29

20 Jahre Beziehung vor dem Aus

A
Hallo zusammen,
Ich bin seit langer Zeit verheiratet und habe 2 tolle Kinder im Schulalter. Mein Mann hat mir vor kurzem nach 20 Jahren Beziehung gesagt er kann das nicht mehr (und liebt mich nicht mehr) und möchte sich trennen. Ich war wie vor den Kopf gestoßen weil er nie etwas gesagt hat. Er sagte ich erdrücke ihn mit meiner Eifer- und Kontrollsucht.
Ich habe seitdem eine Therapie angefangen um das zu ändern und komme damit auch voran. Aber seit 3 Monaten ist gefühlt jeder gemeinsame Tag die Hölle für mich. Erst läuft es gut, dann kommt eine kleine Bemerkung, Geste, Nicht-Geste und ich bin wieder ganz unten. Ich habe ein sehr grosses Bedürfnis nach Sicherheit und körperlicher Nähe und bekomme es nur nach Einfordern bzw gar nicht mehr.
Dann war ich vor kurzem ganz weit unten und konnte nicht mehr und bin durchgedreht und habe ihn sehr stark (mental) verletzt.
So möchte ich nicht mehr sein habe ich beschlossen und seitdem geht es wieder etwas bergauf mit meinem Nervenkostüm. Allerdings ist unsere Ehe seitdem noch mehr am Ende als sie es vorher schon war. Vorher waren wir noch intim (und es war besser als je zuvor für uns beide) - nun werde ich nicht mehr angefasst. Trotzdem werde ich gefragt ob ich mit dem Eincremen helfen kann und wir sitzen freundlich nebeneinander auf dem Sofa und gucken fern wenn die Kinder im Bett sind.
Ich kann das so nicht mehr, ich drehe durch. Wenn ich allein bin komme ich halbwegs klar, aber so geht es nicht. Ich kann weder essen noch schlafen noch sonstwas tun ohne ständig in einem Loch zu sein.
Ich habe ihm heute gesagt dass es so nicht weiter geht. Aber es gibt keine kurzfristige Lösung. Und er macht keine Abstriche bei den Kindern. Er will dass alles fair abläuft aber was ist daran schon fair. Ich habe das Gefühl dass mir alles genommen wird, das mir etwas bedeutet. Unter diesen Umständen soll ich fair sein. Ich bin kaum arbeitsfähig und ständig krank geschrieben. Ich muss und musste mir meinen Freundeskreis neu aufbauen, denn seit Corona fällt es mir schwer vor die Tür zu gehen. Die Last mit 2 damals kleinen Kindern im HomeOffice mit Beschulung und Kitaausgleich, dazu gleichzeitig arbeiten und Mann im Schichtsystem der gefühlt nie da ist hat mich kaputt gemacht. Ich habe mich nur für alle aufgeopfert und mich selbst vernachlässigt. Ich muss jetzt mein Leben komplett neu aufbauen - dazu die Trennung. Folgend irgendwann Unterhaltsstreitigkeiten, Scheidung und ich verliere das Haus da es alleine einfach zu teuer für mich ist. Das ist gerade einfach zu viel.
Aber ich denke zuerst muss er ausziehen, dass dieser tägliche emotionale Stress ein Ende hat. Die Kinder bekommen ja leider immer viel mit, egal wie gut man es versteckt. Was denkt ihr dazu?

16.07.2023 19:48 • x 2 #1


MaKu
Zitat von Arabell37:
rotzdem werde ich gefragt ob ich mit dem Eincremen helfen kann und wir sitzen freundlich nebeneinander auf dem Sofa und gucken fern

Hallo Arabell, warum setzt Du dich denn noch zu ihm?

Der vermeintlich überraschend Verlassene und Leidende hofft und analysiert jede Geste, jeden Kommentar, jede Handlung...und leidet weiter.. das ist übel... das geht an die Nerven. Verlasser haben oft ja schon länger innerlich abgeschlossen und können problemlos gemeinsam Zeit verbringen als wär nix.

Ich mach das jetzt seit 1,5 Jahren mit. NF schiebt die Kinder und das Finanzielle vor, rausschmeißen kann ich sie nicht, selber gehe ich auch nicht... Aber ich setze mich nicht mehr dazu. Gehe dem aus dem Weg. 1. Etage ist mein Bereich, sie im EG. In der Küche gibt es manchmal Treffen, die dauern nicht lange.,

Der Mensch, den Du kanntest, den du vermisst, den gibt es nicht mehr. Mit Erinnerungen an Vergangenes quälst Du dich nur selbst. Kopfkino aus. Nach vorne schauen. Was hält das Leben noch für Überraschungen bereit. Das ist nicht leicht. Man muss sich zwingen. Neue Erinnerungen, Erlebnisse, Ereignisse kommen, überlagen, verdrängen mit der Zeit die alten.... so kommt man raus, langsam... oder quält sich weiter. Kopfsache, Entscheidungssache.

