Kaum zu glauben, dass es jetzt fast ein Jahr gedauert hat bis diese Geschichte ihr unerwartetes, aber auf seltsame Art und Weise wirklich schönes Ende bzw. einen Neuanfang gefunden hat. Ich schliesse Dinge gerne ab und deshalb mache ich das auch hier.
Wir hatten letzten Herbst sehr intensiven Kontakt und haben uns, so absurd es klingen mag, per Textnachrichten richtig gut kennengelernt. Durch die räumliche Distanz ging es irgendwie ohne allzu heftige Gefühlsdowns. Und ich hab immer mehr gemerkt, dass in diesem Menschen etwas steckt, das mich einfach nur berührt. Im Winter war ich arbeitsbedingt mit ihm auf Tour, während der die Gefühle natürlich wieder aufs Neue hochgekocht sind. Passiert ist neben den ewig langen Blicken nie etwas. Ich hab ihn danach um Abstand gebeten, weil es mich fast zerrissen hätte. Daran hat er sich gehalten, bis März haben wir uns nicht mehr gehört. Danach auf sachlicher, beruflicher Ebene.
Im April/Mai ging es mit der Tour weiter und da gab es einen Abend, an dem wir sehr intensiv Zeit miteinander verbringen konnten. Es kam zu Berührungen, wir waren uns sehr nah. Beim Abschied meinte er, dass es ihm noch nie so schwer gefallen sei, jemanden nicht zu küssen.
Seither ging es mir, vorsichtig formuliert, schlecht. Ich hab langsam aber sicher daran gezweifelt, dass meine Gefühle für ihn jemals verblassen. Schliesslich konnte ich mich seitdem ich ihn kenne auf nichts anderes mehr ernsthaft einlassen.
Letzten Freitag haben wir uns für eine gemeinsame Aktion wieder gesehen. Wir haben danach noch 2 Stunden allein verbracht und uns endlich richtig ausgesprochen. Ich hab ihm lückenlos alles erzählt, was in mir vorgegangen ist und noch immer vorgeht. Er erwidert meine Gefühle und verrückterweise habe ich mich in jedem seiner Worte wiedererkannt: dass er nach jedem Treffen völlig von der Rolle ist, dass er immer wieder versucht, in die Spur zu kommen, dann wieder an mich denken muss und alles von vorne beginnt, dass er auch in 10 Jahren noch an mich denken wird.
Dennoch: Er möchte mit seiner Freundin zusammenbleiben, weil er sie aufrichtig liebt. Weshalb er trotzdem diese Gefühle für mich hat, kann er sich nicht erklären und ich weiss, dass es ihn verrückt macht, er hat offenbar auch ganz schön was mitgemacht in den letzten Wochen.
Wir haben das Gespräch Hand in Hand, Stirn an Stirn geführt und dabei beide fast geweint. Ich wusste in diesem Moment, dass ich ihn loslassen muss und hab mir auch nichts mehr gewünscht als das endlich zu können. Dann, beim Abschied vor der Hotelzimmertür hat er mich geküsst. Das Wochenende war dementsprechend emotional, ich hab praktisch durchgehend geheult (und das an einem Openair - fantastisches Timing).
Heute hat er mir eine lange Mail geschrieben und sich nochmals erklärt. Ich hab in seinen Worten erneut erkannt, dass seine Zuneigung echt ist und dass er komplett überfordert damit ist, was er fühlt. Ich hab ihm geantwortet, dass er mir zu viel bedeutet als dass ich es ertragen könnte, dass seine Beziehung zerbricht und er jemanden verliert, den er so liebt. Und dass ich, gerade weil unsere Gefühle füreinander so stark sind, weiss, dass wir es hinkriegen werden, unsere Verbindung zu bewahren und in etwas sehr Schönes zu verwandeln.
Er meinte daraufhin, dass er unglaublich froh darüber ist, dass wir beide das zwischen uns als so besonders empfinden. Er wäre immer für mich da.
Wir werden uns immer nahe sein und ich glaube, er ist einer der Menschen, die sehr lange Teil meines Lebens sind. Wir vertrauen einander und teilen diese undefinierbare Seelenverwandtschaft, die man nur ganz selten findet.
Ich verstehe selbst noch nicht ganz weshalb, aber ich bin unfassbar glücklich darüber, diesen Menschen in meinem Leben zu wissen und spüre, dass diese Verbindung noch viel schöner ist als alles, was sonst hätte sein können. Dass wir kein Paar sind und uns physisch fern bleiben, ist plötzlich kein Grund mehr traurig zu sein. Die Sehnsucht nach ihm hat sich verflüchtigt, weil ich jetzt weiss, dass er als Mensch da sein wird, wenn ich ihn brauche.
Kurz gesagt: Es stimmt, dass Liebe sehr viele Formen annehmen kann. Und wenn zwei Menschen auf die eine oder andere Art zusammengehören, dann finden sie den richtigen Weg - solange sie sich selbst gegenüber aufrichtig eingestehen, was sie fühlen. Liebe (und damit meine ich nicht einfach nur körperliche Anziehung, sondern diese ganz einzigartige zwischenmenschliche Magie) lässt sich nicht abschliessend definieren. Wenn man sie trotzdem zulässt und akzeptiert, dass sie einen in unvorhersehbare Richtungen führen kann, ist das unfassbar befreiend.
Ich freue mich unbändig darauf, diesen Weg mit ihm zu gehen und fühle mich endlich wieder aus ganzem Herzen dazu bereit, jemand Neues kennenzulernen und mich wieder so richtig, ohne Wehmut, Bedauern und Zweifel verlieben zu können.
02.07.2018 23:49 •
x 2 #33