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3 1/2 Jahre später Das Vermissen bleibt

L
Vor 3 1/2 Jahren hat sich mein Ex von mir getrennt. Es war eine schreckliche Trennung. Wir waren nur 6 Monate zusammen, aber es war sehr intensiv. Er war meine erste Beziehung seit mein Mann verstorben ist.
Wir hatten eine wunderbare Zeit. Wir haben viel zusammen unternommen, waren im Urlaub und haben uns fast täglich gesehen. Meine Söhne haben ihn sehr geliebt und er sie auch. Jedenfalls hat es sich so angefühlt und er hat es si gesagt.
Wir wollten zusammenziehen, haben uns bereits Häuser angeschaut weil wir geneinsam was kaufen wollten.
Aber ich hatte große Verlustangst und ein enormes Vertrauensproblem. Es gab oft sehr heftige Auseinandersetzungen. Wenn er sich mit Freundinnen alleine traf, wenn er auf Geschäftsreisen war. Ich habe ihn gestalkt, sein fb gehackt, Nachrichten gefunden die mir nicht gefielen. Ich war wirklich krankhaft eifersüchtig und habe mich selbst nicht mehr im Griff gehabt.
Als seine Eltern zu Besuch waren um mich und die Kinder kennenzulernen eskalierte die Situation eines Abends so, dass er mich ins Krankenhaus einweisen ließ. Danach war Schluss. Er hat mich ignoriert und was noch schlimmer war, er hat meinen Sohn (damals 10) ignoriert und seine Nummer blockiert.
Ich habe noch einige wirklich dumme Aktionen gestartet und ihn damit wohl endgültig vertrieben.
2 Monate nach der Trennung habe ich ihn unter falschen Namen angeschrieben und ein date mit ihm vereinbart. Er war sauer als er merkte das ich das war. Trotzdem hat er sich mit mir in ein Cafe gesetzt und wir haben vernünftig miteinander gesprochen. Er sagte dass er mich liebt, es wohl immer tun würde. Aber das Vertrauen sei komplett weg und er könnte nicht mehr.
Danach habe ich mich um mich gekümmert. Ich habe viel Sport gemacht, bin den Halbmarathon gelaufen den wir zusammen laufen wollten. Und habe mich in eine Therapie begeben. Ich habe hart und viel an mir gearbeitet. Letztes Jahr habe ich ihm einen Brief geschrieben. Es kam keine Reaktion. Nur dass er mich überall blockiert hat (whattsapp, telegram, viber).
Fb und Instagram hat er nicht mehr.
Vor einigen Wochen habe ich mich bei twitter angemeldet. Ich habe ihn dort nicht angeschrieben oder sonstiges. Er hat mich nun auch dort blockiert. Und auch das verletzt mich immer noch.
Ich habe in den letzten Jahren zweimal versucht eine neue Beziehung einzugehen. Es war okay, aber es fehlten letzlich immer die Gefühle. Und immer wieder komme ich an den Punkt wo ich mich frage wie es ihm jetzt wohl geht. Ob er manchmal noch an uns denkt.
Ich vermisse seine Stärke und seinen Halt. Ich wünschte ich könnte ihm zeigen dass ich mich verändert habe, das ich nicht mehr krank bin.
Ich bin zufrieden mit meinem Leben. Ich habe zwei wunderbare gesunde Kinder, einen guten Job und liebe Freunde. Aber immer bleibt diese Leere in mir die dieser Mann hinterlässt.
Ja, ich wünsche ihm dass er glücklich ist. Aber ich glaube so fest daran, dass er mein Seelenpartner ist.
Ist es Irrsinn zu glauben dass er mich noch lieben könnte?
Ich habe Angst wieder verrückt zu werden. Aber im Grunde fühle ich mich mittlerweile sehr gestärkt und gefestigt.
Aber ist es normal nach so langer Zeit noch immer von ihm zu träumen?
Ich habe mich gut um mich und mein Leben gekümmert, aber es scheint nicht zu helfen. Ich sehe ihn nie, habe nie Kontakt zu ihm. Und trotzdem lässt er mich niemals los.
Ich würde so gerne darüber sprechen, habe aber den Eindruck, dass niemand es versteht. Und ich möchte auch niemandem zur Last fallen.
Kennt jemand dieses Gefühl?

26.05.2020 18:29 • x 1 #1


C
Liebe Laura, ich fühle mit dir. Es klingt ganz traurig, was du so schreibst. Tatsächlich glaube ich, dass du diesen Mann abhaken musst. Ihr ward so kurz zusammen und es war einfach zuviel für ihn. Dennoch wirst du damals bereits ein Bauchgefühl entwickelt haben, hast unerlaubterweise aber doch Nachrichten gefunden, die dir nicht gefielen. Wer weiß, wie es dir weiterhin gegangen wäre? Auch wenn es schwer fällt, lass es einfach, er blockierte dich und hat Angst, auf irgendeine Art und Weise, vor dir. Sei dir selbst mehr wert und versuche nach vorne zu blicken.

