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Analyse-Phase nach Trennung - Schmerz überwältigend

N
Hallo Mitleidende,

seit letzter Woche habe ich so extreme Traurigkeits- und Traueranfälle, dass ich gar nicht mehr weiß wohin mit meinem Schmerz. Ich hoffe, dass der Austausch in diesem Forum mich ein wenig auffängt und das Schreiben darüber dabei hilft, die Trennung zu verarbeiten.

Mein Ex-Freund und ich waren 4 Jahre zusammen, davon 3 Monate schon einmal getrennt, aber haben uns danach wiedergefunden. Vor über einem Jahr mussten wir Job-bedingt eine Fernbeziehung eingehen. Es war das zweite Mal, dass er am Telefon Schluss gemacht hat, als ich im Urlaub und somit außer Reichweite war.

Da wir schon einmal nach einer Beziehungspause wieder zusammengekommen sind, ist die Hoffnung dementsprechend groß, aber gleichzeitig auch vernichtend gering. Wir sind beide wieder in alte Muster verfallen und haben unserem Zusammensein so geschadet, dass die Frage natürlich berechtigt wäre, ob es überhaupt noch einmal Sinn machen würde. Momentan steht das natürlich nicht im Raum, ich denke jedoch, dass es mir helfen würde, mich mit dieser Frage auseinanderzusetzen und ein realistischeres Bild von ihm zu zeichnen. Und nicht einfach nur dass zurückhaben zu wollen, was einem weggenommen wurde.

Schon die Wochen vor seinem Schlussstrich zeichnete es sich ab, dass mein Ex-Freund die zunehmenden Streitereien an die Substanz gingen, er auch immer genervter auf Vieles reagierte und wir in solchen Situationen kaum noch aufeinander zugehen konnten. Es gab verletzende Momente wie am Bahnhof, wenn ich die letzte Stunde des gemeinsamen Wochenendes mit ihm verbringen und er seine Ruhe haben bzw. alleine sein wollte. Im Nachhinein meinte er, dieser Drang habe ihn selbst befremdet. Unser letztes Treffen vor meinem Urlaub verlief relativ gewöhnlich, außer, dass er schnell gereizt und wenig leidenschaftlich auf mich reagierte.

Außerdem erzählte er mir von einer Frau, die sein Interesse geweckt hatte. Allerdings hatte ich ein so starkes Vertrauen in unsere Beziehung, dass ich nicht davon ausging, er würde deshalb unsere Beziehung aufs Spiel setzen. Zusätzlich hatten wir konkrete Pläne, zusammenzuziehen, an denen er festhielt. Da ich meinen Urlaub mit meiner Schwester im Ausland verbrachte, schrieben wir uns während dieser Zeit nur ab und an kurze Nachrichten und trotz einer unheilschwangeren Grundstimmung waren auch diese recht normal. Irgendwann aber schrieb er mir, dass es ihm nicht gut ginge. Ich habe ihm dann schriftlich aus der Nase gezogen, dass er immer an diese andere Frau denken muss. Wenige Tage später rief er mich dann an, es wäre sehr, sehr wichtig und er müsse unbedingt mit mir sprechen. Er meinte, er hätte lange nachgedacht und er würde sich von mir trennen. Kein Wort über diese Frau. Vielmehr, dass ich zu negativ wäre. Ich würde verhindern, dass er glücklich wäre. Ich würde mich nie ändern und er müsse es für uns tun.

Das war es. Auf keine meiner Fragen wusste er eine Antwort. Ob es ihm zu früh wäre mit dem Zusammenziehen? Ob er eine Auszeit bräuchte? Ob es an dieser Frau lag? Angeblich hatte er lange reflektiert, aber ich war der Grund für alle negativen Gefühle. Ich war schuld. Und ich wäre schwach und würde ihn brauchen. Das war sehr, sehr schwer für mich zu schlucken. Ich habe ihn um ein persönliches Gespräch von Angesicht zu Angesicht gebeten, weil ich es gar nicht glauben konnte. Und er meinte, er würde es nicht wollen, ich würde ja dann zu Kreuze kriechen und er könnte auch nicht garantieren, stark zu bleiben, wenn er meinen Reizen ausgesetzt wäre. Trotzdem würde er mich gerne als Freund behalten...