Schau nach Dir, deiner Gesundheit, mental und physisch. Mach ihm klar, was du fühlst, denkst und dann tun wirst. Lass ihn vor allem NICHT in der von ihm definierten Komfortzone. Du schaffst das, viel Glück.

16.07.2023 21:16 • x 1 #2


A


20 Jahre Beziehung vor dem Aus

x 3


M
Ich würde die Trennung mit Scheidung, Haus, Unterhalt und allem Drum und Dran erst forcieren, wenn es mir insgesamt mental und psychisch wieder besser geht.
Wie willst Du das alles auf einmal jetzt hinkriegen? -Das wird doch nichts, das ist zu viel!
Aktuell kommt noch die Affenhitze dazu.
Im Herbst kann man sich auch noch gut trennen.

16.07.2023 21:21 • x 1 #3


G
@Arabell37 so wie du es schilderst, ist, in erster Linie, deine psychische Verfassung an der augenblicklichen Situation Schuld. Konroll- und Eifersucht, stark ausgeprägtes Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit und häufige Stimmungsschwankungen (oft durch Nichtigkeiten) mit darauffolgendem Streit inkl. Beleidigungen. Das alles, kann einen Partner auf Dauer zermürben. Ich glaube, das ist mit der Zeit, bei deinem Mann passiert.
Dein Text ist stark Ich-Bezogen (Ich bin so, habe die und die Bedürfnisse, habe dies und das gemacht, habe mich aufgeopfert usw.) Die Bedürfnisse und Probleme deines Mannes hast du nicht wirklich beachtet. Zumindest kommt es so rüber.
Ich würde dir raren, erstmal das Gespräch mit seinem Mann zu suchen und genau erörtern, wo eure Probleme liegen. Im Anschluss daran müsst ihr beide an euch arbeiten, sofern ihr eure Ehe retten wollt. Wenn du die Scheidung/Trennung durchzeihen willst ohne die Probleme aufgearbeitet zu haben, wirst du beim nächsten Mann vor den genau gleuchen Problemen stehen.
Ob für die Aufarbeitung, ein Therapeut hinzugezogen werden sollte, weiss ich nicht. Bin leider nicht davon überzeugt da die Paartherapie seinerzeit, das Ende meiner Ehe bedeutet hat.

16.07.2023 22:38 • x 1 #4


A
Danke für eure Antworten.
Ich werde aktiv und das Klammern lassen. Die ersten Schritte sind getan.
Die Scheidung wird noch nicht angegangen denn die Trennung ist noch nicht ausgesprochen (wird sie aber am Ende der Woche).
Meine psychische Verfassung kommt nicht von ungefähr und ich arbeite daran. Das habe ich letztes Jahr angefangen aber aufgrund vieler Verpflichtungen leider wieder aufgegeben was ich zutiefst bereue. Mit dem Ausspruch des Trennens habe ich wieder angefangen um etwas zu verbessern. Für ihn und vor allem für mich.
Die Extremas kommen erst durch den Trennungssausspruch aber da war es schon vorher.
Aber ich sehe auch schon lange dass sich seine Blicke in eine anderen Richtung bewegen. Je mehr ich es sehe desto schlimmer mein Klammern. Gleichzeitig dachte ich dass es noch nicht so schlimm ist denn er hat all die Jahre nichts gesagt. Seine Bedürfnisse nie klar geäußert und wirklich nie eine persönliche Grenze gezogen. Wenn es zu viel wurde, bin ich explodiert und habe ihm meine gesamten seelischen Probleme an den Kopf geworfen und er hat noch immer nicht geredet.
Es gibt keine gesunde Streitkultur zwischen uns - einer wirft vor der andere schluckt es runter.
Ich kann seine Bedürfnisse nicht wirklich beachten denn er formuliert sie nicht und ich bekomme kein Feedback wenn ich zu weit gehe. Dh ich kann mich nie wirklich darauf einstellen.
Natürlich bin ich Ich-Bezogen. Wie sollte ich auch anders sein mit all dem Schmerz und der Angst wie es weiter geht? Es geht hier um das Wichtigste überhaupt - die Familie und die Ehe. Ich kenne von meiner Familie kein Patchwork - es gab gute und schlechte Zeiten aber man übersteht schlechte Zeiten zusammen indem man miteinander redet und auch mal streitet.

