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Affäre mit Bindungsangst und abruptem Gefühlstod nach ü

J
Sorry, ich kann meinen Beitrag nicht mehr ändern, ich würde gestört.

@Junimond
Du hast eine andere Sicht auf die Dinge, die sich für mich kaum bis gar nicht mit den Schilderungen und Erlebnissen des TE decken.
Einige halte ich für anmaßend bis gefährlich.
Stimmt, früher gab es all den technischen Schnickschnack nicht. Aber da dieser jetzt da ist, muss man damit umgehen. Genauso wenig gab es Therapeuten.
Ich habe allein in meiner Familie zwei Suizide aus dieser guten, alten Zeit. Btw, ich vermute ganz stark, dass sich PKV und GKV nicht die gleichen Therapeuten teilen. Einige nehmen mittlerweile nur privat Versicherte und ich vermute hier auch mal wieder ganz stark, dass der TE zu selbigen gehört. Hier nimmt also niemand wem anderen einen Therapieplatz weg. Bei Symptomen soll man zum Arzt.

Natürlich ist die Geschichte nicht abgeschlossen. Sie hat ja noch die Schlüssel.

Hoffnung? Auf was soll der TE hoffen? Wir leben nicht in einem Film und alles war nur ein riesengroßes Missverständnis und alles stellt sich auf einmal ganz anders dar. Leider.

14.06.2022 08:41 • x 3 #556


R
Moin @Pilot66
Zitat von Pilot66:
Das darf nicht sein, dass irgendein Mensch über mich (eine solche) Macht hat und schon gar nicht sie, die mich dermaßen schlecht behandelt hat.

Zitat von Pilot66:
Ich muss meine Verstandesebene wieder über meine Emotionalebene bekommen, irgendwie, egal, aber möglichst schnell und effektiv

Du willst die Natur überlisten, weil du den Trennungsschmerz nicht aushalten willst. Und schon gar nicht wegen 'ihr', die dich belogen und verar... hat.
Aber das wird dir nicht gelingen.
Die Verstandesebe über die Emotionalebene bringen ... das mag im Cockpit funktionieren und auch dringend nötig sein aber auch ďort nur stundenweise.

Ich weiß nicht ob du je im Cockpit eine wirklich brenzlige Situation hattest? Falls ja, wirst du sie wahrscheinlich auf Rationalebene mit Bravour gemeistert haben. Aber wenn der Vogel sicher am Boden steht und alle Checklisten abgearbeitet sind? Dann kommt das große Flattern ....

Du sieht, Emotionen haben ihre Berechtigung und lassen sich nicht dauerhaft ausblenden.
Auch nicht der Trennungsschmerz. Wenn dem so wäre bräuchten wir nur die Erste Hilfe Liebeskummertips aus diesem Forum und alles wäre gut...

Zitat von Pilot66:
wir haben viele gemeinsame Zukunftspläne gemacht. Es ist nicht nur so affärenmäßig,

Ihr seid sehr weit gegangen, beide (insbesondere sie) Meister des Ausblendens der Realität und Meister des Vertrauens (insbesondere du) , in der Zukunft würde sich das schon alles zurechtlaufen.

Ihr führtet eine Parallelbeziehung.
Dennoch war es eine Affäre.
Zweigleisig fahren kann man eben immer nur so lange, wie beide Gleise parallel laufen.
Je länger sie das tun, desto schmerzhafter wird wird das Erwachen wenn sie es nicht mehr tun ...

Zitat von Pilot66:
ich werde in diesem Leben ALLES für Dich tun, Kleines, aber eins werde ich nicht tun, nämlich mich VERARSCHEN lassen.

Natürlich tut es sehr weh und kratzt ungemein am Ego wenn mann erkennt, dass sie gerade das getan hat.

Und nicht nur bei dir.
Sie selbst hat es auch gemerkt, daher der aggressive Ton wenn du es angesprochen hast. Sich eingestehen müssen dem Partner genau das anzutun was der am meisten fürchtet schafft kein Wohlbehagen.