Vielleicht fällt es mir so schwer, mir ein erneutes Zusammenkommen aus dem Kopf zu schlagen, weil ich dieses Gespräch nicht mit den Monaten und Jahren in Verbindung bringen kann. Ich kann nicht verstehen wieso er alles an diesem einen Abend, als ich weit weg war, zu Ende bringen musste. Als wäre bei ihm eine Sicherung durchgebrannt und er hätte Angst, seine Courage zu verlieren. Natürlich ist die Trennung auch noch viel zu frisch. Vor ca. 2 Monaten hat er Schluss gemacht und seit etwa 1 Monat haben wir eine Kontaktsperre. Gerade deshalb bin ich über jeden Gedanken froh, den ihr dazu äußert. Bei mir spielen ja die Gefühle verrückt und ich kann kaum klar denken. Wie kommt ihr damit zurecht, den Ex-Partner als so fremd zu erleben? Wenn ihr die Begründung und Trennung einfach nicht versteht? Und wie finde ich heraus, ob es wert ist, um die Beziehung zu kämpfen, selbst wenn wir schon schwere Zeiten hatte und weiß, wo unsere Schwachpunkte liegen? Ich kann mich einfach nicht von der Idee lösen, dass wir gut füreinander sein können.

Ganz liebe Grüße an alle, denen es ähnlich geht!

14.07.2014 17:51 • #1


P
Hallo Newbeginner,

es tut mir leid für dich, dass das alles so passiert ist und du dich nun mit quälenden Fragen herumschlägst - verständlicherweise.
Ich hab nun auch schon einige Trennungen hinter mir, aus diversen Perspektiven tatsächlich und ich möchte dir ein paar Worte mit auf den Weg geben, die dir vielleicht ein wenig Erleichterung verschaffen können.
Zitat von Newbeginner:
Vielleicht fällt es mir so schwer, mir ein erneutes Zusammenkommen aus dem Kopf zu schlagen, weil ich dieses Gespräch nicht mit den Monaten und Jahren in Verbindung bringen kann. Ich kann nicht verstehen wieso er alles an diesem einen Abend, als ich weit weg war, zu Ende bringen musste. Als wäre bei ihm eine Sicherung durchgebrannt und er hätte Angst, seine Courage zu verlieren. Natürlich ist die Trennung auch noch viel zu frisch. Vor ca. 2 Monaten hat er Schluss gemacht und seit etwa 1 Monat haben wir eine Kontaktsperre. Gerade deshalb bin ich über jeden Gedanken froh, den ihr dazu äußert.


Was ihn genau dazu getrieben hat, wirst du zumindest in der näheren Zukunft nicht erfahren können. Was du kannst, ist, Mutmaßungen anzustellen. Nur das hilft dir leider wenig weiter, oder? In der Regel ist soetwas eher als destruktives Kopfkino zu werten, das dich keinen Zentimeter in der Analyse nach vorne wirft. Denn du kannst weder ihn noch die Situation ändern - und schon gar nichts, das in der Vergangenheit passiert ist.

Was du aber sehr wohl tun kannst, ist, den jetzigen Verlust in einen Gewinn umwandeln - wir wissen ja, dass wir andere Menschen nicht ändern können - wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir bei uns selbst anfangen - d.h. du kannst nochmal genau hinsehen, worüber er sich beklagte - einiges davon wird eine Übertreibung sein, da bin ich sicher. Aber manches könnte vielleicht ein guter Hinweis darauf sein, wo du noch ein Veränderungspotential in dir trägst, das du vielleicht angehen kannst - so hast du aus dieser Erfahrung auch etwas gelernt mitgenommen - ungeachtet dessen, ob ihr nochmal zusammen kommen solltet.