26.05.2020 18:51 • #2


A


3 1/2 Jahre später Das Vermissen bleibt

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E
Zitat von Laura13:
eskalierte die Situation eines Abends so, dass er mich ins Krankenhaus einweisen ließ.

Wie lange musstest Du dort bleiben? Was sind Deine Symptome? Gibt es eine Diagnostik? Ich frage das deshalb so genau, weil Du sagst, Du seist 'wieder gesund' - d.h. Du warst vorher krank.
Ich denke auch, dass Du ihn loslassen musst. Er war in einer sehr intensiven Zeit mit Dir zusammen und das vergisst man schwer. Du schreibst, dass Du ihn gerne als 'Stütze' hättest - das lässt mich aufhorchen. Hast Du weiter eine therapeutische Begleitung, die Dich stabilisiert?

26.05.2020 19:07 • #3


B
Zitat von Laura13:
Und trotzdem lässt er mich niemals los.


Das Problem ist eher,dass du ihn nicht loslassen willst.
So schmerzhaft es für dich ist, aber sein Verhalten, nicht mehr zu reagieren, würde man jedem Menschen raten,der gestalkt wurde.

Zitat von Laura13:
Ist es Irrsinn zu glauben dass er mich noch lieben könnte?


Es ist eher eine Hoffnung, an der du dich festhälst.

Ich hoffe du hast therapeutische Unterstützung

26.05.2020 19:19 • #4


L
Ich habe nach wie vor therapeutische Unterstützung. Allerdings nicht mehr so intensiv. Denn es geht mir im Großen und Ganzen gut. Damals kam ich ja gar nicht mehr zurecht. Habe nichts mehr gegessen, mich selbst verletzt.
Ich war nur diese Nacht bzw Abend im Krankenhaus. Er hat damals aus seiner Not heraus Polizei und Krankenwagen gerufen. Aber ich habe mich dann direkt wieder selbst entlassen.
Ich hatte eine mittelschwere Depression.
Mein Mann ist damals an Lungenkrebs gestorben. Als er die Diagnose bekommen hat hatte ich grade erfahren wieder schwanger zu sein. Die Diagnose kam wie aus dem nichts und riss mir den Boden unter den Füßen weg. Im Verlauf der Krankheit hat er mich auch verlassen und ist zu seinen Eltern gezogen, die mich in dieser Zeit sehr verachtet haben. Es war für alle sehr schwer. Ich habe mich mit seinen Eltern aber ausgesprochen und wir haben ein gutes Verhältnis. Er kam erst zu uns zurück als unser zweiter Sohn zur Welt kam. Es war einfach vieles in mir verschlossen. Viele Ängste. Und ich arbeite nach wie vor daran. Aber bin schon sehr viel weiter gekommen. Und dafür bin ich ihm dankbar. Ohne ihn wäre ich diesen Schritt nicht gegangen. Ich habe nach dem Tod meines Mannes einfach nur funktioniert.

26.05.2020 19:28 • #5


B
Du hast eine schlimme Zeit durchgemacht und es tut mir sehr leid für dich.Es ist gut,dass du wieder auf den Beinen bist.
Was wird denn dazu gesagt, wenn du in der Therapie über die Situation mit dem Ex sprichst?

26.05.2020 19:38 • #6


L
Als es damals so akut war habe ich in ser Therapie viel über die Zeit gesprochen. Der Fokus wurde aber immer auf mich gelegt. Mein Mantra war ich habe Zeit. Und dann ging alles ja viel weiter zurück und wurde bearbeitet. Denn letzlich war das was mit meinem Ex passiert ist eine Folge aus diesen ganzen eingeschlossenen Dingen.
Ich hatte auch einige Probleme im Job, da ich mich nicht abgrenzen konnte und von Kollegen ausgenutzt wurde. Mittlerweile habe ich eine andere Stelle und es läuft alles wieder gut. Ich bin wirklich zufrieden. Und in dieser Zeit kommt das dann alles wieder hoch. Das fing so vor einem Jahr an schleichend immer mehr zu werden. Und das die Jungs auch noch hin und wieder von ihm sprechen macht es nicht einfacher.

26.05.2020 19:48 • #7


Gorch_Fock
Laura, Dein Stalking ist - auch bei der Vorgeschichte - absolut übergriffig. Ich kann ihn da schon verstehen. Auch die Nummer mit dem Date ist grenzwertig und schon krass, da Du ihn ja in der Kennenlernphase komplett belogen haben musst. So kann keine Beziehung funktionieren.

