit Deinem Beispiel noch einmal leichter fällt, aus der Einflusszone entfernen. Es ist jetzt einen Monat her, ich habe einige Bücher gelesen, erlebe im neuen Job Abwechslung und bin da teilweise fast den ganzen Tag aus dem Kopfkino. Die Wochenenden sind teilweise sehr schwer. Zum Glück ist Sommer und Sonne, die aufbaut. An die trüben Tage mag ich noch gar nicht denken. Gestern habe ich mir eine Anti-Isolations-Agenda gebaut, um mich selber viel mehr zu verbinden bzw. meinen vielen bestehenden Verbindungen (hauptsächlich eher beruflicher Natur) zu aktivieren und damit in schwierigen Situationen Rückhalt zu erfahren. Ich schreibe meine Gedankengänge und Gefühle in einem Tagebuch ... das tut gut, um es einfach auszuspeichern und vielleicht später zu sehen, wie weit ich dann schon gekommen bin. Wenn ich was wirklich gelernt habe, dann, dass ein fast bedingungsloses Vertrauen in Zukunft wahrscheinlich sehr schwer wird. Das ein Fokus auf materielle Absicherung (auch der Beziehung) ein Weg zum Scheitern ist und es sicher besser ist, viel mehr Fokus auf die Gemeinsamkeit zu legen. Und, dass ich mich selber finden muss, mir wichtig sein muss und mich nicht über die Beziehung definieren darf. Ich kann etwas einbringen und muss gleichzeitig mich erkennen und eben auch allein gut zurecht kommen. Ich hatte in meiner Beziehung einen vermeintlich sicheren Hafen vermutet, nie damit gerechnet, dass diese Flanke wegbricht. Eine Lebenserfahrung!

05.06.2017 05:54 • x 1 #3




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