Zitat von Newbeginner:
Bei mir spielen ja die Gefühle verrückt und ich kann kaum klar denken. Wie kommt ihr damit zurecht, den Ex-Partner als so fremd zu erleben? Wenn ihr die Begründung und Trennung einfach nicht versteht? Und wie finde ich heraus, ob es wert ist, um die Beziehung zu kämpfen, selbst wenn wir schon schwere Zeiten hatte und weiß, wo unsere Schwachpunkte liegen?

Ich kann dich sehr gut verstehen. Ich habe eine ähnlich schmerzliche Erfahrung gemacht. Wir waren 8 Jahre zusammen und plötzlich meinte er, es gebe keinen Weg zurück und dass er an eine Trennung denkt. In weiterer Folge waren noch etliche Momente dabei, wo ich dachte Ich kenne diesen Menschen so nicht!....

Die Antwort für die Frage, wie man nun am besten in einer solchen Situation vorgeht, lieferst du dir fast selbst: Im Moment spielen deine Gefühle verrückt und du kannst kaum klar denken. Dasselbe spielte sich bei mir ab. Es half lediglich zeitlicher und räumlicher Abstand. Das bedeutet konkret: kein Kontakt über ein paar Monate hinweg. Erst mit etwas Distanz zu den Dingen wenn etwas mehr Ruhe in dein Leben eingekehrt ist, wirst du alles besser beurteilen können - und zwar für dich persönlich, so dass es auch passend ist. Die Beurteilung der Situation wird dir hier nämlich ohnehin niemand abnehmen können.

D.h. nimm den Entscheidungsdruck raus und versuche dich auf dich zu besinnen, dir Gutes zu tun, milde zu dir zu sein, zu definierten Zeiten lass auch Trauer und Reflexion zu, aber gönn dir von dem Schmerz und der Trauer auch Pausen, wenn du kannst.

In einigen Wochen (die Trennung liegt ja nun schon 2 Monate zurück) oder wenigen Monaten wirst du wieder klarer denken können - tu dir den Gefallen und warte diese Zeit ab. Die Zeit ist dein bester Verbündeter in dieser Situation, glaub mir...

Zitat von Newbeginner:
Ich kann mich einfach nicht von der Idee lösen, dass wir gut füreinander sein können.

... dann wird es dir auch einfacher fallen, dich ggf. von dieser Idee zu lösen. Und vielleicht beurteilst du die Situation ganz anders - vielleicht glaubst du dann nicht mehr, dass ihr wirklich so gut füreinander seid.

Ich wünsch dir alles Gute auf deinem Weg!

14.07.2014 18:37 • x 2 #2


A


Analyse-Phase nach Trennung - Schmerz überwältigend

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elfie63
Hallo
zunächst mal: willkommen.

Und dann: was mir an deiner Geschichte auffällt, ist daß er dir versucht die Schuld zu geben
Zu einer Trennung gehören aber nun mal zwei, wie auch schon zu der vorhergehenden Beziehung zwei gehören.
Ihr hattet beide einen Anteil an der Beziehung, also habt ihr auch beide einen Anteil an der Trennung.

Machen kannst du nicht viel, ich bin kein Fan von 'Kämpfen', das ist allerdings einfach meine Einstellung, denn ich denke: Reisende soll man nicht aufhalten.
Wer gehen will (egal aus welchem Grund !) der geht.
Wer bleiben will ( leider oft auch egal aus welchem Grund ) bleibt.