26.05.2020 22:20 • #8


L
Ich habe ihn in der Kennenlernphase nicht belogen.
Wir lernten uns ganz normal kennen. Erst etwas geschrieben, dann ein lockeres Date. Und dann haben wir uns eben verliebt. Er hat anfangs etwas geflunkert, was ja leider dann bei mir diese extreme Unsicherheit ausgelöst hat. Was dann dazu führte das ich in seinem fb suchte und ihn eben dort stalkte. Es ist ja nicht so dass ich ihn tatsächlich verfolgt habe oder beschatettet habe.
Das ich dann sein fb gehackt habe war absolut nicht in Ordnung. Darüber haben wir auch viel gesprochen und das geklärt.
Das Date unter falschem Namen war ja zwei Monate nach der Trennung. Dass das nicht der richtige Weg war ist mir durchaus bewusst mittlerweile. Ich war in der Zeit der Trennung damals wie in einem Wahn und wollte ihn um jeden Preis nochmal sehen und sprechen. Deshalb tat ich das. Letzlich konnte ich danach ruhiger werden und hatte die Kraft mir Hilfe zu suchen.
Ich habe keinen Kontak mehr zu ihm und suche den Kontakt auch nicht. Ich weiß dass er das nicht möchte und das respektiere ich auch. Das habe ich früher nicht gekonnt, das stimmt. Aber in der Kennenlernphase belogen habe ich ihn nicht, warum hätte ich das auch machen sollen?

27.05.2020 06:25 • #9


I
Zitat von Laura13:
Ich habe ihn gestalkt, sein fb gehackt, Nachrichten gefunden die mir nicht gefielen. Ich war wirklich krankhaft eifersüchtig und habe mich selbst nicht mehr im Griff gehabt.

Zitat von Laura13:
Aber das Vertrauen sei komplett weg und er könnte nicht mehr.

Zitat von Laura13:
Ich wünschte ich könnte ihm zeigen dass ich mich verändert habe, das ich nicht mehr krank bin.

Er hat dir ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass er dir nicht mehr vertrauen kann und keine Beziehung mehr mit dir will. Nach all deinen Aktionen ist das verständlich.

Was macht dich denn so sicher, dass du dich nicht wieder genauso verhalten würdest, wenn du wieder in die gleichen Situationen gerätst?

27.05.2020 06:53 • x 1 #10


L
Ich habe gelernt mich selbst zu lieben und als wertvoll zu betrachten. Ich bin natürlich nach wie vor ein sehr impulsiver Mensch. Aber ich bin auch reflektierter geworden. Ich spüre noch immer in einigen Situationen diesen Druck auf der Brust, diese Hilflosigkeit. Aber ich weiß jetzt wann dieses Gefühl auftritt und auch wie ich mich erstmal beruhigen kann.
Ich habe ja jetzt schon einige Zeit intensiv daran gearbeitet und es gab auch immer mal wieder Situationen in denen ich früher entweder komplett auf Rückzug oder eben in den Angriff gegangen wäre.
Ich weiß das ich heute anders reagiere und mit Problemen anders umgehen. Ich fühle das und auch Menschen die mir nahe stehen haben eine Veränderung an mir wahrgenommen.

27.05.2020 13:46 • x 1 #11


B
Du solltest dir vielleicht ein Ritual überlegen, um ihn loszulassen.
So,wie es gelaufen ist,ist der Boden zu verbrannt,da könnte nichts mehr wachsen. Du warst in einer Ausnahmesituation,es war deshalb einfach zuviel,was er da abbekommen hat.
Du hast seitdem viel an dir gearbeitet, hast du dir dein Verhalten damals verzeihen können?

27.05.2020 14:02 • #12


DieSeherin
Zitat von Laura13:
Ich habe Angst wieder verrückt zu werden.


puh, nach allem, was du durchlebt hast, fände ich es eher seltsam, wenn bei dir nicht noch einiges ver-rückt wäre

gut, dass du immer noch therapeutusch begleitet wirst, denn ich glaube, dass man den tod deines mannes und deine tiefe verlustangst nicht trennen kann und die ganzen vertrauensproblem noch längst nicht gelöst sind.

einen wirklichen rat kann ich dir nicht geben, weil ich das anmaßend gegenüber den profis empfinden würde, die dich gerade begleiten, aber ich kann dich nur darin bestärken, deinen fokus vollkommen auf dich und deine kinder zu richten, die therapie vielleicht noch ein wneig zu intensivieren und vielleicht schaffst du es dann irgendwann einmal an deinen verstorbenen mann und deine ex mit liebevoller melancholie zu denken

27.05.2020 14:30 • #13


L
Vielen Dank für diese Worte.
Ich wünsche mir auch, dass ich mit Dankbarkeit an die Zeit zurück denken kann. Es ist schon in einem gewissen Maß so. Denn all das war nötig damit ich einen Weg daraus und zu mir selbst überhaupt sehen konnte.
Ein Ritual zum loslassen finde ich eine sehr schöne Idee. Wie könnte so etwas wohl aussehen? Ich werde darüber nachdenken müssen.
Ich glaube das Verzeihen ist ein sehr großes Problem von mir. Mir selbst zu verzeihen fällt mir unheimlich schwer.
Ich danke euch sehr für eure Antworten.

27.05.2020 15:04 • x 1 #14


Elbstrand
Zitat von Laura13:
Mir selbst zu verzeihen fällt mir unheimlich schwer.


Auch ich möchte keinesfalls den Rat deiner Therapeuten ersetzen, aber diesbezüglich will ich dir zumindest das Buch Selbstmitgefühl von Kristin Neff ans Herz legen.

27.05.2020 15:16 • #15


A


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