Zitat von uwe74:Sie hätte die Chance gehabt, sich einen Mann zu suchen, der sie nicht nur als Nummer 2 nimmt
Eben diese Chance hatte sie die ganze Zeit!
Als Affaire in mehreren Autostunden Entfernung vom Geliebten konnte gerade sie sich doch mit anderen Menschen treffen, ohne über familiäre Pflichten auch nur nachdenken zu müssen, oder etwa nicht? Zudem war sie dem Geliebten zu nichts verpflichtet.
Wieso hätte sie aus dieser Konstellation heraus nicht noch jemand kennenlernen können? Dieses Bein hat ihr nicht der Affairenmann gestellt, sondern sie sich selbst. Es gibt Menschen, die führen Affairen und haben trotzdem einen großen Freundeskreis. Kann man auch einigen Threads hier im Forum durchaus entnehmen. Da ergeben sich dann auch mal romantische Begegnungen - oder halt nicht.
Mich persönlich konnten bislang nur wenige Männer wirklich nachhaltig beeindrucken, was große Gefühle betrifft und ich bin ebenfalls über die 50 hinaus, blicke also auf eine lange Strecke zurück, auf der mir viele Menschen begegnet sind. Insofern würde es mich nicht groß überraschen, wenn die TE vielleicht auch ohne diese Geschichte keiner großen Liebe begegnet wäre - egal, wie sie (Deiner Einschätzung nach) aussieht oder sich in gewissen Stunden reinzuhängen vermag.
Ist natürlich alles eine Frage der Ansprüche. Wer mal aus tiefstem Herzen geliebt hat, wird aber nachvollziehen können, worauf ich hinaus möchte, wenn ich hinzufüge: Einmal erlebt, tut man es darunter in weiterer Folge nicht mehr - kein Interesse, Punkt.
Nun hat die TE nichts von Liebe geschrieben, was ihren Ex-AM betrifft. Aber immerhin: Sie hatte mit ihm über viele Jahre hinweg einen angenehmen Kompromiss - also verglichen zu all den Singles, die stattdessen um die Häuser gezogen wären, um immer mal wieder jemand anderes zu finden und wieder loszulassen. Ich bezweifle, daß jemand in unserem Alter, der auf so ein Leben zurückblickt, damit glücklicher ist als die TE oder ich.
Ganz generell finde ich es müßig, bewußt getroffene Entscheidungen nachträglich so in Frage zu stellen.
Das Leben ist meines Erachtens ein langer Fluß, auf dem man Floß fährt. Manchmal gerät man dabei an Biegungen, wo man sich für rechts, links, geradeaus entscheiden muß, um auf einem Arm weiterzufahren. Ab da gibt es kein zurück mehr an jenen Knotenpunkt, von dem aus man weitergefahren ist - auch wenn man die Entscheidung später vielleicht noch dahingehend revidiert, daß man an der nächsten Biegung erneut die Richtung ändert.
Denn
a) wäre man nie wieder die Person (mit exakt dem Horizont), die man war, als man sich seinerzeit für den ersten Richtungswechsel entschied;
b) könnte man nie mehr die Erfahrungen wiederholen, die man auf den fehlenden Parallelstücken gemacht hätte, da die Zeit sich nicht mehr zum ersten Knotenpunkt zurückdrehen läßt.
Man kann allenfalls innehalten, tief Luft holen und sich für einen Korrekturkurs entscheiden. Mit etwas Glück geht das Leben dann wieder besser voran - tut es das nicht: Siehe oben.
Du schreibst es selbst: Nichts gibt der TE mehr die Jahre zurück, die sie in der Affaire verbracht hat. Aber nach meinem Dafürhalten würde ich mich deswegen auch gar nicht weiter grämen, sondern mich zur Abwechslung auch mal an die positiven Zeiten erinnern, die sie mit diesem Mann ja durchaus erleben konnte (siehe Eröffnungsbeitrag). Mehr war eben nicht drin und ehrlich gesagt: Für so eine lockere Beziehungsform sind 2 Jahrzehnte sogar 'ne ganze Menge. Vielleicht hatte die TE unterm Strich mehr glückliche Tage mit ihrem AM, also manche gebeutelte Gattin mit ihrem Ehemann - was bringt es, sich darüber jetzt noch groß 'nen Kopp zu machen?
Wichtig ist, daß sie jetzt die Gelegenheit nutzt, eine neue Biegung zu nehmen, die sie auf ihrer Lebensreise weiterbringt.