Versuch einfach, mal wieder auf DICH zu schauen, das hat man in so engen Beziehungen oft vernachlässigt. Und merkt dann plötzlich, daß es einen selbst als Person ja auch noch gibt.
Laß ihn da wo er ist, da steht er gut.
Und du hast einen eigenen Weg.
Ich finde es immer bedenklich, wenn zB jemand sagt: meine bessere Hälfte. Das würde ja heißen ohne den anderen bin ich nur HALB ?
Stimmt doch nicht und das gilt auch für Dich.
Daß du trauerst ist normal, laß dir Zeit. Aber geh jetzt mal DEINEN weg.
Alles gute ...

14.07.2014 18:45 • x 4 #3


N
Hallo Persephone,

ich danke dir, dass du meinen langen Text gelesen und mir so ausführlich und feinfühlig geantwortet hast. Das bedeutet mir sehr viel.

Ja, das ist wahr, das von dir sogenannte destruktive Kopfkino hilft mir mir nicht dabei, mich auf mich zu besinnen, sondern ich bin weiterhin mit ihm beschäftigt. Ich weiß recht genau, woher seine Kritik herrührt, denn ich leide unter chronischen Depressionen. Mir ist bewusst, dass es für ihn sehr schwer war, mich über einen langen Zeitraum (neuer Job und ohne Therapie) sehr passiv und hoffnungslos zu erleben. Schuldgefühle und Verständnis für seine Überforderung sind aber leider nicht die besten Begleiter, um ihn loszulassen.

Unabhängig von der Trennung weiß ich, dass ich professionelle Unterstützung brauche, aber auch, dass es mir schon viel besser ging und selbst wenn es noch so schlecht aussieht, ich meine Muster durchbrechen kann - immer ein bisschen mehr. Mit dem Satz, ich würde mich nie ändern, konnte er mich am stärksten verletzen, gerade weil ich mich ihm anvertraute und er wusste, wie es mir wirklich ging. Abgesehen davon lernte er mich bereits als melancholischen Menschen kennen und es ist unglaublich, dass er nach 4 Jahren angeblich bemerkt hat, ich wäre ihm zu negativ.

Du hast Recht, es muss noch mehr Zeit vergehen, es ist nur so ernüchternd zwischendurch, wenn es sich vom Schmerz her so anfühlt, als wäre die Trennung gestern gewesen und vom Vermissen her, als wäre der andere schon Jahre weg. Es ist so furchtbar, dass ich keine Entwicklung wahrnehme, sondern jeder Tag vorbeischleicht, oft mit großer Verletzung und Trauer, manchmal mit ein wenig Lebensfreude, aber immer mit dem Gedanken, es würde alles nur gut, wenn ich wieder mit ihm zusammen wäre. Das macht mich so fertig.

Wie konntest du denn nach den Trennungen wieder nach vorne schauen? Und fällt es dir schwerer, dich auf einen Menschen einzulassen? Gerade ist mir das Prinzip Beziehung total unverständlich: Wieso verbringt man mit einer Person soviel Zeit und teilt so viele Gedanken und von dem einen auf den anderen Moment muss man genau diese Person aus dem Leben streichen, weil man sonst an ihr kaputt geht?

Die letzten Tage waren sehr, sehr schwer und ich finde es tröstlich, zu lesen, wenn du von Wochen bzw. wenigen Monaten schreibst, nach deren Verlauf ich wieder klarer denken kann... ich kann es nur leider noch nicht glauben.

Lieber Gruß und dir auch alles Gute!

16.07.2014 16:54 • #4


N
Hallo Elfie,

herzlichen Dank auch dir für deinen Willkommensgruß und deine Rückmeldung zu meiner Geschichte.

Wie ich bereits an Persephone geschrieben habe, war ich in unserer Beziehung immer die Kranke, die sich mit ihrer Psyche auseinandersetzen hat müssen. Dieses Ungleichgewicht hat sich gegen Ende der Beziehung immer deutlicher herausgebildet und sein letztes Telefonat ist Ausdruck davon. Währenddessen habe ich von ihm kein Wort über seinen Anteil gehört. Zwei Wochen später schrieb er mir zwei Punkte, die seine Reflektiertheit verdeutlichten sollten: Zum einen hätte er sich körperlich gehen lassen und zum anderen befremdete ihn sein Drang, alleine sein zu wollen.