Eine Paartherapie hatten wir angefangen aber wieder aufgehört denn er blockt alles ab. Ich hatte den Eindruck dass sie uns weiterbringt und der Therapeut war ein guter Mediator aber wie gesagt er will nicht mehr mitmachen.

16.07.2023 23:12 • x 1 #5


tlell
Zitat von Arabell37:
Ich kann seine Bedürfnisse nicht wirklich beachten denn er formuliert sie nicht und ich bekomme kein Feedback wenn ich zu weit gehe. Dh ich kann mich nie wirklich darauf einstellen.

An der Stelle möchte ich dir folgendes sagen, jeder Mensch weiss wann er zu weit geht. (Es sei denn er hat eine Kranheit Borderline ect.) Dein gesunder Menschenverstand sagt dir was du tun kannst oder nicht. Du weisst wenn du dummes Schwein sagst, gehst du zu weit. Also auch du weisst wann du zu weit gehst! Mit deinem Partner respektvoll, liebevoll und sorgsam umzugehen muss der nicht fordern. Das ist dein Job!


Zitat von Arabell37:
Seine Bedürfnisse nie klar geäußert und wirklich nie eine persönliche Grenze gezogen.

Doch hat er. Er hat dir gesagt es geht so nicht weiter und er liebt dich nicht mehr. Spät aber eine sehr persönliche Grenze.


Zitat von Arabell37:
Natürlich bin ich Ich-Bezogen. Wie sollte ich auch anders sein mit all dem Schmerz und der Angst wie es weiter geht?

Du warst schon vorher Ich bezogen. Dein Mann macht sicher nicht Schluss mit der Ehe weil du mal kurz eifersüchtig warst und kontrollsüchtig oder? Sowas geht meistens Jahre. Ich weiss nicht wie es bei dir ist, aber die zwei Menschen die ich kenne die so sind, sind auserdem auch noch jähzornig. Sie haben sich nicht im Griff. Hast du dich im Griff?

17.07.2023 02:54 • x 3 #6


Hola15
Hallo @Arabell37

So wie du dich anhörst gehst du auf dem Zahnfleisch. Dich um dich selbst zu kümmern ist kein Ding mit letzter Priorität, sondern Notwendigkeit. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede.
Auch deinen Kindern kann es erst gut gehen wenn es dir selbst gut geht,

Ich würde dir zu einer Kur o.ä. mit oder ohne Kindern, raten. Du hörst dich so an, als wärst du in einem Strudel gefangen. Du solltest mal ein paar Wochen Abstand bekommen, um klarer zu sehen. Im Sturm sieht man nichts mehr.

Inwieweit dein Kontrollbedürfnis auf deine momentane Verfassung zurückzuführen ist, oder ob es insgesamt dein Thema ist, kann ich nicht beurteilen.
Aber klar, wenn es dein Thema ist, solltest du es auch angehen.
Das ist alles kein Luxus, sondern sollte nun erste Priorität haben.

17.07.2023 10:33 • x 2 #7


A
Danke für deine Antwort. Ich halte mich für sehr selbstreflektiert und arbeite hart an mir. Ich nutze Ich Zeiten und baue meinen Freundeskreis weiter auf.
Der Antrag zur Kur liegt vor mir - ich möchte dort schnellstmöglich hin damit ich Abstand gewinnen und mich beruhigen kann. Allerdings habe ich das Problem dass mein Hausarzt keine Lust hat den Antrag auszufüllen und der Neurologe sagt ich solle noch warten. Hoffe es geht bald.
Wütend bin ich tatsächlich nicht - nur traurig und habe Angst. Mein Kontrollb edürfnis kann ich in den Griff bekommen - ich arbeite hart dafür. Mein Mann ist sehr zuverlässig und loyal - ich habe keinem Grund für übermäßige Kontrolle.
Mein seelischer Zustand geht so nicht weiter. Ich hoffe das hört endlich mal auf dass ich nach vorn sehen kann.

17.07.2023 11:01 • x 1 #8


Hola15
Kurzfristig:
Schaffe dir Freiraum, nimm dir Auszeiten. Lasse die Kids mal beim Papa oder hole dir sonstige Unterstützung. Tue dir Gutes!