Zitat von Pilot66:
Und es gefiel ihr immer besonders, wenn ich die mit Kleines ansprach, obwohl mir persönlich meine kleine Großartige viel besser gefiel.

Bestätigt meinen Verdacht:
Beruflich und äußerlich eine coole Frau, im Inneren ein kleines ängstliches Mädchen ... das feste Wurzeln und Schutz braucht.
Daher funktionierte euer Konstrukt nur durch die feste Verankerung zu ihrem Ehemann (=Vaterfigur).

Zitat von Pilot66:
Aber ich muss wieder meine Emotional- und Sachebene von einander verlässlich abgrenzen können, ich muss meine Muster verstehen

Das hast du doch schon lange.
Sei nicht so ungeduldig mit dir, du bist ein Mensch und keine Maschine.

Zitat von Pilot66:
Außetdem kann es ja wohl nicht normal sein, dass ich mit einer H2O2-gefärbten Dame Tänze und sehe 'meine' Auberginen-Lady.

Glaube mir, das ist absolut normal.

Zitat von Pilot66:
Und, ja, ich bilde mir ein mehr als nur Liebeskummer zu haben. Mein Lebenstraum würde zerstört. Und ich fühle mich auf den Boden geschmettert.

Du hast eben besonders heftigen Liebeskummer, nach der Länge der Zeit und der Intensität der Gefühle ist auch das vollkommen normal.
Gib dir mindestens ein Jahr ...

Zitat von Pilot66:
Ich habe mich mein ganzes Leben lang darauf in allen möglichen täglichen Situation trainiert - besonders im Flieger - mich zu befähigen meine Emotionalebene meiner Verstandes-Ebene unterzuordnen (Human Factors).

Das Leben ist aber kein Flieger, deine Analogien mit dem Cockpit passen nur bedingt.
Liebeskummer braucht Zeit und tut weh.

Du denkst viel nach, das ist auch gut.
Aber alles zu zerhirnen ist zuviel und bringt dich nicht schneller weiter, leider.
Du bist ein sehr leidenschaftlicher Mensch (mein Eindruck), alles was du tust und fühlst machst du mit großer Intensität und viel Herzblut.
Daher fühlt sich auch dein Kummer entsprechend an.
Wer hoch fliegt fällt tief...

Dennoch musst du, wie alle hier, durch das tiefe Tal der Tränen um das kein Weg herum führt...

14.06.2022 09:17 • x 4 #557


A


Affäre mit Bindungsangst und abruptem Gefühlstod nach ü

x 3


P
Zitat von Lumba:
Gäbe er zu, an was er da willentlich festgehalten hat, käme der totale Zusammenbruch. Das ist Schutz,

Nein, dieser Mann wird nicht zusammenbrechen, sondern irgendwann wieder aufrecht und stolz gehen!

14.06.2022 09:17 • #558


P
Zitat von Wirdschon:
Aus Scham, es das erste mal im Leben nicht alleine zu schaffen, auf dem Schuldgefühl heraus, jemanden, der wirklich Probleme hat, den Platz wegzunehmen, etc.

Irgendwann tat ich es trotzdem und auch wenn ich da nicht oft war, hat die Therapeutin mir mein Lachen wieder gebracht und mir den benötigten Schubs gegeben aus dem Geisterbahnkopfkinokarussel.

Genau so betrachte ich das eigentlich auch!

14.06.2022 09:20 • #559


P
Zitat von JuniMond70:
Doch! Habe Hoffnung.

Mir geht es hier gar nicht um Hoffnung, sondern vielmehr um 'Wahrscheinlichkeit.

Ehrlich gesagt, ich kann mir weder das Eine, noch das Andere überhaupt realistisch vorstellen. Das Eine wäre ein Return ihrerseits, das Andere, dass es so bleibt, wie es jetzt ist.

Und dann gibt es da ja auch noch eine weitere Komponente, nämlich, dass ich es auch überhaupt wollen müsste, dass 'unsere eigentlich gute Sache' weiter geht.

Und ehrlich gesagt, sind die Lügen nicht ohne weiteres für mich verzeihbar. Und den Affären-Status könnte und wollte ich auch nicht weiter aufrecht erhalten.

Aber auch von ihrer Seite aus müsste sich viel ändern, was ich mir nicht vorstellen kann. Das, was ihr am meisten bei einer Veränderung der Lebensumstände zu schaffen machte, war der geographische Wechsel. Ich hatte das stets als Heimatverlustangst bezeichnet. Dies machte ihr richtig etwas aus! Ihr soziales Umfeld mitsamt animalischer Logistikleistung und auch ihrer Mutter in der Nähe. Dies aufzugeben war ihre Haupthürde für sie. Ihren Ehemann aufzugeben war dann die zweite Baustelle gewesen. Obwohl sie für den auch schon einen Plan hatte: Er bekäme jeden Monat 1.000 Euro und könne 5 Jahre im gemeinsamen Haus wohnen bleiben und nach 5 Jahren würde eine Neubewertung der Lebensumstände stattfinden. So war ihre selbstbewusste Haltung seinerzeit gewesen.

Aber dann kam ja noch ein Problem, ihre Haupthürde hinzu: Den Verlust des Zugriffs auf ihre emotionale Ebene. Stefanie Stahl sagt, dass dies ein absolut typisches Phänomen bei Bindungsphobikern wäre, dass sie, wenn eine Beziehung zu eng wird, wenn es darum geht Erwartungen erfüllen zu müssen (Ich bin es leid, dauernd Deine und T.s Erwartungen erfüllen zu müssen!) und Verbindlichkeiten (z. B. Umzug) einzugehen sowie Entscheidungen (z. B. Trennung) zu treffen der Bindungsphobiker den Kontakt zu seiner eigenen Emotionalebene verliert.

Und exakt so war es ja bei uns auch gewesen. Und als Ostern der erste OFF-Cut (Beziehungspause) kam, sagte sie, sie brauche dies, um für sich festzustellen, ob sie mich noch vermissen könne. Die Beziehungspause war dann allerdings nur so eine halbherzige Sache gewesen. Wir trafen uns trotzdem, aber nicht mehr so oft. Und als wir dann in Mannheim zusammen im Mai arbeiteten und ich sie bei ihrem Auftraggeber zusammen mit einem Kollegen besuchte küsste sie mich vor Gott und der Welt auf den Mund. Irgendwann kam sie auch einmal zu meinem Auftraggeber, sogar zwei Mal, und tat dort das Gleiche.

Mir hatte dies gefallen, war dies doch in meinen Augen ein Zeichen für mehr Verbindlichkeit darstellte, dass sie auch in der Öffentlichkeit zu unserer Liebe steht. Denn dies hatte ich dieses Jahr EXTREM angemahnt gehabt, nachdem sie sagte, dass meine Wahrnehmung das fünfte Rad am Wagen zu sein nicht zutreffend wäre. Im Nachhinein denke ich allerdings, dass diese Zärtlichkeitsbekundung eher dem Erfüllen einer Erwartungshaltung meinerseits womöglich diente.

Als sie das letzte Mal bei mir war, hatten wir wirklich gute Gespräche geführt. Sie sagte, dass die zunehmenden Verbindlichkeiten zwischen uns bei ihr manchmal Panikattacken (= typisches Stahl-Symptom!) freisetzen würden und dass sie das Gefühl habe, ich würde sie ganz haben wollen, was bei ihr ein Gefühl von Vereinnahmung (= typisches Stahl-Symptom!) auslösen würde. Aber auch so vieles andere sind typische Stahl-Symptome für Bindungsphobiker, nicht nur das Flüchten in Affären, nicht nur das Eingehen von Fernbeziehungen, nicht nur der Zick-Zack-Kurs zwischen Nahe und Distanz, nicht nur das Flüchten in zeitintensive Hobbies (ihre Tiere), nicht nur das Arbeiten in Selbständigkeit, nicht nur die zunehmenden einseitigen Machtverhältnisse, wo der Bindungsängstliche das Pensum aus Nähe und Distanz zu bestimmen versucht, nicht nur das abrupte Beenden einer Beziehung genau dann, wenn es am schönsten war und, und, und.

Wenn sie zurückkame könnte ich die alte A. aber gar nicht mehr annehmen. Denn die war ja ein 'Lügen-Mädchen' gewesen. Und jenes 'Lügen-Mädchen' könnte ich nicht mehr akzeptieren. Und eine geläuterte A. wird es wohl auch nicht in Kürze geben. Eine reflektierte A., nach Absolvierung einer Therapie mit Einsicht eigener Fehler, mit wieder entdeckter Liebesfähigkeit, mit der Konsequenz sich von ihrem Mann unabhängig von uns beiden zu trennen wäre da wohl schon etwas anderes. Aber wie lange würde so etwas wohl dauern? Sicherlich ein bis zwei Jahre. Und ob sie die Kraft hat ihre ihr Schutz und Halt gebenden Lebensverhältnisse (= animalische Grundversorgung mitsamt der dafür notwendigen Logistikleistung) abzuändern wage ich nach dem, was ich die letzten Jahre gesehen habe, zu bezweifeln.

Insofern möchte ich innerlich nicht auf sie warten, obwohl ich sie unsagbar vermisse. Und dieses Vermissen ist von meiner Seite aus keine 'Eier-Angelegenheit', sondern eine Herzensangelegenheit, welche meine Seele aufs Extremste tangiert.

Also werde ich mich auf ein Leben ohne sie zu konzentrieren versuchen. Denn das, was ich nicht mehr brauche, ist die alte A. Eine neue A. würde ich wahrscheinlich zurücknehmen, eine geläuterte, eine, die sich für ihre Lügenbereitschaft aufrichtig entschuldigen könnte.

Und auch das geographische Dilemma wäre ja lösbar, wenn man es wirklich wollte. Irgendeine Lösung würde sich schon realisieren lassen.

Ich darf aber während all dem, was jetzt kommt, mein Leben nicht vergessen. Ich sollte versuchen innerlich wieder gelassener zu werden, was Zukunftswünsche anbelangt.

Nein, ich möchte NICHT auf sie warten. Und sie wird auch insgeheim selber ganz genau wissen, dass sie nicht einfach so ohne eine Verhaltensänderung ihrerseits zurückkommen könnte.

Ihre seelische Hauptstütze sind ihre Tiere, die halten ihre Seele im Gleichgewicht. Und dies bedeutet für sie Ablenkung, Beschäftigung, das Empfinden von Liebesgefühlen, das Annehmen von Liebe.

Und nun wird sie sich auch damit auseinander zu setzen haben, ob sie für den Rest ihrer Tage sich mit jenem Kompromiss-Status-Quo zufrieden geben möchte oder ob sie echte menschliche Prioritäten setzen möchte. Denn als wir uns kennenlernten sagte sie ja, dass das für sie nicht alles eines Tages im Leben gewesen sein sollte, nämlich mit einem Mann zusammengelebt haben, den sie nicht liebt und Tiere gehabt zu haben, die irgendwann gestorben sein werden.

Und dann kreuzten sich unsere Wege. Und ich kann schon sagen, dass ich ihr mit extremem Verständnis entgegen gekommen bin. In gewisser Weise habe ich ihr auch die Welt zu Füßen gelegt, ohne dabei als Weichei aufgetreten zu sein. Ich habe immer gesagt, wenn mir etwas nicht passt und wenn dies berechtigt war. Wir haben darüber diskutiert und es, was auch immer, dann fair gelöst. Außer dieses Jahr, da wollte sie zunehmend keine Lösungen mehr, die sich erst einmal an Sinn und Verstand anlehnen. Denn ihre Seele fühlte sich dieses Jahr zunehmend gestresster. Ich hatte ein mögliches Zeitfenster genannt (bis Ende Juni Trennung vom Ehemann), ich hatte ihr ihre eigenen Widersprüchlichkeiten vor Augen geführt, ich hatte sie auf ihre Lügen angesprochen.

Und all dies hat, wie ich glaube, dermaßen auf ihren Organismus eingewirkt, dass zum einen die psychosomatisch bedingten Ohrenschmerzen aufkamen, zum anderen der Verlust zur emotionalen Ebene.

Heute in einem Monat soll(te) ja die Therapie für sie bei einer Bindungsangstexpertin, die nach Stahl-Methode arbeitet (davon gibt es übrigens nur ganz wenige in der Republik) beginnen und wir wollten dies als Paar-Therapie aufziehen, da sie ja sagte Ich will für uns als partnerschaftliches Paar ein Happy End. Nun, nachdem sie mich aus ihrem Leben hinausgeworfen hat, kann die die Therapie jetzt entweder ausfallen lassen oder auch alleine wahrnehmen.

Ja, und dies ist der Status Quo meines aktuellen Dilemmas. Ich denke, in der Therapie hätte man wieder zusammen finden können. Und jeder vernünftige Therapeut würde bei einer Dreiecksbeziehung wohl erst einmal dazu auffordern 'zu Hause' für klare Verhältnisse zu sorgen, sprich Trennung von dem Part, den frau vorgibt nicht mehr zu lieben. Falls sie jetzt tatsächlich auch solo zur Therapie gehen sollte, was will sie dann vorbringen: Hallo, ich glaube, ich leide unter Bindungsangst. Helfen sie mir bitte schnell einmal. wird wohl nicht tatsächlich funktionieren. Ich denke, als paar-therapeutische Sitzungen hatte man da jede Menge konstruktiven Output generieren können. Aber jetzt? Jetzt ist der Status Quo auch nichts anderes als Hätte, hätte, Fahrradkette.

Ja, und so werde ich versuchen meinen Alltag zu gestalten - ohne sie. Und so werde ich versuchen mein Leben auf die Reihe zu kriegen - ohne sie. Und so werde ich versuchen wieder zu lachen - ohne sie. Und so werde ich wieder versuchen glücklich zu werden - ohne sie.

Wir sagten einmal, dass der Umstand, dass sich unsere Lebenswege gekreuzt haben, vergleichbar mit der sogenannten Nadel im Heuhaufen ist. Und nun wurde jede Nadel einfach für 'unwürdig' und überflüssig deklariert.

Und so frage ich mich, was manche Menschen eigentlich vom Leben erwarten?!? Wenn ich an meinen 'Ex-Liebkingsmenschen' in diesem Zusammenhang z. B. denke, lebt sie ja permanent mit irgend einer für sie nicht weiter erklärbaren diffusen Angst, wie sie es selbst nennt, welche evtl. bis wahrscheinlich eine Bindungs- (Angst, dass 'unsere eigentlich gute Sache zu eng und verbindlich werden könnte) und Verlustangst ist (Angst vor Heimatverlust, Angst ihre Tiere zu verlieren, Angst, mich zu verlieren usw ). Und so denke ich, dass sie mental eigentlich eher auf einem kurzfristigen Zeitfokus unterwegs ist, denn sie muss JETZT ihre diffuse Angst im Griff behalten, damit sie JETZT keinen Episoden depressiver Art ausgesetzt ist, was sie wiederum dadurch erreicht, dass sie sich JETZT mit ihren Tieren beschäftigen kann und auch dadurch, dass sie sich nicht JETZT mit einem solch unangenehmem Thema wie etwa Scheidung beschäftigen muss. D. h. das Leben im Hier und Jetzt ermöglicht es ihr ihre eine Leben lang sorgsam eingerichtete Komfortzone nicht verlassen zu müssen. Denn jene Komfortzone ist ja nicht nur bequem, nein, mehr als dies stellt sie auch den besten Garanten für ihr seelisches Gleichgewicht dar. So, wie das auch bei einem Kettenraucher, der sie ja auch ist, der Fall sein dürfte: Warum denn heute über den Lungenkrebs von morgen nachdenken, wenn es so doch viel einfacher ist, das Jetzt und Hier so besser auszuhalten, indem man alles so belässt, wie es auch schon immer, oder zumindest schon sehr lange, war und den Rest einfach verdrängt, nicht wahr?!?

Als wir uns kennen lernten sagte sie, dass sie einen Mann wolle, der sein Leben auf die Reihe kriegt. Ich denke, dass es ihr eigentlich nicht gelungen ist, ihr eigenes Leben auf besagte Reihe zu bekommen, auch, wenn sie nach außen geerdet erscheint mit ihrer scheinbar funktionierenden Welt ohne vorhandene Liebe zum eigenen Ehepartner. Aber das ist es wohl, was viele Menschen im eigenen Leben als Kompromisslösung bereit sind hinzunehmen. Und ihre Frau-kann-nicht-alles-haben-Kompromisslösung sieht eben so aus. Durch ihren Schlussstrich 'unserer eigentlich guten Sache' gegenüber muss sie sich nun nicht mehr mit dem für sie wichtigsten Thema Heimatverlustangst auseinandersetzen, da ihre Heimat mit ihrem sozialen Umfeld und ihren dort vorhandenen animalischen Möglichkeiten ihr den gesellschaftlichen Schutz und die sellische Balance bieten, die sie so dringend benötigt. Ihren Mann zieht sie dann als 'Hundesitter' mit durch und so muss frau zu Hause auch nicht gänzlich alleine sein (Stahl-Symtom!) und die liebe bürgerliche Fassade bleibt so auch noch gewahrt. Ihre subjektive Summenbilanz: positiv trotz Verlust 'unserer eigentlich guten Sache'.

Und irgendwann werde ich dann bei ihr am Krankenbett sitzen, weil sie dann vielleicht mit Lungenkrebs im Endstadium auf irgendeiner Intensivstation liegt, um mir ihre Entschuldigung abzuholen und ihr Bedauern darüber anzuhören, dass sie dann damals nicht mutiger gewesen ist. Ich werde ihr ihre Tränen wegwischen und ihr einen Kuss auf die Stirn geben und mich von ihr verabschieden. Dann nach dem Verlassen des Zimmers werden meine eigenen Tränen laufen. Aber nicht bei ihr, ich bin doch ein Leben lang auf Funktionieren konditioniert worden. Und dass dieser Absatz eines Tages Realität werden könnte, macht mir derzeit eine Riesenangst.

Der Kuss auf die Stirn ist für mich übrigens der ero. aller Küsse. Und so fing bei uns damals auch alles an, im mittleren Fahrstuhl des Atlanta-Hotels in Leipzig, wo ich ihren Kopf zärtlich in meine Hände nahm und ihr einen verabschiedenden Gute-Nacht-Kuss auf ihre Stirn gab. Wir haben die darauf folgende Nacht übrigens jeder auf seinem eigenen Zimmer verbracht, aber danach war es um uns geschehen gewesen. Und der Kuss auf die Stirn stellt für mich auch den respektvollsten aller Küsse überhaupt dar.

So, und wie komme ich jetzt einmal zu einem passenden Schluss. Sicherlich ist jedem Heinz Rühmanns Feuerzangenbowle ein Begriff. Und jener Epilog passt jetzt, wie ich finde, recht gut: Wahr ist nur der Anfang. Wahr sind nur die Erinnerungen, die wir mit uns tragen, die Träume, die wir spinnen und die Sehnsüchte, die uns treiben, damit wollen wir uns bescheiden …



14.06.2022 09:23 • #560


Sentimentalo
Zitat von Wirdschon:
Klar hatte sie Gefühle für Dich! Wird ihr auch jetzt nicht rosig gehen. Denn ihr beide habt nu Euer Suchtmittel verloren. Und man möge mich nu zum steinigen tragen, doch ich glaube, dass es schon einige Parallelen gibt zwischen Hormon und Dro..

Das kann ich aus mehrfacher Erfahrung bestätigen. Manchmal reicht nach Jahren eine Erinnerung an die Ex als Reiz, um mir einen absurden Albtraum zu bescheren.

Obwohl ich hier auch nicht so schnell nach Therapien rufe, halte ich es für einen Versuch wert, die ganze Person des TE aufzurichten!
Zumal hier die Bereitschaft des TE für eine Therapie da zu sein scheint.

@Wirdschon, deine Steinigung würde aus betrieblichen Gründen verschoben!

14.06.2022 09:40 • x 3 #561


DieSeherin
puh... und schon wieder haust du eine wall of text raus, die voller analyischer spekulationen ist und im grunde wieder mal ihr verhalten entschuldigt!

Zitat von Pilot66:
Als sie das letzte Mal bei mir war, hatten wir wirklich gute Gespräche geführt. Sie sagte, dass die zunehmenden Verbindlichkeiten zwischen uns bei ihr manchmal Panikattacken (= typisches Stahl-Symptom!) freisetzen würden und dass sie das Gefühl habe, ich würde sie ganz haben wollen, was bei ihr ein Gefühl von Vereinnahmung (= typisches Stahl-Symptom!) auslösen würde. Aber auch so vieles andere sind typische Stahl-Symptome für Bindungsphobiker, nicht nur das Flüchten in Affären, nicht nur das Eingehen von Fernbeziehungen, nicht nur der Zick-Zack-Kurs zwischen Nahe und Distanz, nicht nur das Flüchten in zeitintensive Hobbies (ihre Tiere), nicht nur das Arbeiten in Selbständigkeit, nicht nur die zunehmenden einseitigen Machtverhältnisse, wo der Bindungsängstliche das Pensum aus Nähe und Distanz zu bestimmen versucht, nicht nur das abrupte Beenden einer Beziehung genau dann, wenn es am schönsten war und, und, und.

Zitat von Pilot66:
Eine reflektierte A., nach Absolvierung einer Therapie mit Einsicht eigener Fehler, mit wieder entdeckter Liebesfähigkeit, mit der Konsequenz sich von ihrem Mann unabhängig von uns beiden zu trennen wäre da wohl schon etwas anderes.


ich denke mal, dass du an eine frau geraten bist, die ebenso eloquent ist, wie du das bist und sich einfach genial den kopf aus der schlinge argumentiert hat!

das ist doch letzendlich überflüssiges psychogeschwurbel, was dich keinen schritt weiterbringt!

14.06.2022 09:57 • x 2 #562


P
Zitat von Sentimentalo:
Das kann ich aus mehrfacher Erfahrung bestätigen. Manchmal reicht nach Jahren eine Erinnerung an die Ex als Reiz, um mir einen absurden Albtraum zu bescheren.

Oh, yes, I know it's true!

14.06.2022 09:59 • #563


P
Zitat von DieSeherin:
das ist doch letzendlich überflüssiges psychogeschwurbel, was dich keinen schritt weiterbringt!

Und was bringt mich Deiner Ansicht nach weiter!

14.06.2022 10:01 • #564


DieSeherin
Zitat von Pilot66:
Und was bringt mich Deiner Ansicht nach weiter!


dir schlicht und ergreifend nicht mehr erklären zu wollen, was in ihr vorgegangen sein mag, ob sie nun irgendeine pathologisch benennbare störung hat, sondern dir zu überlegen, wie du für dich jetzt weiterlebst und -liebst!

14.06.2022 10:07 • x 6 #565


P
Zitat von DieSeherin:
und im grunde wieder mal ihr verhalten entschuldigt!

Zusammenhänge zu erkennen zu versuchen hat in meinen Augen aber nicht zwangsläufig etwas mit Entschuldigungen suchen zu tun.

Ich meinen Augen ist jeder Bindungsphobiker für sein Verhalten selbst voll und ganz verantwortlich. Das Verhalten ist nicht zu entschuldigen, weder sein Egoismus, noch seine Verantwortungslosigkeit.

Aber jene Bindungsphobiker stehen ja permanent unter inner Anspannung: Auf der einen Seite Sehnsucht nach Nähe, auf der anderen Seite ein Wegstoßen des Partners bei zu viel Nähe. Und diese Diskrepanz muss eine Beziehung auch erst einmal aushalten. Fernbeziehungen halten diese Widersprüchlichkeit besser aus, solange sie nicht zu verbindlich werden.

Aber wozu gibt es denn Therapeuten u. a.? Doch auch dafür, anderen Menschen ihre eigenen Muster begreiflich zu machen, damit man manchmal auch aus einer 'erlernten' Routine wieder aussteigen kann.

Das, was ich in über 5 Jahren bei ihr erlebt habe, war gewesen, dass sie schon gerne anders sein möchte, als sie es ist, aber nicht weiß, wie das funktionieren soll, wie das zu bewerkstelligen ist.

Die Stahl-Bücher hatte sie in kurzer Zeit aufgesogen gehabt. Und ich denke, Menschen besitzen oft eine gute Intuition dafür, was ihnen eigentlich selbst fehlt.

Vielleicht ist ihr Problem auch etwas ganz anderes als Bindungs- und Verlustangst. Ich denke jedoch, dass dies aber auch gegeben ist.

Und wenn ichjetzt einfach aufgehört hätte, weiter nach einem Warum zu fragen, wäre ich keinen Schritt weiter beim Legen meines Lebenspuzzles gekommen. Und dies würde für mich Stagnation und nicht Weiterentwicklung bedeuten.

Vielleicht könnt Ihr Euch das nicht vorstellen, aber es war die Zeit meines Lebens gewesen: diese Intensität, diese Erfüllung, diese Reichweite, diese Extase, diese Emotionalität, diese Geborgenheit, diese Selbstverständlichkeit, diese Lebensbejahung, diese Glücksmomente.

So etwas hat man nicht oft in einem Menschenleben. Vielleicht ein Mal und wenn's hoch kommt vielleicht auch zwei Male. Aber viel öfter womöglich auch gar nicht.

14.06.2022 10:20 • x 1 #566


P
Zitat von DieSeherin:
sondern dir zu überlegen, wie du für dich jetzt weiterlebst und -liebst!

Dies sehe ich als zweiten Schritt, den ich aber erst gehen kann, nachdem ich den ersten Schritt, den 'Erklärungsschritt', gegangen bin.

14.06.2022 10:22 • #567


S
Zitat von Pilot66:
Vielleicht könnt Ihr Euch das nicht vorstellen, aber es war die Zeit meines Lebens gewesen: diese Intensität, diese Erfüllung, diese Reichweite, diese Extase, diese Emotionalität, diese Geborgenheit, diese Selbstverständlichkeit, diese Lebensbejahung, diese Glücksmomente.

Warum sollten wir uns das nicht vorstellen können?

Es hilft nur leider nicht weiter, nun zu analysieren und nach dem Warum zu fragen.
Es ist, wie es ist.

14.06.2022 10:27 • x 2 #568


P
Zitat von Sonnenblume53:
Es ist, wie es ist.

C'est ca.

14.06.2022 10:32 • #569


Hola15
Zitat von DieSeherin:
puh... und schon wieder haust du eine wall of text raus, die voller analyischer spekulationen ist und im grunde wieder mal ihr verhalten ...

Ich bin mir auch nicht sicher, was du Pilot, ihr in den Mund gelegt hast.

Zitat von Pilot66:
Aber wozu gibt es denn Therapeuten u. a.? Doch auch dafür, anderen Menschen ihre eigenen Muster begreiflich zu machen, damit man manchmal auch aus einer 'erlernten' Routine wieder aussteigen kann.

Ja, aber doch deine und nicht ihre. Ich habe stark den Eindruck, dass du ihr Therapeut sein wolltest. Du scheinst sie ja oft mit Erkenntnissen ihrer Psyche konfrontiert zu haben. Evtl. hat sie denn Ball auch einfach nur aufgenommen.

Seltsam oder, dass ich von den beiden letzten Beziehungen ebenso ihre Verkorkstheit zu hören bekommen habe. Einmal sogar ausgehend von einer von hinten bis vorne erlogenen Geschichte.
Es aktiviert vermeintliche Nähe und Tiefe und auch das Retter-Gen. Ob bewusst oder unbewusst. Manche machen und nutzen das einfach für sich.

14.06.2022 10:42 • x 2 #570


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