Hallo zusammen,
hier kommen mal wieder ein paar Zeilen von mir. Ich lese immer noch fleißig mit, auch wenn ich mich schriftlich ziemlich zurück halte. Es gibt hier viele Leute, die besser als ich allen Trauernden und Leidenden zur Seite stehen können. Ich muss mich immer noch sehr darauf konzentrieren, alles auf die Reihe zu bekommen und nun endgültig im neuen Leben anzukommen. Es ist gar nicht so einfach und es fällt mir noch immer phasenweise recht schwer.
Der endgültige Bruch ist jetzt knapp zwei Jahre her, zum 01.06. geht das Trennungsjahr zu Ende und ich reiche über meinen Anwalt die Scheidung ein. Ganz ehrlich, ich bin froh wenn auch noch dieses Kapitel zu Ende geht und wieder ein Strich darunter gezogen werden kann. Aber...je näher der Termin jetzt rückt, umso mehr kreisen meine Gedanken wieder um die letzten Jahre.
Kurz nach dem Katapultstart in den Orbit vor knapp zwei Jahren kam eine ausgeprägte Phase des „Vollgas im Leerlauf“. Es fühlte sich an, wie ein kaputter Motor. Er dreht bis in den Maximalbereich hoch, brachte aber die Kraft nicht auf die Straße. Geistig drehte ich hoch, schaffte es aber nicht die Leistung in die richtige Bahn zu lenken. Diese Phase war krass kräftezehrend und setzte sich bis kurz vor das Ende meiner Belastungsgrenze fort. Alle Probleme strömten ungefiltert auf mich ein und ich wusste nicht, wie alles gelöst werden soll. Der Berg war grenzenlos hoch. Im Verlauf dieser Phase habe ich mich auch selbst belogen und mir immer wieder eingeredet, dass ich damit abgeschlossen hätte. Letztendlich war ich ganz unten angelangt und nur noch ein Schatten meiner selbst. Starker Gewichtsverlust und eine allgemeine Antriebslosigkeit prägten diese Zeit. Die Psyche griff immer mehr meine physische Gesundheit an. Vor gut einem Jahr war der absolute Tiefpunkt erreicht. Infekte warfen mich nieder und jeder oberflächliche Kratzer infizierte sich übel.
Wann diese wirklich eklige Phase des Wahnsinns zum Ende kam, kann ich gar nicht sagen. An irgendeinem Punkt ganz unten ging es langsam wieder bergauf. Es passierte schleichend, die seelische Verletzung begann zögerlich zu heilen und der „Motor“ regelte aus dem Vollgasmodus wieder herunter. Die Probleme wurden immer weniger und der Berg kleiner. Es ging wieder langsam vorwärts. Zwar stotternd, aber immerhin vorwärts.
Wie ist der momentane Zustand bei mir? Auch hier wieder ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung. Überwiegend geht es mir wieder recht ordentlich und ich bin zuversichtlich, dass alles wieder gut wird. Die seelische Verletzung heilt langsam ab, aber es gibt immer wieder Rückschläge. Die Narbe ist noch immer sehr dünn. Ab und zu wird sie schon noch aufgekratzt. So richtig bin ich da noch nicht ganz über den Berg. Momentan kämpfe ich mich auch wieder durch so eine weniger schöne Zeit, aber das kann sich nächste Woche auch schon wieder umkehren. Unterm Strich ist es aber wirklich erträglich geworden.
Ich denke in Ruhephasen gerade auch wieder sehr viel über die gescheiterte Beziehung, über mich und auch über meine NF nach. Wie kam es zu der Schieflage und an welchem Punkt war das Ende unvermeidbar? Was hätte ich anders machen können? Vor einigen Jahren war ich Vertrauensperson eines guten Freundes während seiner eigenen Eheprobleme. Seit Beginn meiner Krise steht er an meiner Seite und er hat, da er NF und mich gut kennt, seine eigene Sicht auf die Dinge. Sein Spruch seit Beginn der Krise lautet: „You get, what you accept“. Mit dem Spruch trifft er es deutlich und das ist mein großer Fehler: Ich konnte keine Grenzen aufzeigen und habe nur um Konfrontationen zu vermeiden alles anstandslos akzeptiert. So etwas wird mir hoffentlich nicht noch einmal passieren.
27.04.2025 12:53 •
x 8 #377