Ich verstehe, was du meinst. Ich finde kämpfen auch nicht das richtige Wort, aber mir fällt kein Besseres ein. Ich finde es sehr gesund und dir selbst gegenüber wertschätzend, wenn du Reisende ziehen lässt. Leider gelingt mir das noch nicht, es macht mir vielmehr Angst, dass mir mein Ex-Freund irgendwann nichts mehr bedeutet und die gemeinsame Zeit nur noch eine Erinnerung ist. Natürlich sabotiere ich mit diesen Gedanken mich in gewisser Weise selbst. Ich hoffe, es gelingt mir mit jeder Stunde und jedem Tag mehr, ihn loszulassen.

Danke für deine Ermutigung, meinen Weg zu gehen! Alles Gute auch für deinen.

16.07.2014 17:12 • #5


H
Zitat von Newbeginner:
Wie ich bereits an Persephone geschrieben habe, war ich in unserer Beziehung immer die Kranke, die sich mit ihrer Psyche auseinandersetzen hat müssen. Dieses Ungleichgewicht hat sich gegen Ende der Beziehung immer deutlicher herausgebildet und sein letztes Telefonat ist Ausdruck davon. Währenddessen habe ich von ihm kein Wort über seinen Anteil gehört. Zwei Wochen später schrieb er mir zwei Punkte, die seine Reflektiertheit verdeutlichten sollten: Zum einen hätte er sich körperlich gehen lassen und zum anderen befremdete ihn sein Drang, alleine sein zu wollen.


Hallo,

vielleicht willst Du das jetzt nicht hören, aber psychische Kämpfe eines Partners sind eine extreme Belastungsprobe für eine Beziehung. Ich spreche da aus Erfahrung und kenne eigentlich nicht eine einzige Beziehung, die einen solchen Zustand lange überlebt hat.
Es geht mir nicht darum, dem labilen Part die Schuld zuzuschieben, aber man muss sich eben auch einmal in den hineinversetzen, der dieses emotionale Auf und Ab eines geliebten Menschen aushalten muss. Das geht mit der Zeit wirklich an die Substanz, bringt das innere Gleichgewicht des gesunden Partners durcheinander und sorgt am Ende für Streitereien, für emotionale und später auch für räumliche Distanzierung. Und die Sicherheit, immer wieder mit wechselnden Stimmungen des Gegenübers konfrontiert zu werden, macht unsicher und lässt einen zweifeln.
Man darf eben nicht vergessen, dass der liebende Partner mitleidet und ihm das viel Kraft abverlangt. Und irgendwann sieht er sich in der Rolle eines quasi Pflegers, der immer nur für den anderen Part da zu sein hat und sich dadurch selbst aus den Augen verliert. Er wird zum Geber und der Nehmer in ihm gerät ins Hintertreffen bzw. verschwindet ganz.
Irgendwann erreicht er den Punkt, an der er die Flucht antreten muss, um nicht selbst kaputt zu gehen oder sich gänzlich aufzugeben.

Kannst Du in etwa nachvollziehen, was ich meine?

Liebe kann vieles, aber eben auch nicht alles.

Liebe Grüße und viel Kraft für die kommende Zeit.

16.07.2014 17:39 • x 1 #6


N
Hallo Hinrich,

mir ist es bewusst, dass mein Ex-Partner viel mitgetragen und ausgehalten hat. Und dass es einen Punkt gab, an dem er nicht mehr konnte. Es ist nur die Frage, wie ich mit dieser Trennung klar komme. Wie verarbeite ich meinen Anteil an dem Beziehungsende ohne an Schuldgefühlen kaputt zu gehen? Wieso ging mein Ex-Freund erst als er eine andere Frau interessant fand? Und warum konnte er nur Schluss machen, indem er meine Fehler betonte? Ich weiß, dass es schwierig ist, mit einem psychisch kranken Menschen zusammenzuleben, aber wenn ich keinerlei Hoffnung auf Änderung hätte, könnte ich mich auch gleich aufgeben. Ich verstehe, was du meinst, trotzdem bin ich enttäuscht, auf diese Weise verlassen worden sein. Außerdem bin ich nicht nur eine depressive Persönlichkeit, ich bin noch so viel mehr.

Danke für deine guten Wünsche!

16.07.2014 19:04 • #7


H
Hallo Newbeginner,

das meine ich ja: es geht eben nicht um irgendeine Art von Schuld. Du hast psychisch mit Dir zu kämpfen, leidest also an einer Krankheit. Und wie keiner etwas für einen Schnupfen kann, so kannst Du auch nichts für Deine Depressionen. Ich hoffe natürlich, dass Du Dir professionelle Hilfe gesucht hast, um an die Ursachen dafür zu gehen.
Der Trennungsprozess bzw. das Stärkerwerden der Zweifel braucht Zeit, weil man als Liebender eben immer noch die Hoffnung hat, man könne solche Krisen allein mit Liebe durchstehen und dadurch Kraft entwickeln. Aber irgendwann realisiert man eben, dass sich nichts zum Besseren wendet und die Kräfte schwinden. Dein Freund war nur ehrlich, als er Deinen Fehler als Ursache für seine Distanzierung genannt hat. Er wird einfach so empfunden haben und wollte Dir sicher nicht wehtun. Aber irgendwann muss man einfach mal ehrlich sein.
Ich werde das bei meiner Ex auch sein, so ich noch einmal die Chance dazu bekomme. Und werde ihr die Wahrheit auch nur vorsetzen, weil ich sie liebe und diesen Menschen nicht leiden sehen will. Und weil ich sie darin bestärken will, ihre offensichtlichen inneren Konflikte einmal anzugehen. Um Schuldzuweisungen geht es mir ganz und gar nicht. Sie musste so reagieren, weil sie nicht anders kann und meine Distanz bemerkt hat. Und ich wäre auch in nicht allzuferner Zeit gegangen, weil mir eben auch irgendwann die Kraft gefehlt hat, ihre Stimmungen und ihre innere Unzufriedenheit auf vielen Gebieten auszuhalten. Ich will ihr schonungslos einen Anstoß geben, sich einmal mit sich selbst auseinanderzusetzen, anstatt weiter die Flucht vor sich selbst zum Lebensentwurf zu verfestigen. Du siehst, es geschieht nur aus liebender Sorge um sie. Ich trage keinen Groll in mir.
Den Weg muss sie dann allerdings alleine gehen, so wie auch nur Du allein und mit professioneller Hilfe daran gehen kannst, wieder mit Dir ins Reine zu kommen und glücklich zu werden. Ich glaube fest daran, dass das geht! Und Du musst bitte auch daran glauben, sonst wird es nichts.
Klar, bestehst Du nicht nur aus Deiner depressiven Seite, aber die überlagert eben vieles und Du bist für Dein Gegenüber nur schwer greifbar bzw. einschätzbar. Das macht es so schwierig. Ich kenne das. Es lässt einen Partner manchmal einfach nur hilflos zurück, denn wirklich etwas dagegen tun kann man eben nicht. Einfach nur da zu sein oder über den Kopf zu streichen geht auf Dauer nicht. Leider!

Bitte, bitte! Ich glaube ganz fest an Dich. Ehrlich!

16.07.2014 19:24 • x 2 #8


N
Hallo Hinrich,

ja ich setze mich schon lange damit auseinander und bin wieder auf der Suche nach einem passenden Therapeuten. Es ging vor allem um den Satz du wirst dich nie ändern, der mich sehr verletzt hat. So als müsste er sich das einreden, um Schluss machen zu können. Ansonsten gebe ich dir Recht.

