Guten Morgen,
bisher war ich nur ein stiller Mitleser hier in diesem Forum. Danke an alle, die sich hier so kräftig einbringen, Tipps geben und versuchen zu helfen. Jetzt ist es an der Zeit, dass ich auch vom stillen Mitleser zum Hilfesuchenden werde. Ich bin in ein Loch gefallen, aus dem ich ohne Hilfe oder Rat nicht mehr heraus komme.
Wo fange ich an? Am besten am Anfang:
Ich habe meine Frau vor 15 Jahren kennen gelernt. Wir sind sehr schnell etwa hundert Kilometer von meinem bisherigen Leben entfernt in ihrem Heimatdorf zusammen gezogen. Es war die Verliebtheit auf den ersten Blick, alles perfekt bis dahin. Nach 5 Jahren war die Familienplanung abgeschlossen und wir plötzlich eine fünfköpfige Familie.
Nach der Geburt der Kinder schlich sich dann langsam der Alltag ein. Meine Frau war zu Hause, machte ihr Hobby zum Teilzeitjob und ich war ganztägig in der Arbeit. Mit der Zeit bemerkte ich, dass sie zunehmend rastloser wurde und sprach sie darauf an. Sie sagte damals, dass sie raus müsse und mit dem momentanen Zustand nicht klar komme. Gemeinsam suchten wir nach Lösungen und kamen am Ende überein, dass sie jederzeit weg gehen könne, während ich zu Hause auf die Kinder aufpasse. Letztendlich ist meine Frau ein sehr freiheitsliebender Mensch. Ich hatte nie Anlass daran, an ihr zu zweifeln oder ihr zu misstrauen. Ich war glücklich, dass wir eine Lösung fanden, mit der alles wieder gut werden würde.
Ich habe mich leider so geirrt…
Vor einigen Jahren eskalierte die Situation. Die auswärtigen Termine häuften sich, meine Frau wurde verschlossen und mir gegenüber sehr gefühlskalt. Damals bekam mein Vertrauen Risse und ich dachte, dass nur ein anderer Mann im Spiel sein könne. Wir konnten nicht mehr darüber sprechen, sie verschloss sich mir komplett. Alle Gespräche wurden meinem Gefühl nach ins negative gekehrt und sie machte komplett zu. Sie litt, sprach aber nicht mit mir. Ich litt, versuchte mit ihr zu sprechen. Ich hatte damals den Eindruck, dass ich mit den Gesprächsversuchen mehr kaputt mache, als das es uns vorwärts bringen könnte. Mittlerweile weiß ich, dass es keine Affäre gab, sondern sie mit der Gesamtsituation einfach überfordert war. Ich war kurz vorm durchdrehen, besonders als ich mitbekam, dass sie sich mit einem entfernten Bekannten austauschte und diesen von unseren Gesprächen und ihren Problemen erzählte. Warum sprach sie mit einem anderen und nicht mit ihrem Mann?
Die Antwort war einfach, wir waren damals schon zu weit voneinander entfernt. Gehen oder bleiben war nun die Frage… Ich beschloss zu bleiben und abzuwarten. Das Ganze zog sich viele Monate hin. Letztendlich fanden wir wieder einigermaßen zusammen. Sie gab sich Mühe, ich gab mir Mühe. Der Riss konnte aber nie richtig wieder geschlossen werden.
Im Laufe der Zeit häuften sich danach unsere Streits. Ich machte bei den Gesprächen irgendwann zu, sie machte zu und jeder zog sich zurück. Ihre auswärtigen Termine waren nach der Phase zwar weniger, allerdings nahmen sie im Laufe der Zeit immer wieder zu. Mir war es recht, so hatte ich Zeit für mich alleine und für die Kinder. Gemeinsame Abende und Aktivitäten verkümmerten zu Gesprächsrunden über den Alltag und über die Kinder. Kurz gesagt, es lief immer schlechter.
Vor zwei Jahren suchte ich mir ein Hobby und fing an, ebenfalls zweimal in der Woche am Abend diesem nachzugehen. Sie kam mir entgegen und übernahm an diesen Abenden die Kinder. Wir hatten zuletzt Wochen darin, in denen ich zweimal weg war und sie drei- oder viermal. Es wird deutlich, wir hatten uns auseinandergelebt. Jeder von uns beiden machte nun sein Ding, wir funktionierten einigermaßen als Eltern, hatten uns aber als Paar verloren.
Vor vier Wochen hat sie mir eröffnet, dass sie einen neuen Mann kennen gelernt und sich in ihn verliebt hat. Das Ganze liefe bereits seit vielen Wochen. Ich ahnte es schon seit einiger Zeit, fiel aber trotzdem aus allen Wolken. Mein Standpunkt war klar, entweder ich oder er. Dazwischen gibt es keine Möglichkeiten für mich. Sie sagte zu mir, dass sie das nicht so schnell entscheiden könne. Das einzige Zugeständnis, dass sie mir machte, war das sie den Kontakt zu dem anderen für den Zeitraum bis zu ihrer Entscheidung abbrechen würde. Ich sagte zu ihr, dass ich zügig diese Entscheidung möchte und keine drei Wochen abwarten werde. Nach ein paar Tagen zog ich aus, um zur Ruhe zu kommen. Nach zweieinhalb Wochen ohne Entscheidung habe ich jetzt den Schlussstrich gezogen. Es ging nicht mehr, meine Kräfte sind erschöpft.
Wir waren für außenstehende ein Traumpaar, finanziell unabhängig, Haus abbezahlt und drei meist liebe Kinder. Jetzt stehe ich vor einem riesigen Scherbenhaufen. Es gibt hier kein Schwarz oder weiß, wir beide haben Fehler gemacht. Der Meister im Konfliktvermeiden trifft auf die Meisterin im Weglaufen. Die letzten Jahre liefen unsere Gespräche schlecht, es eskalierte immer öfter. Am Ende machte jeder sein Ding. Das konnte nicht gut ausgehen. Sie konnte nun die Entscheidung nicht treffen, ich konnte es nicht mehr länger ertragen zwischen den Stühlen zu sitzen und habe sie ihr abgenommen. Im Endeffekt habe ich den Eindruck, ihr damit einen großen Gefallen getan zu haben, so braucht sie sich nicht länger selbst darüber Gedanken machen. Sie plant jetzt bereits das Leben ohne mich und hat wieder Kontakt zu dem anderen Mann aufgenommen, schließlich habe ich ja Schluss gemacht.
Was mich gerade aber wirklich verbittert, ist meine Chancenlosigkeit die Beziehung zu retten. Es besteht von ihrer Seite keine Bereitschaft, es noch einmal zu versuchen oder überhaupt zu kämpfen. Alle üblichen Lösungsvorschlägen weicht sie aus. Entscheidungen werden ausgesessen. Meine Frau fällt weich in eine neue Beziehung. Unser Haus, die Kinder, ihre Familie und Freunde sind hier.
Ich ließ damals alles zurück und sitze nun ohne alles mutterseelenalleine in einem kleinen möblierten Zimmer. Es ist einfach zum unfair und kotzen….
Danke fürs lesen. Das Schreiben beruhigt ein wenig.
Ich wünsche euch allen einen guten Start in den Tag.