Fange an wieder zu essen und zu schlafen! Auch wenn du dich zum Essen überwinden musst. Wenn wenig geht, wenigstens was mit hoher Nährstoffdichte, zb. ein Haferflockenmüsli (länger eingeweicht, dann kommt der Darm auch besser mit zurecht) mit Obst, Nüssen und n Schuss Leinöl.
Wenn du nicht schlafen kannst hole dir was aus der Apotheke oder kurzfristig vom Arzt.
Versuche immer wieder bewusst zu atmen. Zum Beispiel nach der 4-7-11 Methode. Das beruhigt das vegetative Nervensystem.
Ertappe dich wenn deine Verlustangst getriggert wird und versuche umzuschalten. Notfalls mit starken körperlichen Reizen. Zb ner kalten Dusche.
Auf mittlerem/leichten „angetriggertem“ Zustand kannst du mal das oder andere bilaterale Sounds mit Kopfhörern probieren:



Und wenn’s wirklich ist suche dir einen Akutplatz in einer Klinik.

Hat sich überschnitten mit deiner Antwort

17.07.2023 11:03 • x 1 #9


Hola15
Zitat von Arabell37:
Allerdings habe ich das Problem dass mein Hausarzt keine Lust hat den Antrag auszufüllen und der Neurologe sagt ich solle noch warten.

Haben sie dir dafür eine Erklärung gegeben?

17.07.2023 11:05 • x 2 #10


A
Der HA sieht keinen Sinn in einer Kur, der Neurologe sagt ich muss erst stabil werden

17.07.2023 11:08 • x 1 #11


Hola15
Zitat von Arabell37:
Der HA sieht keinen Sinn in einer Kur, der Neurologe sagt ich muss erst stabil werden

Pffff. Der Hausarzt sieht’s also zu harmlos und der Neurologe als zu akut?

Ich war mal in ner psychosomatischen Klinik und das Therapie Konzept war eigentlich nur auf Stabilisation ausgerichtet. Ob das bei ner Kur anders ist kann ich nicht beurteilen.
Vllt solltest du dir noch n Termin bei einem Psychiater geben lassen.

17.07.2023 11:15 • x 2 #12


A
Ja, ist leider so.
Ich muss schauen was die Zeit bringt. Ich wechsele jetzt erstmal den HA und erhoffe mir etwas vom neuen HA

17.07.2023 11:17 • x 1 #13


Heffalump
Zitat von Arabell37:
Ich habe mich nur für alle aufgeopfert und mich selbst vernachlässigt. Ich muss jetzt mein Leben komplett neu aufbauen - dazu die Trennung. Folgend irgendwann Unterhaltsstreitigkeiten, Scheidung und ich verliere das Haus da es alleine einfach zu teuer für mich ist

Eines nach dem Anderen.
Such dir einen Anwalt für Familienrecht und lass dich beraten.
Bringt dir viel mehr, als du denkst.
Zitat von Arabell37:
Mit dem Ausspruch des Trennens habe ich wieder angefangen um etwas zu verbessern. Für ihn und vor allem für mich.

Umgekehrt, zuerst für Dich, dann die Kinder und dann ganz hinten, vielleicht für ihn.
Zitat von Arabell37:
einer wirft vor der andere schluckt es runter.
Ich kann seine Bedürfnisse nicht wirklich beachten denn er formuliert sie nicht und ich bekomme kein Feedback wenn ich zu weit gehe. Dh ich kann mich nie wirklich darauf einstellen.
Natürlich bin ich Ich-Bezogen.

Natürlich, wenn er nicht reden kann - bist du verantwortlich?
Den Schuh würde ich mir nicht anziehen (lassen)
Zitat von Arabell37:
Eine Paartherapie hatten wir angefangen aber wieder aufgehört denn er blockt alles ab. Ich hatte den Eindruck dass sie uns weiterbringt und der Therapeut war ein guter Mediator aber wie gesagt er will nicht mehr mitmachen.

Wenn er abblockt, mauert und nicht mitmachen will, bist du nicht der Buhmann für.
Du hast Verlustängste, aber selbst da, glaub ich nicht, das dies schon immer so war.

Wie warst du denn, bevor du ihn getroffen hast? Damals

17.07.2023 11:20 • x 1 #14


LonelyHeart23
Hallo Du, ich bin in einer ähnlichen Situation und habe mir Hilfe bei der Ehe; Familien und Lebensberatung der Caritas geholt. Mir hilft das sehr, sie hat mir gute Ratschläge mit auf den Weg gegeben. Vielleicht wäre das auch was für dich. Die Therapeutin hat sich alles erstmal in Ruhe angehört und einfach nur ein paar Dinge zwischendurch gefragt. Dadurch hatte ich ein Aha Erlebnis und ging sehr gestärkt aus dem Gespräch heraus.

17.07.2023 11:42 • x 2 #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag