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Plötzlicher Gefühlstod durch ein großes Autonomiebedürf

C
Hallo zusammen, ich habe in den letzten Tagen und Wochen mehrere Fachbücher gelesen und kann daraus folgende Erkenntnis für mich und meine letzte Beziehung ziehen:

Meine Partnerin hat durch verschiedene Traumata ein sehr großes Autonomiebedürfnis, ich selbst durch eine schwere Vergangenheit mit schlagendem Vater und seelischen Missbrauch durch meine Mutter ein massives Bedürfnis nach Verlässlichkeit und Beständigkeit.

Ich weiß mittlerweile wie ich mir dieses Bedürfnis selbst erfüllen kann, ich habe in der Beziehung weder geklammert, habe ihr such Freiraum gegeben und wollte trotzdem mit ihr eine Enge Bindung eingehen, zusammen ziehen und nächstes Jahr heiraten. Laut Therpeuten an Zeichen von Klammern, wobei ich massives Verständnis für meine Partnerin zeigte und ihr ihren Freiraum einräumte, genauso wie ich ihn bei mir auch benötige und auch nehme.

Leider haben sich dadurch, dass ich nicht in einer On-Off-Beziehung leben wollte und auch keine Fernbeziehung ohne tatsächlicher örtlichen Distanz, in den letzten Monaten massive Probleme und Diskussionen entwickelt, die unsere Beziehung zerredet haben.

Jetzt hatte sie sich am 25.07.2020 von mir getrennt und ich verstehe es auch, weil wir einfach nur noch am diskutieren waren. Allerdings würde ich gerne mit ihr in 3 Monaten noch einmal in Kontakt treten und schauen, ob die Arbeit an unseren Themen geholfen hat.

Meine Expartnerin ist sich dessen nicht sicher und weiß nicht ob sie sowas machen möchte.
Die Zeit wird es zeigen, war ihre Antwort darauf.

Wie gehe ich am Besten damit um und lohnt es sich eurer Meinung nach abzuwarten oder gar um sie zu kämpfen?

Ich selbst bin dahingehend derzeit unentschlossen, ich vermisse sie und die gemeinsame Zeit und habe tiefe Gefühle für sie, bin aber gerade auch froh keine Diskussionen wegen irgendwelchen Missverständnissen und unterschiedlichen Bedürfnissen führen zu müssen.

Könnt ihr mir da Tipps geben?

06.08.2020 13:50 • #1


B
Zitat von Connor:
Wie gehe ich am Besten damit um und lohnt es sich eurer Meinung nach abzuwarten oder gar um sie zu kämpfen?


Liebe kommt, wenn du deine Hand öffnest und verschwindet, wenn du deine Hand schließt. Sobald du deine Hand zur Faust schließt, ist die Liebe weg. Sobald du deine Hand öffnest, ist sie da.

Die Frage ist obsolet. Liebe kann man nicht erzwingen. Oder zur Liebe überreden. Für Liebe kann man nicht kämpfen. Das ist total irrsinnig. Wenn keine Liebe mehr da ist, muss man das Akzeptieren. Egal was ist und war. Gegen was willst du also kämpfen? Für Liebe ist kein Kampf erforderlich. Im Gegenteil. Wenn du kämpfst kann keine Liebe da sein. Lieben oder kämpfen? Was möchtest du?

Überlege gut. Du hast die Liebe gewählt und bist im Kampf gelandet. Du hast die Freude gewählt und bist im Leid gelandet. Du hast die Freiheit gewählt und bist in der Abhängigkeit gelandet. Denk nach.

06.08.2020 14:37 • x 6 #2


A


Plötzlicher Gefühlstod durch ein großes Autonomiebedürf

x 3


C
Das sind sehr weise Worte.

Mein Problem ist, dass ich sie wirklich sehr sehr lieb habe.
Ich würde gerne neben ihr sein und mit ihr meine Zeit und meine Zukunft verbringen.

Ich habe aber wesentlich größere Baustellen als die Trennung.
Ich arbeite gerade massiv an den Ursachen meines Bindungswunsches.

Ich habe massive Gewalt erlebt, weshalb ich so bestrebt bin, es besser zu machen und etwas zu finden, was ich vorher nie gespürt oder erfahren durfte.

Deshalb dieser massive Wunsch nach Beständigkeit und Verlässlichkeit

07.08.2020 19:06 • x 2 #3


Plentysweet
Zitat von Connor:
Deshalb dieser massive Wunsch nach Beständigkeit und Verlässlichkeit

Wenn Du Dich mittels Therapie so weiterentwickelt hast, hast Du Dich mal mit Deinem inneren Kind beschäftigt?
Der massive Wunsch nach Bindung im Erwachsenenalter entspringt meist einem nicht gestillten und deshalb verschleppten Bindungs- Bedürfnis aus der Kindheit.

07.08.2020 21:08 • x 3 #4


C
Ich habe ständige Ablehnung seitens meiner Mutter und seitens meines Vaters erlebt, inkl. Mehrfacher Selbstmordversuche seitens meines Vaters, ständige Abwertung meiner Person und meiner Geschwister, schon im frühesten Alter. Vorführen vor Geschäftspartnern etc., körperliche und verbale Gewalt durch diesen und seelische Abwertung und Druck seitens meiner Mutter. Dahin nie richtig halt in meiner Familie gefunden, zumindest nicht in den prägenden Zeiten. Als Bezugsperson für mich war mein Opa der 270 km entfernt wohnte und tatsächlich meine ältere Schwester.

Deshalb ja gerade dieser unbändige Wunsch nach Beständigkeit. Ich weiß aber auch, dass ich sowas nicht nach wenigen Monaten von einer Partnerin erwarten kann. Das habe ich gemacht, ich wollte mir mit dieser Frau was aufbauen und habe es deutlich zu verfrüht gemacht und zu viel erwartet und auch zu viel gegeben. Habe versucht ihr ihren Freiraum zu geben, aber die Erwartungen meinerseits wurden wohl auch nonverbal kommuniziert.

Ich habe mich die letzten Tage lange darüber nachgedacht, ob ich sie als Bezugsperson sah und es keine Liebe oder tiefe Zuneigung war, die sie mir so wichtig werden ließ.

Aber nach reiflicher Überlegung kann ich dies ausschließen, ich hatte in meiner Vergangenheit schon Bezugspersonen und habe mich dahingehend befreit.

Das was ich bei A. hatte war etwas anderes, vielleicht der Wunsch nach einer Nähe durch das Gefühl einer tiefen Verbundenheit auf verschiedenen Ebenen. Ich hatte das Gefühl diesen Menschen schon ewig zu kennen. Sowas hatte ich vorher noch nie.

Dies führte zum einen dazu, dass ich die 3 Worte schon recht schnell gebrauchte und zum anderen strebte ich nach einer gemeinsamen Zukunft.
Sie selbst fühlte sich dadurch erschlagen und überrannt.

Ich habe diese Dinge in langen Gesprächen aufgearbeitet und arbeite diese immer noch auf.
Aber leider habe ich sie aus meinem Leben verloren. Ich fände es schön, wenn sie sich nochmal melden würde.

07.08.2020 23:14 • x 1 #5


Plentysweet
Zitat von Connor:
Dies führte zum einen dazu, dass ich die 3 Worte schon recht schnell gebrauchte und zum anderen strebte ich nach einer gemeinsamen Zukunft.
Sie selbst fühlte sich dadurch erschlagen und überrannt.

Ich verstehe das aus ihrer Warte gut. Die ersten Monate gelten ja eigentlich als Annäherungsphase und 'Teststrecke', ob die Chemie und Vereinbarkeit von Interessen, von Nähe-Distanz, usw., auf Dauer zueinander passen. Zu viel Verbindlichkeit kann freiheitsliebende Leute und Leute, die gern selbstbestimmt leben, auch umhauen.

Vielleicht wäre jemand für Dich passender, der da Ähnlich gestrickt ist? Der ein ähnliches Bindungsverhalten hat?
Oder Du müsstest feste weiter an Deinen Ängsten arbeiten, parallel zur Beziehung?

08.08.2020 09:23 • x 1 #6


C
Ich arbeite ja an diesen Ängsten jeden Tag, aber die Beziehung existiert ja nicht mehr.
Ich würde mir wünschen das man nochmal zueinander findet. Aber die Chancen stehen sehr schlecht, dass sie sich nochmal meldet.
Dafür hat es in den letzten Wochen und Monaten zu viel Stress gegeben.

Meine Gefühle sind noch da, aber ich kann ja auch nicht auf ein möglicherweise in 3-4 Wochen, Monaten oder Jahren warten.
Es wäre schön, wenn sie sich bei mir bald mal melden würde. Ich habe versprochen, den Kontakt nicht zu suchen.

08.08.2020 11:57 • #7


Plentysweet
Zitat von Connor:
Es wäre schön, wenn sie sich bei mir bald mal melden würde.

Ich würde es Dir wünschen .

08.08.2020 12:48 • #8


Heffalump
Zitat von Connor:
vielleicht der Wunsch nach einer Nähe durch das Gefühl einer tiefen Verbundenheit auf verschiedenen Ebenen.

Das wächst, aber nicht binnen weniger Monate. Und wenn ihr Verständnis dazu ein anderes ist, wächst da nur Diskussionsbedarf

08.08.2020 12:53 • #9


A
Zitat von Connor:
Die Zeit wird es zeigen, war ihre Antwort darauf.

Zitat von Connor:
Ich fände es schön, wenn sie sich nochmal melden würde.

Vielleicht solltest du es als Zeichen nehmen, dass sie sich nicht mehr meldet.

Vielleicht hat sie erkannt, dass es nicht passt.
Was würde ein Treffen da bringen? Du schreibst, dass es zur Trennung kam, weil ihr alles zerredet habt.
Würde es jetzt anders laufen?

Ihr würdet wieder reden, und du möchtest immer noch eine feste Bindung.
Vielleicht möchte sie nur eine lockere Freundschaft...

Zitat von Connor:
Ich würde mir wünschen das man nochmal zueinander findet. Aber die Chancen stehen sehr schlecht, dass sie sich nochmal meldet.
Dafür hat es in den letzten Wochen und Monaten zu viel Stress gegeben.

Wie beurteilst du die chancen, dass es beim zweiten Anlauf keinen Stress mehr gibt?

08.08.2020 13:11 • x 1 #10


A
Zitat von Plentysweet:
Vielleicht wäre jemand für Dich passender, der da Ähnlich gestrickt ist? Der ein ähnliches Bindungsverhalten hat?

Das würde auch ich dir raten.

Mein Mann konnte mit meinem Freiheitsdrang umgehen. Er stimmte sogar zu, als ich irgendwann getrennte Schlafzimmer wollte, weil ich die ständige Nähe nicht mehr ertrug...
Er nahm es nicht persönlich, würdest du es ertragen können?

Ich habe ständig mit anderen Männern geflirtet....bin alleine zum Sport gegangen...wollte auch nicht kuscheln oder ständig betatscht werden, selbst ein Kuss bei einer Verabschiedung oder Begrüßung war mir zuviel....er blieb immer gelassen, ihm war es genug, dass ich ehrlich zu ihm war, und mich nicht von ihm scheiden ließ.

Wäre das ein denkbares Leben für dich?

08.08.2020 13:43 • x 1 #11


Zweizelgänger
Zitat von Connor:
Wie gehe ich am Besten damit um und lohnt es sich eurer Meinung nach abzuwarten oder gar um sie zu kämpfen?

Nein!

Es lohnt sich nicht, da du so selbst mich frei bist.
Wie möchtest du dich frei entwickeln, wenn du eigentlich noch gar nicht frei bist?
Du kannst, meiner Meinung nach, nur selbstständig wachsen, wenn du bei dir bist und nicht, wenn du im Hinterkopf hast, dass du dich unbedingt verändern musst, damit XY zu dir passt.

Vielleicht hast du ja gar nicht so verkehrt und es begegnet dir jemand, der genau dich sucht und tatsächlich passt.

Ich habe eigentlich das Gefühl, dass du halbwegs frei leben kannst, aber gleich unbedingt die Sicherheit brauchst, dass es echt ist.
Eigentlich will doch jeder Sicherheit in seiner Beziehung, aber deshalb möglichst schnell heiraten...?
Das hat doch rein gar nichts mit Sicherheit zu tun.
Emotionale Sicherheit kann es meiner Meinung nach nur mit einem emotional gefertigten Partner.

Eine On/Off Beziehung braucht kein Mensch und eine Fernbeziehung ist vermutlich Geschmackssache, oft aber leider auch ein Zeichen für Nähe-Distanz-Problematik, die so einfach kompensiert wird bzw. hinten angestellt wird.

08.08.2020 13:53 • x 4 #12


Zweizelgänger
Zitat von Angi2:
Wäre das ein denkbares Leben für dich?

Für mich wäre es der Horror und ich würde eingehen.
Deshalb gäbe es Streit, Unzufriedenheit und schließlich eine Trennung.

Ich sag ja immer:
Wir alle haben einen Vogel und es müssen eben die Vögel zusammenpassen.

08.08.2020 13:57 • x 1 #13


Zweizelgänger
Hab gerade meinen Beitrag nochmal gelesen....
Sorry, Worterkennung is prima
Aber ich glaube man versteht es trotzdem halbwegs.

08.08.2020 14:10 • x 1 #14


A
Zitat von Zweizelgänger:
Für mich wäre es der Horror und ich würde eingehen.

Ich sage auch jedem immer wieder: Ich bin eine Zumutung! Auch der Aktuelle, der sich um mich bemüht, glaubt es mal wieder nicht. Du bist der liebste Menschen, dem ich je begegnet bin, meint er.
Aber ich bleibe jetzt alleine. Ich habe kein Lust mehr auf den Kampf, der entsteht, wenn der Mann dann plötzlich erkennt, dass ich doch nicht so einfach zu händeln bin. Dann wollen sie nicht loslassen, dann können sie nicht glauben, dass ich nicht so lieb bin...dann soll ich wieder die werden, die sie mal kennengelernt haben. Dabei haben sie nur etwas gesehen, was nie existierte.

Aber wie macht man das einem verliebten Mann klar?

08.08.2020 14:16 • #15


A


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