Danke, das ist nett! Trotz allem wünschte ich, mein Ex-Freund würde auch daran glauben.

16.07.2014 19:35 • #9


H
Zitat von Newbeginner:
Hallo Hinrich,

ja ich setze mich schon lange damit auseinander und bin wieder auf der Suche nach einem passenden Therapeuten. Es ging vor allem um den Satz du wirst dich nie ändern, der mich sehr verletzt hat. So als müsste er sich das einreden, um Schluss machen zu können. Ansonsten gebe ich dir Recht.

Danke, das ist nett! Trotz allem wünschte ich, mein Ex-Freund würde auch daran glauben.


Vielleicht kannst Du diese Verletzung positiv für Dich nutzen, indem Du eben wieder an Deinen inneren Spannungen arbeitest, damit Du Dir eben einfach mal beweist, dass Du Dich eben doch ändern wirst. Das ist sicher kein einfacher Weg, aber Du bist es wert ihn zu gehen.
Und wenn Du diesen Gang gehst, wird Dir Dein Freund vielleicht wieder näherkommen und sich ehrlich mit Dir freuen können. Ich würde das jedenfalls tun.
Aber den Beweis für Deinen Willen und Deine Stärke musst Du nicht ihm geben, sondern nur Dir selbst. Klingt pathetisch, ist aber so. DU musst mit DIR erst einmal glücklich werden. Das ist die Basis für alles. Für ein erfülltes Leben und eine schöne, unbelastete Partnerschaft. Mit wem auch immer.

Geh' es an, weil es Dich angeht! Okay?

16.07.2014 19:43 • #10


N
Hallo Hinrich,

vielleicht sollte ich mir öfter bewusst machen, dass ich selbst in der Beziehung die letzte Zeit ständig unglücklich war. Ich weiß, dass kein Weg dran vorbeiführt, es sei denn, ich möchte daran zugrunde gehen. Leider hatte ich bisher nicht die Kraft dazu. Nun treibt mich aber die immer stärker wachsende Notwendigkeit an... und der Wunsch mit meinem Leben und mir zufrieden zu sein.

Yes, Sir!

16.07.2014 19:49 • #11


H
Zitat von Newbeginner:
...und der Wunsch mit meinem Leben und mir zufrieden zu sein.

Das ist der erste, entscheidende Gedanke. Von dem darfst Du nicht wieder abrücken!
Und Kraft wirst Du ganz schnell finden, wenn sich die ersten Erfolge einstellen und Du wieder näher an Dein helles, strahlendes Ich kommst. Das verspreche ich Dir!

Zitat von Newbeginner:
vielleicht sollte ich mir öfter bewusst machen, dass ich selbst in der Beziehung die letzte Zeit ständig unglücklich war.

Exakt! Deine Unzufriedenheit in der Partnerschaft muss nämlich nichts mit der Beziehung zu tun haben, sondern kann einfach eine Projektion Deiner eigenen, inneren Unzufriedenheit sein. Ganz sicher sogar.

16.07.2014 19:57 • x 1 #12


N
Zitat von Hinrich:
und Du wieder näher an Dein helles, strahlendes Ich kommst. Das verspreche ich Dir!

Das klingt sehr schön. Danke für deine Worte.

16.07.2014 20:01 • x 1 #13


H
Zitat von Newbeginner:
Das klingt sehr schön. Danke für deine Worte.


Sehr gern!
Vielleicht lässt Du mich und die anderen an Deinen kommenden Erfolgen teilhaben? Ich würde mich freuen.

16.07.2014 20:05 • #14


N
Das wird vor allem auch für mich zu Verarbeitungszwecken hilfreich sein. Allerdings wird es nicht nur um Erfolge gehen, sondern auch um Verzweiflung, Verletzung, das tägliche Auf und Ab. Ich bin aber sehr froh, wenn du mich an die guten Dinge erinnerst.

16.07.2014 20:13 • #15


A


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